Meine Bergtour in der Hohen Tatra beginnt diesmal im Westen des Massivs, in Štrbské pleso.
Erster Morgen in Štrbské pleso: Es ist grau und es nieselt ein wenig. Die Spitzen der Berge hinter dem Tschirmer See verstecken sich in Wolken. Die Paddelboote liegen kielauf am Ufer.
Mal ein Blick von der anderen Seite, auf die Nobelhotels am Tschirmer See.
Der Aufstieg zum Predné Solisko führt über einen Skihang und ist recht steil.
Der starke Wind vereitelt mir das Gipfelfoto. Ein Bild vom Gipfelgrat tut's auch. Hinter mir erhebt sich der Štrbské Solisko (Tschirmer Solisko) 2296 m hoch.
Wolken hängen über dem Mlynická-Tal.
Spielpause!
Ein Šariš-Bier und eine Krautsuppe auf der Hütte bringen meinen Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung, dann geht's wieder hinab.
Ich wähle den Abstieg über das Tal Furkotská dolina (Furkotatal). Der Pfad führt über Geröll und schlängelt sich durch Krummholzdickicht.
Die Sonne lässt den Himmel am Abend erglühen, vielleicht ein gutes Omen.
Heute stehen hinter Štrbské pleso kaum noch Bäume, der Orkan 2004 hatte ein Großteil des Waldes platt gemacht und der Rest kann dir auf den Kopf fallen!
Frühstückspause. Ich habe vor, dem slowakischen Nationalheiligtum aufs Dach zu steigen – eine Bergtour zum Gipfel des Kriváň.
Der Kriváň (links, 2495 m) ist der heilige Berg der Slowaken. Hier wurde nach Gold gegraben, später diente er als Symbol für die Freiheit des slowakischen Volkes.
Der Weg ist mit blauem Band markiert. Es ist ein schöner Weg. Es geht durch Krummholz, vorbei an Zirbelkiefern.
Die Krummholzzone liegt bald hinter mir und wird von Geröll abgelöst. Diese Erscheinungsform wird mir noch öfter begegnen.
Ein Fernsehteam des slowakischen Senders „Markíza“ ist auf den Kriváň gestiegen und interviewt nun Wanderer, die sich heute auf den Gipfel gemüht haben.
Mittlerweile ist eine ganze Wandergruppe eingetroffen – Gipfelparty. Eine Frau feiert hier oben ihren 60. Geburtstag.
Ich mache noch mein Gipfelfoto und beginne mit dem Abstieg.
Mitten im Wald liegt der Bergsee Jamské pleso.
Die vom Sturm geknickten Bäume verleihen der Landschaft die Wildheit Sibiriens.
Der etwa 25 m hohe Wasserfall Vodopád Skok (Schleierwasserfall) ist die erste Attraktion im Tal Mlynická dolina am nächsten Morgen. Es ist der dritthöchste Wasserfall im slowakischen Teil der Hohen Tatra.
Gespeist wird der Wasserfall vom Bergsee „Pleso nad Skokom“.
Hier ist ein guter Rastplatz. Im Hintergrund erhebt sich die Štrbský štít (Tschirmer Spitze, 2381,4 m).
Schokopause für meine beiden Wanderkumpel Hippi (links) und Hoppi (rechts).
Und auch Hoppis wilde Verwandte machen gerade Frühstückspause!
Fast am Ende des Tales, rundherum von Geröll umgeben, liegt der Bergsee Capie pleso (Bocksee) an dessen Westufer der Aufstieg ins Joch Bystrá lávka beginnt.
Vom Lorenz-Joch (Bystrá lávka, 2314 m) hat man eine schöne Sicht nach Westen auf den Vyšné Wahlenbergovo pleso (Oberer Wahlenberg-See).
Der See wurde benannt nach Göran Wahlenberg, einem schwedischen Botaniker des 19. Jh.
Der Štrbské pleso (Tschirmer See) ist zwar der bekannteste See des Ortes jedoch nicht der Einzige. Hier gibt es auch die Jazierka lásky (Liebesseen).
Und den Nové Štrbské pleso (Neuer-Tschirmer-See) gleich hinter dem Bahnhof.
Der Saumweg zum Popradské pleso ist ein Naturlehrpfad und bietet darüber hinaus nette Aussichten auf die Tatra-Berge.
Das Berghotel am Poppersee (Horský Hotel pri Popradskom plese, Popperseehütte) ist mein Basislager für die nächsten zwei Tage.
Der symbolische Friedhof am Poppersee (Symbolický cintorín pri Popradskom plese) unterhalb der Ostrva (Osterva) ist eine Gedenkstätte für verunglückte Bergsteiger.
Gedacht wird Bergsteigern, die in der Tatra ums Leben gekommen sind oder die aus der Region stammten und in anderen Gebirgen der Welt ihr Leben ließen.
Der Poppersee (Popradské pleso) ist reich an Forellen, man kann die Fische im klaren Wasser gut beobachten.
Gleich am Beginn des Wanderwegs hat der Rysy-Wanderer die Möglichkeit sich nützlich zu machen. In einem kleinen Holzverschlag warten jede Menge 5 bis 10-Kilo-Säcke mit allerlei Krams, die hoch zur Rysy-Baude (Chata pod Rysmi) müssen. Das Schild daneben verspricht einen Gratis-Tee.
Am Veľké Žabie pleso (Großer Froschsee) beginnt die Sonne damit, die Felsspitzen über mir einzufärben.
Rysy-Bushaltestelle an der Rysy-Hütte mit Fahrplan ab Štrbské pleso. Manchmal dauert es etwas, bis der Bus kommt, also nicht die Geduld verlieren.
Der einzige braun markierte Wanderweg in der Hohen Tatra führt von der Rysy-Hütte zum Rysy-Sch.......
Auf dem Geröllhaufen des Rysy-Gipfels (2503 m) ist wenig Platz. (Foto: netter Bergkamerad)
Oberhalb des Sedlo Váha zeigt sich noch einmal der ganze Tatra-Kamm bis hinter zur Lomnitzspitze (Lomnický štít, 2634 m).
Immer wieder ziehen Wolken auf. Doch kurz zeigt sich hinten links der höchste Berg der Karpaten, die Gerlsdorfer Spitze (Gerlachovský štít, 2655 m).
Beim Abstieg kommen sie mir entgegen, die wahren Helden der Tatra – Träger, die die Hütten versorgen mit ihren überdimensionalen Kraxen auf dem Buckel.
Doch nicht nur Träger sind unterwegs zur Rysy-Baude. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht kommen mir jetzt Wanderer entgegen.
Fast sieben Stunden stecken mir in den Beinen, als ich zurück am Poppersee bin.
Über den Hinzenbach (Hincov potok) führt keine Brücke sondern ein Halteseil, wirklich nötig ist es aber nicht.
Die Sonne hat es schwer sich durchzusetzen. Oberhalb des Malé Hincovo pleso (Kleiner Hinzensee) hat sie es geschafft, Zeit für eine kurze Pause.
Der Veľké Hincovo pleso (Großer Hinzensee) ist mit 20,1 ha der größte Bergsee im slowakischen Teil der Hohen Tatra.
Ich folge den Serpentinen hinauf zum Pass Vyšné Kôprovské sedlo (Oberes Koprovajoch) tief unter mir glitzert der Große Hinzensee tiefblau in der Sonne.
Noch ist die Sicht gut, doch von der Bergkette des Satan hinter mir ziehen dichte graue Wolken herauf.
Das Einzige was ich auf dem Gipfel Kôprovský štít (Koprovaspitze, 2367 m) noch erkenne ist die Endmarkierung des Wanderweges, ein Kreis rot-weiß.
Auch über dem Großen Hinzensee hängen jetzt graue Wolken.
Unterhalb der Seewand reißt es noch einmal auf und ich erhasche einen Blick zum Rysy (links).
Ab morgen soll sich das Wetter ändern, Regen ist vorausgesagt.
Steil geht es dann rechts den Hang hinauf in den Sattel unter der Osterva (Sedlo pod Ostrvou) 1966 m hoch.
Nach 1 ΒΌ Stunden und 12 Serpentinen stehe ich im Sattel.
Von der Magistrale bieten sich immer wieder schöne Ausblicke nach Süden ins Tal und zu den umliegenden Bergen.
Tatraregeln vereinfacht am Batizovské pleso.
Vom Sliezky dom (Schlesierhaus) startete 2007 meine Gipfeltour zur Gerlachovský štít (Gerlsdorfer Spitze).
Wetterumschwung! Bald geht hier nichts mehr! Ich werde die Hohe Tatra erst einmal verlassen.
Von Rožňava aus will ich die nächsten Tage wandern gehen und Höhlen im Slowakischen Karst (Slovenský kras) besuchen.
Im Tal Zádielská dolina liegt die imposante Felsenschlucht Zádielská tiesňava. Auf 2,2 km windet sich der Bach Bialny potok durch den Kalkstein und hat die bis zu 300 m Tiefe Schlucht geschaffen. Mit Felsgebilden wie dem 105 m hohen Cukrová homoľa (Zuckerhut, Mitte).
Das sich dieser Ahorn krümmt hat nichts mit der engen Klamm zu tun, deren schmalste Stelle 10 m misst.
Herbstzeit – Pilzzeit.
Der Stredný Hájsky vodopád ist einer von 8 Wasserfällen, den Hájske vodopády. Über eine Felsrutschbahn fällt das Wasser fast 4 m nach unten.
Der dritte Wasserfall (Veľký Hájsky vodopád) ist der Schönste, finde ich. Sieben Meter stürzt das Wasser des Bachs Hájsky potok in die Tiefe.
Der Weg über den Bergrücken Horný vrch führt selten so schön über Waldwege. Auf weiten Strecken geht es über völlig zerfahrene Forststraßen. Von einer Karstlandschaft ist kaum etwas zu sehen.
Wasser ist knapp auf dem Kamm. An jeder Quelle heißt es Pause machen und Flasche auffüllen.
Die Domica-Höhle (Domica jaskyňa) liegt fast an der Grenze zu Ungarn.
Neben den Sälen mit ihren Sinterformen (Sinterbecken, Tropfsteine) oder dem unterirdischen Fluss Styx ist vor allem die Tatsache bedeutend, dass hier Menschen der Bukovohorská-Kultur lebten.
Die Sinterterrassen des römischen Bades im Majkov dóm bilden mit den beeindruckendsten Teil des Höhlenkomplexes.
Die Gombasecká jaskyňa (Gombaseker Höhle) ist mein nächstes Ziel. (Foto: nette Höhlenführerin)
Das Interessanteste in dieser Höhle sind die Spagettistalaktiten – 2 bis 3 mm dicke Sinterröhrchen, den italienischen Nudeln zum Verwechseln ähnlich.
Es gibt hier aber auch klassische Stalaktiten und Stalagmiten.
Am nächsten Morgen starte ich den 2. Versuch zur Besichtigung der Ochtinská aragonitová jaskyňa.
Die Ochtinaer Aragonithöhle ist anders – es gibt keine Stalaktiten und Stalagmiten.
Dafür wachsen hier kurios geformte Aragonitgebilde von den Höhlenwänden.
Wie Korallen, Spinnentiere oder Schimmelpilze sehen sie manchmal aus.
Und Trophäen hängen auch an der Wand.
Abschied von Rožňava und dem Slovenský kras. Morgen will ich weit in den Osten der Slowakei – in die Waldkarpaten an der Grenze zur Ukraine.
Nová Sedlica hat sich verändert. Vor 15 Jahren hat mich der Bus noch an einer grauen Schotterstraße abgesetzt.
Alte Wegweiser aus tschechoslowakischen Zeiten werden von der Natur geschluckt.
Alte Buchenwälder ziehen sich die Berge hinauf. Baumriesen modern vor sich hin. Pilze zerfressen die Stämme.
Mitten im Wald – die Grenze zur Ukraine.
Auch auf dem Gipfel des Kremenec ist es anders als vor 15 Jahren. Der Obelisk, der das Dreiländereck Polen – Slowakei – Ukraine symbolisiert, ist neu. Nach einem Päuschen werde ich die Slowakei hinter mir lassen.
Klarer Himmel und Sonnenschein. Mehrere Wege führen in die Hohe Tatra, einer der schönsten führt durch die Belianske Tatry (Belaer Tatra) in den Sattel Široké sedlo (Breiter Sattel, 1826 m).
Der Herbst hat nun endgültig Einzug gehalten in den Tatra-Bergen.
Nach 3 Stunden stehe ich im Sattel, die Gipfel der Belaer Tatra sind schon in den Wolken verschwunden, auch die der Hohen Tatra haben sich versteckt.
Weiter geht es bergauf in den Kopské sedlo (Kopapass), der die Belaer Tatra mit der Hohen Tatra verbindet.
Vom Pass bietet sich ein schöner Ausblick in den Weißseekessel (Dolina Bielych plies) mit dem Veľké Biele pleso (Großer Weißer See).
Am Veľké Biele pleso begann oder endete der mit rotem Band markierte Weg der Tatra-Magistrale. Heute führt der Rote-Band-Weg bis Ždiar.
Der Veľké Biele pleso erhielt seinen Namen aufgrund des wild schäumenden Baches den er speist.
Vor dem Panorama der Belaer Tatra liegt der Trojrohové pleso (Triangelsee).
Eine wunderschöne Herbststimmung herrscht auf dem weiteren Weg zur Chata pri Zelenom plese.
Von der Hütte möchte ich morgen einen Ausflug zur Jahňací štít (Weißseespitze, 2230 m) unternehmen.
Sonnenaufgang auf dem Weg zur Jahňací štít.
Der Jastrabia veža (Karfunkelturm) erglüht im Licht der aufgehenden Sonne.
Nach kurzer Kraxelei stehe ich auf dem Grat, wo vor 7 Jahren Ende war.
Nach reichlich zwei Stunden stehe ich auf dem Gipfel und genieße die phantastische Aussicht. Der Kamm der Belaer Tatra ist komplett frei.
Auch die Lomnický štít (Lomnitzspitze, 2634 m) mit dem Wetterhäuschen ist gut zu sehen.
Die ersten Serpentinen des Anstiegs zum Ratzenbergjoch (Sedlo pod Svišťovkou, 2030 m) stecken mir in den Beinen als Nebelschwaden das Grünseetal hinaufziehen.
Ab jetzt laufe ich nur noch auf kurze Sicht bis zum nächsten Geröllklumpen.
Ab und zu lichtet sich der Nebel und lässt einen Blick ins Tal zu.
Noch 100 m dann habe ich mein Ziel erreicht, die Berghütte Zamkovského chata.
Mehr als neun Stunden stecken mir in den Beinen, als ich die Hütte erreiche. Ein Elektrozaun schützt die Hütte großräumig vor nächtlichen Bärenbesuchen.
Am Veľké Spišské pleso (Großer Zipser See) pfeift ein kalter Wind über das Hochtal, die Wellen des Bergsees klatschen an die Steine am Ufer. Doch immerhin ist der Himmel blau.
Auf der anderen Seite des Mittelgrates (Prostredný hrebeň) im Großen Kohlbachtal (Veľká Studená dolina) herrschen Nebelwolken über den Berggipfeln.
Schneereste am Sivý pleso. Die Sonne zeigt sich nicht mehr.
Die Zbojnícka chata (Räuberhütte). Anfang des 20. Jahrhunderts diente die damals unbewirtschaftete Hütte Wilderern und anderem Gelichter als Unterschlupf, der Name hat sich bis heute erhalten.
Der Weg zurück bis zur Zamkovského chata ist steinig, ein typischer Tatra-Weg.
Als ich früh aus dem Fenster schaue, ist der Himmel blau. Ich treffe die kühne Entscheidung eine der großen Hauptkammüberschreitungen anzugehen – über den sedlo Sedielko nach Tatranská Javorina.
Der Aufstieg zur Téryho chata geht recht zügig.
Wieder am Veľké Spišské pleso, der Unterschied zu gestern: Heute ist es annähernd windstill.
Blick zu meinem gestrigen Übergang. Ein Sattel – viele Namen: Slowakisch – Priečne sedlo, Zipserdeutsch – Rote-Turm-Scharte, Polnisch – Czerwona Ławka, Ungarisch – Vörös-torony-hágó und Ostdeutsch – Prinzensattel.
Der Aufstieg zum Sattelpass (sedlo Sedielko) treibt mir Schweißperlen auf die Stirn. Im letzten Stück sind zur Sicherheit Ketten angebracht.
Im Pass erlebe ich ein Wetterphänomen. Westlich von mir, im Javorovagrat (Javorový hrebeň) hängen dicke Wattewolken, kein Gipfel ist zu sehen, östlich dagegen ist strahlend blauer Himmel.
Der Weg auf der anderen Seite zieht sich endlos in die Länge. Wie eine schwarze unüberwindliche Mauer wirken die Felswände des Javorovagrates.
Immer wieder bieten sich herrliche Ausblicke auf die Belaer Tatra.
Nach rund 8 Stunden erreiche ich mein Ziel – Tatranská Javorina.
Auf dem Friedhof steht die hübsche Holzkirche aus dem 19. Jahrhundert.
Da die Seilbahn in Tatralomnitz wegen starkem Wind nicht fährt, folge ich dem blau markierten Wanderweg zu den Kohlbachwasserfällen.
Der erste Wasserfall, der in Sicht kommt, ist der Veľký vodopád (Großer Wasserfall). In mehreren Kaskaden (bis zu 13 m) stürzt der Kohlbach über die Felsen.
Ein Stück stromab kommt der Dlhý vodopád (Langer Wasserfall) in Sicht. Das Wasser tobt hier über mehrere Stufen und überwindet dabei rund 40 Höhenmeter.
Auch nach den Wasserfällen geht es noch wild zu auf dem Kohlbach (Studený potok).
Mit dem Sessellift geht es am letzten Tag hinauf in den Lomnické sedlo (Lomnitzer Sattel). Im Sattel scheint die Sonne und unter mir breitet sich ein Wolkenmeer aus. Schwarze Felsspitzen schauen aus der Wolkenwatte heraus. Ich sehe den Sedielko und den Priečne sedlo. Es ist einfach genial.