(Karpatentour Juni 2003 – Rumänien)
Uli wartete bereits in Freiburg auf dem Bahnhof, als ich gegen 7:40 Uhr aus dem Zug kletterte.
Ich hätte nicht geglaubt, dass ich irgendwann 3 Mal nach Rumänien reisen werde, um die Wehrkirchen der Sachsen zu besuchen. Es waren auch nicht die Kirchen, die mich so beeindruckten, vielmehr waren es die Erlebnisse in den siebenbürgischen Dörfern im Karpatenvorland.
Zum Bus brauchten wir diesmal 100 m weniger weit laufen, der Veranstalter war umgezogen und hieß jetzt Freiburger Reisedienst. Als treue Rumänienreisende schenkte man uns 5 Euro.
Wir saßen oben auf den Plätzen 3 bzw. 4, mit Panoramablick auf die Autobahn fuhren wir nach Rumänien.
28 Stunden später erwartete uns unser Freund Răzvan bereits in Deva (Diemrich). Seine neueste Errungenschaft war ein mausgrauer Dacia.
Wir gingen erst mal eine Ciorba de burtă essen, etwas was ich auf keiner Rumänientour missen möchte.
Frisch gestärkt fuhren wir noch Andreea, Răzvans Frau und Tudor, seinen Sohn, abholen. Dann musste sich der Dacia zum ersten Mal bewähren. Mit 5 Personen und zwei Rucksäcken fuhren wir nach Vața de Jos. In dem Dorf mitten im Siebenbürgischen Erzgebirge, auf rumänisch Munții Metaliferi, wohnt Răzvans Vater.
Dort angekommen gab es endlich etwas, worauf wir schon lang gewartet hatten, wir bekamen unsere erste Țuica
Bei gegrillten Hühnchenschenkeln, Bratkartoffeln und Brot mit köstlichem Auberginenaufstrich konnten wir auch eine zweite und dritte Țuica nicht ablehnen.
Das Siebenbürgische Erzgebirge verdankt seinen Namen einem Metall, was seit Menschengedenken die Gemüter bewegte – Gold.
Schon die alten Daker schürften in den Bergen nach dem begehrten Edelmetall. Für die Römer waren die Berge das größte Goldabbaugebiet der Antike und der Erlös finanzierte die Raubzüge der Cäsaren.
Auch heute noch wird in der Gegend um Roșia Montană Gold abgebaut. Nur sitzen die Bosse nicht mehr in Rom sondern in Montreal.
Wenn auch der Gewinn aus dem Bergbau ausländische Taschen füllt, etwas ist in Rumänien geblieben – die schönsten und seltensten kristallinen Goldstufen, die je gefunden wurden.
Heute sind sie im Goldmuseum von Brad, einer kleinen Bergarbeiterstadt im Erzgebirge, zu bewundern.
Wir hatten Glück denn Führungen konnten nur für Gruppen ab 5 Personen stattfinden. Zu Ceaușescus Zeiten war ein Besuch im Goldmuseum für einen Individualtouristen praktisch unmöglich, er brauchte eine Genehmigung vom Bergbauministerium, die de facto so gut wie nie erteilt wurde.
Das Gold der Karpaten ist aufgrund seines Erscheinungsbildes einzigartig. Es sind keine Klumpen oder Nuggets sondern kristalline Strukturen, die die kuriosesten Formen annehmen können. Gebilde die an Halsketten oder Korallen erinnern konnten wir hinter den Glasvitrinen bewundern.
Zurück in Deva, hieß es Abschied zu nehmen. Mit dem Zug wollten wir nach Orăștie und dort unsere Freunde, die Familie Mihail und die Familie Șpetcu sowie die erste sächsische Kirche besuchen.
In Orăștie, oder auf deutsch Broos, leben noch etwa 100 Deutsche. Hier in der Gegend begann die deutsche Besiedlung, die sich nach Osten ausdehnte und schließlich in der Gegend um Kronstadt endete.
Der Gemeindekirchenvertreter, der uns die Kirche zeigen will, arbeitet in einer Werkstatt für Fernsehgeräte.
Hinter dem Eingangstor stehen zwei Kirchen. Die kleinere ist die Deutsche die größere gehört den Ungarn. Ursprünglich soll die deutsche Kirche größer gewesen sein, was den Neid der Ungarn hervorrief. Eine reiche Ungarin soll eine große Summe Geld gespendet haben, damit die Ungarn ihrer Kirche noch eins draufsetzen konnten, damit diese die deutsche Kirche überragte. Was nun auch der Fall ist. Reiche Deutsche gibt es in Broos mittlerweile nicht mehr, sodass es nun bleibt, wie es ist.
Muzeul Aurului (Goldmuseum), Brad
str. Independenți nr. 2
RO-335200 Brad
Öffnungszeiten:
Mo - Fr: 09:00 – 14:00 Uhr
Eintritt: Erwachsene: 20 000 Lei/Person; (Nur Gruppen ab 5 Personen)
Mit Cristina und ihrem Vater Corneliu fuhren wir am nächsten Morgen nach Sebeș (Mühlbach). Er musste bis Alba Julia und konnte uns in Sebeș absetzen. Von hier aus wollten wir einige Dörfer im Unterwald mit ihren Wehrkirchen besichtigen. Unterwald nannten die Sachsen die Region zwischen Broos und Hermannstadt, da sich hier einst die Wälder der Karpaten ausbreiteten, als die ersten Siedler in ihrer neuen Heimat eintrafen. Unser erster Besuch galt der evangelischen Stadtpfarrkirche in Mühlbach.
Das nächste Ziel war Kelling (Câlnic). Der Bus fuhr in reichlich 2 Stunden, genug Zeit für ein Bierchen. Das machte die Busfahrt erträglicher. Wir ergatterten noch einen Sitzplatz in der letzten Reihe, dann schlief ich ein.
Die Kellinger Gräfenburg liegt inmitten der Ortschaft am Bach, der die Gemeinde durchzieht. Sie besteht aus einem ovalen inneren Bering, in dem der Burgfried und eine Kapelle stehen. Ein zweiter, späterer Ring diente als Zwinger. Die Einfahrt in die Burg ist durch eine gestaffelte Torwehre geschützt. Die älteren Teile der Burg sind in der zweiten Hälfte des 13. Jh. entstanden. Eine zweite Bauphase ist Ende des 15. Jh. und zu Beginn des 16. Jh. zu datieren.
Die Wehrkirche in Kelling überraschte gleich zweimal. Wir mussten regulär 15 000 Lei Eintritt bezahlen, die Fotoerlaubnis kostete doppelt soviel, und vom sächsischen Ursprung war nicht mehr viel übrig. Die im Kirchenmuseum ausgestellten Stücke waren zum Teil rumänischen Ursprungs und neben dem Altar wehte die rumänische Staatsflagge. Ich vermute irgendwann werden die Kinder Rumäniens gar nicht mehr wissen, dass es einst Deutsche waren, die das Land im Karpatenbogen besiedelten. Vom Kirchturm aus konnten wir weit in die Umgebung schauen und uns schon mal einen Platz fürs Zelt aussuchen.
Wir hatten einen schönen Zeltplatz hinter dem Dorf gefunden mit Blick zur Wehrkirche. Unser nächstes Ziel hieß Urwegen (Gârbova), 8 km östlich von Kelling.
In Urwegen leben immerhin noch 30 Sachsen und es gibt einen Speckturm. Schon am Eingangstor stieg uns der würzige Geruch nach geräuchertem Speck in die Nase. Über eine wacklige Holztreppe kletterten wir nach oben, immer der Nase nach.
Hinter dicken Mauern hängen meterlange Speckseiten. Da die Bauern in ihren Häusern nicht so ideale Bedingungen hatten, um nach dem Schlachten den Speck zu lagern, wurde dieser hier im Speckturm aufgehängt. Was nicht ganz unproblematisch war, ab und zu soll es schon mal vorgekommen sein, dass ein Bauer beim Anschnitt die Speckseite erwischte, die seinem Nachbarn gehörte.
Der Streit konnte meiner Meinung nach nur mit einem ordentlichen Schluck aus der Țuica-Flasche geschlichtet werden
Gegen 13:15 Uhr sollte ein Bus nach Reußmarkt fahren, unserem nächsten Ziel. Ein Bus fuhr, nur nicht nach Reußmarkt sondern nach Mühlbach. Uns blieb nichts weiter übrig, als auf Schusters Rappen unseren Weg fortzusetzen. Nach reichlich 5 km unter sengender Hitze erreichten wir Reußmarkt (Miercurea Sibiului).
Ältester Bau der Anlage ist eine romanische Basilika mit schmalem Westturm. Sie wurde im 18. Jh. barock umgebaut. Aus dieser Bauphase stammt die Einwölbung des Mittelschiffs, die Pilaster, die das Gewölbe tragen, und die gesamte Ausstattung: Altar, Gestühl, Orgel.
Die Kirche wird von einem ovalen Bering umgeben, an dessen Innenseite Wehrgänge und Getreidespeicher untergebracht sind. Zusätzliche Befestigungen verstärken den Eingang im Süden.
Ein Restaurant im Ceaușescu-Stil in der Nähe der Burg war für uns eine willkommene Abwechslung. Die hatten sogar Ciorba de burtă im Angebot selbstverständlich mit einer Schote scharfen Paprikas. Es schmeckte hervorragend nur sollte man tunlichst vermeiden Ulis Beispiel zu folgen und sich nach Genuss des Paprikas, mit den Fingern seine Augen auszuwischen. Mit leicht feuchtem Blick setzte er seinen Weg fort - nach Großau (Cristian) bei Hermannstadt.
In Großau hatten wir Pech. Vor der Kirchenburg standen ein paar Leute rum. „Scuzați, cine are cheia pentru biserica?“, fragte ich einen älteren Herrn. „Sie können auch deutsch sprechen“, war die Antwort. „Den Schlüssel hat Frau Hofmeister, Haus Nummer 7 glaub ich“, sagte er. Wir fanden das Haus ziemlich am Ende der Strasse, es hatte die Nummer 7A. Aber außer dem Hofhund war niemand zu Hause.
Bevor wir uns nach einem Plätzchen fürs Zelt umschauten, lockte noch mal ein Werbeplakat der Brauerei Bergenbier zum Verweilen. In der Kneipe lernten wir Hans kennen. Hans ist Sachse und lebt jetzt bei München. Da er in Deutschland keinen Job hat, hilft er hier seinen Verwandten bei der Feldarbeit. „Bin schon ein bisschen besoffen“, gestand er uns ein - gefolgt von einem kurzen Monolog:
“Wollt ihr schlafen? - Kein Problem.“
“Frage meine Schwägerin - ist grad über die Straße.“
“Die macht den ganzen Tag Kreuzworträtsel - glaub die ist wahnsinnig.“
Sprach's und verschwand. Nach einer Weile kam er zurück.
“Alles okay, sie bezieht schon die Betten.“ Wir tranken noch unser Bier, dann gingen wir mit Hans zu seiner Schwägerin Dana. Sie saß an einem Campingtisch vor dem Haus und löste Kreuzworträtsel.
Davon abgesehen ist sie eine ganz nette Person, wenn auch verständlicherweise etwas misstrauisch. Wir durften in der guten Stube auf der Couch schlafen.
Wir zahlten unsere Unterkunft, das Misstrauen verschwand und wir durften sogar wieder vorbeischauen, falls es uns noch mal nach Großau verschlagen würde.
Im Haus Nummer 7A war immer noch keiner zu Hause. Also fassten wir unser nächstes Ziel ins Auge, Heltau (Cisnădie) und Michelsberg (Cisnădioara) mit einem Besuch in Hermannstadt (Sibiu). Der Zug fuhr gerade ein, als wir am Bahnhof ankamen. Wir hatten keine Zeit um Tickets zu kaufen. Beim Schaffner kostete es 7000 Lei mehr. Die Zigeuner waren da cleverer. Sie steckten dem Schaffner einen 10 000 Lei Schein zu. Dieser verschwand in der Jackentasche des Bahnbeamten und die Sache war erledigt.
Hermannstadt ist eine einzige Baustelle und auf dieser wurde deutsch gesprochen - genau genommen sächsisch. Es waren aber keine Siebenbürger Sachsen sondern Zimmerleute aus Deutschland auf der Walz. Es wurde ja auch höchste Zeit, dass sich jemand um die alten Häuser im Stadtkern kümmerte. Dass es jedoch deutsche Zimmerleute sind, die sich um den Erhalt der Stadt verdient machen, erstaunte mich schon.
Der Bus nach Heltau fuhr direkt vor dem Bahnhof ab und hielt gleich neben der Kirchenburg.
Im Zentrum der Kirchenburg liegt die romanische Basilika mit massivem Westturm (13. Jh.), der von den Seitenschiffen eingeschlossen wird. Die der Heiligen Walburgis geweihte Kirche wird im 15. Jh. zur Wehrkirche umgebaut. Der Chor wird turmartig erhöht und über den Nord- und Südeingängen werden Wehrbauten errichtet. Ein doppelter Bering mit Wassergraben schützt die Kirche.
Wir hielten uns in Heltau nicht lang auf. Da es nur etwa 3 km bis Michelsberg sind, gingen wir zu Fuß dorthin. Als wir ankamen, fing es an zu regnen, das erste Mal seit Beginn der Tour. Wir besuchten die Kirche im Dorf und halfen einer Omi ein paar Birkenbäumchen auszureißen, die für das Pfingstfest vor der Kirche in die Erde gesteckt wurden. Völlig entkräftet und durstig einigten wir uns, nicht mehr zur Wehrkirche auf dem Burgberg zu gehen.
Wir wollten bei Michael, einem Freund übernachten, doch der baute gerade sein Haus um, oder besser gesagt das Haus seiner Exfrau. Da es keinen Spaß macht im Regen das Zelt aufzubauen, entschlossen wir uns ein Zimmer zu nehmen. Die Pension hieß Lia. Es gab wieder eine Begrüßungs-Țuica und Bâlea-Bier ohne Konservierungsstoffe.
Den heutigen Tag verbrachten wir zum Großteil im Zug. Wir liefen am Morgen von Michelsberg zurück nach Heltau. Von dort ging es mit dem Bus wieder nach Hermannstadt. Wir hatten noch Zeit für ein Bierchen, dann fuhr ein Zug nach Kleinkopisch (Copșa Mică). Wir warteten im schwarzen Dorf eine halbe Stunde auf dem Bahnhof und fuhren mit dem nächsten Zug bis Schäßburg (Sighișoara).
Kaum standen wir auf dem Bahnsteig schon versuchte uns ein Typ mit Sonnenbrille und Yuppie-Visage ein Hostel aufzuschwatzen. Ich mochte keine Hostels, schon gar nicht, wenn das Ding „Elvis“ heißt. Als alte Rumänienprofis hatten wir natürlich auch in Schäßburg einen Platz zum Schlafen.
“Warum habt ihr nicht angerufen?“, wollte Maria wissen. „Heute ist bei mir alles ausgebucht.“ Sie überlegte kurz und sagte: „Na, macht nichts. Ihr schlaft heute bei meinem Bruder und morgen früh kommt ihr wieder zu mir.“ Sie verschwand im Haus, um ihren Bruder anzurufen. Derweil nippten wir an unserer Begrüßungs-Țuica.
Nach einer Weile kam der Bruder angeradelt und setzte sich zu uns. „6 Euro kostet es jetzt“, sagte Maria. „Das sind dann 24 Euro für zwei Nächte“, stellte ich zufrieden fest. Allerdings musste ich auch feststellen, wie mich Marias strafender Blick traf. Hatte ich einen Fehler gemacht? Schlagartig wurde mir die Sache klar, der Bruder sollte nicht wissen, dass wir zwei Tage in Schäßburg bleiben wollten. Schnell korrigierte ich mich auf 12 Euro und eine Nacht.
Der Bruder war ein Geizhals. Trotz Trinkgeld gab es weder Begrüßungs-Țuica noch Frühstück. Beides bekamen wir nachher bei Maria.
Heute wollten wir einen Tagesausflug nach Malmkrog (Malâncrav) machen. Das Dorf liegt etwa 25 km südöstlich von Schäßburg.
Mit dem Zug fuhren wir bis Dunesdorf (Daneș), weiter ging's zu Fuß. Der Pfarrer aus Dunesdorf war gerade im Urlaub, so blieb für uns auch diese Kirchenburg verschlossen. Hinter Großlasseln (Laslea) verwandelt sich die Straße in eine 13 km lange, staubige Schotterpiste. Erst auf den letzten paar Kilometern erbarmte sich unser ein Rumäne aus Ingolstadt. Vorsichtig, fast im Schneckentempo manövrierte er seinen Audi um die Schlaglöcher bis Malmkrog.
Das Eingangstor der Kirchenburg war nicht verschlossen. Wir schauten uns um und kletterten auf den Kirchturm. Wie eine Perlenkette reihte sich Haus an Haus flankiert von den Hügeln auf beiden Seiten des Tales. Einige Hügel waren terrassenartig abgestuft. Hier wurde Wein angebaut als noch deutsche Winzer in den Dörfern lebten. Jetzt ist auch die Zeit des Weines vorbei. Hinter der Wehrkirche wuchsen Schwarze Johannisbeeren.
Auf dem Rückweg hatten wir mehr Glück. Ein Sachse hielt kurz hinter dem Dorf und nahm uns mit bis Dunesdorf. „170 Deutsche leben noch in Malmkrog“, sagte er. Damit dürfte es eines der Dörfer sein mit der höchsten Population von Siebenbürger Sachsen.
Bis der Zug zurück nach Schäßburg fuhr, hatten wir noch Zeit für zwei Bierchen vor dem Dorfladen.
Wir wollten heute erst einmal nach Arkeden (Archita) fahren und dann weiter über Katzendorf (Cața) und Draas (Drăușeni) in Richtung Stein (Dacia). Uli wollte dort Antje, eine Bekannte seines Arbeitskollegen besuchen.
Doch erst einmal brauchte ich ein Internet-Café. Ich musste Geburtstagsgrüße an mein Brüderchen senden. Gestern hatte ich ein Café gegenüber der Klosterkirche entdeckt. Ich spurtete also den Burgberg hinauf, um anschließend vor verschlossener Tür zu stehen. Na ja, vielleicht klappte es ja im „Elvis“-Hostel am Bahnhof. Immerhin wurde mit einer Stunde Internet gratis geworben. Doch Fehlanzeige, die hatten gar kein Internet. Traue nie etwas Amerikanischen, dachte ich mir. Zum Glück gab es gleich gegenüber vom Bahnhof einen kleinen Raum mit ein paar Rechnern.
Dumm war nur, dass dort deutsche Tastaturen und amerikanische Windows-Versionen benutzt wurden. Was zur Folge hatte, dass die Zugabfahrt immer Näher rückte und ich immer noch verzweifelt das @-Zeichen suchte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sämtliche Tastenkombinationen schon mal gedrückt hatte. Erst der Tipp vom Chef, mal Shift zu drücken löste mein Problem und wir konnten unsere Tour wie geplant fortsetzen.
Arkeden ist wie Malmkrog ein Dorf ohne vernünftige Straßenanbindung. Immerhin liegt es an der Bahnlinie nach Brașov. Mit uns stieg eine Handvoll Zigeuner aus dem Zug. Touristen schienen sich selten hierher zu verirren, was an den neugierigen und unverständlichen Blicken der Zigeuner unschwer zu erkennen war.
Die meisten Häuser im Dorf schienen unbewohnt, dafür ging es in der Wehrkirche recht lebhaft zu.
Am Eingang kam uns eine Gruppe Kinder entgegen, alle fein gekleidet. Ioan ist Baptist und arbeitet als Missionar in Arkeden. Zu missionieren hat er die Zigeuner, Sachsen gibt es ja nicht mehr. Stolz zeigt er mir die selbstgebauten Toilettenhäschen zwischen äußeren und inneren Bering der Burg und die provisorisch ausgebesserten Fenster des Hauptschiffes. Da es kaum Geldgeber aus dem Ausland gibt, ist Ioan auf die Spenden der Gemeinde und der Touristen angewiesen.
Das sich Ioan um die Zigeuner kümmerte beeindruckte mich schon, hatte ich doch von der „untersten Kaste“ des Landes aufgrund schlechter Erfahrungen keine besonders hohe Meinung.
Der Zug nach Katzendorf fuhr erst in ca. 5 Stunden. Hier zu warten wäre Zeitverschwendung gewesen. Wir liefen querfeldein zum nächsten Dorf das Meeburg (Beia) heißt.
Der Weg führte über Hügel, Wiesen und Weiden zu einer Schafstation, auf Rumänisch: stâna.
Einer der Hirten kam auf uns zu: „Urdă bună!“, sagte er, auf eine weiße Masse in einer Schale deutend, die er in den Händen hielt. Mit Handzeichen in Richtung stâna weisend forderte er uns auf, mitzukommen. Dort mussten wir seine urdă, einen Frischkäse, probieren.
Die stâna erinnerte mich an Grimms Märchen Schneewittchen. Auf der Station arbeiteten 7 Hirten und eine Frau, die das Mittagessen zubereitete.
“Beia? Departe, departe!“, war die einstimmige Antwort der Hirten, als wir ihnen erzählten, wohin wir wollten. Ich konnte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es wirklich noch so weit sein sollte. Aber ich musste meine Trinkflasche mit frischem Quellwasser füllen, das die Hirten in ihrer stâna hatten. Obendrein bekam ich noch ein Kilo urdă mit auf den Weg und einer der Hirten begleitete uns ein Stück bis zu einer kleineren Schafstation, die am Wege lag. Er verabschiedete sich mit einem herzlichen „Doamne ajuta!“, und wir erreichten wohlbehalten Beia.
Die Zugfahrt nach Katzendorf dauerte gerade mal 13 Minuten. Das Dorf hatte jedoch keine typische Kirchenburg und wir fanden auch keinen typischen Dorfladen, wo wir ein Bier hätten trinken können. Somit setzten wir unseren Weg fort in Richtung Draas. Dort gab es beides: Burg und Bier.
Die ursprüngliche romanische Basilika aus dem 13. Jh. ist im Zug der Wehrbarmachung der Kirche um 1500 dergestalt verändert worden, dass die Seitenschiffe abgetragen wurden, der Chor mit einem Wehrgeschoß versehen und die Ostapsis abgetragen wurde.
Von der romanischen Bauplastik, die sich erhalten hat, beeindruckt das reich gegliederte Westportal, Reste einer Westempore und die Zwillingsfenster im Obergaden des Mittelschiffs.
Der Eingang zur Wehrkirche war verschlossen, und da es spät war, suchten wir auch nicht weiter nach dem Schlüssel, sondern machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Auf einem Hügel, hinter dem Dorf bauten wir wieder mal unser Zelt auf.
Erst in Katzendorf hielt ein weißer Transporter. Der Fahrer war Ungar und auf dem Weg nach Brașov. Dass wir aus Deutschland kamen und durch Rumänien liefen, konnte er nicht verstehen. Wir waren vermutlich die ersten Deutschen, denen er begegnete, die kein Auto besaßen.
In Hamruden (Homorod) setzte er uns ab. Vor zwei Jahren waren wir schon einmal in dem Dorf. So ließen wir die Wehrkirche links liegen und liefen weiter nach Reps (Rupea).
Der Ort hatte sich verändert. Der Busbahnhof war verschwunden. Damals fuhr ein Bus nach Stein. Das Glück hatten wir diesmal nicht. Wir erreichten das Dorf auf einem Pferdekarren.
Antje, die Bekannte von Ulis Kollegen arbeitet innerhalb eines Sozialeinsatzes als Physiotherapeutin in dem Dorf. Zu viert haben sie sich vorgenommen das Haus in dem sie wohnen als Begegnungsstätte auszubauen. Reisende können dort für 3 Euro auch übernachten.
Sie zeigte uns mit ihrer Freundin die Dorfkirche. Hier wurde vor Kurzem eingebrochen. Die Diebe hatten Altarbild und Leuchter gestohlen. Leider sind in den wenigsten Kirchen Sicherheitssysteme installiert. Wir mussten unsere Adresse in ein Buch eintragen. Mit dieser Methode konnten bereits Diebe überführt werden, sagte Antje.
Der Weg nach Deutsch-Weißkirch (Viscri) war staubig - wir saßen im Laderaum des Bierautos. Die Rückwand war leicht geöffnet, damit wir noch etwas von der Welt sahen. Einer der Beifahrer hockte auf einer Kiste Bier gegenüber und versuchte mir in einem Kauderwelsch aus Rumänisch, Englisch und Deutsch irgendwas zu erzählen. Leider verstand ich nur Bahnhof, lediglich seine Fahne konnte ich deutlich wahrnehmen. Ich glaubte der hatte sich nur deshalb zu uns nach hinten gesetzt, um aufzupassen, dass wir ihm seine Rationen nicht wegsoffen.
Unser Besuch in Deutsch-Weißkirch galt diesmal nicht der Wehrkirche, diese hatten wir bereits vor zwei Jahren besichtigt. Wir wollten Harald und Maria im Sockendorf besuchen.
Harald Riese, der Orgellehrer aus Nordrhein-Westfalen, zog 1996 mit seiner Frau Maria und Tochter Dorothee nach Viscri. Da er in Deutschland als Orgellehrer nicht leben konnte, entschied er sich in Rumänien anderen zu helfen, als in Deutschland selbst auf Hilfe angewiesen zu sein.
Alles fing damit an, dass Frauen aus dem Dorf Socken gegen Lebensmittel tauschen wollten. Die aus der Wolle aufgetrennter Pullover gestrickten Socken wurden mehr und mehr, da kam den Beiden eine Idee. Es musste doch möglich sein, bessere Socken aus reiner Schafswolle stricken zu lassen und diese nach Deutschland zu verkaufen. Es war möglich!
Das „Sockenprojekt“ wuchs. 140 Frauen und Mädchen stricken mittlerweile fleißig Socken, von denen bisher etwa 23 000 Paar ins westeuropäische Ausland verkauft worden sind. Die Frauen verdienen mit den Socken monatlich etwa 25 Euro, die Hälfte eines rumänischen Landarbeiterverdienstes, oft das einzige regelmäßige Einkommen der Familien.
Wer Viscri besucht, dem fallen die vielen Sockenstrickerinnen sofort auf. Solange und sooft es möglich ist, sitzen die Frauen draußen und stricken, mal allein auf der Bank vorm Haus, mal in Gruppen, auch auf dem Grün vorm Haus sitzend, auch im Gehen, manchmal beim Hüten der Tiere, in Wartezeiten, auf dem Weg in die Stadt, wenn sie in einem Auto sitzen.
Im November 2002 kann jede Frau, dank vieler Bestellungen, 17 Paar Socken bei den Organisatorinnen Camelia, Claudița und Maria abgeben. Im Dezember bekommt jede Frau ein Weidenholz-Körbchen für die Wolle, die Stricknadeln und das Gestrickte.
Die Verwaltung erfordert immer größeren Einsatz. Das fängt bei der Qualitätskontrolle an, geht über das richtige Eintragen und Etikettieren bis hin zum richtigen Verpacken und Versenden. Die Kontrolle von Bestellungen und Rechnungen, der Geldtransfer, der Transport, die Übersicht mit den einzelnen Großbestellerinnen (Charlotte aus Burgthann bestellte allein in diesem Herbst 2000 Paar Socken), all das muss von uns bewältigt werden - und am besten fehlerlos.
Die Socken wurden besser und besser - und auch wir in der Sockenverwaltung haben dazu gelernt. Und doch blieb alles handgemacht, wie die Socken, und individuell.
Wir üben weiter.
Auch hier in Viscri verkaufen wir direkt „ab Hof“ viele Socken. Im November glaubten wir: Jetzt ist die Zeit des Reisens, der Touristen, der Gäste vorbei. Und es ging munter weiter.
Die Sonderbestellungen fordern uns heraus: nach Maß gefertigte Westen, mit wunderschönen Holzknöpfen von Ronni, unserem Tischler, Füßlinge, Handschuhe. Wir verarbeiten die eigene Wolle.
Seit Anfang 2002 läuft in Viscri eine von uns Frauen aufgebaute Spinnerei. Sechs feste Arbeitsplätze gibt es dort. Viele bedenkt man, wie wenige Arbeitgeber es im Dorf überhaupt gibt.
Aus der Spinnerei beziehen die Frauen ihre Wolle - und jetzt können dort auch Rohwolle, gekämmte Wolle (z.B. als Isoliermaterial, zum Füllen von Bettdecken), halbgesponnene Wolle für besonders kuschelige und weiche Strickwaren sowie verschieden verarbeitete Wollgarne erworben werden.
Harald im Namen der Sockenstrickenden Frauen von Viscri im November 2002.
Ein Beutel enthält 25 Paar Viscri-Socken (3 Paar Kinder, 19 Paar Gr. 36-44, 3 Paar Übergröße). Der Beutel kostet 90 Euro.
Es können auch Handschuhe, Füßlinge und Westen bestellet werden (Preise auf Anfrage).
Der Versand ist immer noch ein Problem. Harald gibt die bestellten Socken in der Regel deutschen Viscri-Besuchern mit, die das Paket dann in Deutschland aufgeben. Somit kann es schon mal eine Weile dauern, bis die bestellten Socken eintreffen.
Harald weiß ja nicht immer, wann es wieder möglich ist, ein Paket nach Deutschland mitzugeben.
Da der Sockenhandel eine karitative Maßnahme ist, also ohne der Absicht Profit zu machen, wird auf den Sockenpreis keine Mehrwertsteuer draufgeschlagen.
Hier finden sie eine Preisliste als PDF-Datei (Stand März 2004):
Harald ärgerte sich gerade über einen Touristen, der alles besser wusste. Wir wurden zum Abendessen eingeladen, doch vorher gingen wir zu Anette und Roman, um unser Quartier zu begutachten. 15 Euro kostete die Übernachtung in ihrem Bauernhof. „Sie haben Dusche und Bio-Toilette.“, stand in ihrem Werbeprospekt. Für mich war es das teuerste Plumpsklo Rumäniens, das ich bis jetzt benutzen durfte.
Wir wollten heute über Radeln (Roadeș) nach Bodendorf (Bunești). Der Weg nach Radeln führte vorbei an einer Hirtenstation.
Das war kein Problem. Es war auch kein Problem, als sich eine Meute kläffender Hirtenhunde im Halbkreis zur Attacke vorbereitete. Ich hielt ja mein Hundeabwehrgerät bereits in der rechten Hand und einer der Hirten rief die Hunde zurück. Das Problem war, die Köter hörten nicht auf den Hirten und auf mein Gerät wollten sie gleich gar nicht reagieren. Enger und enger zogen sie ihre Kreise. Plötzlich kam aus Richtung Hirtenhütte noch so ein schwarzer Teufel angeschossen. Zähnefletschend jagte er um Uli herum und verbiss sich in seiner rechten Wade. Jetzt nahm auch der Hirte die Sache ernst, kam angerannt und schmiss einen Knüppel zwischen die tobende Brut. Jaulend stoben sie auseinander und verkrochen sich.
Ulis Hose blieb zwar heil, aber im Bein klaffte ein Loch. Einer der Hirten riet uns, Alkohol auf die Wunde zu gießen. Țuica hatte er jedoch nicht dabei. Uli versorgte die Wunde provisorisch, verschnitt die Wundränder, streute etwas Wundpuder drauf und legte einen Verband an, sodass wir unseren Weg fortsetzen konnten. Der Hirte gab uns noch einen Stock mit, als Sicherheit falls wir noch einmal Hunden über den Weg laufen sollten.
Den ganzen Weg diskutierten wir was man gegen die Hunde hätte tun können. Da mich einige Jahre zuvor das gleiche Schicksal ereilte, war ich überzeugt davon, dass es das Sicherste ist, Hirtenstationen in einem großen Bogen zu umgehen. Andernfalls konnte man nur auf den Hirten vertrauen. Stöcke, Hundepfeifen und anderer Hokuspokus sind meiner Meinung nach sinnlos. Es ist nämlich nicht das Gleiche, ob ich einen Stock in der Hand halte oder der Hirte. Der Hirte ist der Hunde-Boss, ich bin ein Eindringling, der vertrieben werden muss, egal ob mit oder ohne Stock.
3 Kilometer vor Radeln hielt ein Geländewagen. Es war ein Sachse aus dem Dorf. „Alles beschissen“, war seine Antwort, als wir ihn nach dem Zustand der Kirchenburg fragten. „Diese Eminescu-Stiftung kümmert sich nur um ihre privaten Geschäfte, nicht um die Wehrkirche - alles Scheiße.“ Jetzt waren wir im Bilde. Wir suchten die Küsterin, sie hatte den Schlüssel zur Kirche.
Ein Gewitterschauer begleitete uns auf dem Weg nach Bodendorf. In der Dorfkneipe erstand ich eine Flasche Wodka. Die eine Hälfte war für Ulis Bein bestimmt, die andere für uns beide. Dann machten wir uns auf den Weg, um Helmut zu suchen. Laut der Aussage des Kneipers hatte Helmut den Schlüssel zur Kirchenburg. Eine Nachbarin klopfte am Eingangstor. Helmut hatte anscheinend keine Lust. Er schickte seinen Sohn, der uns die Kirche aufschloss. Nach der Besichtigung hatten auch wir keine Lust mehr und bauten ein Stück hinter dem Ort unser Zelt auf.
Auf unserer letzten Etappe ging es über Deutschkreuz (Criț) und Zoltendorf (Mihai Viteazu) nach Klosdorf (Cloașterf) und Keisd (Saschiz).
Die Kirchenburg von Deutschkreuz ließen wir links liegen, da sie auf unserer Karte nicht als typische Wehrkirche gekennzeichnet war. Zoltendorf hatte kaum Häuser, geschweige denn eine Burg.
Um die Kirchenburg in Klosdorf, kümmerte sich Prinz Charles persönlich. Bei einem Besuch im vergangenen Jahr versprach er, Geld für die Restaurierung bereitzustellen. Mit dem Geld kamen auch 2 Engländerinnen, die 4 Wochen lang im Gästehaus der Burg wohnten. Sie hatte die Aufgabe zu kontrollieren, ob das königliche Geld auch für den richtigen Zweck verwendet wurde. Ein harter Job, wenn man bedenkt, dass es im Gästehaus keine Dusche gibt.
Die Kirchenburg von Klosdorf aus dem 16. Jh. liegt an der Hauptgasse des Dorfes. Sie besteht aus einer Saalkirche, die sich im Osten im gleichbreiten Chor fortsetzt. Chor und Saal sind von einem Wehrgeschoß bedeckt. Die Ringmauer bildet ein Viereck, in dessen Ecken je ein Turm steht. Die Anlage ist 1523 fertig geworden.
Den Schlüssel zur Kirchenburg hat die Familie im Haus Nr. 99, gleich rechts am Dorfeingang.
Die Frau ist Ungarin, ihr Mann Rumäne, die Tochter lebt in Deutschland und war gerade zu Besuch bei ihren Eltern. Da gerade ein Gewitter aufzog, mussten wir warten und wurden prompt zum Mittagessen eingeladen. Es gab Bohnensuppe und zum Nachtisch 1 Liter Rotwein, selbstgemacht.
Als die Sonne wieder lachte, nahmen wir die letzten 6 Kilometer bis Keisd in Angriff. Der Vater hätte uns auch gefahren, nur hatte er gerade kein Benzin im Tank.
Keisd war die letzte Kirchenburg auf unserer Tour. Ich fragte eine Frau, die vor der Kirchenburg stand nach dem Schlüssel.
Sie forderte uns auf, zu warten und lief weg. Nach einer Weile kam sie zurück und sagte, dass Hermann mit dem Schlüssel gleich vorbeikäme. Hermann, ein Sachse, zeigte uns die Kirche. „Ihr könnt hier zelten“, sagte er zum Abschied, auf die Wiese vor der Kirche weisend. Da es noch zu früh war das Zelt aufzubauen, stellten wir uns an die Landstrasse und hielten den Daumen raus.
Das Glück war mit uns. Volker ist Projektleiter im Interethnischen Jugendbildungszentrum (IBZ) in Schäßburg. Interethnisches Jugendbildungszentrum fand ich gut, so etwas gibt's auch in Deutschland, selbst in Neuseeland hab ich's schon gesehen. Es nannte sich dann Jugendherberge oder Backpacker-Hostel . Außerdem erfuhren wir von Volker, dass sich in Weißkirch (Albești), einem Vorort von Schäßburg, das größte Bordell der Umgebung befindet – von einem Zigeuner geleitet.
In Schäßburg gingen wir erst einmal zu Maria. Sie hatte wieder Gäste. Alex und Ina aus Bielefeld radelten gerade durch Rumänien. Vor 3 Monaten starteten sie in Deutschland mit dem Ziel – Südafrika. Mit Laptop sowie digitaler Foto- und Videokamera dokumentierten sie ihre Reise, um die Ergebnisse in jedem Internet-Café, an dem sie vorbeifuhren, online zu stellen. Somit kann jeder der will, die Reiseerlebnisse der beiden auf ihrer Homepage verfolgen.
Heute machten wir Urlaub. Vor allem Uli hatte einen Ruhetag bitternötig. Ihn ärgerte nicht nur der Hundebiss, er hatte sich auch etliche Blasen gelaufen. Daraus folgte, dass er seine Wanderschuhe im erstbesten Papierkorb versenkte, an dem wir vorbeikamen.
Im Laufe des Tages testeten wir Schäßburgs neue Gastronomiebetriebe, die Sehenswürdigkeiten hatten wir ja schon gesehen. Abends durften wir Marias selbstgemachten Rebensaft probieren.
10:49 Uhr sollte der Schnellzug 374 zurück nach Deva fahren. Wir hatten unsere Tickets schon gestern im Reisebüro gekauft. Kurz nach halb zwölf rollte er endlich ein.
Auf dem Markt in Deva kauften wir unseren Reiseproviant für die Busfahrt, bestehend aus Schafskäse (Telemea), Gurken, Tomaten, Paprika und Cabernet Sauvignon (gab's nicht auf dem Markt).
Bei Alex und Lidia, Freunden von früheren Touren, durften wir übernachten.
Heute hieß es Abschied nehmen von Rumänien. Es war wieder mal eine rundherum gelungene Tour. „Wenn du Lust hast, komm doch im Herbst wieder, dann gehen wir ins Apuseni-Gebirge“, sagte Alex. Ich werd's überschlafen.
Bis auf die Tatsache, dass das Klo im Bus nicht funktionierte und deshalb zugesperrt war, verlief die Fahrt ohne Zwischenfälle. Wir brauchten sogar nur 25 Stunden bis Freiburg.
Uli wurde von seinem Hausarzt erst einmal krankgeschrieben, bekam eine Tetanusspritze und 5 Stück gegen Tollwut.
Ich sitze wieder vor einem Nikon-Coolscan und digitalisiere eklige Farbdias – Alltag im Westen.