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Wie alles begann

(Karpatentour August 1988 – Rumänien)

Inhalt

  1. Bahnhofsärger
  2. Bahnfahrt
  3. Die Tour beginnt
  4. Vlădeasa-Gebirge
  5. Cetățile Rădesei
  6. Padiș
  7. Auf dem Holzweg
  8. Zur Eishöhle
  9. Eisige Unterwelt
  10. Trascău-Gebirge
  11. Motzendörfer
  12. Râmeț-Klamm
  13. Abschied
  14. Informationen

Leider konnte ich nicht alle Etappen der Wanderung auf der Karte rekonstruieren.

1. Bahnhofsärger

Am 2. August begann für Britta, Uli, Henri und mich eine Bergtour, die uns 14 Tage durch die Westkarpaten Rumäniens führen sollte. Von uns vieren war ich das Greenhorn. Dass man mit einem Rucksack auf dem Rücken durch die Karpaten ziehend seinen Urlaub verbringen konnte, wäre mir bis vor einem Jahr nicht im Traum eingefallen. Für mich war es ein Abenteuer, von dem ich nichts vergessen durfte. Jede Begebenheit wollte ich von Anfang an akribisch in meinem Tagebuch festhalten, um es für die Nachwelt zu erhalten.
Wir fuhren 13:07 Uhr mit dem Eilzug von Görlitz nach Berlin Lichtenberg. Auf der Fahrt gab es nichts Besonderes, von einer halben Stunde Verspätung einmal abgesehen, mit der wir in Berlin ankamen. Jedem von uns lasteten etwa 30 kg auf den Schultern, als wir uns auf den Weg zur Gepäckaufbewahrung machten.
Wozu ist eine Gepäckaufbewahrung da? Doch eigentlich, um das Gepäck der Reisenden während ihres Bahnhofsaufenthaltes aufzubewahren. In Berlin schien das nicht so zu sein. Man weigerte sich unsere Rucksäcke anzunehmen, weil sie über 25 kg wogen. Wir machten dem Personal sogar den Vorschlag die Rucksäcke selbst hineinzuschaffen und später auch wieder herauszuholen, doch Sturheit behielt die Oberhand.
So schnell wollten wir jedoch nicht aufgeben. An der Information schilderten wir unser Problem. Die Angestellte leitete unser Anliegen an jemanden weiter der ranghöher war. Doch auch bei dieser Dame hatten wir keinen Erfolg. Sie sagte nur, das Gepäck dürfe laut Arbeitsschutzbestimmungen nicht über 25 kg wiegen und die Gepäckaufbewahrung ist ein Kassenraum und dürfe somit von Reisenden nicht betreten werden.
Nun war guter Rat teuer. Unbeaufsichtigt wollten wir das Gepäck nicht stehen lassen. Da unser Zug erst in ca. 7 Stunden fuhr, wollten wir noch Proviant für die Zugfahrt kaufen und etwas essen.
Als die Bahnhofskollegin mit Worten des Bedauerns gegangen war, versprach uns die Angestellte von der Information auf das Gepäck bis zum Ende ihres Dienstes um 22 Uhr aufzupassen. Wir sollten aber niemanden etwas davon sagen, damit sie keine Schwierigkeiten bekäme.
Dankend nahmen wir ihr Angebot an. Jetzt konnten wir unseren Reiseproviant kaufen und im Mitropa-Restaurant noch essen gehen. Um 21:45 Uhr holten wir unser Gepäck, bedankten uns noch mal bei der Angestellten von der Information und gaben ihr 10 Mark. Kurz vor zwölf hockten wir uns auf den Bahnsteig und warteten auf unseren Zug nach Budapest.

2. Bahnfahrt

Um 0:10 Uhr wurde der Zug bereitgestellt. Es war der Balt-Orient-Express, der von Berlin über Prag und Budapest nach Bukarest fuhr.
Wir hatten 4 Betten in einem Liegewagen reserviert, da wir ja von Mittwoch 0:14 Uhr bis Donnerstag 3:07 Uhr unterwegs waren. Eine Nacht in einem Liegewagen kostete 10,20 Mark pro Person. Im Liegewagen war es ziemlich eng.
Ab Dresden stiegen noch zwei Reisende zu uns, sodass unser Abteil jetzt voll war. Nach der Grenzkontrolle in Bad Schandau konnte ich endlich ein wenig schlafen. Am nächsten Morgen waren wir kurz vor Prag. Die Landschaft bot ein eintöniges Bild und es regnete.
An der Grenze zu Ungarn hieß es Geduld haben. Die ungarischen Grenz- und Zollbeamten kontrollierten uns überhaupt nicht, die Tschechen dagegen dreimal.
Nun ging es durch Ungarn. Ich sah zum ersten Mal die Donau sowie Esztergom mit seiner berühmten Basilika. Bis Budapest dauerte es nicht mehr lange. In Budapest angekommen, hatten wir etwa 20 Minuten Zeit. Henri und ich nutzten die Gelegenheit, um uns auf dem Bahnhof etwas umzusehen. Das Bahnhofsgebäude ist ein mächtiges Bauwerk aus Stahl, hier waren überall Stände eingerichtet, wo es Melonen, Pfirsiche und Paprika gab, allerdings zu horrenden Preisen. Ein Kilo Pfirsiche kostete z.B. 68 Forint.
Als wir um 18 Uhr von Budapest abfuhren, zog ein Gewitter auf, das aber nicht weiter schlimm wurde. Wir aßen noch Abendbrot und gingen schlafen, nachdem wir unsere Uhren auf rumänische Zeit (OEZ), eine Stunde vorgestellt hatten.

3. Die Tour beginnt

Die Kontrolle an der Grenze von Ungarn zu Rumänien dauerte am längsten. In der Zeit konnten wir die Reiseschecks im Wert von 300 Lei gleich im Zug einlösen.
Mit mehr als einer Stunde Verspätung fuhr unser Zug endlich von Episcopia Bihor ab. So erreichten wir Cluj Napoca erst nach 4 Uhr morgens. Von hier mussten wir ein Stück zurück nach Bologa, einem kleinen Ort zwischen Oradea und Cluj. Der nächste Zug, der dort hielt, fuhr aber erst 7:38 Uhr, sodass wir über 3 Stunden Zeit hatten. Jeder gab erst einmal 100 Lei in eine Gemeinschaftskasse. Von dem Geld kauften wir dann Fahrkarten, Verpflegung o.Ä.
Als Uli die Fahrkarten nach Bologa hatte, gingen wir frühstücken. Unser Rest vom Reiseproviant reichte noch. Es gab Käsestullen, Gurke und Früchteschnitten. Nach dem Frühstück hatten wir noch etwas Zeit. Henri und ich wollten ein wenig die Stadt besichtigen. Aber außer einer Menschenmasse vor dem Bäcker, einem Buchladen mit Ceaușescus gesammelten Werken und ansonsten leeren Schaufenstern gab es nichts weiter zu sehen. Im Zug fragte der Schaffner, ob wir Kaffee zu verkaufen hätten. Für 50 Lei verkaufte ihm Henri ein kleines Päckchen.
In Bologa angekommen, begann unsere Bergtour durch die Westkarpaten wirklich. Sie sollte uns durch das Vlădeasa-, das Bihor-, und das Trascău-Gebirge führen.
Unser erstes Ziel war die 1430 m hoch gelegene Cabana Vlădeasa (Vlădeasa-Hütte). Laut Karte sind es 16 km von der Bahnstation Bologa bis zur Hütte. Wir mussten aber bald feststellen, dass es ein Irrtum war.
10:45 Uhr gingen wir von der Bahnstation die Straße entlang in Richtung Ortsmitte, immer dem blauen Band als Markierung folgend. Nach ca. 2 km führte hinter einem Gebäude mit der Aufschrift „Magazin“, wahrscheinlich dem einzigen Geschäft des Dorfes, ein steiler Weg zur Bologa-Burg, der ebenfalls mit einem blauen Band gekennzeichnet war. Zum Glück erfuhren wir von anderen Touristen noch rechtzeitig, dass wir die Straße weiter gehen sollten. Also noch schnell ein paar Fotos von der Burg gemacht und zurück zur Straße.
Nach einem weiteren Kilometer legten wir die erste Pause ein, da die 30 Kilo mit der Zeit doch ganz schön drückten. Nach einer viertel Stunde und einem Misserfolg beim Anhalten eines Autos gingen wir weiter.
Zu unserer Linken floss die Vișag. Uli bemerkte dabei einen Fehler auf seiner Karte, denn dort floss sie rechts der Straße entlang. Nach etwa 3 km mussten wir wieder pausieren. Diesmal hatten wir mehr Glück, ein LKW hielt und wir durften aufsteigen. Der Fahrer fuhr fast bis zur Vlădeasa-Hütte, es fehlten noch etwa 5 km. Mit einem Görlitz-Wimpel, einem großen Päckchen Kaffee und einer Schachtel Zigaretten verabschiedeten wir uns von dem Fahrer und setzten unseren Weg fort.
Inzwischen war es Mittag, an einer Quelle am Rand der Forststraße hielten wir unsere Mittagspause. Als wir etwa 1 km von unserem Ziel entfernt waren, hupte es plötzlich hinter uns - es war unser LKW. Der Fahrer deutete uns aufzusteigen und wir fuhren bis zur Vlădeasa-Hütte.
Uli überprüfte auf seiner Karte noch einmal den Weg und kam zu dem Ergebnis, dass die Entfernung von der Bahnstation Bologa bis zur Vlădeasa-Hütte ca. 25 km betrug.
Jetzt brauchten wir erst einmal einen Platz, wo wir die Zelte aufbauen konnten. Nach einer Weile hatten wir auch ein hübsches Fleckchen gefunden. Es hatte zwar leichte Schräglage, aber ein klarer Gebirgsbach floss gleich in der Nähe und wir hatten einen wunderschönen Ausblick auf die herrliche Landschaft des Vlădeasa-Gebirges.
Nun bauten wir unsere Zelte auf, das hieß, Uli musste es mir erst einmal zeigen, aber es war ganz einfach. Danach wuschen wir unsere durchgeschwitzte Kleidung und uns selbst. Anschließend war Erholung angesagt bis zum Abendessen. Es gab Fleischklößchen mit Kartoffelpüree und Kräutersoße. Mit einem Lagerfeuer und 2 Flaschen „Murfatlar“, die wir in der Hütte gekauft hatten, klang unser erster Tag im Vlădeasa-Gebirge aus.

4. Vlădeasa-Gebirge

In der Nacht weckte mich ein ordentliches Gewitter, das von heftigen Windböen begleitet wurde. Das Gewitter dauerte bis zum Morgen an. Auch der Wind ließ kaum nach.
Unser heutiges Ziel hieß Piatra Tâlharului. Der Weg führte uns über den Vlădeasa. Mit 1836 m ist er der höchste Berg des Gebirges.
Morgens um 10 Uhr gingen wir, die Vlădeasa-Hütte rechts hinter uns lassend, in Richtung Vlădeasa-Gipfel. Der Weg war steil und steinig, wir mussten oft in Serpentinen gehen, um Kraft zu sparen. Wir liefen über Bergwiesen, auf denen Wacholder und Eisenhut wuchsen, aber auch Thymian und Walderdbeeren konnte man finden.
Da wir gleich hinter der Vlădeasa-Hütte aufgestiegen sind, befanden wir uns nicht auf dem richtigen Wanderweg. Erst nach ca. 2,5 Stunden erreichten wir diesen und sahen nun auch den Vlădeasa. Da man den Vlădeasa von der Hütte aus nicht sehen kann, hielten wir zweimal einen anderen Gipfel für den Vlădeasa. Noch eine halbe Stunde und wir hatten es geschafft. Wir standen auf dem Gipfel vor einer Wetterstation.
Links an der Wetterstation vorbei ging es weiter. Der Weg war jetzt durch einen roten Punkt markiert. Wir liefen über eine Wiese mit vielen kleinen Wacholderbüschen bis zur nächsten Erhöhung. Von dort aus sieht man linker Hand eine Gruppe Felsen die Pietrele Albe, die „Weißen Felsen“. Uns leicht rechts haltend ging es den Weg weiter bis zur Waldgrenze. Dort geht es dann zum Teil sehr steil bergab.
Den Markierungspunkten folgend, gelangten wir schließlich auf den, mit blauem Band markierten Weg. Wir gingen diesen Weg rechts weiter, er führt links unterhalb vom Gipfel des Gardul de piatră (1589 m) vorbei zu einer kleinen Sennhütte, die man links vom Weg sehen kann. Unsere Zelte konnten wir hier oben nicht aufbauen, denn hier gab es keinerlei Schutz vor dem Wind, der immer noch heftig wehte. Es wurde inzwischen auch neblig und kalt. Mit Wasser sah es hier oben auch schlecht aus. So gingen wir den Weg weiter nach unten. Rechts im Wald fanden wir dann endlich eine geeignete Stelle zum Zelten.
Es war inzwischen 16 Uhr und wir befanden uns in einer Höhe von ungefähr 1500 m. Das Wetter hatte sich zusehends verschlechtert. Es war neblig, kalt und regnete. Britta ging gleich nach dem Abendessen schlafen. Wir machten noch ein Feuer, um uns aufzuwärmen. Dann verkrochen auch wir uns in unsere Schlafsäcke.

5. Cetățile Rădesei

Wir standen heute um 6:45 Uhr auf. Das Wetter hatte sich gegenüber gestern Abend merklich gebessert. Unser Tagesziel hieß Cetățile Rădesei (Rădesei-Höhle).
Nach dem Frühstück gingen wir um 9 Uhr los, immer den Weg mit dem blauen Band folgend. Pferde und Rinder hatten den Weg in einen Schlammpfad verwandelt. Auf einer Bergwiese am Waldrand hatten wir einen herrlichen Ausblick zum 1759 m hohen Briței-Gipfel und begegneten einem Rinderhirten mit seiner Herde.
Auf der nächsten Wiese hielten wir uns leicht links. Es ging bergab bis zu einem Bach, den wir überqueren mussten. Hier wurden wir und unsere Rucksäcke von 4 Pferden sehr gründlich inspiziert.
Weiter ging es bergauf, vorbei an einer Sennhütte immer dem blauen Band folgend. Oben angekommen hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf den Vlădeasa, die Pietrele Albe (Weißen Felsen) und am Horizont zum Trascău-Gebirge.
Es war nun auch Zeit Mittagspause zu halten. Wir nutzten die Gelegenheit gleich, um unsere Zelte zu trocknen.
Auf der nächsten Wiese sah man einen markanten Felsen, neben dem ein Wegweiser stand. Er zeigt in Richtung Stâna de Vale, Vlădeasa und Cabana Padiș über Poiana Onceasa. Wir wählten den Abstieg zur Poiana Onceasa.
Auf der Wiese blühten violette Stiefmütterchen. Dem blau markierten Wanderweg folgend, gelangten wir zum noch jungen Someș, mit 430 km viertlängster Fluss Rumäniens. Wir überquerten ihn und erreichten nach einem sehr steilen Anstieg eine Waldlichtung, auf der viele kleine Fichten wuchsen. Von dort aus ging es zur Stâna de Oi (Hirtenwiese). Auf der Wiese hüteten die Hirten ihre Pferde. Einer der Hirten gab uns zu verstehen, dass es bis zur Rădesei-Höhle noch ca. 3 Stunden dauern würde. Da unsere 3 Karten weder in der Wegmarkierung noch Trassenführung übereinstimmten, konnten wir die Rădesei-Höhle heute nicht mehr erreichen und beendeten somit gegen 16:15 Uhr unsere Wanderung.
Wir mussten uns einen geeigneten Zeltplatz suchen. Das hieß erst einmal Wasser finden, denn auf der Wiese, wo wir waren, gab es keins. Unten im Tal hörten wir das Rauschen eines Gebirgsbaches. Aber dort konnten wir schlecht zelten, weil es keinen glatten Boden gab. Nachdem wir noch etwa 5 Minuten gegangen waren, fanden wir eine geeignete Stelle gleich rechts neben dem Wanderweg. Bis zum Bach waren es nur 30 Meter.
Gegen fünf Uhr nachmittags bauten wir unsere Zelte auf, kochten unser Abendessen und entfachten wieder ein Lagerfeuer.
Das Wetter war heute den ganzen Tag über gut gewesen. Auf der heutigen Tour waren es neben den schlechten Wegen, vor allem die Mücken, die uns plagten. Gegen zehn gingen wir schlafen.

6. Padiș

Gegen halb acht standen wir auf, es war kühl aber der Tag versprach schön zu werden. Während des Frühstücks zog an unseren Zelten eine Herde schwarzer Büffel vorbei. Kurz darauf trieben Hirten eine Herde Kühe vorbei. Um 10 Uhr brachen wir auf, nach etwa 10 Minuten erreichten wir eine Wegkreuzung. Hier wurde der Wanderweg, welcher mit dem blauen Band gekennzeichnet war, von einem Weg mit einem roten Punkt als Markierung gekreuzt.
Wir folgten jetzt dem roten Punkt. Auf einem Wegweiser, an dem wir vorbeikamen, stand: „40 Minuten bis zum Someș“. Der Weg wurde jetzt äußerst beschwerlich, es ging über steile Ab- und Anstiege entlang des Someș. Nach dem ersten Abstieg begegneten wir tschechischen Wanderern, die auf einem Plateau über dem Someș gezeltet hatten. Als wir auf der anderen Seite wieder hinaufstiegen, kamen wir oben wieder zu einem Wegweiser. Laut seiner Angabe dauerte es bis zur Padiș-Hütte noch 1,5 Stunden. Wir mussten aber erst mal rasten.
Es dauerte nicht lange und die Tschechen hatten uns eingeholt. Einer von ihnen hielt meinen Pullover in der Hand. Ein Ast hatte ihn wahrscheinlich aus dem Rucksack gerissen. Nun ging es wieder nach unten. Im Grund der Schlucht sahen wir die erste Höhle. Da wir aber zur Rădesei-Höhle wollten, machte jeder nur schnell ein Foto und es ging weiter. Die Schlucht war übersät mit Kalksteinblöcken. Meine Fersen schmerzten und ausgerechnet jetzt riss mir eine Öse vom linken Schuh ab, was wieder auf die Qualität unserer Erzeugnisse schließen lässt, denn nun fehlte mir schon die zweite Öse.
Viertel nach elf, erreichten wir die Rădesei-Höhle. Ich ging mit Uli hinein. Über einen schmierig, nassen und ziemlich deformierten Holzsteg gelangten wir ins Höhleninnere. Unter dem „Bretterhaufen“ floss Wasser. Ganz bis ans Ende der Höhle konnten wir nicht gehen, denn es wurde zu dunkel und Lampen hatten wir nicht dabei. Aber nach etwa 20 m sahen wir ein Loch über uns in der Felswand. Also kletterten wir rechts die Höhlenwand hoch, gingen auf einem schmalen Grat 3 m zurück und erreichten einen kleinen Durchgang, wo gerade so ein Mann durchpasst. Als wir uns dort durchgezwängt hatten, standen wir auf einer größeren Plattform mit einem Ausgang. Von dort stiegen wir wieder ab zu Britta und Henri. Es war inzwischen Mittag, wir aßen Fisch- und Käsestullen.
Um 12:45 Uhr setzten wir unseren Weg fort, Richtung Padiș-Hütte. Wir passierten noch einmal eine Höhle, die auch auf der Karte eingezeichnet war. Es ging ein paar Mal bergab und bergauf, dann standen wir auf einer Wiese wo man rechter Hand den 1441 m hohen Vărășoaia sah. Links und rechts von uns befanden sich Einsturztrichter, sogenannte Dolinen.
Wir gingen die Wiese weiter runter und kamen auf einen Wanderweg, der auf unserer Karte als Straße angegeben und mit rotem und blauem Band markiert war. Meiner Meinung nach handelte es sich aber nur um einen befahrbaren Gebirgsweg, der sehr steinig war. Rechts von diesem Weg lag die Wiese Poiana Vărășoaia mit dem Tăul Vărășoaia (kleiner See).
Nach 40 Minuten zweigte ein Weg im spitzen Winkel in den Wald, links von ihm befand sich eine Sennstation. Auf diesem Weg sahen wir Pumpen, die wahrscheinlich das Wasser zur Padiș-Hütte pumpten. Nach 45 Minuten erreichten wir die Cabana Padiș.
Dort angekommen kauften wir erstmal Würstchen mit Weißbrot und eine Flasche Wein. Frisch gestärkt versuchten wir eine der Hütten, die hier vermietet wurden, zu bekommen. Aber der Vermieter an der Rezeption, ein durchtriebener Gauner, sagte es wäre alles belegt. Für ein Päckchen Kaffee und eine Schachtel Zigaretten zusätzlich zum Preis hätten wir in der Rezeption schlafen können. Da wir eine Hütte haben wollten, die man abschließen konnte, ließen wir uns nicht darauf ein. Wir wollten morgen ohne Gepäck zur Peștera Focu Viu wandern. Wir schlugen also unsere Zelte auf.
Als unsere Häuschen standen, kam ein Rumäne mit seinem Sohn zu uns und fragte, ob wir Deutsche wären und Kaugummis oder Schokolade hätten. Uli suchte eine Packung Kaugummi aus dem Rucksack und gab sie dem Kleinen. Der Vater wollte den Kaugummi bezahlen, doch Uli lehnte ab. Nach einer Weile kam er zurück und fragte, ob wir nebenan auf dem Feuer unser Essen kochen wollten. Gerne hätten wir das Angebot angenommen, aber auf unserem Juwel kochte bereits unser Abendessen.
Nach dem Essen ließen wir den Tag mit Tee und Rum am Lagerfeuer ausklingen.

7. Auf dem Holzweg

Um 6:30 Uhr standen wir heute auf und gingen uns am Bach waschen. Nach dem Frühstück zogen wir los, das Gepäck ließen wir in unseren Zelten auf dem Zeltplatz zurück.
Unser heutiges Wanderziel war die Höhle Focu Viu (Lebendiges Feuer). Wenn im Juli der Stand der Sonne am höchsten ist, soll in der Höhle, durch einen Eisblock, in dem sich das Sonnenlicht spiegelt, eine Erscheinung auftreten, die einem Feuer ähnelt.
Auf der Karte, neben der Cabana Padiș, war der Weg einmal als zehnstündiger Rundkurs mit einem gelben Punkt sowie ein Zweiter mit einem roten Band und 3 Stunden bis zur Höhle, gekennzeichnet. Da der Wanderweg mit dem roten Band den ersten Teil nur auf der Straße entlang ging, und auf unserer Karte auch nur der Rundkurs mit dem gelben Punkt angegeben war, entschieden wir uns für diesen.
Von der Straße aus gingen wir rechts ab und ließen die Padiș-Hütte linker Hand liegen. Nach 10 Minuten kamen wir an einer etwas größeren Doline vorbei. Dann ging es wieder in den Wald und nach einem steilen Abstieg gelangten wir nach einer dreiviertel Stunde auf die Poiana Ponor.
Das war bisher die schönste Wiese, die wir auf unserer Tour sahen. Zum Zelten war es hier ideal. Mitten durch die Wiese schlängelte sich ein klarer Gebirgsbach, der am Ende der Wiese in der Erde verschwand. Nachdem wir einen Wiedehopf und die Sonnenstrahlen, die hinter einer Fichte hervorbrachen, fotografierten, ging es weiter. Nach einer halben Stunde erreichten wir eine Straße, die wir überqueren mussten. Jetzt wurde der Weg schwieriger. Nachdem wir eine steil ansteigende Schlucht hinter uns ließen, ging es links zur Arieș-Quelle.
Der Weg war mit einem roten Dreieck gekennzeichnet. Wir gingen geradeaus weiter, bis es links einen steilen Berg hinauf ging. Nach fast einer halben Stunde waren wir endlich oben. Dort legten wir unsere erste Rast ein, um etwas zu essen und zu trinken. Auf dem Berg war an einem Baum ein Wegweiser angebracht, wo man nach rechts, in 4 Stunden die Padiș-Hütte erreichen würde.
Wir stiegen nun den Berg auf der anderen Seite wieder hinunter, bis wir auf einen weiteren Wegweiser stießen. Von dort aus ging es links ab zur Galbena-Klamm. Unser Weg führte allerdings geradeaus weiter zu einem hohen Felsen, vermutlich dem Galbena-Felsen. Wir standen jetzt vor einer ca. 100 m steil abfallenden Felswand. Die Wand auf der gegenüberliegenden Seite ragte mehrere Hundert Meter hoch. Von hier aus führte uns der Weg durch den Galbena-Cañon, über spitze Kalksteinklippen nach unten. Das letzte Stück ging es an einer Leiter am Fels hinunter auf eine Straße.
Wir waren jetzt 3,5 Stunden unterwegs und es war inzwischen Mittag. Während wir aßen, begegneten uns das erste Mal DDR-Touristen, ein junges Paar aus Dresden. Sie wollten weiter nach Arieșeni.
Nach dem Essen ging es rechts die Straße hoch. An steilen Felswänden vorbei, wo man in Höhlen Stalagmiten sehen konnte. An einer Strasse, die nach rechts abzweigte, stand ein Wegweiser mit der Aufschrift: Poiana Florilor (Blumenwiese) 10 Minuten. Dieser Straße folgten wir. Nach 5 Minuten erreichten wir eine Hütte und einen weiteren Wegweiser, der nach rechts wies und ein rotes Band als Markierung hatte. Auf ihm stand: „Izvorul 5 min“, wahrscheinlich war irgendeine Quelle gemeint. Wir gingen die Straße geradeaus weiter. An den Wegrändern wuchsen Himbeeren. Hier konnte natürlich keiner von uns ohne Weiteres vorbeigehen.
Nach einer viertel Stunde ging rechts ein Stollen in den Berg hinein, vermutlich wurde hier Kalkstein abgebaut. Nach weiteren 5 Minuten machte mich Henri auf etwas aufmerksam. An einer Felswand zog sich eine Ader mit wunderschönen Kalzitkristallen entlang. Die größten Kristalle erreichten eine Länge von ungefähr 4 cm. Nur mit einem Taschenmesser ausgerüstet, versuchte ich nun eine Stufe herauszubrechen. Zum Glück war das Gestein sehr porös und es gelang mir.
Nachdem wir ca. 1 Stunde auf der Straße unterwegs waren und keinen Wegweiser mehr fanden, wurde uns klar, wir hatten uns verlaufen. Wahrscheinlich hätten wir den Weg nach der Hütte rechts entlang gehen sollen. Also hieß es zurück. Da es jetzt bergab ging, erreichten wir nach einer halben Stunde die Hütte. Wir gingen nun rechts hoch. Der Weg führte über eine Wiese, auf der herrlicher blauer Enzian blühte. Nach einem Anstieg, der es in sich hatte, mussten wir erstmal verschnaufen.
Im Schatten unter einem Haselnussstrauch verteilte Uli Erdnüsse. Links ging jetzt der Weg mit dem roten Band weiter, rechts der mit dem gelben Punkt. Da gerade Gras gemäht wurde, konnten wir keine weiteren Markierungen ausmachen, die evtl. auf Steine gemalt waren. Nur von Weitem sah man einen Stein, etwa 50 Meter links vom Wanderweg entfernt, auf dem etwas aufgemalt zu sein schien. Ich ging nachschauen - es war wieder der gelbe Punkt.
Nun ging es wieder steil bergauf. Seltsamerweise waren die Punkte alle weiß übermalt. Wahrscheinlich wurde dieser Wanderweg nur selten benutzt und deshalb nicht mehr als solcher markiert. Als wir endlich oben waren, mussten wir mit Bedauern feststellen, dass wir im Kreis gelaufen waren. Wir kamen nämlich an dem Wegweiser vor dem Galbena-Cañon raus. Wir hatten jetzt keine Ahnung mehr, in welcher Richtung es zur Höhle gehen konnte. Da es auch schon ziemlich spät war, gab es nur eine Möglichkeit, den Weg zurück. Über den steilen Berg, die Schlucht, bis zur Poiana Ponor.
Dort angekommen warfen wir als Erstes die Kleidung, welche einen unangenehmen Geruch verbreitete, runter und nahmen erst mal ein erfrischendes Bad im Gebirgsbach. Nach einem letzten schweren Anstieg erreichten wir nach 10 Stunden und 45 Minuten völlig erschöpft die Cabana Padiș.
Das erste war, etwas trinken. Eine Flasche Wein für 29 Lei sofort, 3 nahmen wir mit zu den Zelten. Zum Holz sammeln für ein Lagerfeuer hatte niemand mehr Lust. Also viel es heute aus. Mir machte auf dieser Tour meine rechte Achillessehne mächtig zu schaffen. Nach dem Abendessen tranken wir noch den Wein und dann ging es um 21:15 Uhr in den Schlafsack.

8. Zur Eishöhle

Heute mussten wir uns von der gestrigen Tour erst einmal erholen. Wir standen erst gegen acht Uhr auf. Nachdem Frühstück legten wir uns in die Sonne. Ich begann, die Erlebnisse des gestrigen Tages aufzuschreiben. Kurz vor dem Mittagessen ging Henri in die Padiș-Hütte und kaufte eine Flasche Wein und für 13 Lei zwei Weißbrote.
Nach dem Mittagessen packten wir unsere Sachen zusammen und um 14 Uhr zogen wir weiter, in Richtung Scărișoara-Höhle. Wir gingen die Strasse, auf der wir vorgestern ankamen, weiter, die Motzenkirche (Biserica Moțului 1456 m) hinter uns lassend.
Nach 25 Minuten verließen wir die Strasse und gingen rechts auf einer Wiese weiter. Der Wanderweg war durch ein blaues Dreieck gekennzeichnet. Nach wenigen Metern erreichten wir den ersten Wegweiser, wo man nach rechts (blaues Dreieck) die Scărișoara-Höhle in 6 Stunden und links (blaues Band) in 7 Stunden erreichen würde. Wir wählten den kürzeren Weg. Nach 1,5 Stunden erreichten wir einen Forstweg, der ziemlich zerfahren war. Der Zustand des Weges verbesserte sich aber mit der Zeit. Wir liefen 1,5 Stunden. Vorbei an einer Holzseilbahn, wo Stämme mittels Stahlseilen von einem Berg über eine Schlucht auf einen anderen Berg transportiert wurden. Nachdem wir durch das Dörfchen Casa de Piatră kamen, hielten wir Ausschau nach einem Zeltplatz. Wir hatten zwar Wasser, denn rechts neben der Strasse floss der Gârda-Bach. Aber einen ordentlichen Platz für unsere Zelte fanden wir nicht.
Endlich, als es bereits 17 Uhr war, fanden wir einen sehr schönen Platz. Kurz bevor die Straße den Bach überquerte, war ein Stückchen Wiese, auf der eine kleine Hütte stand, aus der eine Großmutter gerade ihre Kühe austrieb. Hier konnten wir unsere Zelte aufbauen.
Wenige Meter neben uns standen noch zwei Zelte, später erwies es sich, dass es auch Wanderer aus der DDR waren. Da wir diesmal relativ tief zelteten, war es auch angenehm, als die Sonne schon hinter den Bergen verschwunden war. Das war für mich die Gelegenheit heute mal große Wäsche zu machen, denn das Wasser im Bach war bedeutend wärmer als das in den Bächen der höheren Gebirgslagen. Ich wusch mir heute zum ersten Mal die Haare und rasierte mich.
Zum Abendessen gab es heute Kartoffelsuppe mit Bockwurst, was Uli zubereitete. Gegen 20:45 Uhr kam die Oma mit den Kühen zurück und wir setzten uns wieder um unser Lagerfeuer.

9. Eisige Unterwelt

Heute früh trieb es mich als Erster aus dem Schlafsack. In den anderen Zelten war noch alles ruhig. So begann ich, langsam meinen Rucksack zu packen. Als Zweiter stand Uli auf. Wir gingen uns waschen. Inzwischen hatten auch die anderen aus ihren Zelten gefunden. Zum Frühstück gab es Silbermix und Bratfischpaste mit Weißbrot. Dazu Kaffee und Schwarztee.
So gegen 10 Uhr setzten wir unseren Marsch fort. Unsere Nachbarn waren schon einige Zeit vor uns aufgebrochen. Die Straße weiter, dem blauen Dreieck folgend, trafen wir sie wieder. In einem Bauernhaus hatten sie Brot gegen Pfeffer eingetauscht, da ihr Brot verschimmelt war.
Nach einer halben Stunde kamen wir wieder zu einem Wegweiser, nachdem man die Scărișoara-Hütte in 1,5 bis 2 Stunden erreichen würde. Kurz vor diesem Wegweiser, auf der rechten Straßenseite war noch einmal eine schöne Zeltwiese. Dort campierten auch wieder DDR-Touristen. Man konnte es schon von weiten an den Trabis erkennen. Nach links, dem Wegweiser folgend, ging es nun nach oben, an Tannen und Fichten vorbei, einen schmalen Pfad entlang.
Als sich der Wald lichtete, kamen wir auf eine Wiese. An den Hängen standen vereinzelt Ställe und Bauernhäuschen. Der Weg war beschwerlich, denn er stieg steil an. Wald und Wiese wechselten sich ab. Auf den Wiesen blühten Silberdisteln. Wir sahen auch den flachsartigen, den kreuzblütigen und den siebenbürgischen Enzian. Leider blühten nur die beiden letzteren Arten.
Nach 1,5 Stunden erreichten wir den Fuß eines Berges, wo uns tschechische Wanderer sagten, dass es bis zur Eishöhle noch 2 km sind. Nun ging es ohne eine längere Pause einzulegen den Berg hinauf, wo wir auch die Studenten wieder trafen, die neben uns gezeltet hatten.
Nach einer reichlichen halben Stunde hielten wir auf einer Anhöhe. Uli meinte, dass dieser Anstieg denen im Fogarascher-Gebirge in keiner Weise nachsteht. Als wir wieder eine Gruppe Wanderer trafen, erkundigten wir uns noch mal, wie weit es noch bis zur Höhle wäre. Man gab uns zu verstehen, dass es noch 15 Minuten wären. So erreichten wir endlich nach 2,5 Stunden die Eishöhle.
Um eine Hütte und vor dem Abstieg zur Höhle hatten sich schon viele Touristen versammelt. Sie alle warteten auf Eintrittskarten oder auf die nächste Führung.
Als wir unsere Rucksäcke abgestellt hatten, reihte ich mich in die Menschenschlange, um Eintrittskarten zu kaufen. Aber hier wurden nur Ansichtskarten verkauft. Ich verlangte 8 Stück bekam aber nur 7.
Schon ging die nächste Führung los. Ohne Eintrittskarten schmuggelten wir uns einfach mit rein. Es ging etwa 30 m auf Eisentreppen, die an der Felswand angebracht waren in einen Schacht hinab. Auf dem Grund des Schachtes lag Schnee, der hier nie schmolz.
Bei der Scărișoara-Höhle handelt es sich um die größte vereiste Höhle Rumäniens. Sie birgt ca. 50 000 m³ Eis, hat eine Tiefe von 105 m und ist 700 m lang, wovon 200 m zur Besichtigung freigegeben sind. Der Eingang zur Höhle ist ein Loch von ungefähr 20 m Durchmesser, dort sah man schon 2 große kegelförmige Eisblöcke. Dieser Raum wird großer Saal genannt. Links die Treppe hinunter kommt man in einen kleineren Hohlraum, der als Kapelle bezeichnet wird. Hier wuchsen noch viel mehr Eissäulen. Man bezeichnet den Raum deshalb als Kapelle, weil die Form der Eissäulen auf Kirchenkuppeln schließen lässt. Leider konnte man nicht die Eindrücke erleben, wie sie auf der Ansichtskarte zum Ausdruck kommen, denn ein großer Nachteil bestand in der fehlenden Beleuchtung der Höhle.
Nach ca. 20 Minuten war die Führung beendet, wir stiegen wieder nach oben. Jetzt wollten wir zur Cabana Scărișoara, in der Hoffnung dort etwas zu trinken zu bekommen. Seitdem wir die Straße, die nach Padiș führt verlassen hatten, gab es keine Wasserstelle mehr.
Über das Dörfchen Ghetar, wo man noch die für diese Gegend typischen Motzenhäuser sehen konnte, kamen wir nach 20 Minuten zur Cabana Scărișoara. Dort mussten wir bedauerlicherweise feststellen, dass die Hütte gar nicht mehr bewirtschaftet wurde. Wasser hätte man sich 2 km entfernt holen müssen, erzählten uns 2 Wanderer. Wir beschlossen, nachdem wir etwas gegessen hatten bis Gârda de Sus zu gehen. Laut Wegweiser waren es nur noch 1,5 Stunden. Der Wanderweg war mit einem roten Kreuz markiert.
Über einen steinigen und stark zerfahrenen Weg ging es bergab, bis Gârda. Meine Achillessehne machte mir bei diesem Weg, der meiner Meinung nach der Schlechteste auf der ganzen Tour war, arg zu schaffen. Nach 17:15 Uhr kamen wir endlich in Gârda de Sus an. Bei einer Schule fragten wir eine Oma, ob sie uns Wasser geben könnte. Aber sie gab uns zu verstehen, dass es hier lange nicht geregnet hatte und Wasser sehr knapp war. Das merkten wir dann auch, als wir in die hiesige Gaststätte kamen. Es gab kein Bier. Wahrscheinlich fehlte der Brauerei ebenfalls das nötige Wasser.
So mussten wir notgedrungen eine Flasche Zarea-Sekt für 79 Lei trinken. Die Einheimischen begnügten sich mit Wodka, der mit Himbeersirup versetzt war.
Auf einem Gemüsemarkt wurden Paprika, Tomaten, Birnen und Pflaumen angeboten. Wir kauften für 18 Lei 1 kg Paprika, für 15 Lei 1 kg Tomaten und für 10 Lei Pflaumen und ebenfalls für 10 Lei Birnen.
Sehenswert in Gârda ist die kleine Holzkirche, welche um 1792 erbaut und 1862 erneuert wurde. Über die Brücke, links neben der Bushaltestelle kommt man rechter Hand zu einem Zeltplatz. Neben dem Zeltplatz floss der Arieș. Dort bauten wir endlich unsere Zelte auf. Das Wasser des Arieș war als Trinkwasser ungeeignet, man musste sich deshalb das Trinkwasser einige Meter weiter hinten holen. Als Erstes aßen wir gleich die Pflaumen und Birnen, die wir auf dem Markt gekauft hatten.
Wir beschlossen dann, da es außer Sekt sowieso nichts anderes gab, noch einmal zwei Flaschen zu kaufen. So ging ich mit Britta noch mal in den Ort zurück. Aber das Lebensmittelgeschäft hatte bereits geschlossen, und da der Sekt in der Gaststätte um 10 Lei teurer war, nahmen wir nur eine Flasche.
Auf dem Gemüsestand wurden jetzt auch Zwiebeln und Gurken angeboten. So kauften wir noch mal 4 Gurken und 3 Zwiebeln für 15 Lei. Als wir zurückkamen, erfuhren wir, dass es sich bei unserem Zeltplatz um einen privaten handelte und dieser zu bezahlen wäre. Für 25 Lei und 2 Päckchen Pfeffer konnten wir bleiben.
Das Abendessen, was Henri heute kochte, schmeckte hervorragend. Es gab Gulasch mit Reis und frischen Tomaten und Paprika. Als Dessert gab es Sekt aus Plastiktassen.

10. Trascău-Gebirge

Um 8 Uhr standen wir auf. Nach einem vitaminreichen Frühstück, bestehend aus Tomaten, Paprika und Gurke, ging es gegen 9:45 Uhr los. Wir mussten versuchen, nach Câmpeni zu trampen. Auf dem Gemüsemarkt entschlossen wir uns, noch mal für 10 Lei Birnen zu kaufen. Bevor wir sie kauften, durfte ich erst ein Stück kosten. Die Birnen waren innen rot und schmeckten hervorragend.
Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Gebäude mit einer Art Imbisstube. Dort wurden Hörnchen, das Stück für 2 Lei, verkauft. Britta kaufte gleich 16 Stück und eine Flasche Weißwein für 27 Lei. Die Hörnchen schmeckten ausgezeichnet zum Wein und waren auch schnell verputzt. Um die Ecke, in einem Lebensmittelladen gab es Limo, die aber schon flockig war.
Es war jetzt schon sehr heiß, nur wenige Lkws fuhren in unsere Richtung. Und die, die vorbeikamen, hielten nicht. Auf dem Parkplatz neben der Bushaltestelle, kam Uli mit einem LKW-Fahrer ins Gespräch der deutsch konnte. Es war ein Sachse aus Sibiu. Er sollte Kühe von Gârda nach Sibiu bringen.
So erfuhren wir z.B., dass es Benzin immer noch auf Zuteilung gab. Für Privatpersonen waren es 30 Liter im Monat. Die Beleuchtung durfte in einer Wohnung 25 W je Zimmer nicht überschreiten. Wer mehr verbrauchte, musste beim ersten Mal den dreifachen Strompreis bezahlen. Im Wiederholungsfall wurde er vom Netz getrennt.
Die Versorgung mit Lebensmitteln sah auch schlecht aus. Brot gab es nur auf Marken. Der Fahrer musste die Woche durchgehend arbeiten und hatte nur jeden zweiten Sonntag frei.
Vor einiger Zeit, so erzählte er, gab es überhaupt keinen freien Tag. Daraufhin kam es in Timișoara zu einem Streik, der durch das Militär zerschlagen wurde. Allerdings wurde erreicht, dass jeder zweite Sonntag arbeitsfrei war. Urlaub hatte der Fahrer seit zwei Jahren nicht mehr. Er will nun versuchen zu seiner Schwägerin nach Westdeutschland auszureisen, muss aber wahrscheinlich noch zwei Jahre warten.
Gegen 11:40 Uhr wollte er nach Sibiu zurückfahren, weil von Cluj Napoca aus, das Vieh nicht freigegeben wurde. Somit konnten wir die 32 km von Gârda nach Câmpeni mitfahren. Sobald der LKW hielt, war die Ladefläche im Nu von Trampern belegt. Außer uns fuhren noch Rumänen und Ungarn mit.
Nun ging es in Richtung Câmpeni, auf der Strecke befand sich ein Staudamm im Bau, mit dem der Arieș angestaut werden sollte.
In Câmpeni angekommen, bedankten wir uns noch mal bei dem Fahrer, Uli gab ihm ein Päckchen Kaffee, zwei Kaugummipackungen und Henri gab ihm noch Pfeffer. Es war inzwischen 12:45 Uhr, um 13:08 Uhr sollte ein Zug weiter nach Lupșa fahren.
Wir gingen erst mal auf den Gemüsemarkt, dort war das Obst und Gemüse um die Hälfte billiger als in Gârda. Kaum waren wir auf dem Markt, wollte schon ein Zigeuner Henris Uhr abkaufen. Doch Henri kam mit ihm nicht ins Geschäft. Uli kaufte uns inzwischen Bier. Die Flasche kostete hier 8 Lei. Als wir aus dem Getränkeladen rauskamen, wurde Henri von einer ganzen Horde Zigeuner umringt, die seine Uhr kaufen wollten. Henri verlangte 600 Lei, die Zigeuner boten 400 Lei. Außerdem wollten sie noch Zigaretten, Creme, Kaffee und Kleidung.
Wir verließen den Markt, da die Zeit schon beträchtlich fortgeschritten war, und gingen in Richtung Bahnhof, der sich ca. 2 km außerhalb von Câmpeni befindet. Als wir ankamen, sagte uns der Schaffner, dass der Zug vor 6 Minuten abgefahren wäre, der nächste fuhr 21:18 Uhr.
So machten wir erst mal Mittag. Gegenüber auf dem Gleis stand ein Güterzug. Als wir unsere Mittagspause gerade beendet hatten, kam der Schaffner und meinte, dass wir mit dem Güterzug bis Lupșa mitfahren könnten. Wir sollten aber ein Stück außerhalb des Bahnhofs gehen. Also gingen wir wieder auf die Straße, aber ein Zug kam nicht.
Wir versuchten, nun wieder zu trampen. Nach einigen vergeblichen Versuchen hielt dann ein Aro. Wir hatten Mühe das ganze Gepäck und uns selbst in den Geländewagen zu verstauen. Gegen 15 Uhr waren wir dann in Lupșa, der Aro hielt direkt vor dem Heimatmuseum, unserem Ziel.
Der Eintritt kostete 3 Lei pro Person, eine Ansichtskarte kostete genauso viel. Im Museum konnte man etwas über die Geschichte, das Leben und die Arbeit der Motzen in dieser Region erfahren. So z.B. über die Goldwäscherei, den Instrumentenbau, die Landwirtschaft und die Volkskunst. Auch Minerale waren ausgestellt. Der alte Mann, der das Museum leitete, merkte, dass ich mich für Minerale interessiere. Er führte mich in einen Nebenraum, wo ich Minerale des Arieș-Gebietes kaufen konnte, das Stück kostete 10 Lei.
Ich kaufte zwei sulfidische Erze, konnte jedoch nicht deren genaue Bezeichnung erfahren. Nachdem wir unseren Museumsrundgang beendet hatten, wollte der Alte wissen, ob wir Kaffee oder Pfeffer hätten, dafür bot er uns Minerale an. Da ich der Einzige war, der sich für Minerale interessierte, bekam ich für ein Päckchen Kaffee und eine Schachtel Zigaretten noch eine schöne Kalzit-Stufe. Britta verkaufte ihm noch Pfeffer und Henri kaufte einen selbstgebauten Holzkrug.
Nachdem wir uns im Besucherbuch eingetragen hatten, ging es weiter in Richtung Sălciua. Nach etwa 2 km Fußmarsch hielt in Muncele ein Aro, der uns bis Baia de Arieș mitnahm. Nun waren es noch 7 km bis Sălciua.
In Baia de Arieș wollte Uli und Henri noch etwas Bier kaufen gehen. Britta und ich blieben beim Gepäck. Auf einmal kam der Aro zurück und Uli saß drin. Es stellte sich heraus, dass der Fahrer uns bis Sălciua fahren würde, wenn er ein Päckchen Kaffe bekommen könnte. Ich lief jetzt noch schnell zum Markt, um ein Bier zu trinken und Uli gab dem Fahrer mein letztes Päckchen Kaffee.
Dann ging es los. In Sălciua bog er rechts ab. Wir fuhren jetzt einen Wanderweg entlang, der mit einem blauen Kreuz markiert war. Es war der Weg der zur Höhle Huda lui Papară führt. Laut einem Wegweiser, der sich am Wegrand befand, war es eine Stunde bis zur Höhle. Der Mann fuhr uns tatsächlich bis zur Höhle. Wahrscheinlich wohnten hier verwandte von ihm. Wir waren jetzt natürlich sehr glücklich, denn durch diese Fahrt hatten wir ca. 2 Tage Vorlauf. Wir gaben dem Fahrer noch unseren Rest an Pfeffer und Zigaretten, bedankten uns nochmals und gingen weiter.
Nach einigen Metern erreichten wir gegen 17:15 Uhr eine Wiese, auf der wir unsere Zelte aufbauen konnten. Der Zeltplatz übertraf alle vorherigen an Schönheit. Eine herrliche Landschaft des Trascău-Gebirges mit meterhohen Felswänden und ein klarer Gebirgsbach, der Morilor, umgaben uns. Nach einem Bad im Morilor, wurde das Abendessen heute von mir zubereitet. Es gab Rinderbrust mit Reis. Nachdem unser Lagerfeuer, was wir heute wieder gebaut hatten, runtergebrannt war, gingen wir schlafen.

11. Motzendörfer

Heute weckte uns um 8 Uhr die Sonne. Eine Oma trieb gerade ihre Schafe auf unsere Zeltwiese. Nach dem Waschen brachen wir so gegen 10:15 Uhr auf, zu unserer heutigen Tour, in Richtung Cabana Râmeț. Der Weg war wieder mit blauem Kreuz markiert.
Nach etwa 15 Minuten sahen wir vor uns die Höhle. Der Eingang war ein gewaltiges Loch in der Felswand. Die Sonne brannte schon jetzt recht heiß auf uns herunter. Über den Morilor, ging es rechts an der Höhle vorbei, bergauf. Es folgte wieder ein gewaltiger Anstieg. Wir mussten mit unserem Gepäck mehrere Pausen einlegen und kamen endlich, nach ca. 35 Minuten oben an.
Von hier aus hatten wir eine herrliche Aussicht auf das Motzenland. Rechts im Hintergrund ragten majestätische Kalksteinwände empor. Links sah man grasbedeckte Berge und im Tal wechselten sich Wald- und Wiesenlandschaften ab.
Vereinzelt standen hier die typischen mit Gras gedeckten Motzenhäuser. Ganz unten war der Turm einer kleinen Kirche zu sehen.
Als wir uns gestärkt hatten, ging es nach links den Kamm entlang, bis zu einem Wegweiser, wo ein Weg geradeaus weiter lief und einer rechts nach unten ging. Beide waren mit einem blauen Kreuz gekennzeichnet. Zufällig kam uns eine Touristengruppe entgegen, die wir nach dem Weg zur Râmeț-Klamm fragten. Sie deuteten nach unten, also gingen wir diesen Weg.
Nach einer Weile merkten wir, dass keine Markierungen mehr angebracht waren. Henri fragte zwei Einheimische, sie gaben uns zu verstehen, dass es der richtige Weg sei und es bis zur Cabana Râmeț noch 6 km wären. Der Weg führte uns durch ein typisches Motzendorf. Überall konnte man die mit Gras gedeckten Motzenhäuser sehen. Der Stall und das Wohnhaus waren im gleichen Stil gebaut. An den Fenstern und Türen hingen bunt bestickte Seidentücher. Das Brot wurde hier noch selbst gebacken, wie man an Backöfen sehen konnte. Einige Bewohner hielten sich noch Bienen.
An einer Quelle, die neben einem Haus hervorsprudelte, machten wir Mittag, erfrischten uns und aßen Fischschnitten, dann ging es weiter.
An einer Weggabelung fragten wir noch einmal nach dem Weg. Wir sollten geradeaus weitergehen. Dort gibt es ein „Magazin Kooperative“ (Gemischtwarenladen). Gegen 14:15 Uhr erreichten wir das Magazin, „Magazin Mix“ stand an dem Gebäude. Dort hoffte ich, etwas zu trinken zu bekommen, aber das erwies sich als großer Irrtum. In diesem Magazin gab es weder Saft, Limo, Bier noch Wein. Man kommt in einen halbdunklen Raum, rechts stand ein großes Regal mit einem Ladentisch davor. In dem Regal standen Konserven mit grünen Früchten und verschiedenen Sorten Mus. Außer Himbeersirup und einigen Flaschen Tomatensaft gab es hier nichts Genießbares.
Weiterhin wurden Kettchen und irgendwelche Stoffreste angeboten. Links hingen alte Mäntel und Schuhe. Vor einem Regal mit Glasartikeln standen Eier und ein Sack mit einer Art Waffeln.
Da den anderen Tomatensaft schmeckte, kauften sie 6 Flaschen, für mich gab es eine Flasche Himbeersirup. Außerdem dachten wir, dass in den Konserven in der obersten Reihe Pflaumen sind, aber es waren grüne Tomaten, wie wir später feststellten.
Der Sirup schmeckte nach allem, nur nicht nach Himbeeren. Er war süß, dünnflüssig und leicht gefärbt, sodass man ihn auch ohne Wasser hätte trinken können. Alles zusammen kostete 38 Lei. Auf die Flaschen gab es 2 Lei Pfand, die wir unverständlicherweise nicht wieder raus bekamen.
Hinter dem Magazin war ein Friedhof mit einer hübschen kleinen weißen Kirche, auf der ringsherum Heiligenfiguren gemalt waren.
Vom Magazin aus verlief der Weg weiter nach links. Es waren noch 3,5 Stunden bis zur Râmeț-Hütte. Es ging nun bergab, über eine Wiese, auf der gerade Gras gemäht wurde. Nach einem Marsch von 1 Stunde und 25 Minuten im Tal, entlang eines Baches, kamen wir um 17 Uhr auf ein Fleckchen Wiese, das sich zum Zelten eignete. In der Nähe wohnte eine Oma, die uns sagte, dass es bis zur Râmeț-Hütte noch eine Stunde wäre.
Die Siedlung hier hieß Cheia. Wir gingen heute aber nicht mehr weiter, sondern bauten hier auf der Wiese unsere Zelte auf. Vor uns floss ein Bach. In diesem Bach hatte das Wasser eine etwa 70 cm tiefe Senke ausgespült, wo man wieder herrlich baden konnte.
An einem Hang blühten violette Alpenastern. Nach Wildschweinbraten mit Kartoffelpüree mit Zwiebeln und Knoblauch, den Henri aus dem Garten geklaut hatte, gingen wir schlafen.

12. Râmeț-Klamm

Punkt 7:30 Uhr war die Nacht für uns vorbei. Um 10 Uhr ging es in Richtung Cabana Râmeț weiter. Als wir ungefähr 5 Minuten unterwegs waren, begegneten wir einer Gruppe Studenten aus Zittau. Sie kamen gerade aus der Râmeț-Klamm. Wie wir hörten, mussten sie durch bauchnabelhohes Wasser waten. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit ihnen und gaben ihnen noch einige Tipps für ihren bevorstehenden Weg. Gegen 11 Uhr erreichten wir die Râmeț-Klamm.
Wir setzten unsere Rucksäcke ab, Henri wollte sehen, wie weit der Weg außen herumführte. Ich versuchte eine günstige Stelle ausfindig zu machen, um den Eingang der Klamm zu fotografieren. Beim Versuch von einem Felsblock auf einen anderen zu steigen, rutschte ich weg und lag das erste Mal im Wasser.
Da kein Weg mehr außen lang führte, zogen wir unsere Wanderschuhe aus und die leichten Turnschuhe an, die wir extra für diesen Abschnitt mitgebracht hatten. Zuerst versuchten wir noch so gut es ging auf den Steinen, die im Wasser lagen vorwärts zu kommen. Doch nach einiger Zeit merkten wir, dass es sinnlos war. Bis jetzt reichte uns das Wasser noch bis zu den Knöcheln.
Links und rechts des Baches ragten mächtige, zum Teil überhängende Felsen mit einem Höhenunterschied von über 600 m empor.
In einer Schlucht wurde das Wasser plötzlich tiefer, schräg und glatt endeten die Felswände im Wasser, sodass man am Rand nicht mehr gehen konnte. Es gab nur eins, die Kraxen mit den Rucksäcken so hoch wie möglich tragen und dann durchs Wasser. Es reichte mir hier fast bis zum Bauchnabel. Nach einigen Metern, die wir so durchwatet hatten, wurde es zum Glück wieder flacher. Das Wasser reichte nur an manchen Stellen noch maximal bis zu den Knien.
Nach fast 1,5 Stunden hatten wir die etwa 1 km lange Râmeț-Klamm passiert. Es war inzwischen 12:30 Uhr und Zeit für das Mittagessen. Nachdem wir unsere Thüringer Hackfleischstullen gegessen hatten, ging es zur Cabana Râmeț.
Dort fragten wir zuerst nach bere (Bier), aber leider wieder Fehlanzeige. Also mussten wir uns mit einer Flasche Cadarca für 38 Lei zufriedengeben. Doch da für jeden von uns nur zwei kleine Gläschen heraussprangen, kauften wir gleich eine zweite Flasche.
Uli versuchte in der Cabana ein Zimmer zu mieten, aber es war nichts mehr frei. Da wir noch alle hungrig waren, aßen wir zum ersten Mal etwas auf Rumänisch. Es gab Broiler mit Reis und Kartoffeln, sowie eine Vorsuppe. Das kostete zusammen 146 Lei. Dazu tranken wir noch eine Flasche Perinitza für 40 Lei. Henri kaufte noch ein Weißbrot für 7 Lei und Britta zwei Flaschen Perinitza, die erstaunlicherweise 3 Lei billiger waren als die Erste. Nun ging es zum Râmeț-Kloster. Nach ca. 800 m erreichten wir es.
Das Râmeț-Kloster ist ein Sakralbau aus dem 14. Jahrhundert. Die Felsen rechts und links vom Kloster mit dem Kreuz nennt man Cheia Mănăstirii. Die ganze Landschaft hatte etwas Orientalisches an sich.
Wir wechselten uns beim Besuch des Klosters ab, da zwei Mann immer beim Gepäck bleiben mussten. Zuerst gingen Britta und Uli, danach Henri und ich. Das Kloster wurde gerade restauriert. Die Arbeiten waren aber schon größtenteils abgeschlossen. Als wir uns den Klostergarten ansehen wollten, verweigerten uns die Nonnen den Zutritt. Schuld daran war unsere Bekleidung. Turnhosen und Turnhemden duldeten die Nonnen nicht.
Neben dem Garten stand eine kleine Kirche, die mit Hilfe von Hydraulikpumpen um 2 m gehoben werden sollte. Jetzt waren es gerade 50 cm.
Als wir das Kloster besichtigt hatten, erkundigten wir uns noch wann morgen ein Bus nach Teiuș fuhr und gingen dann einen Zeltplatz suchen. Nach etwa 5 Minuten fanden wir auf der linken Seite neben der Strasse eine geeignete Stelle. Ein Hund begleitete uns seit dem Kloster die ganze Zeit. Hier ruhten wir uns erstmal aus, wuschen uns in einem kleinen Bach, der neben der Wiese floss, und sammelten Holz für das Lagerfeuer, in dem wir Weißbrotschnitten rösten und mit Knoblauch essen wollten.
Zum Abendessen gab es Nudelsalat mit Fisch. Den Rest gaben wir dem Hund, der immer noch bei uns weilte. Nachdem wir die zwei Flaschen Wein getrunken hatten, war es schon recht spät geworden. Wir machten deshalb kein Lagerfeuer mehr und gingen schlafen.

13. Abschied

Heute mussten wir schon zeitig aufbrechen, da der Bus nach Teiuș gegen zehn vom Râmeț-Kloster abfahren sollte. Von dort aus wollten wir dann mit dem Zug nach Cluj Napoca fahren, um uns die Stadt anzusehen. Wir standen um 7 Uhr auf, aßen etwas und gingen, nachdem wir die Zelte abgebaut hatten, gegen 9 Uhr in Richtung Kloster.
Dort wurden wir Zeuge einer Priesterweihe. Unter einer großen Weide hatte man einen Altar aufgebaut. Vor ihm brannten zwei fast 50 cm hohe Kerzen. Die Priester trugen herrliche, mit Gold bestickte Gewänder. Auf dem Rücken hatten einige Heiligenbildchen. Derjenige, der die Weihe erhalten sollte, trug schwarze Kleidung und hatte eine rote Decke über den Schultern. Man führte ihn mit geschlossenen Augen vor den Altar. Irgendetwas hatte man ihm ins Gesicht gespritzt. Nun begannen Gebete und Gesänge, die ich leider nicht verstand.
Der Bus war inzwischen eingetroffen. Er fuhr aber erst zur Cabana Râmeț und sollte in 45 Minuten zurückkommen, was wir erst später begriffen. Als aber 45 Minuten um waren, und immer noch kein Bus in Sicht war, fragten wir einen Aro-Fahrer, der hier oben stand, ob er uns nach Teiuș fahren würde. Er wollte 200 Lei bis zum Bahnhof. Der Bus wartete wahrscheinlich die Sonntagsmesse ab, dann hätten wir bei den Massen von Menschen erst recht keine Chance mehr gehabt, mit unserem Gepäck mitzukommen.
So kamen wir gegen 11:30 Uhr am Bahnhof in Teiuș an. Es war wieder sehr warm und durch die Fahrt waren wir und unsere Rucksäcke völlig verstaubt. Da wir schon so früh auf dem Bahnhof waren, beschlossen wir heute nicht Klausenburg zu besuchen, sondern mit dem Trakia-Express, der 11:45 Uhr abfahren sollte, gleich bis Ungarn zu fahren.
Nachdem Uli unsere Fahrkarten am Schalter stempeln ließ, gingen wir auf den Bahnsteig. Der Zug hatte 40 min Verspätung, also hieß es noch einmal den Versuch starten, Bier zu kaufen. Aber die Bierlieferung war inzwischen wieder ausgegangen, so wurden noch mal 2 Flaschen Weißwein gekauft.
Gegen 12:30 Uhr kam der Zug. Er war voll, sodass wir zusammen keinen Sitzplatz bekamen. Drei Plätze waren in einem Abteil noch frei, also blieben zwei Mann im Gang beim Gepäck und zwei setzten sich rein.
Meine erste Handlung bestand darin, Bier zu holen. Im Mitropawagen gab es Tuborg Bier. Die Flasche kostete 7,50 Mark. Aber das störte nicht weiter. Ich bezahlte sowieso in Lei, da wir die ja nicht mehr brauchten. 245 Lei kosteten 6 Flaschen Bier und 2 Flaschen Marka.
In Oradea wurde unser Abteil lehr. Nun hieß es, schnell die Rucksäcke verstauen und sich rein setzen, denn schon warteten die Reisenden draußen.
Irgendein Klatscher, der etwas von Konsular-Passport faselte, um sich damit wahrscheinlich einen Sitzplatz zu ergaunern, versuchte sich vor uns ins Abteil zu drängeln. Er wurde aber von Henri unsanft beiseite gestoßen, sodass er sein Glück woanders versuchen musste.
An der Grenze standen wir wieder lange. Die Hitze und die Fliegen wurden fast unerträglich. Nach ca. 1 Stunde ging es dann weiter. Ich holte natürlich gleich noch mal 3 Bier und eine Flasche Saft bei einem bulgarischen Liegewagenschaffner, da die Mitropa geschlossen hatte. Endlich setzte sich unser Zug in Bewegung, wir verließen Rumänien, aber bestimmt nicht für immer, das war mir klar.

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