(Wanderführer-Südkarpaten - Rumänien)
von Ulrich Heimann (Görlitz)
Werte Wanderfreunde, wir möchten Ihnen in unserem Wanderführer ein
Gebiet vorstellen, welches in den 70er und 80er Jahren des 20. Jh. ein
Wandergeheimtip war und auch in den Folgejahren nichts an Attraktivität
verloren hat. Mit unserer Tourenbeschreibung möchten wir die Bergfreunde
dazu anregen nach Rumänien zu gehen und sich von dieser herrlichen
Bergwelt verzaubern zu lassen.
Wir möchten es Ihnen leicht machen und geben uns sehr viel Mühe den
Weg so zu beschreiben, daß Sie ihn ohne Probleme nachgehen können.
Wir weisen auf Wasserstellen, günstige Zeltplätze und auch Hütten
hin. Unsere Tagestouren sind so bemessen, daß auch ungeübte Wanderer
in der Lage sind sie zu bewältigen. Voraussetzung ist in jedem Fall das
WOLLEN etwas Neues kennenzulernen und der Wille dieses Gebiet mit all seinen
Schönheiten zu erfassen, in sich aufzunehmen, zu genießen und
durchzuhalten.
Dieses Wandergebiet hat seine Attraktivität vor allem durch seine
Unberührtheit und man kann das Erlebnis Karpatenhauptkamm nur haben,
wenn man sich von den Ausgangspunkten auf den Kamm hinaufmüht und dann auf
ihm ausschreitet - so gut es halt geht - und dabei alle Gefahren solch einer
Tour vorher mit bedenkt und sich darauf einstellt. Natürlich stehen auch
einige Hütten zur Verfügung, doch muß man zu ihnen vom Kammweg
aus recht weit absteigen. Die Ausstattung dieser Hütten ist mit denen in
den Alpen nicht zu vergleichen. Sie sind zur Zeit mehr als Schutzhütten zu
betrachten in denen man sich nett um den Wanderer bemüht, wo er etwas essen
und trinken kann und oft auch Brot kaufen kann.
In Ausrüstung, Kleidung und Verpflegung muß sich der Wanderer darauf
einstellen, daß er allen Gefahren des Hochgebirges begegnen kann.
Hier möchten wir ganz besonders auf den Gebrauch von Teleskopstöcken
hinweisen, die diese Tour wesentlich erleichtern. Wichtig ist es, einen gut
funktionierenden Kompaß im Gepäck zu haben.
Die ausgedehnten Grasflächen werden stark beweidet und die Hirten sind oft
von mehreren Hunden umgeben. Man sollte sich darauf einstellen und den Hirten
rechtzeitig einen Gruß zuwinken. So kann man darauf hoffen, daß er
seine Hunde zurückhält. Die Kammwanderung über die Karpaten birgt
aber auch den Reiz in sich den Annehmlichkeiten und den Bequemlichkeiten der
heutigen Alpenwandertätigkeit zu entfliehen und die Herausforderung
anzunehmen, dieses moderne Abenteuer zu erleben und bestehen zu wollen.
Hier ist jeder Tag ein Kampf gegen die eigene Bequemlichkeit, gegen den eigenen
„inneren Schweinehund“ und man darf mit Recht stolz darauf sein, wenn man am
Abend sein Zelt aufgeschlagen hat und beim Tee sagen kann:
„Wir haben es geschafft“.
Freude würde uns erfüllen, wenn wir vielen Wanderfreunden Mut machen
könnten den Aufstieg zum Karpatenhauptkamm zu wagen. Ganz sicher werden
sie nach bestandenem Abenteuer mit uns einer Meinung sein: Dies ist ein
Wandergebiet, in das es sich lohnt zu gehen. Wir haben uns vorgenommen, die
Wanderung über den Karpatenhauptkamm in zwei Teilen zu schreiben und sie
unter die Überschrift „Auf rotem Band über den Kamm der
Südkarpaten“ zu stellen.
1. Teil : vom Prahovatal zum Olttal
2. Teil : vom Olttal bis zum Timiș
Zu Beginn des ersten Teiles wollen wir neben der Beschreibung der Gebirgsmassive
auch auf die Geschichte Siebenbürgens eingehen. Wir betrachten dies als
Notwendigkeit, damit man die Menschen in diesem Gebiet auch verstehen kann.
Als Abschluß des ersten Teiles möchten wir einige
Sehenswürdigkeiten des nördlichen Gebirgsvorlandes kurz vorstellen.
Hier begeistern eine Reihe von schönen mittelalterlichen Stadtkernen und
viele zum Teil gut erhaltene und auch restaurierte Kirchenburgen die Besucher.
Diese liegen zwischen dem Gebirge und dem Olt sowie der Kokel.
Es lohnt sich, einen Abstecher zu der einen oder anderen zu unternehmen, denn
solche eindrucksvollen Geschichtszeugnisse findet man in keinem anderen Land
unseres Kontinents.
Wir möchten Ihnen den Weg weisen und somit eine Alternative bieten, wenn
durch schlechtes Wetter ein Abstieg notwendig werden sollte.
Die Südkarpaten bilden die natürliche Grenze Transsylvaniens nach
Süden. Die Durchbrüche der Flüsse und einige Pässe bilden
Tore, die im Handel genutzt werden konnten und für dessen Entwicklung von
Bedeutung waren.
Als erstes namentlich bekanntes Volk sind hier die Agathyrsen im 6.Jh.v.Chr.
belegt, danach die Daker. Dieser nördliche Stamm der indoeuropäischen
Thraker hat unter König Burebista (70 - 44 v.Chr.) einen Staat gebildet,
der vom Schwarzen Meer bis an die Tatra reichte und dessen Hauptstadt
Sarmizegetusa im südwestlichen Transsylvanien lag. Im Jahre 106 n.Chr.
eroberten die Römer nach zwei verlustreichen Feldzügen unter Kaiser
Trajan Dakien.
Während ihrer über anderthalb Jahrhunderte dauernden Herrschaft
blühte die Provinz wirtschaftlich auf.
Soldaten, Veteranen und Kolonisten aus allen Teilen des Reiches kamen ins Land
und erschlossen Gold- und Salzbergwerke.
Sie gründeten viele Städte, entwickelten die Landwirtschaft und bauten
ein gutes Straßennetz aus, von dem Teile heute noch besichtigt werden
können. Als die Angriffe der Wandervölker stärker wurden,
gab Rom die Provinzen auf und man zog sich auf die Donaulinie zurück.
Germanische, asiatische und slawische Stämme drangen auf ihren Wegen von
Ost nach West und von Nord nach Süd in Transsylvanien ein und ließen
sich für unterschiedlich lange Zeit hier nieder.
Einheimische, von einer zum Teil lateinisch sprechenden Bevölkerung
bewohnte Siedlungen bestanden jedoch fort, wurden aber zunehmend dezimiert.
Im 7. Jh. ließen sich die Slawen auf Dauer nieder und spielten eine
wichtige Rolle. Später folgten die Petschenegen und Bulgaren, die zeitweise
die Führung übernahmen.
In den nördlichen Gebieten Transsylvaniens mußten sie sich mehr und
mehr der eindringenden Magyaren erwehren, die ab 895 von der pannonischen
Tiefebene Besitz ergriffen. Von hier aus versetzten sie das
spätkarolingische Westeuropa im 10 Jh. in Angst und Schrecken.
Erst der Sieg Otto des Großen auf dem Lechfeld bei Augsburg setzte den
Raubzügen ein Ende und trug zur Seßhaftwerdung bei.
Die Magyaren suchten bald die Zusammenarbeit mit dem Abendland und reihten sich
nach der Krönung Stefan des Heiligen (997 - 1038) im Jahre 1000 in die
abendländische Entwicklung mit ein. Das Königreich Ungarn wurde ein
wichtiger Faktor mittel- und südeuropäischer Politik.
Die ungarischen Expansionsabsichten richteten sich nun mehr nach Süden und
Osten. Besonders Transsylvanien war wegen seiner Bodenschätze und seines
Salzes sehr begehrt, aber auch wegen seiner strategischen Lage.
Das etappenweise Vorrücken der Magyaren in dem heutigen Gebiet von
Siebenbürgen wirkte sich nachhaltig auf die geschichtliche Entwicklung
des Landes aus, das sie - von Pannonien aus gesehen - als „Land jenseits der
Wälder“, der Westkarpaten, als Transsylvanien bezeichneten.
Im 13. Jh. hatten sie die Ost- und Südkarpaten erreicht und damit ganz
Siebenbürgen in das mittelalterliche ungarische Königreich
eingegliedert. Bei dem schrittweise Vordringen wurden jedesmal die ehemaligen
Grenzwächtersiedlungen freigegeben und in diesen Gebieten Menschen
angesiedelt, die bereit waren, das Land zu erschließen und den Ackerbau,
den Handel und das Handwerk zu entwickeln.
Besonders war man an der Deckung des stetig wachsenden Bedarfes an Salz und
Edelmetallen interessiert und damit an der Entwicklung des Bergbaues.
Die Ungarn waren zahlenmäßig ein kleines Volk und der Mangel an
qualifizierten Fachkräften machte sich bald bemerkbar.
Sie erkannten, daß einwandernde Gäste verschiedene Sprachen und
Sitten, verschiedene Lehren und Waffen mitbringen, die alle Reiche und den
königlichen Hof schmücken und erhöhen.
Gäste anzuwerben, sie mit Freiheiten auszustatten und dadurch im Land zu
halten, galt darum in Ungarn als eine wichtige Aufgabe des Monarchen.
Diesem Auftrag ist besonders der König Geisa II gerecht geworden, der im
Jahre 1141 Handwerker, Bauern, Kaufleute und niedrige Adlige aus dem Rheinland,
aus Moselfranken, aus Luxemburg und Flandern, aus Thüringen und
Niedersachsen angeworben und in Siebenbürgen angesiedelt hat. Diese
Besiedlung gab besonders jüngeren Kindern, die durch das Erbrecht
benachteiligt waren, die Möglichkeit Grund und Boden zu erwerben. Viele
folgten dem Ruf in ein fernes Land.
Geisa bot den Siedlern persönliche Freiheit und Großzügigkeit,
vererbbaren Grundbesitz, freie Richter- und Pfarrerwahl und Freijahre bis zu den
ersten Abgaben an. Es gab keine Frondienste mehr.
Als Andeas II. den Thron bestieg, wurden diese Rechte im „Goldenen Freibrief der
Siebenbürger Sachsen“ im Jahre 1224 festgehalten. Das Land entwickelte sich
und die wirtschaftliche Tätigkeit trug bald Früchte.
1211 holte Anreas II. zum Grenzschutz den Deutschen Kreuzritterorden ins Land.
Neue Siedler kamen ins Land, und Burgen entstanden.
Wegen ihrer eigenstaatlichen Bestrebungen mußte der Orden 1225 das Land
verlassen.
Die Mongolen drangen ins Land und man war gezwungen die
Verteidigungspolitik zu ändern und begann befestigte Städte zu
errichten. So entstanden Bistritz, Kronstadt, Hermannstadt, Klausenburg und
Mühlbach.
Viele der damals entstandenen Bauwerke können auch heute noch bewundert
werden und so manche Burg erhebt sich noch über dem Land.
Das Land entwickelte sich, schuf sich Gesetze oder übernahm bewährte
Normen, wie das Magdeburger Stadtrecht.
Die Türken überfielen das Land und es gelang den Siebenbürgen sie
in der Schlacht auf dem Brodfeld bei Broos zu besiegen.
Ihre bewehrten Städte und das System von Wehrkirchen hatte sich zum Vorteil
erwiesen. Wer heute in das Gebiet der Kokel kommt, wird staunend vor diesen
herrlichen Bauwerken stehen, einzigartigen Zeugnissen einer hohen Kultur,
die es zu erhalten gilt.
Den hohen Stand ihrer Kultur verdanken die deutschstämmigen
Siebenbürgen zu einem Teil auch der Regentschaft des Königs Matthias
Corvinius (1458 - 1490), der ihnen viele Rechte einräumte und ältere
bestätigte und damit das Selbstbewußtsein der Siebenbürger
Sachsen förderte.
Die Siebenbürgen hatten sich in der schweren Zeit der Türkenherrschaft
eine gewisse Selbständigkeit bewahren können, hatten aber auch
große Opfer bringen müssen. Leider hatten sie in der Folgezeit auch
sehr unter den Heeren der eigenen deutschen Fürsten zu leiden. Das Land
verfiel. 1699 hatten verschiedene Feldherren, genannt sei hier nur
stellvertretend Prinz Eugen von Savoyen, die Türken bis hinter die Karpaten
vertrieben und die politische Lage wesentlich verändert.
Die habsburgische Donaumonarchie beanspruchte nun das strategisch wichtige
Siebenbürgen. Aber nicht nur die Österreicher bedrohten die
Selbständigkeit, sondern auch der ungarische Adel und die mehr und mehr in
die durch die Kriege frei gewordenen Siedlungen der Sachsen drängenden
Rumänen, die das Bürgerrecht forderten.
Durch die starke Dezimierung mußte das Deutschtum den schweren Weg von
einer ständigen Nation zu einer nationalen Minderheit gehen.
Trotz der ständigen Angriffe der österreichischen Herrscher auf die
evangelische Religion der Siebenbürgen hatte die Regentschaft der Kaiserin
Maria Theresia auch viel Positives für das Land, denn es gab ständige
Zuzüge aus dem österreichischen, deutschen und schlesischen Raum, die
die Zahl der Deutschen verstärkten. Da diese eine starke Bindung zum Reich
hatten, erholte sich das Land und es gab eine längere Periode des Friedens.
Als danach Joseph II. im Jahre 1780 den Kaiserthron bestieg, führte er
Reformen ein, die eigentlich einen österreichischen Eigenstaat schaffen
sollten, tatsächlich aber dem Vielvölkerstaat zum Verhängnis
wurden. Die Völker ordneten sich nicht einer gemeinsamen Staatsidee unter,
sondern entwickelten ein eigenes Nationalbewußtsein - der Nationalismus
wurde das beherrschende Thema des Jahrhunderts. Garantien für die Deutschen
wurden nicht mehr gegeben und so gerieten sie im 18. Jh. unter den Druck des
ungarischen Nationalismus und im 19. Jh. unter den der Rumänen. 1840 erst
brechen die verkrusteten Strukturen auf.
Der Pfarrer und Pädagoge Stephan Ludwig Roth stellte sich gegen das
Bestreben der Ungarn, ungarisch als Amtssprache einzuführen. Er stimmte
für den Gebrauch des Rumänischen als gemeinsame Amtssprache und hatte
die Ungarn als besondere Feinde, die ihn während der Revolution von 1848/49
auch ums Leben bringen. Sachsen und Rumänen widersetzen sich einer
Vereinigung mit Ungarn und streben ein Staatsvolk außerhalb
Österreichs an. Die Rumänen denken verstärkt über eine
Vereinigung mit der Walachei und der Moldau nach und die Sachsen beherrscht ihr
Bekenntnis zum Deutschtum, was in ihrem Denken und Handeln auch die
nächsten hundert Jahre prägt.
Die Enttäuschung über Österreich - Ungarn und der Verlust der
politischen Mitsprache sitzt tief, doch was noch entwürdigender für
die Sachsen ist, ist die Realität, endgültig eine Minderheit sein zu
müssen. Das Bismarck-Reich zieht die Sachsen geistig und kulturell in
seinen Bann. Nun wird die eigene Kirche zum Symbol für die Einheit der
Siebenbürger Sachsen, sie wird zur Volkskirche.
Die Bischöfe Georg Daniel Teutsch (1817 - 1893) und sein Sohn Friedrich
Teutsch (1852 - 1933) stärken das Selbstwertgefühl der Sachsen und
passen die Kirche den Besonderheiten und Erfordernissen der Zeit an.
Sie stellen sich gegen eine Magyarisierung, bauen ein eigenes Schulwesen auf,
fördern Wissenschaft und Künste und wirken für eine
wirtschaftliche Erneuerung. Unter dem Wirken von Carl Wolff wurden
Raiffeisengenossenschaften gegründet, und für Handel und Industrie das
nötige Geld besorgt.
Die Anbindung an internationale Verkehrsmittel, die Eisenbahn wird
durchgesetzt und auf elektrische Energie gesetzt. 1892 wird Oskar Miller bei
Hermannstadt das erste Wasserkraftwerk Europas errichten.
Der Erste Weltkrieg rast über Rumänien hinweg und hat die Vernichtung
des Vielvölkerstaates Österreich - Ungarn zur Folge.
Am 01. 12. 1918 wird in Karlburg/Alba Julia der Beschluß gefaßt,
daß Siebenbürgen mit Rumänien vereinigt wird. Die Sachsen stimmen
der Vereinigung unter der Bedingung zu, daß sie die volle nationale
Freiheit in diesem Bündnis zugesichert bekommen, was später niemals
eingehalten wurde.
Ihre Enttäuschung und Unzufriedenheit wurde durch die Weltwirtschaftskrise
noch bestärkt und gab einen guten Nährboden für radikal -
nationale Bewegungen, was sie in den Sog der nationalsozialistischen
Volkstumspolitik Hitlers führte und was für die Sachsen verheerende
Folgen hatte.
Die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg führte nicht nur zur Zerreißung des
Volkes der Siebenbürger Sachsen, sondern auch zur Vernichtung eines
großen Teiles von ihnen bei der Verschleppung nach der Sowjetunion, wo sie
am Wiederaufbau von zerstörten Städten unter schwierigsten Bedingungen
verpflichtet wurden.
Aber auch in Rumänien litten die dort lebenden Sachsen unter den
Repressalien der neuen kommunistischen Regierung unter russischem Einfluß.
Erst 1956 wurde ihnen wieder ein Minderheitenstatus zuerkannt. Das
Verhältnis zum Staat war stark zerrüttet, doch nicht zum
rumänischen Volk, das sich immer tollerant und weitgehend korrekt verhalten
hat.
Das Mißtrauen gegenüber der Ceaușescu - Regierung bestätigte sich
als begründet. Die Unterdrückung der Minderheiten wurde zunehmend
unerträglicher und der Wunsch, das Land zu verlassen, wuchs.
Gab es am Anfang die zögerliche Zusammenführung von Familien, die
durch den Krieg auseinander gerissen worden sind, so folgten danach deren
Angehörige. Bis 1977 reisten so über 69 000 Siebenbürger Sachsen
aus. Als 1978 Bundeskanzler Helmut Schmidt Rumänien besuchte, einigte man
sich, daß Deutsche aus Rumänien freigekauft werden konnten. Anfangs
bezahlte die Bundesrepublik Deutschland pro Person 5000 DM, später sogar
bis zu 40.000 DM.
Verheerende Folgen für den Bestand der Deutschen in Rumänien hatte
1990 der Besuch des deutschen Außenministers H.-D. Gentscher, als er die
Botschaft mitbrachte „Das Tor ist offen“.
Bis 1993 verließen 6 500 Deutsche Rumänien. Erst als nachgewiesen
werden mußte, daß man wegen ihrer Zugehörigkeit zum Deutschtum
benachteiligt wurde, ließ der Strom der Ausreisewilligen etwas nach.
1995 sollen noch 85 000 Deutsche in Rumänien leben. Das war zu diesem
Zeitpunkt weniger als ein Drittel von denen, die zwanzig Jahre zuvor noch
gezählt wurden.
Meist sind es alte Menschen, die geblieben sind. Sie scharen sich um ihren
Pfarrer und suchen bei ihm Trost und Geborgenheit. Schlimm ist es, daß man
feststellen mußte, daß es Versuche gegeben hatte, sogar
diese Pfarrer abzuwerben, wie z.B. durch die Schweiz.
1994 berichtete man uns in der Evangelischen Pfarrkirche zu Hermannstadt/Sibiu,
daß die Gemeinden so stark dezimiert seien, daß man Kirchen an
rumänische Gemeinden abgeben mußte, um sie der Nachwelt erhalten zu
können.
Es soll Bemühungen geben, jungen Deutschen eine Rückkehr in ihre
siebenbürgische Heimat zu ermöglichen, doch scheint es dabei wenig
Erfolge zu geben. Eines sollte ihnen aber bewußt sein, daß, wenn sie
einmal die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben, die Wurzeln zu
Siebenbürgen abgeschnitten sind, daß damit das Erbrecht auf Haus
und Hof verloren sind.
Es wäre für die Kultur in Europa ein harter Schlag, wenn die Bauten
deutscher Kultur in Siebenbürgen, wie die herrlichen Kirchenburgen zwischen
Kronstadt/Brașov und Hermannstadt/Sibiu dem Verfall preisgegeben werden
sollten.
So gibt es für uns nur eine Alternative, nach Rumänien zu reisen, um
den Menschen, die dort geblieben sind, einen moralischen Halt zu geben und ihnen
das Gefühl vermitteln, daß sie nicht vergessen sind.
Man kann nur hoffen, daß in Deutschland noch rechtzeitig erkannt wird,
daß man auch dort eine große Verantwortung zu tragen hat, denn es
waren nicht nur humanistische Gründe gewesen, als man die Deutschen zum
Verlassen ihrer Heimat ermuntert hatte.
Ich muß ständig an einen deutschen Mann in Klein-Kopisch denken und
habe seine Stimme noch im Ohr, als er zu uns sagte:
„Aber wir sind doch auch Deutsche!“
Es klang damals wie Resignation, ja mehr noch nach Aufgabe.
Die Südkarpaten erstrecken sich vom Prahovatal im Osten bis zum
Timiștal im Westen und haben das Banat noch als kleine Beigabe. Wenn man
als Wanderer noch genügend Kraft hat, lohnt es sich, auch in diesem Gebiet
nach Schönheiten zu suchen.
Die Gesamtausdehnung beträgt nahezu 230 km Luftlinie. Über den
gesamten Hauptkamm führt ein Wanderweg, der überwiegend gut bis sehr
gut gekennzeichnet ist. Er kann von guten Wanderern ohne „große“
Schwierigkeiten in 4 Wochen geschafft werden. Dabei muß das
Gepäck in Grenzen gehalten werden.
Wir sind allerdings der Meinung, daß man sich bei der Überquerung der
sich aneinanderreihenden Gebirge ruhig etwas Zeit nehmen sollte. Sie sind viel
zu schön um durchrast zu werden.
Der Weg führt über das Bucegi-Gebirge, das Leaota, den Königstein,
das Fogarascher Gebirge, das Zibin- und Lotru-Gebirge, den Parâng, den
Kleinen und Großen Retezat, das Godeanu und als Ausklang das Cerna- oder
das Ţarcu-Gebirge, je nachdem, welcher Abstieg gewählt werden sollte.
Alle Gebirgsteile können, genau wie alle angrenzenden Gebirge, als
Einzeltour erlebt werden. Der Wanderer wird von allen begeistert sein.
Das Gebiet der Südkarpaten wird durch einzelne große Täler, die
von Flüssen durchflossen werden, zerschnitten. Sie bilden Durchgänge,
die zu allen Zeiten von großer Bedeutung waren und immer gut bewacht worden
sind.
Es sind dies von Osten nach Westen: das Prahovatal, das Olt-, Jiu-(Schil-) und
Timischtal. Durch diese Täler führten und führen große
Handelsstraßen, die auch heute ihre Bedeutung nicht eingebüßt
haben.
Der Wanderer muß bei diesen Durchbrüchen absteigen und auf der
gegenüberliegenden Seite erneut den Aufstieg wagen. So z.B. beim
Roten Turm-Paß am Olt, bei Petroșani im Schiltal, aber auch im
Branpaß, in der Gegend von Plaiul Foii sowie bei der Obârșia
Lotrului.
Von den zehn Karpatengipfeln, die eine Höhe von 2500 m erreichen, liegen 4
auf der Route: Omul, Viștea Mare, Negoi und Parângul Mare. Sechs
weitere können leicht mitgenommen werden: Dara, Moldoveanu,
Vânătoarea lui Buteanu, Călțun, Peleaga und
Păpușa.
Als Übernachtungsmöglichkeiten gibt es einige Hütten und
Schutzhütten. Die Hirtenstationen (Stânas) sind nicht gerade zu
empfehlen. Macht es dem Wanderer nichts aus ein eigenes Zelt mitzunehmen, so ist
dies auf jeden Fall das Beste, da man dabei auf dem Kamm bleiben kann.
Wir wählen das Zelt und werden die Tour auch so beschreiben.
Wollen Sie zum Wandern in die Südkarpaten reisen, so benutzen Sie am Besten
den Zug oder einen Linienbus. Linienbusse fahren von verschiedenen deutschen
Städten ab. Hier ist es wahrscheinlich günstig, wenn in Arad
ausgestiegen wird und der billige Tarif der rumänischen Eisenbahn genutzt
wird. Bei der Anreise mit dem Zug sollte man über Curtici/Arad einreisen
und von dort ebenfalls die rumänischen Tarife nutzen. Möchte man von
Deutschland aus bis Brașov durchfahren, so sollte man sich informieren,
ob der Zug auch über Brașov fährt, also rechtzeitig den Zug
wechseln. Will man über Oradea einreisen, so muß schon in Budapest
umgestiegen werden. Bei der Benutzung von Zügen in Rumänien muß
darauf geachtet werden, daß bei Benutzung von Schnell-(Rapid) und
Eilzügen (Accelerate) unbedingt eine Platzkarte erworben wird. Die
Schaffner sind bei der Erhebung von Strafgebühren meist nicht kleinlich.
Will man die Südkarpaten von West nach Ost überqueren, so muß man
von Arad nach Timișoara und von dort nach Caransebeș, bzw. weiter
bis Herkulesbad/Băile Herculane.
Eine Anreise mit dem eigenen Auto dürfte nur sinnvoll sein, wenn man das
Auto bei Freunden und Bekannten sicher einstellen kann.
Während der Hauptreisezeit könnte eine lange Wartezeit an den Grenzen
die Freude an den Bergen beträchtlich verkürzen.
Der Umtausch erfolgt auf der Bank oder in Wechselstuben. Mit einer Kreditkarte bekommt man Geld auch am Automaten. Privater Umtausch ist nicht statthaft.
Die Stadt Sinaia wird als Luft- und Wintersportkurort angegeben. Sie liegt in
einer Höhe von 800 - 970 Metern und hatte 14 000 Einwohner. Der Kurort hat
Intromontanklima mit einer mittleren Jahrestemperatur von 6 °C. Die reine Luft
ist reich an ultravioletten Strahlen und negativen Ionen. Im Winter fällt
viel Schnee. Es gibt viele Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Sinaia
liegt am Fuße des Furnica-Berges und steigt zum Bucegi-Plateau an.
Früher hieß die Ortschaft Izvor (Quelle) und bestand nur aus ein paar
Bauernwirtschaften. 1874 erhielt sie den Namen des hier im Jahre 1695 vom
Schwertträger Mihail Cantacuzino errichteten Klosters. Als 1864 die
Fahrstraße durch das Prahovatal und auch die Bahnlinie von Ploiești
nach Predeal 1878 beendet worden war, begann sich Sinaia zu entwickeln.
Von 1875 - 1883 wurde in Sinaia eine königliche Sommerresidenz, das
Schloß Peleș, errichtet. Dieser malerische Komplex ist ein Beispiel
der deutschen romantischen Architektur, in dem sich historische Formen des
Stein- und Fachwerkbaues verbinden. Es wurde von Wilhelm von Doderer errichtet.
Das Innere überrascht durch die abwechslungsreiche Folge der Säle, die
die deutsche Renaissance sowie maurische, türkische und andere Stile
nachbilden. Der Hohenzollernkönig ließ das prunkvolle Schloß
für 8 Millionen Goldlei errichten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schloß Museum, wurde aber Ende der 70er
Jahre zur Sommerresidenz des Diktators Ceaușescu umgewandelt und stark
bewacht. Auch das im Ort befindliche Casino, in dem früher unvorstellbare
Summen verspielt wurden, wurde vorübergehend Klub- und Kulturhaus.
Später verbrachten Vertreter der Regierung hier angenehme Stunden.
Der Ort wuchs vor allem in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen stark an.
Viele Villen wurden errichtet, von denen nach dem Krieg ein großer Teil zu
Erholungsheimen erklärt wurde.
In dieser Zeit entstanden einige Hotels, deren Bestand vor allem nach 1970
wesentlich erweitert und verbessert wurde, denn der internationale Tourismus
sollte gefördert werden.
Fast wäre das Kloster Sinaia, das dem Ort den Namen gegeben hatte, zu kurz
gekommen. Es liegt nicht weit vom Ort entfernt und ein Besuch lohnt sich.
Umgeben von festen Mauern, mit Rundbögen und Wandelgängen versehen,
wartet dieses Kleinod auf Besucher. Herrlich anzusehen ist vor allem die kleine
Klosterkirche, die auf Säulen im Brâncoveanu-Stil ruht und über
deren offener Vorhalle sich ein kleiner Glockenturm befindet. Aber auch die
Mönchszellen und die Große Kirche aus den Jahren 1843-46 gelten als
Sehenswürdigkeit.
Die Sage berichtet, daß ein Flüchtling seinerzeit gelobte, daß er
an diesem klaren Bach aus Dankbarkeit ein Kloster bauen würde, wenn er dem
Zorn der Bojaren entkommen würde.
Diese Stiftung schüttelte aber sehr bald jede Romantik ab, denn die frommen
Brüder zeigten sich noch räuberischer als die Bojaren. In wenigen
Jahren hatten sie sich zum Besitzer aller Salzvorkommen und Bergwerke, sowie
sämtlicher Waldungen der Umgebung gemacht. Dreißig Dörfer mit
allen Äckern, Weinbergen und Gärten nannten sie ihr Eigentum, auf dem
„Gottes Hand“ lag.
Will man vom Ort Sinaia hinauf zum Hochplateau des Bucegi-Gebirges, so steht
eine Seilbahn zur Verfügung. Zunächst gelangt man mit einer
Kabinenbahn bis zur Cota 1400 (Berghotel). Hier muß umgestiegen werden in einen
Sessellift, der hinauf zur Cota 2000 führt. Schifahrern stehen mehrere
Lifts zur Verfügung.
Wandermöglichkeiten auf dem Hochplateau des Bucegi-Gebirges:
Von der Cota 2000 gelangt man über die Hütte Piatra Arsă zur Babele-Hütte und kann mit einer Kabinenbahn wieder hinab ins Prahovatal, nach Bușteni fahren. Die Seilbahn in das Ialomița-Tal zur Peștera-Hütte ist leider außer Betrieb. Ein Abstieg dauert etwa 1 Stunde und der Aufstieg etwa 1.5 Stunden. Von Bușteni erreicht man Sinaia mit dem Zug bzw. mit einem Linienbus.
Der Ort hatte etwa 12 000 Einwohner. Durch eine starke Bautätigkeit in den
letzten Jahren wird sich die Bevölkerungszahl erhöht haben. Hier
herrscht ein tonisches, anregendes Bioklima mit niedrigem Luftdruck. Die Luft
ist staub- und allergieerregerfrei mit reicher UV-Strahlung. In dieser kleinen
Stadt, die in einer Höhe von 915 Metern liegt, gibt es chlor-, jod-, salz-,
alkali- und magnesiumhaltige blutdrucksenkende Mineralquellen, die dem Ort den
Ruf eines Bade- und Luftkurortes eingebracht haben.
Die mittlere Jahrestemperatur liegt auch hier bei etwa 6°C. Die Nebelbildung
liegt im mäßigen Bereich. Die Luftfeuchtigkeit beträgt im
Jahresmittel 80%.
Die Ortschaft selbst entstand auf einer Lichtung am Fuße der
majestätischen Steilhänge des Bucegi-Gebirges, unterhalb der Gipfel
Caraiman (2385 m) und Coștila (2490 m).
In früheren Jahrhunderten war er Rastplatz an der Straße von
Brașov nach Bukarest. Etwa dort, wo sich heute der Bahnhof befindet,
stand die Herberge „Hanul de Piatră“.
Im Jahre 1899 nahm hier eine der ältesten Papierfabriken des Landes die
Arbeit auf.
Durch die ozonreiche Luft und die vorhandenen Mineralquellen, sah man gute
Chancen den Ort zu entwickeln.
Im Ersten Weltkrieg wurde um den Predeal-Paß erbittert gekämpft, war
doch die Grenze zu Österreich - Ungarn nicht weit. Zum Gedenken an die
vielen Gefallenen wurde in Sinaia ein Heldenfriedhof angelegt und vor dem
Bahnhof von Bușteni ein Denkmal aufgestellt. Hoch über dem Ort
erhebt sich auf dem Plateau vor dem Gipfel Caraiman ein 33 Meter hohes Kreuz,
das aus dem Stahl der im Ersten Weltkrieg in Rumänien zerstörten
Brücken hergestellt worden ist. Es wurde den Helden des Krieges gewidmet.
Bei Bușteni entfaltet das Bucegi-Gebirge seine unvergleichliche
Schönheit und bietet Wanderern und Bergsteigern prachtvolle
Möglichkeiten zur Ausübung ihres Sportes.
Wandermöglichkeiten ab Bușteni:
Es gibt kaum einen Ort, von dem man so viele Wanderungen starten kann wie von Bușteni. Einige möchten wir hier aufführen.
Der Ort Predeal befindet sich in einer Höhe von 1040 - 1100 Metern und ist
ein begehrter Luft- und Wintersportkurort. Etwa 7500 Einwohner lebten hier. Es
herrscht submontanes Klima mit trockener, ozonreicher Luft. Das tonische,
anregende Bioklima mit relativ niedrigem Luftdruck und die reine staubfreie
Luft ohne allergene Stoffe, sowie die stark ionisierte Atmosphäre mit
reicher UV-Strahlung geben beste Voraussetzungen für einen erholsamen
Aufenthalt. Im Winter locken ideale Schibedingungen die Sportler und
Erholungssuchenden nach Predeal.
Predeal ist die höchstgelegene Stadt Rumäniens und entwickelte sich
auf der Wasserscheide mit den Quellgebieten der nach Süden fließenden
Prahova und des Timisch, der sich nach Norden wendet.
Der Ort liegt am Zusammenfluß von Prahova und Rișnoava und ist von
dem Postăvarul- (Schuler-) und dem Piatra Mare-Massiv (Hohenstein), dem
Bucegi- und dem Gârbova Gebirge umgeben.
Im 16. und 17. Jh. führte die Straße über die Karpaten durch das
Râșnoava-Tal (Rosenauer Tal) und dann entweder bei Timișu de
Sus auf den heutigen Weg oder weiter bis nach Râșnov/Rosenau, wo sie auf
die alte Straße stieß, die Brașov/Kronstadt mit Câmpulung
verband.
In der ersten Hälfte des 18. Jh. gab es drei Gasthöfe in dieser
Siedlung, die sich besonders stark zu entwickeln begann, als die Zollstelle von
Breaza nach Predeal verlegt wurde. Das war im Jahre 1852.
Im Ersten Weltkrieg fanden bei Predeal harte Kämpfe statt, bei denen der
Ort stark zerstört wurde. Allmählich erholte er sich und wurde zu
einer touristisch und sportlich interessanten Ortschaft. In den 70er Jahren
wurde eine Reihe schöner Hotels gebaut und ältere restauriert. Es
wurden Schipisten angelegt und die entsprechenden Transportmittel angeschafft,
sodaß Predeal zu einem beliebten Wintersportkurort werden konnte.
Wichtig ist es zu wissen, daß die Seilbahnen, die von Sinaia und
Bușteni hinauf zum Bucegi-Plateau führen, einmal in der Woche auf
ihren technischen Zustand überprüft werden. In Sinaia ist dies montags
und in Bușteni dienstags.
Wandermöglichkeiten ab Predeal:
Hat man die Absicht zu zelten, so kann man das fast überall tun. Ein
kleiner Campingplatz befindet sich in Azuga. Er befindet sich direkt an der
Bahnlinie Bușteni - Predeal.
Ein weiterer Campingplatz befindet sich im Timischtal kurz vor Kronstadt/
Brașov und heißt Popașul Dârste.
Brașov ist eine der malerischsten Städte des Landes und ein
wichtiger Ausgangspunkt für Touren in die Südkarpaten.
Die Stadt liegt in einer Höhe von 550 m ü.N.N. am Fuße eines
Ausläufers des Postăvaru-Gebirges, den man Zinne nennt. Trotz alter
Siedlungsspuren aus der Jungsteinzeit, findet die Niederlassung erst im 13. Jh.
urkundliche Erwähnung. Zu Beginn des folgenden Jahrhunderts war die Stadt
bereits mit festen Ringmauern umgeben, die mit Basteien und Wehrtürmen
befestigt waren. Seine Lage an der Kreuzung wichtiger Handelswege zog
tüchtige Handwerker und unternehmende Kaufleute an, deren Tätigkeit
zur raschen Entwicklung der Siedlung trotz der osmanischen Überfälle
in den Jahren von 1421 bis 1438 beitrug. So entstand ein reges Handelszentrum,
wo man Geschäfte mit Textilien, mit den von den transsylvanischen
Handwerkern gefertigten Metallgeräten und Schmucksachen, mit Getreide und
Vieh aus der Walachei und auch mit verschiedenen Orientwaren, wie Teppiche,
Seide und Gewürze abschloß, die zum großen Teil nach Mittel- und
Westeuropa weiterverkauft wurden.
Bis zur zweiten Hälfte des 15. Jh. spielte Brașov genau wie Sibiu
eine wichtige Rolle, was auch die Privilegien erklärt, die der Stadt
eingeräumt wurden. Anfang des 16. Jh. war Brașov mit seinen 8000 -
9000 Einwohnern die meistbevölkerte Stadt Siebenbürgens. Sie hatte
Verteidigungsmauern mit zahlreichen Wehrtürmen und 32 Basteien. Es gab hier
14 Kirchen und Kapellen, ein Rathaus, eine Herberge, ein Handelshaus, zwei
Badeanstalten, drei Krankenhäuser, ein Zollamt, eine Bücherei und
zahlreiche Werkstätten und Läden. In der zweiten Hälfte des 16.
Jh. bestanden in Brașov 20 Handwerkerzünfte. In dieser Stadt wurden
im 16. Jh. auch die ersten Bücher in rumänischer Sprache gedruckt.
In der heutigen Zeit ist Brașov eine der wichtigsten Städte
Rumäniens. Als Industrie- und Fremdenverkehrszentrum bietet die Stadt
seinen Besuchern interessante Kunst-, Bau- und Geschichtsdenkmäler.
Das Zentrum der heute zu bewundernden Sehenswürdigkeiten bildet das
ehemalige Rathaus, welches wir an dieser Stelle vorstellen möchten. In ihm
befindet sich das Historische Museum, in welchem sich der Besucher eine
umfassende Übersicht über die Geschichte der Stadt verschaffen kann.
So erfährt er, daß an dieser Stelle vor 1420 inmitten eines
Marktplatzes, der außerhalb der Stadt lag, nur ein Turm gestanden hatte,
von dem aus der Verkehr und auch der Zugang zur Stadt überwacht wurde. An
diesen Turm lehnte sich das Kaufhaus der Kürschnerzunft mit Warenlager im
Keller und Verkaufsraum im Erdgeschoß an. 1420 schloß der Stadtrat mit
der Kürschnerzunft einen Vertrag ab, der es der Stadt gestattete, über
dem Verkaufsraum einen Versammlungsraum zu bauen.
Spätere Erweiterungen fielen dem Stadtbrand von 1689 und dem Neubau des
Rathauses (1770 - 1774) zum Opfer. Das neue Rathaus verdient wegen seiner
ausgesprochen barocken Stilmerkmale Beachtung.
Steht der Besucher heute vor diesem ehemaligen Rathaus mit seinem 58 m hohen
Turm, so hat er die besonders sehenswerten Gebäude dieser schönen
Stadt so ziemlich alle beieinander.
Das bedeutendste Bauwerk ist die Schwarze Kirche, die auch der größte
Bau dieser Art in Siebenbürgen ist. Sie weist eine Länge von 86 m,
eine Breite von 38 m und eine Höhe von 65 m auf. Diese Kirche ist die
evangelische Stadtkirche von Kronstadt und trägt ihren Namen seit dem
Stadtbrand von 1689. Durch diese Feuersbrunst wurden die Mauern der Kirche
geschwärzt.
Der gotische Neubau dieser Hallenkirche geht in das Jahr 1383 zurück, wo in
einer Chronok erwähnt wird, daß in diesem Jahr nach dem Vorbild der
evangelischen Kirche in Sebes mit dem Bau eines Chores begonnen worden ist.
Errichtet wurde sie auf den Grundmauern einer spätromanischen Kirche. Der
Bau stockte und wurde erst nach einem päbstlichen Ablaß für den
Bau im Jahre 1423 fortgesetzt. In den folgenden Jahrzehnten entstand die
dreischiffige Halle. Nach der erwähnten Feuersbrunst schwer
beschädigt, konnten die Arbeiten erst 1772 abgeschlossen werden. In der
Kirche befindet sich ein schönes bronzenes Taufbecken aus dem Jahre 1422,
Chorgestühl aus der Zeit nach dem Brand und eine reiche Sammlung
anatolischer Teppiche. Beachtung verdient auch die große Orgel.
Ende der 80er Jahre des 20. Jh. wurde die Kirche innen und außen
restauriert und zeigt sich dem Betrachter in noch größerer
Schönheit.
Zu gleicher Zeit wurde auch der gesamte Marktplatz neu gestaltet.
Vor der Schwarzen Kirche befindet sich das Standbild des Reformators von
Siebenbürgen, J. Honterus. Seine Wirkungsstätte befindet sich im Haus
gegenüber, in welchem eine deutsche Schule untergebracht ist. Will man sich
über das Leben und Wirken dieses Mannes genauer informieren, so steht dazu
in der Kirche eine recht umfangreiche Ausstellung zur Verfügung. Besonders
hervorgehoben wird, daß dieser humanistische Gelehrte im Jahre 1525 in
Kronstadt die erste Buchdruckerei Siebenbürgens gegründet hat.
Ist der Betrachter hungrig geworden, so braucht er gar nicht weit zu gehen, denn
es sind nur wenige Schritte bis zum Restaurant „Cerbul Carpații“, dem
"Karpatenhirsch“.
Dieses bedeutende Haus wurde in den Jahren 1538 - 45 als „Hirscher Haus“, nach
dem Stadtrichter Lucas Hirscher, gebaut. Das ehemals gotische Gebäude wurde
mehrmals umgebaut und 1960 restauriert.
In unmittelbarer Nähe befindet sich die Talstation der Seilbahn, die die
Besucher hinauf zur Zinne bringt. Von dieser Höhe von 960 m hat man einen
wundervollen Blick auf die Altstadt und die gesamte Stadt Brașov. Zu der
Aussichtsplattform führt ein markierter Weg. Leider ist das Restaurant so
angelegt, daß man nicht auf die Stadt schauen kann.
Der Hang zur Stadt ist als Naturpark angelegt, daß man auf bequemen und
markierten Wegen wieder zur Stadt absteigen kann.
Es gibt in Brașov noch sehr viele Sehenswürdigkeiten. Sie alle
vorzustellen würde zu weit führen.
Allerdings möchten wir auf eine sehr schöne Gegend aufmerksam machen,
die nur 14 km entfernt liegt und von der Altstadt mit einem Linienbus in etwa 20
Minuten erreicht werden kann. Sie wird Poiana Brașov oder Schuler Au
genannt und befindet sich auf einem Plateau unterhalb des Postăvaru/
Schuler. Der Ort hat sich zu einem bedeutenden Winterkurort entwickelt. Den
Besuchern stehen neben guten Hotels und wunderschönen Restaurants auch gute
Schipisten zur Verfügung.
Dieser, in einer ausgedehnten Waldlichtung am Fuße des Postăvaru-
Berges/Schuler gelegene Kurort befindet sich in einer Höhe von 1020 m
ü.N.N. und hat sich zu dem am besten ausgestatteten Wintersportkurort
Rumäniens entwickelt. Das submontane stärkende Klima weist nur
mäßige Temperaturen auf. Als Jahresdurchschnittstemperatur werden 7°C
angegeben (Juli +17°C/Januar -3°C). Hier herrscht ein tonisches, anregendes
Bioklima mit relativ niedrigem Luftdruck und reiner staubfreier Luft ohne
allergene Stoffe. Die Atmosphäre ist reich an negativen Ionen und an
ultravioletten Strahlen.
Sportliche Aktivitäten kann man zu allen Jahreszeiten entwickeln. Es gibt
Gelegenheiten zum Schwimmen, Tennis, Reiten, Wandern und Wintersport. Wanderwege
führen gut ausgezeichnet in alle Richtungen. So gelangt man auf den
Postăvaru neben den beiden Seilbahnen auch zu Fuß. Von diesem Berg
bietet sich dem Betrachter ein wundervoller Blick auf das Prahovatal, das
Bucegi-Gebirge, den Piatra Mare/Hohenstein und das Burzenland.
Als Hotelort bietet der Höhenkurort natürlich ausgezeichnete
Unterkunftsbedingungen. Wundervolle Restaurants bieten angenehmen Aufenthalt und
gute Unterhaltungsmöglichkeiten. Genannt seien hier nur die Bars „Capra
Neagra“ und „Vânatorul“ mit Wildbretspezialitäten, die sehr
schönen Restaurants „Șura Dacilor“ (Dakerscheune) und „Coliba
Heiducilor“ (Heiduckennest) mit historischer Note.
Besonders hervorheben möchten wir das an einem kleinen See gelegene
Folklorerestaurant „Miorița“ (Das Schäfchen), das zu den besten
rumänischen Restaurants gerechnet wird.
Wanderungen ab der Poiana Brașov:
Bisher haben wir die interessanten Ausgangsorte zu den Wanderungen in das
Bucegi-Gebirge und in das Prahovatal, sowie die Stadt Brașov und das
Wintersportgebiet Poiana Brașov kurz vorgestellt.
Vor uns liegt das erste Gebirge, welches wir durchwandern wollen, das
Bucegi-Gebirge. Es ist unter allen Gebirgszügen und -stöcken der
Südkarpaten unverkennbar. Erblickt man es von Westen, Norden oder Osten so
ist es durch felsige Steilabstürze gekennzeichnet. Nur nach Süden
nimmt die Höhe allmählich ab. Aus dem Osten, vom Prahovatal und vom
Gârbova-Gebirge aus gesehen, fallen die Berge des Hauptkammes besonders
auf. Es sind dies Coștila, Caraiman, Jepii Mici, Jepii Mari, Furnica und
Vârful cu Dor.
Vom Westen, vom Törzburger Paß (Bran-Paß) und Königstein
aus, erblickt man Scara, Omul, Guțanul, Grohotișul, Strunga. Ganz
anders wiederum ist der Anblick aus dem Norden, von Pârâul Rece, Trei
Brazi und Schuler. Neun Monate im Jahr betonen hier Schneestreifen das ohnehin
nicht eintönige Relief von Morarul, Bucșoiul, Padina Crucii,
Țigănești, Scara und dem alles beherrschenden Omul.
Vom Omul gehen strahlenförmig die wichtigsten Kämme aus:
gegen Süden der Hauptkamm und der Strunga-Kamm, gegen Osten der Morarul,
gegen Westen der Scara-Kamm mit den Abzweigungen Padina Crucii,
Țigănești und Gaura und gegen Norden der Bucșoiul.
Der Bucșoiul ist 2492 m hoch und steht nur wenige Meter unter dem 2505 m
hohen Omul. Er wird wie folgt begrenzt: Morarul-Sattel und Tal, Pichetul-
Roșu-Sattel, Glăjeriei-Tal, Mălăiești-Tal.
Vom Bucșoiul-Hauptkamm (Bucșoiul Mare, Nord-Kamm) zweigt der
Ostkamm ab (Bucșoiul Mic, Creasta Balăurului); zwischen den beiden
verläuft der tiefe Einschnitt des Bucșoiului-Tales. Der
Bucșoiul Mic hat eine verwandschaftliche Ähnlichkeit mit dem
Morarul: Die gleiche sonnige Südseite, von breiten Grasbändern
durchzogen, Grattürme, die den Morarulnadeln entsprechen, eine schroffe
Nordflanke, von Steilrinnen zerfurcht, die in das Bucșoiul-Tal
münden. Das wichtigste Grasband ist die Brâna Mare a
Bucșoiului, welches nicht nur die Süd- sondern auch die Nordflanke
durchzieht. Aus der Bucșoiul-Mic-Südflanke ragt der massive
Tâmbalul-Turm als Wächter am Eingang des Morarultales empor.
Wichtigster Gratzacken ist der Balăurul, der „Drache“.
Der Ostkamm bildet die Wasserscheide zwischen Olt und Prahova und damit einen
Teil der natürlichen Grenze zwischen Siebenbürgen und Muntenien. In
der Verlängerung des Ostkammes befindet sich der Pichetul-Roșu-
Sattel, in welchem einst ein Grenzwächterhäuschen (Pichet) stand.
Der Sattel zwischen Valea Șipotului und Valea Glăjeriei trennt das
Bucegi-Gebirge vom vorgelagertem Diham.
Der südnördlich verlaufende Bucșoiul Mare fällt steil
sowohl gegen Osten (Valea Glăjeriei) als auch gegen Westen
(Mălăiești-Tal) ab.
Das „Große Band“ - Brâna Mare a Bucșoiului - verliert sich in
dem Gewirr von Steilrinnen der Pfeiler der Ostflanke. Wichtigste Rinnen sind
Valea Bucșoaia, Valea Crapata, Valea Rea, Vâlcelul
Îndrăcit und Vâlcelul Prepeleacului; alles Zuflüsse des
Glăjeriei-Tales.
Die dem Mălăiești-Tal zugekehrte Westflanke ist gleichfalls
von einer Anzahl von Steilrinnen durchzogen, sowie von vielen Kaminen.
Aus der Westflanke ragt der Felsturm Bisericuță din
Mălăiești, das „Mălăieștier
Kirchl“ oder auch Mălăieștier Turm genannt, heraus. Er ist
das wichtigste Kletterziel des Bucșoiul. Die Westflanke quert der
„Gämsensteig“ (Brâna Caprelor).
Über den Bucșoiul Mare verläuft der „Friedrich-Deubel-Weg“, ein
sehr anspruchsvoller und schöner Wanderweg.
Hatten wir uns bisher die nördlichen Kämme angesehen, die vom Omul
abzweigen, so wollen wir uns nun den beiden südlichen zuwenden. Diese sind
die beiden wichtigsten und bilden ein gegen Süden geöffnetes Hufeisen,
welches das Ialomița-Tal einschließt. Jeder Kamm hat eine Länge
von 15 km.
Der östliche davon ist der Bucegi-Hauptkamm, zwischen Prahova- und
Ialomița-Tal. Er bildet einerseits die Prahovasteilflanke mit dem
großartigsten Klettergebiet Rumäniens und ist gleichzeitig
anspruchsvollen Wanderern uns Schifahrern zu empfehlen. Andererseits bildet er
das weitläufige Bucegi-Plateau. Es ist etwa 3 x 10 km groß und
fällt gegen die Ialomița sanft ab. Seine Schönheit wird mehr im
Winter offenbar, wenn der Schnee die Erosions- und Zivilisationsspuren verdeckt
hat.
Von Norden nach Süden bilden folgende Gipfel den Bucegi-Hauptkamm:
Coștila, Caraiman, Jepii Mari, Piatra Arsă, Furnica, Vârful
cu Dor und Vânturișul.
Der westliche Kamm dieses Hufeisens ist der Strunga-Kamm, der das
Ialomița-Tal gegen Westen absäumt. Die Gipfelfolge ist hier:
Doamnele, Guțanul, Bătrâna,
Colții Țapului, Grohotișul, Tătarul, Deleanu,
Lucăcilă, Lespezi.
Zwischen Grohotișul und Tătarul liegt der Strunga-Paß und die
Kammabzweigung Bucșa - Dudele, welche die Verbindung zum Leaota-
Gebirgsstock bildet. Der Strunga-Kamm fällt gegen Westen hin ab. Der
Karpaten-Hauptkamm und die wichtigste Wasserscheide sind bei dieser Menge von
Kämmen schwer auszumachen.
Von den vielen Tälern, die dieses Gebirge aufzuweisen hat, liegen die
wichtigsten und interessantesten an der Steilflanke zum Prahova hin. Von ihnen
möchten wir hier nur nennen Valea Albă zwischen Coștila und
Caraiman, Valea Jepilor zwischen Caraiman und Jepii Mici sowie Urlătoarea
zwischen Jepii Mici und Jepii Mari.
Das Areal des Bucegi-Gebirges beträgt 300 km² bei einer maximalen Länge von 30 km (N - S) und einer Breite von 12 - 15 km (O - W).
Geologisch gesehen besteht das Gebirge aus Sedimentgesteinen,
größtenteils aus waagerecht geschichteten Konglomeraten mit dazwischen
abgelagertem Sandstein, der Strunga-Kamm aus Jura-Kalk. Kalkklippen ragen
stellenweise auch als Inseln aus dem Konglomerat hervor. So bei Scara, Doamnele,
Obârșia, Babele und Sf. Ana.
Die Felswände der Prahova-Flanke bestehen aus Konglomerat. Charakteristisch
sind die Bänder, die überall dort entstehen, wo dünne Schichten
aus weichem Sandstein den harten Konglomerat unterbrechen. Die Bänder
weisen oft eine üppige Vegetation auf, die den kahlen Felsen belebt, vor
allem dichtes und saftiges Gras, Bergblumen, Latschen, Fichten und
Zirbelkiefern.
Die Pflanzenwelt gliedert sich nach Höhenstufen. Die untere montane Stufe
reicht bis 700 m und ist durch Rotbuche gekennzeichnet. Von 700 bis 1400 m
reicht die mittlere montane Stufe mit Mischwald (Buche, Tanne, Fichte).
Zwischen 1400 und 1600 m liegt die obere montane Stufe mit Fichtenwald. Bei
1600 m liegt hier auch die obere Waldgrenze. Darüber, in der subalpinen
Stufe, noch Fichten und Lärchen, seltener Zirbelkiefern, doch
überwiegend Latschen und Krummholz (Erlengebüsche).
Zwischen 1800 und 2500 m liegt die alpine Stufe, gegliedert in untere
(bis 2300 m) und obere alpine Stufe. Bei 2300 m befindet sich die obere
Grenze der Latschen und des Bürstling- und amethystfarbenem
Schwinglingsrasen. Letzterer herrscht auf den Grasbändern vor.
Die obere alpine Stufe ist durch Krummseggenheiden und alpine Tundra
gekennzeichnet. Die größte Verbreitung in der alpinen Tundra hat die
Zwergprimel, zu der sich weitere 16 Arten gesellen - Zwergweiden,
Alpenglockenblume, Silberwurz, Zwergnelke. Zu den zum Teil geschützten
Bergblumen gehören Frühlingskrokus, Eisenhut, Kohlröschen,
Trollblume, Nelkenwurz, Alpenrose, verschiedene Enzianarten, Edelweiß,
Alpenaster, Silberdistel, gelber Mohn, verschiedene Arten der Nelke und
Stiefmütterchen.
Professor A. Beldie, der beste Kenner der Pflanzenwelt des Bucegi-Gebirges,
nennt 1185 Pflanzenarten.
Aus der Fauna seien nur die auffälligsten und von den Wanderern
meistgesichteten Arten genannt:
Gemse, Braunbär, Reh, Karpatenhirsch, Kolkrabe, Mauerläufer, Auerhahn,
Eule.
Die äußeren Steilflanken im Osten, also zum Prahovatal hin, im Norden
und Westen sind Naturschutzgebiete.
Die erste Tour ist zum Einlaufen
Die Landschaft um Bușteni ist wunderschön und lädt zu einer
Tour ein, die zum Kennenlernen und auch zum Einlaufen wie geschaffen ist. Kommen
Sie in Bușteni mit dem Zug an, so erblicken Sie vor dem Bahnhof das
Denkmal eines Soldaten, der sich noch mit einer Hand voll Erde zum Kampf stellt.
Es ist den Verteidigern dieses Gebietes gewidmet und gemahnt genau wie das hoch
über dem Ort aufragende Kreuz vor dem Caraiman an die vielen Opfer, die
der Erste Weltkrieg gefordert hat.
Wollen Sie hier zelten, so gehen Sie rechts vom Denkmal über die
Straße und folgen dem Valea Albă-Bach aufwärts. Nach etwa 1/2
Stunde erreichen Sie eine große Wiese, auf der man sein Zelt aufstellen
kann. In den letzten Jahren wurde viel gebaut und auch am Bachverlauf Arbeiten
vorgenommen, sodaß man nicht viel aktuelles beschreiben kann.
Sollten Sie in der Nähe des letzten Hauses Ihren Zeltplatz wählen, so
bitten Sie die Leute bei Ihrer Abwesenheit einen Blick auf Ihr Zelt zu werfen.
Es dürfte in der neuen Zeit auch kein Problem sein, ein Zimmer für
einige Übernachtungen zu bekommen.
Ohne Gepäck, doch mit der nötigen Schutzbekleidung, laden wir Sie zu
unserer ersten Tour ein.
Gehen Sie zunächst einmal zurück zur Hauptstraße, an der der
Bahnhof liegt und folgen ihr nach rechts. Dabei kommen Sie am ehemaligen Hotel
Caraiman vorbei und begeben sich zur Seilbahnstation neben dem Hotel SILVA.
Der Weg ist gut ausgeschildert. Links neben der Seilbahnstation beginnt der
Aufstieg durch das sehr malerische Jepilor-Tal, der mit einem blauen Band
markiert ist.
Der Weg führt im ersten Teilabschnitt durch Fichtenbestand, der bald
zurück bleibt. Der folgende Abschnitt ist geprägt durch einen sehr
üppigen Blumenwuchs, sodaß man sich vorkommt, als steige man durch
einen großen Garten aufwärts. Man kann sich nicht satt genug sehen bei
solch einer Blumenpracht. Steil ragen die Felsen an beiden Seiten empor. Bei
entsprechender Ruhe ist es durchaus möglich, daß man Gämsen beobachten
kann. Das bedeutet, daß man früh aufbrechen möchte um seine
Beobachtungen in völliger Ruhe durchführen zu können. Je
höher Sie kommen, desto mehr stellen Sie fest, daß die
Blütenpracht aufhört. Im oberen Teil des Tales ist der Weg durch Seile
abgesichert. Nach etwa drei Stunden Aufstieg erreichen Sie die
Caraiman-Hütte, die in neuerer Zeit auch wieder bewirtschaftet ist und auch
einige Schlafplätze bietet. Neben herrlich frischem Wasser genießt der
Wanderer vom Plateau vor dieser Hütte einen weiten Blick gen Osten
über das Gârbova-Gebirge und tief hinab in das Prahovatal. Weit unten
leuchten die Häuser von Bușteni.
Kreuze am Weg und hier am Rande des Plateaus mahnen zur Vorsicht und zu einem
Verhalten, das der jeweiligen Situation in den Bergen entspricht. So manches
Kreuz ist Bergsteigern gewidmet, die den Leichtsinn anderer bei deren Rettung
mit ihrem Leben bezahlen mußten. Denken Sie beim Anblick dieser Kreuze
bitte auf Ihrer gesamten Karpatentour daran, daß Sie sich richtig kleiden
und jede leichtsinnige Handlung unterlassen!
Von der Caraiman-Hütte führt nach rechts ein Weg, auf dem Sie nach
einer halben Stunde das Kreuz vor dem Gipfel des Caraiman erreichen können.
Der Weg ist mitunter schon recht schmal geworden und es bedarf einer großen
Aufmerksamkeit. Bei erreichen des Plateaus folgt man einfach dem breiten Weg bis
zum Kreuz. Im Juni säumen viele herrliche Enziane diesen Weg.
Auf dem Plateau erhebt sich vor Ihnen ein Kreuz, das Sie schon von
Bușteni aus sehen konnten und das 33 Meter hoch ist. Es ist zur Mahnung
aus dem Stahl aller in Rumänien in diesem Krieg zerstörten
Brücken gefertigt worden und soll auch an die Heldentaten der Verteidiger
des Predealpasses erinnern.
Wenige Meter nördlich dieses Tales haben Sie die Möglichkeit in das
Bergsteigerparadies Valea Albă von oben hineinzublicken. Die gewaltige
Valea Albă-Wand ist gut zu sehen. Sie bietet für Bergsteiger viele
Schwierigkeitsgrade und ist eine absolute Herausforderung. Zur Bewältigung
sind 17 Seillängen von 40 Metern Länge angegeben.
Gegenüber erhebt sich die Station auf dem Coștila, die wie eine
Rakete aussieht. Über Jahre hinweg versuchte das Militär diese Station
weiträumig einzuzäunen und hinterließ mit ihren Kettenfahrzeugen
tiefe und kaum wieder zu behebende Spuren. Hier hat man einen eindrucksvollen
und auch erschreckenden Unterricht darüber, was unüberlegtes Handeln
in einem Hochgebirge für Folgen haben kann.
Bei unserer letzten Tour in dieses Gebiet konnten wir aber auch feststellen,
daß es Bergfreunde gegeben hat, die Fahrspuren aufgefüllt und mit
Geflecht gesichert haben. Erste Pflanzen hatten sich angesiedelt und die ersten
kleinen Stiefmütterchen blühten. Es gibt also auch etwas Hoffnung bei
der großen Zerstörung. Es ist also dringend anzuraten, daß sich
jeder über die Folgen seines Verhaltens im Hochgebirge Gedanken macht und
sich so verhält, daß es zu keinen Zerstörungen erst kommt.
Das Plateau auf diesem Bucegi-Hauptkamm ist im Winter ein ausgesprochenes
Schiparadies.
Gehen Sie vom Kreuz über das Plateau hinüber zur Babele-Hütte, so
erhebt sich links von Ihnen der Caraiman. Er zählt sich mit seinen 2325
Metern Höhe zu den Großen des Massivs. Der vorhin erwähnte
Coștila überragt ihn mit seinen 2495 Metern Höhe um einiges. Der
größte Gipfel, der Omul, ist durch den Vârful Colții
Obârsiei verdeckt. Da wir auf unserer Tour da vorbei kommen, wollen wir
hier nicht extra darauf eingehen.
Sie folgen dem Weg zur Cabana Babele, der mit einem „roten Kreuz“ gekennzeichnet
ist. Bald haben Sie sie erreicht und damit auch die Seilbahnstation. Hinter der
Hütte, die gut bewirtschaftet ist und auch einige Schlafplätze bietet,
erhebt sich eine interessante Felsengruppe, die Babele-Felsen, die mit einer
Gruppe alter Weiber verglichen wird, die zum Klatsch zusammenstehen. Von ihnen
wurde auch der Namen abgeleitet. Neben der Felsengruppe befindet sich eine
Quelle. Nur wenige Meter nördlich befindet sich ein Steingebilde, welches
einer Sphinx ähnlich sieht und dadurch als „Sphinx des Bucegi“ bezeichnet
wird.
Von diesen Felsen aus hat der Wanderer einen herrlichen Blick in Richtung
Westen, über die Berge des Leaota- und des Iezer-Păpușa-
Massivs, aber auch hinab in das Ialomițatal. Nur wenige Meter unterhalb
entspringt der Izvorul Dorului, der sich nach dem Süden wendet.
Sicher werden Sie auch die Babele-Hütte von innen ansehen und etwas essen,
ein Bier trinken und warten bis die Seilbahn wieder nach Bușteni
fährt. Leider ist die Bahn in das Ialomițatal seit geraumer Zeit
außer Betrieb (2001 fuhr sie wieder).
Ein Abstieg zur Peștera-Hütte nimmt etwa eine Stunde in Anspruch.
Mit der Seilbahn erreicht man Bușteni in 11 Minuten. Im Hotel SILVA
findet man Gelegenheit den Tag angenehm ausklingen zu lassen.
ACHTUNG: Die Seilbahn von Bușteni zur Babele-Hütte wird jeden Dienstag auf ihren technischen Zustand untersucht.
Bei unserer Tour möchten wir mit Ihnen von Bușteni aus aufbrechen und stellen Ihnen die einzelnen Wegabschnitte vor. Diese Tour wurde von uns mit Zelt und Gepäck mehrmals durchgeführt und ist in dieser Art gut zu schaffen. Der Abschnitt „Valea Rea bis zum Capra-See“ wurde von uns an einem Tag bewältigt und wird hier in zwei Etappen beschrieben.
Markierung: rotes Dreieck.
Markierung: über Gämsensteig blaues Dreieck, Friedrich-Deubel-Weg rotes Band, Omul - Babele-Hütte gelbes Band, Abstieg ins Ialomița-Tal blaues Band.
Markierung: bis Cabana Padina blaues Kreuz, bis Strunga Colții rotes Kreuz und rotes Band, ab Strunga Colții rotes Band.
Markierung: bis Fundata-Paß rotes Band. Beim Abstieg nach Podu Dâmboviței ist manchmal noch die alte Markierung rotes und blaues Band zu erkennen.
Markierung: bis Brusturet blaues Band, danach führen die Markierungen rotes Dreieck, gelbes und blaues Kreuz zur Grind-Hütte. Bei der Markierung rotes Dreieck gelangt man zu einem Schild „Cabana Grind“, hier trifft von rechts die Markierung rotes Band vom Fundata-Paß auf den Weg. Man folgt nun nach links diesem roten Band, das bis zum Refugiu Șpirla geht. Danach zeigt rotes Kreuz den Weg bis Plaiul Foii an.
Markierung: Bis Rudărița folgen Sie der Forststraße,
ab Forststation Rudărița roter Punkt.
Variante: ab Rudărița über den Lerescu-Rücken
rotes Kreuz,
ab Lerescu-Sattel rotes Band.
Markierung: rotes Band.
Markierung: rotes Band.
Markierung: rotes Band, beim Abstieg zur Hütte blaues Dreieck.
Markierung: beim Aufstieg von der Hütte zum Kamm blaues Band, auf dem Kamm rotes Band, vom Gämsen-Sattel zum Bâlea-See blaues Dreieck.
Markierung: beim Aufstieg vom Bâlea-See blaues Band, auf dem Kamm rotes Band, Abstieg zur Negoi-Hütte ab Negoi blaues Dreieck.
Markierung: beim Aufstieg von der Negoi-Hütte zum Kamm blaues Kreuz, auf dem Kamm rotes Band.
Markierung: rotes Band.
Markierung: rotes Band (führt direkt ins Olttal ab Chica Pietrelor), beim Abstieg nach Turnu Roșu rotes Kreuz.
Für diese Etappe benutzen Sie die Eisenbahn.
Bevor Sie zu dieser Tour aufbrechen beachten Sie bitte das Wetter. Ist es sehr
trübe und regnerisch, so wählen Sie für den ersten Teil dieser
Tour die Markierung „rotes Band“. Sie folgen dabei zunächst der
Asphaltstraße, die durch das Valea Cerbului/Hirschtal führt. Nach
etwa 4 km erreichen Sie die Berghütte „Gura Dihamului“. Nach kurzem steilen
Anstieg jenseits der Hütte zweigt rechts das „blaue Dreieck“ ab, das zur
Dihamhütte führt. Sie folgen von hier aus der Rotbandmarkierung und
erreichen nach etwa einer Stunde die Poiana Izvoarelor-Hütte. Sie befindet
sich auf einer sehr schönen Wiese. Hier genießen Sie den Anblick der
Moraru-Nadeln und stehen bald danach auf der Pichetul-Roșu-Wiese, an
einer wichtigen Wegkreuzung. Die Wiese ist nach dem alten Grenzposten benannt,
der sich früher hier befand. Hier verläuft die natürliche Grenze
zwischen Siebenbürgen und der Walachei und ist ein Teil des
Karpatenhauptkammes. Hier trifft das „rote Band“ mit dem „roten Dreieck“
zusammen.
Bei schönem Wetter benutzen Sie den reizvollen Weg mit der Markierung
„rotes Dreieck“. Dieser beginnt direkt am Bahnhof in Bușteni, führt
durch die Stadt zur Căminu Alpin-Schutzhütte, die sich in einer
Höhe von 925 m befindet und kommt in unmittelbarer Nähe des
vorgeschlagenen Zeltplatzes vorbei. Der Weg selbst ist eine Verbindung zwischen
zwei Schutzhütten und dient durch die Art seiner Anlage als Zugang zu allen
Wander- und Hochgebirgstrassen, die zwischen dem Albă- und
Mălăiești-Tal bestehen. Er führt Sie zum Teil recht
steil über den bewaldeten Hang des Munticelu bis in die Nähe der
Coștilasteilwand. Dabei wandern Sie in recht dichtem Buchenwald.
Ab der Coștilasteilwand beginnt eine lange Wegstrecke voller Steigungen
und Abstiege durch das Coștilatal, das Galbăneletal, über die
Coștilaalm, die Cerbutalalm, durch das Cerbu- und das Morarutal.
Sie erreichen die Pichetul-Roșu-Alm und treffen mit der Rotbandmarkierung
zusammen. Ist man diese Strecke auf „rotem Dreieck“ gegangen, so versteht man
auch, warum vor Antritt der Tour auf gutes Wetter und auch ein entsprechendes
Schuhwerk hingewiesen worden ist. Im Winter sollte man nicht erst den Versuch
unternehmen, diesen Weg zu gehen. Die Bezwingung ist dann nur von der Poiana
Izvoarelor aus möglich.
Sie befinden sich jetzt auf der Pichetul-Roșu-Alm und haben den
Bucșoiu vor sich. Auf dem Saumpfad an seiner Nordseite lernen Sie ihn
kennen. Bald queren Sie die Bucșoiu-Wiese, von der Sie die Aussicht auf
die Felsszenerie der Bucșoiuschlucht, einem Gegenstück zu den
Morarulnadeln, genießen können.
Eine Stunde später erreichen Sie die Wiese „La Prepeleac“.
Hier wendet sich das „rote Band“ nach links. Wenn Sie bei der morgigen Etappe
zum Omul aufsteigen werden, treffen Sie etwas oberhalb wieder auf diese
Rotbandmarkierung. Heute gehen Sie noch ein kleines Stück und treffen auf
die Reste der im Jahre 1997 abgebrannten Mălăiești-
Hütte. Leider wurde auch diese schöne Berghütte des
Siebenbürgischen Karpatenvereins ein Raub der Flammen.
Die Mălăiești-Hütte war die erste „richtige“
Berghütte im Bucegi-Gebirge und wurde vom SKV im Jahre 1882 errichtet.
Genaugenommen war das etwas weiter unten, doch da auch diese einem Brand zum
Opfer gefallen war , hatte man eine neue an dieser Stelle erbaut. Sie wurde gut
bewirtschaftet und bot den Wanderern und Bergsteigern einige gute Zimmer zur
Übernachtung an. Allerdings gab es schon immer ein Problem mit der
Wasserversorgung.
In der Umgebung dieser ehemaligen Hütte gibt es gute
Zeltmöglichkeiten. Wir schlagen vor, daß Sie noch etwas der Markierung
„blaues Band“ aufwärts folgen und Ihr Zelt bei der Abzweigung des „blauen
Dreiecks“, des Gämsensteigs, aufschlagen. Hier gibt es Wasser. Sollte es damit
problematisch sein, so folgen Sie mit Ihrer Trinkflasche dem „blauen Band“,
welches von der Poiana Brașov zum Omul führt, etwas aufwärts.
Rechts vom Weg befindet sich eine ergiebige Quelle.
Damit haben Sie Ihre erste Etappe auf einer langen Tour geschafft. Vielleicht
sind Sie darüber auch etwas stolz, denn sie war bestimmt nicht einfach,
doch die Schönheit der Natur entschädigte Sie bestimmt. Wir sagen
„Herzlichen Glückwunsch!“.
Heute nehmen wir uns vor, auf der Rotbandmarkierung den Omul zu erreichen. Dazu
ist es unbedingt notwendig, daß das Wetter mitspielt und es trocken ist.
Sollte es regnerisch sein, so verzichten Sie auf den „Friedrich - Deubel - Weg“
und wählen als Alternative den Weg mit der Blaubandmarkierung. Auf ihm
erreichen Sie problemlos den Gipfel des Omul.
Wichtig ist es, an die gefüllte Trinkflasche zu denken! Bei der Benutzung
des Weges mit der Blaubandmarkierung befindet sich eine bzw. die Wasserstelle
an der rechten Seite des Weges. Die nächste allerdings erst an der Babele-
Hütte. Wenn Sie auf den Kammweg kommen, wenden Sie sich nach links. Die
Wetterstation und die Hütte sind in geringer Entfernung zu sehen. In der
Omul-Hütte gibt es zu essen (Suppe), Tee und Bier.
Der Kammweg führt nach rechts zum Gipfel des Scara, der mit einer Höhe
von 2422 m zu den Großen des Bucegi gerechnet wird. Dieser Weg ist mit
„gelbem Dreieck“ und auch mit „rotem Kreuz“ gekennzeichnet. Beide Wege
führen nach Bran. Kurz vor dem Gipfel biegt das „rote Kreuz“ nach links ab
und führt durch das Gaura-Tal. Das „gelbe Dreieck“ kennzeichnet einen Weg,
der hinter dem Scara nach rechts abbiegt und auf schmalem Pfad in das
Urlătoarea Mică-Tal führt. Er ist recht beschwerlich, bietet
dafür aber viele landschaftlich reizvolle Anblicke. In der trockenen
Jahreszeit gibt es in diesem Tal kein Wasser, obwohl das Rauschen eines Baches
ständiger Begleiter ist.
Erst viel weiter unten gelangt man an den Bach und findet auch eine gute
Zeltmöglichkeit vor.
An der Poiana Zănoaga, treffen beide Wege wieder zusammen. Auf der
Forststraße erreicht man Bran.
Nach der Beschreibung des Weges nach Bran, widmen wir uns nun der Beschreibung
des Weges über den Omul auf der Rotbandmarkierung. Es gibt zwei
Möglichkeiten diese Markierung zu erreichen. Bei der ersten geht man
zurück (rotes Dreieck) bis zur Wiese „La Prepeleac“ und folgt von dort der
Rotbandmarkierung aufwärts. Bei der zweiten, und das ist unser Vorschlag,
folgt man dem „blauen Dreieck“ über den Gämsensteig bis zur
Rotbandmarkierung. Dazu steigen Sie zwischen den Felsen aufwärts. Das
„blaue Dreieck“ ist deutlich zu erkennen! Ziemlich steil und in vielen
Serpentinen geht es bergan. Wenn Sie das „rote Band“ erreichen, wenden Sie sich
nach rechts und folgen dem „Friedrich - Deubel - Weg“, der nicht einfach ist,
doch wegen seiner vielen reizvollen Ausblicke besonders hervorgehoben wird.
Schauen Sie ruhig zurück und genießen die Wildheit der Ostseite des
Bucegi-Gebirges. Gerade diese Wildheit ist es, die Wanderer und Bergsteiger so
begeistert und viele immer wieder zurückkehren läßt.
Zunächst geht der Weg durch einen duftenden Latschendschungel steil hinauf
zur Kante des Großen Bucșoiu und hat viel Ähnlichkeit mit einer
Himmelsleiter. Diese luftige Kante trennt das Mălăieștital
vom Glăjerieital und bietet, wenn man zurückblickt, eine weite Sicht
über das Burzenland.
Mit der Zeit legt sich der Hang etwas zurück und Sie betreten den Gipfel
des Bucșoiu, der mit seinen 2492 m nur wenig unter der 2500 m - Grenze
liegt. Nach einer kurzen Erholungspause müssen Sie wieder tief hinab in den
Morarusattel steigen. Nach einem erneuten Aufstieg stehen Sie dann endlich auf
dem Gipfel der höchsten Erhebung des Bucegi, dem 2505 m hohen Omul und
werden für die Mühen mit einem überwältigenden Ausblick
belohnt. Berge und tiefe, zerklüftete Täler, bizarre Grate und ferne
Felder, die weit im siebenbürgischen Vorland, dem Burzenland, liegen,
lassen das Herz höher schlagen. Der beschwerliche Aufstieg hat sich
gelohnt.
Die hölzerne Hütte, die mit Schindeln gedeckt ist, hat in ihrem mehr
als 70-jährigen Dasein sicher schon viele Stürme erlebt und lädt
zu einer Stärkung bzw. einer Erfrischung ein. Neben dieser Hütte
erhebt sich ein etwa acht Meter hoher Felsen, der mittels eines Drahtseiles
erklommen werden kann. Von dort oben, aus einer Höhe von 2513 m, ist der
Blick über das Land überwältigend!
Einige Meter neben der Hütte ragt der steinerne Turm der Wetterstation auf.
Hier kann man erfahren daß der herrliche Blick von hier oben nicht jedem
vergönnt ist, denn der Gipfel soll im Jahr nur etwa 100 Tage frei von
Wolken sein.
An dieser Stelle möchten wir ganz besonders darauf hinweisen, daß auch
oder gerade im Juli und August mit Schneestürmen gerechnet werden muß
und sich der Wanderer bei der Wahl seiner Bekleidung darauf einstellen sollte.
Oft erlebt man, daß Touristen aus den warmen Talorten mit leichter
Sportbekleidung aufsteigen und nicht an einen schützenden Anorak oder
Pullover denken.
Wir weisen hier ganz besonders auch auf diese Gefahr hin!
Hier, auf dem Omul, können Sie sich entscheiden, ob Sie der
Rotbandmarkierung folgen wollen, oder ob Sie die Gelbbandmarkierung zur
Babele-Hütte nehmen möchten.
Zunächst gehen beide Markierungen bis zum felsigen Găvanele
gemeinsam. Das „rote Band“ biegt hier westwärts ab. Hinter dem Gipfel des
Doamnele (2402 m) wendet sich der Weg in großem Bogen gen Süden.
Über Bătrâna - Colții Țapului - Strunga Mari
gelangen Sie in den tiefen Sattel Strunga Colții, der sich in einer
Höhe von 1904 m befindet. In diesen Sattel kommen wir auf unserer
nächsten Etappe ebenfalls vorbei. Zeltmöglichkeiten bestehen hier
recht gute, nur ist es mit Wasser ein Problem. Dieses erreichen Sie erst bei der
Abbiegung auf den Bucșa-Rücken, wo es auch gute Wiesen gibt.
Wir möchten Sie aber auf dem „gelben Band“ zur Babele-Hütte
führen. Der Weg ist gut ausgetreten und führt unterhalb des Cerdacul
Obârsiei entlang. Nach einer reichlichen halben Stunde gelangen Sie auf die
Fahrstraße, die zur Station auf dem Coștila geht. Über den
Baba-Mare-Rücken steigt man zur Babele-Hütte etwas auf und ist bei
gutem Wetter von den weiten Aussichten überrascht. Bei der Beschreibung der
einleitenden Wanderung von Bușteni zum Kreuz auf dem Caraiman wurde ja
schon auf die Schäden, die durch unüberlegtes Handeln (vor allem durch
das Militär) auf dem Hochplateau entstanden sind hingewiesen. An vielen
Stellen sind aber auch die Bemühungen zur Beseitigung der Folgen zu
erkennen und sollten durch entsprechendes Handeln auch geachtet werden. Der Weg
vom Omul zur Babele-Hütte ist leicht zu gehen und in 2, 5 - 3 Stunden zu
schaffen.
Für die gesamte heutige Etappe von der Mălăiești-
Hütte zur Babele-Hütte sollten Sie mit 7 - 8 Stunden reine Gehzeit
rechnen. Wieder stehen Sie vor den „Alten Weibern“, den Babele-Felsen,
eigenartigen Gebilden aus Konglomerat, verbacken durch jurassische Kalke, die
bei der Verwitterung diese Figuren hervorgebracht haben. Hier wurde einst ein
Teil der Dreharbeiten zu dem Film „Die Daker“ ausgeführt.
Eigentlich sollten Sie nun zur Seilbahnstation gehen und hinab in das
Ialomițatal fahren, doch seit einigen Jahren ist sie nicht mehr in
Betrieb. Mal sehen wie lange.
So wird nichts anderes übrig bleiben als ins Tal hinabzusteigen. Der Weg
beginnt hinter den Felsen und ist breit ausgetreten. Als Markierung dient hier
das „blaue Band“. In einer reichlichen Stunde erreichen Sie die Talstation und
gehen am Besten gleich nach rechts an die Ialomița.
Zeltmöglichkeiten gibt es genug und frisches Wasser zum Waschen und Kochen
auch.
Holz für ein Lagerfeuer wird es auch geben und so kann diese Tour am Feuer
in gemütlicher Runde ausklingen.
Heute ist Start zu unserer dritten Etappe. Nach dem Frühstück kann es
losgehen. Sie gehen zurück zur Straße und folgen ihr auf der
Markierung „blaues Kreuz“. Links der Straße befindet sich die ehemalige
Peștera-Hütte, die Anfang der 70er Jahre zu einem einfachen
Touristenhotel ausgebaut worden ist. Vielleicht hatten Sie gestern schon einen
Blick hineingeworfen. Die Straße ist gesäumt von hohen Fichten und
schon nach kurzer Wegstrecke haben Sie das frühere Peștera-Kloster
erreicht. Es befindet sich auf der rechten Seite und ist nicht zu verfehlen, da
man 1997 die Anlage restauriert und den Wanderweg durch das Kloster gelegt hat.
So wurde dieses Kloster mit in das Tourismusprogramm integriert. Der Weg geht
über die Ialomița und wer für die Höhle Interesse zeigt,
braucht nur wenige Schritte rechts bergauf gehen. Unser Wanderweg geht entlang
der Ialomița und ist sehr bequem angelegt worden. Nach kurzer Zeit
erreichen Sie einen Wegweiser, der nach rechts zur Padina-Hütte zeigt. Auf
den Wiesen hier im Tal befanden sich umfangreiche Ferieneinrichtungen und es ist
durchaus möglich, daß noch einiges davon steht.
Die Padina-Hütte ist bald erreicht und bietet Möglichkeiten zu einem
guten Essen und Trinken, sie ist also gut bewirtschaftet. Auch Brot gibt es hier
zu kaufen, letztmalig bis zum Fundata-Paß bzw. bis nach Podu
Dâmboviței. Rechts der Hütte beginnt eine Fahrstraße, die
mit den Markierungen „rotes Band“ und „rotes Kreuz“ versehen ist. Die alte
Markierung „roter Punkt“ wurde beseitigt.
Lag die Peștera-Hütte in einer Höhe von 1606 m, so sind bei der
Padina-Hütte 1525 m angegeben. Verlassen Sie die Hütte, so
können Sie auch gleich nach rechts mit dem Aufstieg beginnen und erreichen
so die erwähnte Fahrstraße. Bald haben Sie einen guten Ausblick auf
den östlichen Bucegi-Kamm mit den Gipfeln Furnica (2103 m), Vârful cu Dor
(2080 m) und Vânturiș (2103 m). Auch rechts bleiben bald die Fichten
zurück und geben den Blick frei auf den westlichen Bucegi-Hauptkamm und
die Felsen der Colții-Berge. Links von Ihnen fließt in der Senke der
Coteanu-Bach, hinter dem sich der Coteanu-Rücken erhebt. Bis hinauf zur
Strunga erstrecken sich liebliche Wiesen.
Kühe, Schafe und Pferde weiden hier und es ist ratsam, auf die
Hütehunde zu achten. Der Weg, auf welchem Sie laufen, führte
früher bis hinauf zur Strunga, später als Fahrstraße bis zu einem
Gehöft, das in der Mitte der 80er Jahre aufgegeben wurde. Es steht nur noch
der leere Holzbau. Die Straße ist von Schmelz- und Regenwasser tief
ausgespült. Auch das könnte ein Grund für die Aufgabe gewesen
sein. Diese tiefen Rinnen behindern das zügige Vorankommen. Die
Ausschilderung ist gut. Die Markierungen wurden neu angebracht. Links unten sind
die Stangen der Wintermarkierung zu erkennen. Der Weg führt an der
Südseite der Colții-Berge entlang, die aus Kalkstein bestehen und so
mancher schönen Pflanze gute Bedingungen zum Gedeihen bieten.
Kurz bevor Sie die Strunga Colții, den Strunga Paß, erreichen,
kommt von rechts der Weg mit dem „roten Band“ herunter. Dazu heißt es in
einem Wanderführer: „Vom Omul aus geht es am Bucura-Dumbrava-Gipfel vorbei
zum felsigen Găvanele, wo nach links die gelbe Markierung Richtung
Babele - Vârful cu Dor abgeht. Wer auf „rotem Band“ geht, wende sich
westwärts, dem Doamnele-Gipfel zu, später in weitem Bogen
südwärts über Bătrâna - Colții Țapului
- Strunga Mari zum tiefen Sattel Strunga. „Damit wäre man an der Stelle
angekommen, an welcher Sie sich gerade befinden.
Der Strunga-Paß ist ein tiefer Einschnitt in die Felsen der Colții-
Berge und ein wichtiger Punkt auf dem Höhenweg von Sinaia zur
Törzburg, dem Schloß Bran. Hier haben Sie die Möglichkeit, Ihren
Blick über die Braner Senke bis hinüber zum Königstein/Piatra
Craiului schweifen zu lassen, dessen Felswand wie ein aufrecht liegendes Messer
aufsteigt. Bei gutem Wetter ein wundervoller Anblick, den man wohl nicht
vergessen wird. Über den Paß führt die Markierung „rotes Kreuz“
nordwärts (früher roter Punkt), entlang der Steilflanke und über
die Schuttfelder des Muntele Grohotișu. Rechter Hand erhebt sich die
eindrucksvolle Felsflanke des Strunga-Kammes. Beim Abstieg erreicht man durch
den Wald die Orte Moieciu de Sus und Șimon.
Sie wenden sich hier im Strunga-Paß nach Süden und steigen an der
linken Seite zwischen den Felsen hinauf. Die Markierungen mit dem „roten Band“
sind neu angebracht worden und nicht zu verfehlen. Sollten Sie im späten
Juni diese Tour machen wollen, so werden Sie hier einen üppigen
Blütenteppich bewundern können. Hier blühen Enziane,
Gebirgsnelken und Leimkraut und an den Rändern der schmelzenden
Schneefelder stehen rosa blühende Krokusse dicht beieinander. Zu dieser
Zeit ist das alte Gras noch sehr lang und ist beim Wandern noch sehr hinderlich.
Im Sommer haben wir das nicht so bemerkt.
Bald erreichen Sie eine Scharte im Fels und können nach rechts über
den Bucșa-Rücken schauen über welchen Ihr weiterer Weg
verläuft. Sie passieren noch einen Felsen und stehen in einem Sattel, der
als Strunga Mică oder auch als Strunguliță bezeichnet wird.
Seine Höhe wird mit 1890 m angegeben und er liegt damit 14 m unterhalb dem
Strunga Colții-Sattel mit 1904 m. Hier im Sattel sind einige Stellungen
der Armee zu sehen. Vor Ihnen erhebt sich der Vf. Tătarul (1998 m), der
nach Westen wie abgehackt wirkt. Die Rotbandmarkierung wendet sich hier nach
Westen und verläßt das Bucegi-Gebirge. Sie betreten nun das Leaota-
Massiv und laufen auf einem breit ausgetretenen Weg in weitem Bogen hinüber
zum Bucșa-Rücken. Gleich nach dem Verlassen des Sattels quert der
Weg einen Bach, der Strunguliță heißt, und sich in das Tal
ergießt, wo er sich mit anderen Bächen vereinigt und weiter
südlich als Brăteiul der Ialomița zufließt. Hier
können Sie Ihre Wasserflaschen auffüllen.
Auf den rechts vom Weg befindlichen Wiesen blühen im Juni herrliche Enziane
in großer Zahl. Im Bucșa-Sattel erreichen Sie den Höhenzug. Der
Weg verläuft unterhalb der Kammlinie und so müssen Sie über die
kleine Kuppe des Bucșa, die diesem Höhenzug den Namen gibt, nicht
hinauf. Links vom Weg sprudelt etwas unterhalb munter der Duda Mare, aber auch
am gegenüber liegenden Hang sind mehrere Bäche zu erkennen. Am Ende
des Tales wendet sich der Weg in leichtem Bogen nach links, steigt etwas an und
bringt Sie in den Duda Mare-Sattel. Der Vf. Duda Mare erhebt sich rechts von
Ihnen und ist 1904 m hoch. Der Bergrücken, der sich links hinzieht endet
mit dem Vf. Duda Mică (1726 m), wobei dazwischen noch ein Gipfel mit
einer Höhe von 1954 m liegt. Dieses Gebiet weist im Juni und Juli etwas
ganz besonderes auf, denn hier öffnen zu dieser Zeit die Alpenrosen ihre
herrlichen Blüten und lassen die Hänge der Berge in einem leuchtenden
Rot erstrahlen. Der Anblick ist ein großes Erlebnis. Vom Sattel aus schauen
Sie in das Tal der Valea Neagră, aus dem dichte Fichtenbestände bis
kurz unterhalb des Kammes reichen. An der Waldgrenze befinden sich einige
Hirtenstationen. Auf dem nun folgenden Wegstück sind mehrere Quellen
eingezeichnet, die alle links vom Weg liegen. Etwas unterhalb des Dudele Mare,
nur wenige Schritte vom Weg entfernt, befindet sich eine kleine gerade und auch
geschützte Stelle, die sich gut zum Zelten eignet. Drei Quellen sprudeln in
nächster Nähe. An dieser Stelle möchten wir die heutige Tagestour
beenden.
Von der Padina-Hütte aus haben Sie etwa fünf Stunden gebraucht.
Steigen Sie nach dem Zeltaufbau hinauf zum Vf. Dudele Mare, so bietet sich ein
einmaliger Rundblick. Zeltmöglichkeiten befinden sich mehrere am Weg.
Den letzten Teil der Tagestour haben Sie schon im Leaota-Massiv
zurückgelegt. Die Berge vor Ihnen gehören zu diesem Massiv und der
Gipfel des Leaota ist als Spitze in Richtung Südwesten zu erkennen. An
dieser Stelle möchten wir das Massiv etwas vorstellen.
Dieses Gebirgsmassiv gehört mit zur Bucegi-Gruppe der Südkarpaten, die
geologisch allerdings zu den Ostkarpaten gehört. Obwohl das Leaota das
Bucegi-Massiv an Ausdehnung übertrifft, weist es bescheidenere Höhen
(Leaota-Spitze 2133 m) und ein weniger ausgeprägtes Relief auf. Seine
Ausläufer erstrecken sich in die Kreise Brașov, Argeș und
Dâmbovița.
Das Leaota-Gebirge hat eine kristalline Beschaffenheit und nur in der Nähe
des Dâmbovița-Tales tritt Kalk in Erscheinung. Umgrenzt wird es im
Westen vom Dâmbovița-Tal, im Norden von der Bran-Senke und im Osten
vom Brătei-Tal, im Süden geht es allmählich in das Vorgebirge
der Karpaten über.
Der Hauptgipfel Leaota hat die Form einer dreieckigen Pyramide. Von ihm gehen
drei Hauptkämme aus. Der südwestliche davon ist die Marginea
Domnească, von dem aus gegen Nordwesten die Gebirgskämme
Tâncava, Obădarul, Țăbra, Gruiul und gegen
Südosten die Kämme Leaota, Rătunei, Vaca, Frumușelu und
Romanescu abzweigen. Der südöstliche Hauptkamm ist der Răteiul
mit den Verzweigungen Cufuritul, Raciu und Șutila. Der
nördliche Hauptkamm behält einen nördlich ausgerichteten Verlauf
bis zur Jigarea-Spitze, um dann ostwärts zu verlaufen und dem Strunga-Kamm
des Bucegi zu begegnen. Vom nördlichen Hauptkamm zweigen erst die beiden
kurzen Äste Vâja und Mitarca gegen Westen bzw. gegen Osten ab. Es
folgt ein starker Ast gegen Westen und später Südwesten:
Cumpărata Mare, Râiosul, Geabelea, Cioara, Făgețele,
Roșu, Priseaca; die nächsten Erhebungen im nördlichen Hauptkamm
sind Jugureanu, Săcarile, Pietrele Albă, Jigarea, Dudele,
Bucșa.
Im Westen schließen sich die Kalkbastionen Piatra Dragoslavelor und Sfintu
Ilie-Ghimbav an, welche den Übergang zum Königstein ankünden.
Wichtigste Täler und Bäche sind: gegen Osten die Nebenflüsse der
Ialomița: Brăteiu, Răteiu und Raciu; gegen Süden die
sich ebenfalls zur Ialomița entwässernden Tita, Vaca und Marginea
Domnească; gegen Westen die Nebenflüsse der Dâmbovița:
Pârâul Cheii, Ghimbav und Bădeanca; gegen Norden die zum
Altbecken sich entwässernden Täler Bângăleasa und Moeciul.
Die einzige Schutzhütte dieses Massivs ist die Cabana Leaota. Sie steht auf
dem Ausläufer des südlichen Hauptkammes, der Romanescu genannt wird,
in einer Höhe von 1370 m.
Wer bei Wanderungen in das Leaota übernachten muß, kann nur in Forst-
und Heger-Häusern, die es in den Haupttälern gibt, nachfragen. Auf den
alpinen Matten gibt es nur die Möglichkeit bei den Hirten um ein Nachtlager
zu bitten. Hier ist es also das Beste ein eigenes Zelt mitzuführen.
Um die Westflanke dieses Massivs zu erwandern muß man in die Orte an der
Strecke Târgoviște - Câmpulung - Brașov fahren um sie
als Ausgangspunkte nehmen zu können. Ansonsten sind die Ortschaften Fieni
und Pietroșița an der Straße Târgoviște - Sinaia
als Ausgangsorte vom Südosten, aus dem Ialomițatal, zu wählen.
Im Ialomița-Tal befinden sich die Hütten Cheile Zănoagei,
Bolboci, Padina und Peștera. Zu diesen gelangt man von der
Babele-Hütte aus und es wäre wesentlich einfacher, wenn die Seilbahn
wieder in Betrieb genommen würde. Sonst bleibt nur der Abstieg von der
Babele-Hütte (blaues Kreuz) in das Ialomița-Tal, welcher etwa eine
Stunde dauert.
Es ist also gar nicht so einfach in das Leaota-Massiv zu gelangen. Ein eigenes
Zelt ist Voraussetzung.
Wer nach der Überschreitung des Leaota-Massivs die Tour beenden muß,
kann von Podu Dâmboviței aus mit dem Linienbus über den
Fundata-Paß nach Brașov fahren. Er fährt dabei durch eine der
schönsten Gegenden Rumäniens. Wird der Weg auf „rotem Band“ gleich
nach Fundata gewählt, so kann in den Linienbus zugestiegen werden. In
diesem Paß steht ein Denkmal, welches dem ersten rumänischen Offizier
gewidmet worden ist, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Von Podu
Dâmboviței aus gelangt man mit dem Bus auch gut nach Câmpulung
und weiter nach Bukarest. Über Câmpulung kann man auch das Iezer-
Păpușa-Massiv erreichen, wo die Voina-Hütte ein guter
Ausgangspunkt zu Wanderungen in das Massiv ist. Über den Vf. Roșu
erreicht man auf der Markierung „rotes Dreieck“ das Fogarascher Gebirge.
Westlich des Vf. Brătila (2274 m) stößt der Weg auf den Hauptkamm,
also kurz vor dem Zârnei-Sattel.
Unsere dritte Etappe beendeten wir unterhalb des Vf. Duda Mare, doch bleibt es
jedem selbst überlassen, wo er sein Zelt aufstellt. Wenn nur wenig Wind
weht, gibt es nur wenige Meter weiter, im Lacului-Sattel, gute Flächen zum
Zeltaufbau. Zur nächsten Quelle muß dann halt etwas gelaufen werden.
Denken Sie an Ihre Wasserflasche, auch wenn es auf dem heutigen Abschnitt immer
wieder Wasserstellen geben wird. Der Weg ist stark ausgetreten und ist kaum zu
verfehlen. Vom Lacului-Sattel aus geht er auf der Südseite unterhalb des
Kammes entlang und taucht bald in einen Wald ein. In einem großen Bogen ist
der Weg um einen Ausläufer des Piatra Albă-Höhenrückens
herumgeleitet worden und erreicht den Kamm wieder im nächsten Sattel.
Natürlich können Sie auch direkt auf dem Kamm entlang gehen. so wie
der alte Weg über das Gebirge geführt hatte, und den herrlichen Blick
auf den Königstein und die Ortschaften auf der nördlichen Seite
genießen. Besonders schön ist es zur Zeit der Alpenrosenblüte.
Auch bei der Überschreitung der Gipfel, die auf der Kammlinie liegen,
erreichen Sie bald den vor dem Gipfel Sântilia Mare befindlichen Sattel.
Auch hier sind gute Zeltmöglichkeiten. Hier liegt neuerdings quer zum
Sattel ein großer Stein mit der „Rotbandmarkierung“ und der Aufschrift
„FUNDATA“. Wer unbedingt auf der „Rotbandmarkierung“ entlanggehen und gleich
hinüber zum Königstein will, muß hier nach links, also nach
Norden, abbiegen.
Dem „roten Band“ sollte man auch weiter folgen, wenn man nicht unbedingt den
schönen Ort Podu Dâmboviței kennenlernen möchte oder das
Wetter es nicht zuläßt in zum Teil schlecht oder kaum noch markiertes
Gelände zu gehen.
Wir möchten hier den alten Weg weiter beschreiben und Sie in einen
schönen Ort führen, der in einer märchenhaft schönen
Landschaft eingebettet ist. Dazu sind allerdings auch einige Strapazen zu
erdulden.
Zunächst geht es auf breit ausgetretenem Weg weiter durch den Wald. Man
passiert eine Quelle und erreicht die Curmătura Fiarelor. Hier trifft man
auf die Markierung „blaues Band“, das den Wanderweg nach links zum Leaota-Gipfel
weist. Sie wenden sich hier nach rechts und umgehen den Gipfel Sântilia
Mare etwa 100 m unterhalb des Gipfels. Die Markierungen sind hier nicht mehr
erneuert worden und kaum noch zu erkennen. Ab und zu taucht einmal das
„blaue Band“ oder auch das „rote Band“ an einem Baumstamm auf. In Richtung
Westen können Sie zwei weiße Felsen ausmachen, die Ihnen nun die
Richtung weisen. Durch den Wald gelangen Sie abwärts und erreichen nach
einiger Zeit einen Flußlauf, dem Sie folgen. Ab und zu taucht mal die
Markierung auf. Sie erreichen eine Wiese, auf der noch einige Maschinenreste vor
sich hin rosten. Von hier aus wurden früher die gefällten Stämme
hinunter geflößt. Die alte Flößerhütte ist nun
völlig verschwunden. Hier ist aber eine schöne Stelle, auf der man
sich von den Strapazen des Abstiegs erholen kann. Bis hierher werden Sie etwa
drei Stunden unterwegs gewesen sein. Vor ein paar Jahren führte von hier
aus ein romantischer Weg entlang des Baches hinab nach Podu
Dâmboviței. Die Schmelzwasser der vergangenen schneereichen und
langen Winter sowie das Regenwasser hatten die Uferbefestigungen des
Flößergrabens vernichtet, und auch den Wanderweg hinweggerissen. An so
mancher Stelle sind Reste der Uferbefestigung und des Weges zu erkennen. Das Tal
und der Bach tragen den Namen Valea Crovului. Auf beiden Seiten des Tales ragen
steile Kalksteinfelsen empor.
Der Höhenzug auf der rechten Seite wird als Muchia Zacotelor bezeichnet und
bietet teilweise bizarre Felsanblicke. Es ist trotz den Zerstörungen ein
wunderschönes Tal. Nach etwa einer Stunde Abstieg erreichen Sie die
Straße, die von rechts, von Fundățica, kommt und an dem Bach
Rudărița entlang führt. Hier vereinigen sich beide
Gewässer zum Cheia-Bach. Von Fundățica kommt aber auch ein
Wanderweg mit der Markierung „blauer Punkt“. Vor Ihnen erheben sich
gewältig aussehende Felsen, die als Colții Surpat bezeichnet werden.
Der nun folgende Weg ist schon eine richtige Straße und durch die schweren
Forstfahrzeuge gekennzeichnet. Sie brauchen jetzt nur noch der Straße
folgen und können sich einen Blick über die Wiesen und in die
Gärten werfen. Viele der ehemaligen Heuhäuschen sind in den
vergangenen Jahren zu Sommer- oder Ferienhäuschen umgebaut worden, aber
auch so manches alte Wohnhaus wurde durch einen ansehnlichen Neubau ersetzt.
Überhaupt konnte man in der letzten Zeit eine rege Bautätigkeit
beobachten. Natürlich wird der reichlich vorhandene und wohl auch billige
Baustoff Holz in erster Linie verwendet und Sie werden bildhübsche
Häuser bewundern können und sehr freundliche und hilfsbereite
Menschen treffen oder kennenlernen. Durch den starken Holzeinschlag zu beiden
Seiten des Tales haben sich auch Plätze gebildet, die schon vor Erreichen
des Ortes gute Zeltmöglichkeiten bieten.
Von der Stelle, wo Sie auf die Straße getreten sind, werden Sie etwa eine
halbe Stunde unterwegs sein und dann eine Klamm erreichen, die als
Cheiaiță (Kleine Klamm), bezeichnet wird. Nach ihr wird auch der
Bach bezeichnet - Cheile Mijlocii/Cheia-Bach. Haben Sie diese Klamm
durchschritten, so haben Sie die Ortschaft Podu Dâmboviței erreicht.
Der Name bedeutet „Brücke über die Dâmbovița“.
Gemeint ist dabei die steinerne Brücke, die in großem Bogen die
Dâmbovița überspannt und die Verbindung vom Fundata-Paß
nach Süden ermöglicht. Hoch über dem Fluß erhebt sich die
aus Kalkstein errichtete Kirche.
Schon bei den ersten Anwesen werden Sie sehr schöne Häuser entdecken,
die von großen Wiesen umgeben sind. Fragen Sie ruhig einmal nach, ob Sie
Ihr Zelt aufstellen dürfen oder eine Unterkunft bekommen können. Die
Landschaft ist wunderschön und lädt zum Verweilen ein. Kurz oberhalb
der Kirche erreichen Sie die Fernstraße DN 73 und wenden sich nach links,
gehen an der Kirche vorbei und erreichen nach wenigen Schritten die
Bushaltestelle. In der Umgebung befinden sich einige kleine Restaurants, in
denen es aber nur Getränke gab. Waren des täglichen Bedarfs gibt es
nur in Kiosken. Geschäfte gibt es in der nächsten größeren
Ortschaft, in Rucăr. 1997 war ein Hotel im Bau.
Hier in Podu Dâmboviței ist die heutige Tagestour beendet. Bis zu
den ersten Häusern hinter der Klamm werden Sie etwa 6 Stunden unterwegs
gewesen sein. Da der Ort und seine Umgebung sehr schön sind sollte man sich
überlegen, ob man hier noch etwas verweilen möchte.
Mit dem Linienbus erreicht man den Ort Bran und hat dort die Möglichkeit
zur Besichtigung der Burg Bran/Törzburg. Sie war in alten Zeiten die
Grenzburg von Siebenbürgen und Muntenien. Hinter der Burg wurde auch der
Zoll erhoben. Im alten Zollhaus kann man sich in einer Ausstellung über die
Geschichte dieser Grenze informieren lassen.
Die Burg selbst ist eine recht liebenswerte Anlage. Sie wurde am Ende des 19.
Jh. durch den Siebenbürgischen Karpatenverein restauriert und verwaltet.
Auch in den späteren Jahrzehnten wurde sie immer wieder vor
größeren Schäden bewahrt. Seit 1961 gehört zu diesem Areal
auch noch ein Dorfmuseum mit 30 Gebäuden des Braner Gebietes. Das
Prachtstück ist ein Vierseithof aus der Umgebung der Burg. Ende der 70er
Jahre war der Zutritt zu diesem Museum nur für Devisen möglich. Zu
dieser Zeit versuchte die damalige Staatsführung alles um an konvertierbare
Gelder heran zu kommen. Heute hat sich alles verändert. Die Burg wurde
völlig restauriert und ist der große Touristenmagnet. In der Umgebung
wurden viele kleine Restaurants und Kioske errichtet bzw. ausgebaut. Im Hotel
des Ortes wird eine gute Küche geboten. Hier kann man auch die Fahrzeiten
der Busse erfahren. Bei aller Touristenfreudigkeit sind in der Burg leider keine
deutschen Erklärungen zu entdecken gewesen.
Wer sich in Podu Dâmboviței zu einem Ruhetag entschließen
konnte wird die große steinerne Brücke über die
Dâmbovița bewundert haben. Sie wurde schon 1711 gebaut. Es ist aber
nicht nur diese Brücke, die Bewunderung verdient hat, sondern auch die etwa
1 km in Richtung Dâmbovicioară gelegene Klamm Cheile
Dâmbovicioară. Die Straße und die Verbreiterung der Klamm wurde
1905 gebaut bzw. durchgeführt. Mit der Durchführung wurden
italienische Ingenieure beauftragt. Diese große Leistung wurde durch eine
Tafel im Fels besonders gewürdigt. Allerdings konnten wir sie 1997 nicht
mehr entdecken. Am Ufer des kleinen Baches Valea Seacă a Pietrelor gibt
es sehr gute Zeltmöglichkeiten!
Früher fuhr ein Linienbus bis hinauf nach Brusturet und hielt in
Dâmbovicioară. Heute ist man meist auf Fahrzeuge angewiesen, die
bereit sind, den Wanderer mitzunehmen. Zu Fuß benötigt man für
diese sehr schöne Strecke etwa 2 bis 2.5 Stunden. In Podu
Dâmboviței wird besonders viel gebaut und so kann man kurz vor der
Klamm einige sehr schöne neue Häuser aus Holz bewundern.
Sollte ein Wanderer keine Lust haben durch die Klamm zu laufen, so gibt es die
Möglichkeit kurz vor der Klamm, nach Überquerung der kleinen
Brücke, und noch vor den Felsen den Weg nach links einzuschlagen. Dieser
Weg ist ohne Markierung und führt auf der Kammlinie über den Plaiul
Mare hinauf zum Funduri-Paß und zum Kamm des Königstein.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß man den Bus in Richtung
Bran benutzt und im Fundata-Paß aussteigt und hier den Wanderweg mit der
Markierung „rotes Band“ sucht. Auf ihm gelangt man ebenfalls zum
Königstein.
Wir nehmen heute den Weg durch die Dâmbovicioară-Klamm entlang der
Dâmbovicioară. Zunächst muß man auf einer Betonstraße
entlang gehen, was recht beschwerlich ist. Die Landschaft ist einmalig
schön. Der Weg bietet viel Schatten und es ist kühl. Am Weg befinden
sich einige Anwesen und eine Forststation. Nach einer knappen Stunde erreichen
sie den Ort Dâmbovicioară. Hier befinden sich einige kleine Bars, in
denen man auch einen Imbiß bekommen kann. In einem Laden kann man auch Brot
kaufen. Nach einer weiteren halben Stunde Fußmarsch erreicht man ein
Restaurant rechts an der Straße, wo man eine rege Geschäftigkeit
wahrnehmen kann. Frauen bieten Käse und Handarbeiten an und einige Jungen
bieten ihre Führung durch die einige Meter oberhalb der Straße
gelegene Höhle an. Sie wurden dafür ausgebildet und verdienen für
ihre Familien einige Lei.
Bald treten die Felsen wieder etwas enger zusammen und man passiert wieder eine
Klamm. Bis zu dem Restaurantkomplex Brusturet ist es nicht mehr weit. Wenige
Meter davor weist ein Schild nach rechts zu einer Pension hin.
Brusturet besteht eigentlich nur aus einem Restaurant mit einigen
Campinghäuschen. In der Saison ist das Restaurant geöffnet und bietet
ein gutes Essen an. Am Weg steht eine große Wegetafel. Schilder weisen in
die verschiedensten Richtungen. Trotzdem muß man etwas suchen.
Brusturet ist Ausgangspunkt für Touren in das Königsteingebiet.
Wir wollen von hier aus über den Königstein nach Plaiul Foii gehen und
schlagen dabei auch verschiedene Varianten vor.
Die erste und etwas leichtere ist der Weg über den Funduri-Paß. Die
andere Variante geht über die Schutzhütte Grind und den Grind-Sattel.
Dieser Weg ist mit einem sehr steilen Aufstieg verbunden und man sollte sich
sehr genau überlegen ob man die Kraft für diesen Aufstieg hat.
Die Schutzhütte Grind ist von Brusturet aus auf „blauem Band“ über die
Funduri-Sennstation zu erreichen. Aber auch das „blaue Kreuz“ und das „gelbe
Kreuz“ weisen den Weg zu ihr. Dabei folgt man zunächst der
Schotterstraße, die an Brusturet vorbeiführt. Nach längerer
Wanderung weist ein Hinweisschild nach links hinauf zur „Refugiu Grind“, der
Schutzhütte Grind. Von rechts kommen einige neue Markierungen heran. So
stößt hier das „rote Band“, welches wir im Piatra-Albă-Sattel
des Leaota-Massivs verlassen hatten, von Fundata aus wieder zu uns. Hier trifft
aber auch das „rote Kreuz“, von Bran und Zărnești kommend, auf den
Weg hinauf zur Grind-Hütte.
Überprüfen Sie noch einmal Ihre Wasserflaschen und die Beschaffenheit
der Gruppe. Denken Sie daran, daß jede Gruppe nur so stark ist, wie der
Schwächste in ihr.
Für Sie ist nun die Markierung „rotes Band“ wichtig. Oberhalb des
Waldrandes erreichen Sie die Schutzhütte. Eine Reihe von Markierungsstangen
zeigt Ihnen den sehr steilen Weg über Grashänge hinauf zur
Hirtenspitze/La Om (2238m). Nach mehreren Stunden erreichen Sie den
Königstein-Hauptkamm zwischen der Hirtenspitze und dem Foii-Sattel, durch
den Sie nach Plaiul Foii absteigen müssen.
Haben Sie den Kamm erreicht, so werden Sie nach der großen Anstrengung des
Aufstieges eine Erholungspause nötig haben und dabei den herrlichen
Ausblick genießen wollen. Der Blick über das Land ist so einmalig und
grandios, daß man sich sagen kann „Diese Anstrengung hat sich gelohnt“.
Nach Osten schauend liegen alle 16 Gipfel des Königstein/Piatra Craiului,
die über 2000m hoch sind, wie auf einer Kette aufgefädelt vor Ihnen.
Schauen Sie aber erst einmal zurück. Tief unter Ihnen liegt die
Grind-Hütte und über den Wäldern, Wiesen und Feldern das Leaota.
Links davon, also im Osten, erkennen Sie die Braner- oder Törzburger-Senke,
aus welcher sich der Postăvaru/Schuler erhebt. Rechts daneben zeigt sich,
allerdings etwas anders als Sie es bisher gesehen haben, das gewaltige Massiv
des Bucegi-Gebirges. Zwischen beiden befindet sich der Piatra Mare, der
Hohenstein. Lassen Sie den Blick nach Süden gleiten. Hinter den
Ausläufern des Bucegi erkennen Sie auch noch die Erhebungen des
Gârbova-Gebirges. Wenden Sie sich nun ganz nach Süden, so erfaßt
der Blick das Tal der Dâmbovița und westlich davon das Iezer-
Păpușa-Massiv, von dem aus man über einen Höhenzug das
Fogarascher Gebirge erreichen kann. Um auch dieses Gebirge erfassen zu
können, macht sich ein Standortwechsel notwendig, denn nun versperren die
Erhebungen des Westgrates den Blick. Haben Sie einen günstigen
Aussichtspunkt gefunden, so schauen Sie auf der Nordwest-Seite zunächst in
das Burzenland, folgen dem Lauf des Burzenbaches, der Bârsa Mare, und
erkennen tief unten die Cabana Plaiul Foii, die heute mit ihrem weißen
Außenanstrich und der Coca-Cola-Reklame wesentlich mehr auffällt als
früher. Hinter der Hütte erheben sich die bewaldeten Hänge des
Tagagebirges. Etwas weiter nach Westen beginnt das Fogarascher Gebirge und Sie
können die Höhenzüge erkennen, auf denen Sie in den nächsten
Tagen zum Comisu-Sattel aufsteigen werden.
Es gibt verschiedene Wege, auf denen man den Kammweg über das Fogarascher
Gebirge erreichen kann. Wir haben den Weg über Rudărița
gewählt, doch warum sollte man es nicht auch einmal über den
Rücken des Runcu (Plaiul Runcului) auf „gelbem Band“ oder auf „blauem Band,
blauem Dreieck oder rotem Dreieck“ versuchen?
Der Rundblick vom Königstein wäre allerdings nicht vollständig,
wenn wir nicht auf die Erhebungen ganz im Osten aufmerksam machen würden,
denn dort sind in der Ferne die Berge der Ostkarpaten zu erkennen.
Nachdem Sie sich von der Schönheit des Landes haben beeindrucken lassen,
möchten wir an den Abstieg denken. Dazu folgen Sie dem Kammweg nach links
bis zum Foii-Sattel. Ein Wegweiser weist hinab nach Plaiul Foii. Dieser Weg wird
auch als „Friedrich-Deubel-Weg“ bezeichnet und führt zwischen
Felswänden, Kaminen und auch über Geröllfelder hinab. Diese
landschaftliche Fülle wird durch blumenübersäte Grasbänder
noch beeindruckender. An beschwerlichen Stellen wurden Ketten und Seile
angebracht um Sicherheit zu geben. Die gesicherte Passage, die beim Auf- und
Abstieg mit Gepäck viel Kraft kostet, wird „La Lanțuri“ genannt.
Das am Ausstieg befindliche Felsenrohr heißt „La Zaplaz“. In dem nun hinter
Ihnen liegenden Gebiet ist es sehr wahrscheinlich, daß man auf ganze Rudel
von Gämsen treffen kann.
Sie haben nun die Felsenwelt verlassen und gehen nun durch zum Teil durch
Stürme gezeichnete Fichten auf gut sichtbarem Weg nach unten und erreichen
nach kurzer Zeit die Schutzhütte Spirla.
In der Umgebung dieser Hütte gibt es Zeltmöglichkeiten, doch leider
sah es hier auch immer recht unordentlich aus.
Der Weg bis nach Plaiul Foii dauert von hier aus etwa 1,5 bis 2 Stunden. Von
der Spirla-Hütte geht es zunächst steil durch den Wald hinab. Bald
erreichen Sie den Spirla-Bach, dem Sie nach links folgen und stoßen nach
kurzer Wegstrecke auf die Forststraße. Hier gibt es viele
Zeltmöglichkeiten. Im unteren Teil ist Weide betrieb und es ist
möglich, daß die Pferche über die Straße gehen. Wiesen und
Wasser sind in diesem Bereich schlecht. Kurz bevor Sie die Forststraße im
Burzenbachtal erreichen, sollten Sie nach rechts eine kleine Anhöhe
hinaufsteigen. Sie finden dort gute Zeltmöglichkeiten und auch einen
sauberen Bach vor. Natürlich sind auch im Burzenbachtal gute
Zeltplätze vorhanden, doch die Wahl bleibt hier jedem selbst
überlassen.
Nach dieser sehr anstrengenden Tour finden Sie im Burzenbach auch das lang
ersehnte Bad.
Haben wir bisher den Weg über die Grind-Hütte beschrieben, so
möchten wir nun die zweite Möglichkeit zur Überschreitung des
Königstein aufzeichnen. Es ist der leichtere Weg und sollte von denjenigen
gewählt werden, denen der erste Weg zu schwierig und zu anstrengend ist.
Er beginnt direkt am Restaurant in Brusturet. Am Zaun des Vorgartens dieses
Restaurants befindet sich ein Wegweiser, der mit „blauem Band“ über die
Straße weist. Sie gehen also hinüber und überqueren das Bachbett
auf einer schmalen Brücke, gehen an der Holzhütte rechts vorbei und
folgen einem schmalen Steig nach rechts aufwärts. Nach wenigen Schritten
hat Sie der dichte Buchenwald aufgenommen. Folgen Sie diesem Weg und achten Sie
auf die „Blaubandmarkierung“, die immer wieder an den Bäumen auftaucht.
Nach etwa einer Stunde treten Sie aus dem Wald heraus und überqueren die
großen Almwiesen in Richtung Funduri-Sennstation, die Sie schon sehen
können. Der Weg ist ausgetreten und nicht zu verfehlen. Beim Betreten
dieser Wiesen sehen Sie die gesamte Kette des Königstein/Piatra Craiului,
dessen Anblick tatsächlich königlich ist.
Ziemlich in der Mitte dieser herrlichen Wiesen steht eine markante Gruppe
großer Fichten. Zwischen ihnen führt unser Weg hindurch. Geradeaus
geht die „Blaubandmarkierung“ direkt zur Grindhütte. Sie gehen bis kurz vor
die Sennstation und folgen einem Weg, der nach rechts abbiegt und ohne
Markierung ist. Zunächst geht es am Waldrand entlang. Sobald dieser recht
ausgetretene Weg in den Wald führt, geht es in großem Bogen nach links
und Sie erreichen eine Wiese, die zum Zelten gut geeignet wäre, denn auch
Wasser befindet sich in nächster Nähe. Auf der gegenüberliegenden
Seite ist eine Stange zu erkennen. Sie wurde neu aufgestellt und trägt die
Markierung „roter Punkt“.
Ab dieser Markierungsstange führt ein breit ausgetretener Weg nach links
aufwärts. Von der Sennstation bis hierher benötigt man etwa 20
Minuten. Nach weiteren 30 Minuten weist der „rote Punkt“ nach rechts oben. An
einer kleineren Fichte leuchtet ein weißer Pfeil, dessen Spitze nach oben
zeigt. Gehen Sie zu dieser Fichte und Sie stehen am Rande einer großen
Wiese. In der Richtung des Pfeiles können Sie einige Stangen erkennen. Der
Funduri-Paß befindet sich genau darüber. Er sieht wie eine Lücke
im Knieholz aus. Die dunklen Markierungsstangen sind etwas schwer zu erkennen,
doch der Paß ist nicht zu verfehlen. Im Frühjahr ist diese Wiese ein
einziger Blumengarten. Auf der Wegetafel in Brusturet ist für diese Strecke
bis zum Funduri-Paß eine Zeit von 2 1/4 Stunden angegeben, die Sie ohne
weiteres schaffen können. Der Funduri-Paß befindet sich in einer
Höhe von 1889 m, in ihm befindet sich ein Wegweiser, auf welchem der „rote
Punkt“ nach rechts weist. Es ist die Markierung , die über den gesamten
Kamm bis zur Curmătura-Hütte den Wanderer geleitet. Von links kommt
der Weg von Podu Dâmboviței herauf, auf dessen Anfang wir schon
einmal hingewiesen hatten. Direkt vor Ihnen weist das „blaue Dreieck“ im Abstieg
zum Sattel Șaua Tămășelului. Dieser Markierung
folgen Sie bis Sie auf die Markierung „rotes Band“ treffen, der Sie nun nach
rechts bis zur Schutzhütte Șpirla folgen müssen.
Hier, in der Șaua Tămășelului, besteht die
Möglichkeit, auf der Markierung „rotes Band“ den Fogarascher Kammweg zu
erreichen.
Haben Sie die Șpirla-Hütte erreicht, so folgen sie der Markierung
nach Plaiul Foii wie wir es bei der Wegbeschreibung über den Grind-Sattel
beschrieben haben.
Für diese Variante von Brusturet über den Funduri-Paß nach Plaiul
Foii sind etwa 8 Stunden Gehzeit einzurechnen.
Die Cabana Plaiul Foii ist gut bewirtschaftet und bietet Getränke und
Essen, sowie auch einige Zimmer.
Sie befinden sich nun auf der nördlichen Seite des Königstein und sind
sicher beeindruckt von dem Anblick, den dieses Massiv bietet. Vielleicht sitzen
Sie nach den Anstrengungen der Tour vor der Cabana Plaiul Foii und lassen den
Tag bei einem guten Bier ausklingen. Es ist sogar möglich, daß Sie
dabei das berühmte Alpenglühen erleben und so beeindruckt sind,
daß Sie sich vornehmen, später einmal wieder zu kommen. Denn man
sagt, daß derjenige, der hier das Alpenglühen erlebt, immer wieder
zurückkehrt.
Bei dieser Betrachtung wollen wir Ihnen auch gleich einmal dieses Massiv
vorstellen.
Der Königstein/Piatra Craiului erstreckt sich in einer Länge von
etwa 22 Kilometern zwischen den Tälern der Țara Bârsei, dem
Burzenland, einerseits und den Tälern der Dâmbovița
andererseits. Er erhebt sich wie eine hohe schmale „Kalksteinklinge“ aus dem
Grün des Burzenlandes. Die Siebenbürgen bezeichnen ihn stolz als
„ihre Dolomiten“. Die höchste Erhebung ist die Hirtenspitze/La Om oder auch
Piatra Craiului mit einer Höhe von 2238 m. Sechzehn Gipfel dieses Massivs
sind höher als 2000 m. Gemeinsam mit dem Bucegi ist es ein wahres
Bergsteigerparadies.
Vor Jahren erzählte uns ein Bergführer aus Siebenbürgen, daß
es nur sieben Tage im Jahr geben würde, an denen der Königstein
herrlich zu sehen und auch zu erleben sei. Wir sahen ihn in voller
Schönheit und mußten leider auch schon heftige Regenschauer über
uns ergehen lassen. Viele Bergfreunde lassen sich davon aber nicht abhalten und
schlagen immer wieder ihre Zelte in Plaiul Foii auf. Dieser Ort ist ein idealer
Ausgangspunkt für Touren in das Fogarascher Gebirge und natürlich auch
in den Königstein. Sollten Sie den direkten Weg von Brașov über
Zărnești gewählt haben und die Absicht haben einige Tage hier
zu verweilen, so schlagen wir Ihnen folgende Tagestour über den Kamm des
Königstein vor. Diese Tour wird etwa 12 Stunden in Anspruch nehmen. Vor
Antritt sollten Sie sich, wenn niemand zurückbleiben möchte, Ihren
Zeltnachbarn persönlich vorstellen und sie bitten auf das Zelt oder die
Zelte aufzupassen. Wichtige persönliche Papiere, Geld, Pässe und
Fahrkarten gehören an den Mann und sollten vor Feuchtigkeit geschützt
werden.
Zu dieser Tour stehen Sie sehr zeitig auf, etwa gegen 6 Uhr, und begeben sich
mit Ihrem vorbereiteten Rucksack hinunter zu dem Forstweg im Șpirlatal.
Im Rucksack sollten Sie etwas Verpflegung, eine Taschenlampe, Sonnencreme, eine
Sonnenbrille, einen Hut und auch Regenbekleidung haben. Ihre Wasserflasche
können Sie kurz vor Erreichen der Șpirla-Hütte füllen. Da
es um diese Zeit noch dunkel ist, wird Ihnen Ihre Taschenlampe gute Dienste
leisten, denn sehr oft liegen die Kühe direkt auf dem Weg oder die Hirten
haben ihre Pferche über die Straße hinweg angelegt. Sie gehen also die
Straße hinauf und werden nach etwa einer Stunde die Șpirla-
Hütte erreicht haben. Füllen Sie vorher Ihre Wasserflasche! Die
Markierung ist auf diesem Weg das „rote Kreuz“. Der Weg von der Schutzhütte
aus ist nicht zu verfehlen. Er ist breit ausgetreten und führt nach links
hinauf durch alten, vom Sturm und Wetter gezeichneten Baumbestand, der bald in
Kuscheln übergeht. Durch Geröll und Fels steigt man steil bergauf.
Teils hat die Natur bizarre Felsgebilde geformt, an denen man vorbeisteigt.
Herrlich ist der Blick zurück und entlang der Felswände. Manches Kreuz
steht am Weg und mahnt zu einem vernünftigen Verhalten. Mancher Abschnitt
ist durch Ketten und Drahtseile gesichert und verlangt volle Konzentration.
Stunde um Stunde steigt man zwischen den Felsen hinauf und genießt die
Kühle der Schatten. Nach etwa vier Stunden ständigen Aufstiegs
erreichen Sie den Foii-Sattel und stehen ganz plötzlich in der Sonne der
Mittagszeit. Weit geht der Blick über das weite Land vom Osten bis fast in
den Westen und Sie genießen das schon beim Aufstieg von der Grind-
Hütte beschriebene Panorama. Im Sattel befindet sich ein Wegweiser. Sie
wenden sich nach links und folgen dem „roten Punkt“ über den Kamm in
Richtung Șaua Curmătura.
Nach knapp einer halben Stunde haben Sie die Hirtenspitze erreicht und stehen
auf der höchsten Erhebung des Königstein, wo Sie wahrscheinlich eine
Pause einlegen werden und Ihr Mittagsbrot einnehmen. Die Hirtenspitze (La Om/
Piatra Craiului) ist 2238 m hoch und bietet einen tollen Rundblick. Von hier
oben können Sie bis zu den Ostkarpaten und im Westen bis in das Fogarascher
Gebirge sehen. Bei plötzlichen Wetterumstürzen bietet eine
Biwakschachtel Schutz. Die nun vor Ihnen liegenden Gipfel müssen nun alle
überschritten werden, was teilweise recht anstrengend ist. Sonnenschutz
(Creme und Hut) können hier von großer Bedeutung werden. Bei dem
Begehen des Kammes bietet sich so mancher schöne Blick auf zahlreiche
Blumen, die zwischen den Felsspalten ihren Lebensraum gefunden haben. Hinter
dem Vf. Ascuțit weist ein „blaues Dreieck“ nach links unten. Hier zweigt
eine Felswand von der Kammlinie ab und leuchtet weiß in der späten
Nachmittagssonne. Zwischen Kuscheln geht es hinab, teilweise durch
größere Geröllfelder.
Sie erreichen die Felswand, die als Diana-Wand bezeichnet wird und ein begehrtes
Bergsteigerparadies darstellt. Senkrecht stehen die Felsen über dem
Wanderer. Am Ende dieser Wand beginnen die ersten größeren Bäume
und man taucht auch bald in einen Schatten spendenden Wald ein. Auf einer
Lichtung befindet sich eine Station des Bergrettungsdienstes SALVAMONT und ein
Schutzdach für das Gepäck der Bergsteiger. Bis Anfang der 80er Jahre
stand hier einmal die Diana-Hütte. Sie wurde durch Unachtsamkeit ein Opfer
der Flammen. Breit ausgetreten ist der Weg, der hinab führt. Man gelangt an
einen Bach und kann wieder frisches Wasser trinken. Nach einigen Metern ist der
Bach verschwunden und taucht etwas weiter unten wieder auf. Sanft geht der Weg
durch den Wald und gelangt bald auf herrliche Wiesen, die überquert werden.
Der Weg endet an der Forststraße, die nach links nach Plaiul Foii
führt. Bis zu der Cabana ist es noch ein Kilometer. Herrlich erhebt sich
links über Ihnen die majestätische Felswand des Königstein mit
ihren vielen Gipfeln. Nun haben Sie zu diesem Massiv ein ganz anderes
Verhältnis und sehen es auch mit anderen Augen an. Mit Stolz werden Sie nun
sagen „dort oben waren wir und es war ein großes Erlebnis“. Wir sagen
„Herzlichen Glückwunsch!“ und freuen uns, daß Sie Freude an den Bergen
Rumäniens gefunden haben.
Das Fogarascher Gebirge ist ein Teilstück der Südkarpaten und
erstreckt sich vom Königstein/Piatra Craiului im Osten bis zum
Roten-Turm-Paß/Turnu-Roșu-Paß im Westen.
Der schmale schartige Hauptkamm ist rund 70 Kilometer lang. Diese Gebirgskette
stellt das größte, massivste und wichtigste Hochgebirge dar, welches
in Rumänien die meisten Gipfel über 2500 m Höhe aufzuweisen hat.
Von dieser West-Ost-Hauptkette zweigen im rechten Winkel Nord- und
Südausläufer wie richtige Stützpfeiler ab. Die Nordausläufer
sind steile, zum Teil rissige, felsige Grate, die in einer Länge von 10 km
zum Alt- (Olt-) Fluß abfallen, der in einer Entfernung von ca. 20 km
parallel zum Hauptkamm fließt. Insgesamt gibt es 34 Nordausläufer,
die fast alle gleich weit voneinander entfernt sind und schmale Täler und
Schluchten einschließen.
Zum auffallenden Unterschied zu den Nordausläufern sind die
Südausläufer lange, flache Bergrücken mit ausgedehnten Almen, die
bis zu 50 km Luftlinie messen.
Kennzeichnend für die Nordseite des Fogarascher Gebirges sind ferner das
gänzliche Fehlen der Vorberge, die Steilheit der Waldregion, das Fehlen der
Gliederung von Ausläufern, die keine oder keine nennenswerten seitlichen
Verzweigungen besitzen. Hingegen spielen gerade diese Seitenausläufer der
Südkämme dort eine wichtige Rolle.
Es ist äußerst interessant, daß viele Hauptgipfel von ihren
Ausläufern durch einen 60 - 100 m tiefen Sattel getrennt sind, und jeder
dieser Ausläufer hat einen oder seinen entsprechend hohen Gipfel. Der
mittlere Teil des Fogarascher Gebirgszuges bildet dessen höchste Strecke
(zwischen Negoi und Gălășescu) und ist für den
Bergwanderer am Interessantesten.
In vielen Tälern sind vier bis fünf stufenartige Terrassen und
übereinander liegende Kessel vorhanden, wobei sich im oberen oft ein
schönes Meeresauge (See) befindet. Diese obersten Hauptkessel liegen
gewöhnlich in einer Höhe von etwa 2000 m, oft haben sie noch
höhere, sekundäre Seitenkare (Kessel) aufzuweisen. Die
größten Seen befinden sich alle auf der Nordseite des Gebirges:
Bâlea-See (Lacul Bâlea, 4,65 ha); Podragu-See (2,86 ha);
Urlea-See (2ha); Gämsen-See (Capra-See, 1,83 ha).
Der tiefste See ist der Podragu-See mit 15,5 m. Es folgen der Călțun-See
mit 11,8 m und der Bâlea-See mit 11,35 m).
Die höchstgelegenen kleinen Seen liegen aber alle auf dem Südhang.
Es sind dies der Mioarelor-See auf 2282 m Höhe, der
Scărișoara-See auf 2265 m und der Podul-Giurgiului-See auf 2264 m.
Geologisch gesehen besteht das Fogarascher Gebirge aus metamorphem Gestein, das
durch Umwandlung vorhandener Eruptiv- und Sedimentgesteine unter ungeheurer
Druckwirkung in bedeutender Tiefe entstand. Die Hauptmasse des Gebirges ist
kristalliner Schiefer. Stellenweise wird diese Eintönigkeit durch das
Auftreten einiger Kalkschichten unterbrochen. Diese bringen eine gewisse
Abwechslung in das Landschaftsbild, und zwar nicht nur hinsichtlich der Farbe,
sondern auch der spezifischen Bodenformen und des dazugehörigen
Pflanzenwuchses. Wo Kalkstein auftritt, blüht unter anderem das
Edelweiß.
Robert Gutt, der in einem KOMM MIT das Bild des Fogarascher Gebirges zeichnete,
verweist in seiner Darstellung auch auf Besonderheiten in den topographischen
Namen.
Dem Bergwanderer sind die Gipfel die Hauptsache, dem Schafhirten jedoch die
Täler und Weideplätze, und er benennt diese in erster Linie. Wenn der
Bauer oder Schafhirt „ucea mare“ sagt, so denkt er dabei nicht an den hohen
Gipfel mit Namen Ucea, sondern er meint einfach das größere
Ucea-Tal im Unterschied zum kleineren, dem Ucișoara. Für den Gipfel
selbst, den er mit seinen Schafen nie besteigt, hat er keinen Namen. Und wenn er
die Gegend doch beschreiben soll, so hilft er sich mit einer Umschreibung und
sagt „Vârful la Ucea Mare“, das ist der höchste Punkt über dem
Ucea-Mare-Tal.
Nun ist aber in der Topographie und auch in der touristischen Umgangssprache
eine Vereinfachung eingetreten und man sagt einfach „Vârful Ucea Mare“,
also Ucea-Mare-Gipfel.
Noch eine weitere Besonderheit muß bemerkt werden: Jeder Bergname stammt
aus dem Dorf, auf dessen Gebiet die betreffende Berglehne, z.B. die Westlehne,
liegt. Wenn die Ostlehne desselben Berges zum Gebiet einer anderen Gemeinde
gehört, so kann diese Berglehne einen ganz anderen Namen haben und
demzufolge auch der Gipfel. Auf diese Art kann ein Gipfel auch drei richtige
Namen tragen. In der touristischen Umgangssprache hat sich jedoch mit der Zeit
ein einziger Name durchgesetzt.
Da diese Berge zu jeder Jahreszeit schön sind, zog es schon am Ende des
19. Jh. Menschen aus der Stadt in die Berge, was jedoch sehr beschwerlich und
aufwendig war. Den Menschen die dort lebten und unter sehr großen
Mühen versuchten ihr Leben zu gestalten, waren die Berge zu jeder Zeit
Feinde. So ist es wahrscheinlich in allen Gebirgen der Welt.
Unter dem Eindruck der immer erfolgreicher werdenden Alpenvereine begann man
auch in Siebenbürgen einen Verein zu gründen. Die ersten Versuche
wurden durch den jungen Naturforscher Julius Römer im Jahre 1873
unternommen. Sein „Siebenbürgischer Alpenverein“ hatte mehr den Charakter
eines Freundeskreises. Da zu dieser Zeit die Umstände noch zu
ungünstig waren, konnte dieser Kreis noch nicht so recht Wurzeln fassen.
Am 28. November 1880 fand dann in Hermannstadt eine Versammlung statt, bei
der damals der „Siebenbürgische Karpatenverein“ gegründet wurde.
Dieser Verein hat dann die touristische Erschließung der Karpaten
eingeleitet und - soweit es in seinen Kräften stand - vorangetrieben.
Wege wurden gebaut und markiert und so kann auch heute noch der Wanderer die
Leistungen der vielen Mitglieder und Freunde des Karpatenvereins ehrfurchtsvoll
bewundern.
Das wesentlichste Kapitel in der Geschichte des Karpatenvereins, und auch dessen
schönstes Ruhmesblatt, war der Hüttenbau. Wenn auch nach dem Ersten
Weltkrieg durch den Ausbau des Straßensystems viele Hütten wesentlich
verbessert werden konnten, gebührt doch den Ersterbauern der
größte Ruhm.
Der „Siebenbürgische Karpatenverein“ bestand 65 Jahre und wurde unter
neuen Bedingungen mit den alten Bestrebungen fortgesetzt, sodaß heute
vielen Menschen günstige Bedingungen bei der Erforschung und dem Erleben
der Berge zur Verfügung stehen. Geht man heute durch diese gut
ausgeschilderten Berge, bleiben wohl keinem die Spuren der vielen anonymen
Bergfreunde verborgen. Es soll hier noch einmal darauf hingewiesen werden,
daß man von jedem Wanderer erwarten kann, daß er durch sein Verhalten
diese Leistungen anerkennt und die Erbauer ehrt.
Wenn wir vom Fogarascher Gebirge berichten, so ist es für den Bergwanderer
besonders wichtig, etwas über die klimatischen Bedingungen seines
Wandergebietes zu erfahren.
Wie in allen Gebirgsmassiven, so wird auch hier eine klimatische Aufgliederung
entsprechend den Höhenlagen festgestellt. So vermag man von einem Klima des
Laubwaldes, einem des Nadelwaldes und eines der Almwiesen zu sprechen.
Das Klima des Fogarascher Gebirges weist aber auch eine Reihe von Merkmalen auf,
die durch die Massigkeit und die Lage der Höhenzüge bestimmt werden.
So verhindert das Massiv das Vordringen kalter und warmer Luftmassen aus dem
Atlantik- und dem Nordseeraum, die hier gezwungen werden, länger zu
verharren. Desgleichen stauen sich am Südhang die Luftmassen aus den Tropen
und dem Mittelmeerraum. Das bewirkt, daß am Nordhang ein dynamisches,
bewegtes, feucht-kaltes und am Südhang ein gemäßigtes, ruhigeres
und auch wärmeres Klima vorherrschend ist. Diese Klimamerkmale wirken sich
natürlich auch auf den Pflanzenwuchs, vor allem auf die unterschiedlichen
Waldgrenzen auf der Nord- und der Südseite aus.
Die Lufttemperatur sinkt allmählich, je höher man steigt. So
verzeichnet die Buchenwaldzone ein Jahresmittel von 4 - 6 °C, die
Fichtenwaldzone eines von 2 - 4 °C und die Almzone sogar nur ein Mittel von
0 °C. Im Gipfelbereich stellt man sogar nur ein Mittel von - 2 °C fest.
Die wärmsten Monate sind der Juli und der August, die kältesten der
Januar und der Februar.
Die Klimabedingungen erweisen sich besonders in der Hochgebirgszone als
besonders rauh und selbst die Sommermonate verzeichnen selten höhere
Temperaturen als 7 - 8 °C. Im Winter liegen die Temperaturen zwischen - 8 und
- 11 °C.
Nicht selten treten selbst im Juli, vor allem aber in der zweiten
Augusthälfte, von Schneestürmen begleitete Kältewellen auf.
Der Wanderer tut also gut daran, immer damit zu rechnen und sich entsprechend
auszurüsten. Der Wind weht im Gipfelbereich fast ohne Unterbrechung und da
häufig aus westlicher und nordwestlicher Richtung, was eine starke
Wolkenbildung bewirkt. Diese hängen dann längere Zeit über dem
Gebirge und bewirken im Gipfelbereich von Stürmen begleitete Schauerregen.
Die aus dem nördlichen Polargebiet kommenden Wolken verweilen ebenfalls
längere Zeit über dem Massiv und hüllen es dabei völlig ein
und zwar bis in die Ebenen.
Aus dem Mittelmeerbecken und aus dem Süden gelangen seltener Wolken in den
Fogarascher Raum. Ziehen aber Wolken in einer Höhe von 1000 - 3000 Metern
vom Westen heran, so bedeutet das bis zu 10 Tage Dauerregen.
Das Fogarascher Gebirge bildet natürlich auch eigene Wolken. Einige tauchen
an klaren Tagen schon am Morgen auf und bilden an Wattebausche und -säulen
erinnernde Konvektionswolken. Sie tauchen gegen 9 - 10 Uhr auf, verharren bis
zur Mittagszeit als senkrechte majestätische Wolkengebilde, bewegen sich
kaum und lösen sich bis zum Beginn der Dämmerung auf.
Erscheinen die Wolken aber groß und sieht man, daß sie geneigt sind
Verbindungen einzugehen, die Wolken am Fuß graue Schattierungen aufweisen,
die Gipfel aber silbrig sind, bedeutet das einen Wetterumschwung.
Sind die Wolken düster und grau, so deutet dies auf Gewitter hin, die hier
von ungeheurer Stärke sein können.
Im Fogarascher Gebirge bilden sich aber auch Wolkenwände, da sich die
Luftmassen auf den Südhängen schneller erwärmen als auf den
Nordhängen. Zwischen diesen verschieden warmen Luftmassen bilden sich in
großer Höhe bedeutende Wolkengebilde, die mitunter lange über dem
Massiv verharren. Sehr häufig sind hier die Brisenwolken, die nach
Sonnenaufgang aus den Talschründen der nördlichen Täler dem Kamm
entgegen ziehen, sich aber bei Erreichen der Gipfelzone schnell auflösen.
Es ist eine beeindruckende Erscheinung, wenn man erlebt, daß an der
Nordseite diese Nebel dunkel in den Karen und Tälern brodeln und die
Südseite mit ihrer unwirklich anmutenden Ruhe in Sonnenlicht getaucht ist.
Am Abend wehen dann die Gebirgsbrisen, die Nebel und Wolken wieder in die
Täler zurück drücken.
Niederschläge treten in diesem Gebirge häufig auf, wobei sie im
westlichen Abschnitt reichlicher fallen als im östlichen. Diese
Niederschlagsneigung ist am Kamm größer als in den unteren Regionen
und weist in den Höhen als Mittel 1400 mm auf. In Höhen über
1900 m begegnen wir selbst im Sommer diesem Niederschlag häufig als Schnee.
Ist dieser Schnee auch häufig, so tritt richtiger Schneefall erst gegen
Ende September auf.
Die beste Wanderzeit im Fogarascher Gebirge soll in der dritten Juliwoche
beginnen und sich die ersten zwei Augustwochen fortsetzen.
Ist das Wetter für den Bergwanderer für die Planung seiner Tour von
ausschlaggebender Bedeutung, so ist es aber auch bedeutsam, etwas über die
Pflanzen- und Tierwelt des ausgewählten Wandergebietes zu erfahren, um
darauf achten zu können.
Steigt der Wanderer zum Kamm des Gebirges auf, so hat er die Möglichkeit,
alle Pflanzenwuchsgeschosse der rumänischen Bergwelt zu durchschreiten und
zu erleben.
Nähert man sich dem Fuße des Gebirges, so hat man den Eichenwald
erreicht. Hier ist die Steineiche vorherrschend, doch kann man in einigen
Feuchtgebieten das verstärkte Auftreten der Sommereiche feststellen. Hier
möchten wir auf ein besonderes Gebiet aufmerksam machen, das sich im Becken
von Făgăraș befindet und unter Naturschutz steht, die
Dumbrava Vadului, die Narzissenwiesen. Hier sind nicht nur alte Eichen zu sehen,
sondern in der Zeit von Mitte Mai an auch ein ausgedehntes Narzissenmeer.
Oberhalb des Eichengürtels durchwandert man bis in eine Höhe von
1350 m den Buchenwaldgürtel, der besonders an der Nordseite mit Fichten
und Tannen durchsetzt ist. An der Südseite sind die Bestände reiner.
Gelegentlich stößt man auch auf Lärchen. Dort, wo Holzeinschlag
erfolgte, siedelt sich sehr schnell die Zitterespe und verstärkt die Birke
an, was man besonders im Gebiet um Turnu Roșu beobachten kann. Von den
Bergrücken dringen die Schwarz- und Grauerle, aber auch die Salweide bis in
die Täler vor. In die Lichtungen der Buchenwälder dringen von den
oberen Lagen herab die Heidekrautgewächse, besonders die Schwarze
Heidelbeere, hervor.
An fetteren Bodenstellen und günstigeren Lagen beobachtet man auch das
Ruprechtskraut, das Sprungkraut, das Leberblümchen und das Lungenkraut.
Hohlwurz, Windröschen, Heckkraut, Beinwell und Gelber Fingerhut sind in
dieser Buchenregion zu finden. In der oberen Buchenregion beherrscht der
Hartschwingel und die verschiedensten Glockenblumenarten (besonders zu
erwähnen sei hier die blauviolette Abstehende Glockenblume), die
Waldzimbel den Waldboden. Hier findet man auch das Knabenkraut, die
Türkenbundlilie, die Dotterblume und verschiedene Nelkenarten.
Ab 1300 m bis etwa 1700 m durchsteigt man das Fichtengeschoß, auf dessen
Boden nur wenige Blütenpflanzen zu erleben sind. Allein an den
Waldrandgebieten findet man einige blühende Pflanzen, wie den zwei Meter
hohen und mit kräftigen Stengeln versehenen Sonnenstern, dessen
großflächige Blätter 30 cm messen. Verschiedene Grasarten
herrschen auf den Wiesen dieser Region vor, zwischen denen man Glockenblumen,
Quendel, Veilchen und Bergthymian bewundern kann.
Hier oben begegnet man schon Erikagewächsen, wie den Preiselbeeren,
zwischen denen an feuchten Stellen der Weiße Germer seine Kandelaber mit
den giftigen Blüten erhebt. Gegen seine Obergrenze lichtet sich der
Fichtenbestand immer mehr aus und klingt mit immer kleineren Exemplaren, die oft
stark vom Wind zerzaust sind, aus.
Nun folgt das Hochgebirgsgeschoß bis zu einer Höhe von 2200 m. Dies
ist das Reich der Bergkiefer und des Knieholzes mit großer Anzahl von
Heidel- und Preiselbeeren, Zwergwachholder, Zirbelkiefer und Grünerle. Die
leicht an ihrer grüngrauen Farbe kenntliche Grünerle ist im gesamten
Fogarascher Gebirge ein untrügliches Zeichen für abschüssige,
ungastliche Stellen, die man meiden sollte. Auf den Wiesen dieser Zone gibt es
neben vielen verschiedenen Grasarten (Borstengras, Bluthirse, Gebeugter
Schwingel, Felsenstraußgras) auch viele Blumen, deren Blüten über
die verschiedenen Jahreszeiten verteilt zu bewundern sind (Frühlingssafran,
Europäische Trollblume, Habichtskraut, Ehrenpreis, Giftheil, blauvioletter
Eisenhut, Heilglöckchen, Eisnelke).
Von 2200 m aufwärts büßen die vom Wind zerzausten Sträucher
immer mehr an Größe und Dichte ein. Moorheidelbeere und Zwergazalee
drücken sich hier dicht an den Boden.
Die Almweiden bedeckt die Gekrümmte Segge. Die Blumen dieses Geschosses
sind von besonderer Zartheit, wovon die Niedrige Troddelblume und die
Bergtroddelblume zu den zartesten gerechnet werden. Wir finden hier Zwergprimel,
Alpenglockenblume, Gebirgsnelke, Rosaroter Schlangenwurz, verschiedene
Enzianarten (wobei die kleinen Arten, wie Schnee- und Frühlingsenzian
häufiger als die großen Arten vorkommen). In den Sommermonaten und
auch im Herbst ist die gelbe Farbe auf den Almwiesen am meisten zu beobachten.
Wobei der Bergnelkenwurz, der Liebstock und das Fingerkraut die häufigsten
Blumen auf den Alpenwiesen des Fogarascher Gebirges sind.
Zur großen Vielfalt der Pflanzenwelt trägt stellenweise das Auftreten
von Kalkboden bei. In solchen Gebieten blühen die Zweiblütigen
Veilchen, der Himmelherold und auch das Edelweiß.
Die Felsenwände bilden das reich der Steinbrecharten, wie etwa des
Immergrünen Steinbrechs, des Sternblütigen Steinbrechs und - eher auf
Kalkstein - des traubenblütigen Steinbrechs. An vielen Stellen bemerkt man
die kleinen Pölsterchen des Stengellosen Steinkrautes. Als besondere Zierde
der Hochgebirgsregion der Südkarpaten bildet die Alpenrose, die in den
Monaten Juni und Juli blüht und unter Naturschutz steht, ausgedehnte
Teppiche.
Die Tierwelt ist zwar nicht minder vielseitig, doch wollen wir nicht so
detailliert darauf eingehen, da der Wanderer bei seinem Aufstieg wahrscheinlich
wenig davon zu sehen bekommt. Bis zu den Grenzen des Buchenwaldes findet man das
Reh. In diesem Gebiet ist aber auch das Wildschwein zuhause und seine Spuren
wird man beim Aufstieg sehr oft zu sehen bekommen. Der Hirsch ist weit
verbreitet und steigt während seiner Brunftzeit bis weit auf die Almwiesen
hinauf. Auch Eichhörnchen, Wildkatze und Baummarder bewohnen diese
Regionen. Der Luchs fehlt hier genau so wenig wie der Wolf und der Fuchs. Wolf
und Luchs wird nachgesagt, daß sie in den Rotwildbeständen ziemlichen
Schaden anrichten würden. Damit der Wanderer zwischen Hund und Wolf
unterscheiden kann, hat man an verschiedenen Zufahrtswegen Schilder aufgestellt,
auf denen dies kenntlich gemacht wird.
Als größtes Säugetier dieser Gebirgswelt sei der Braunbär
genannt. Er hält sich am Tage im Dickicht der Wälder verborgen und
erscheint am Abend auf den Waldschlägen um von den Himbeeren zu naschen.
Auf seiner Suche nach Nahrung dringt er aber auch bis zu den Sennhütten
vor. Spuren seines Daseins haben wir oft sehen können. Besonders im Bereich
des Vidraru-Stausees konnten Touristen bettelnde Braunbären erleben. Man
hatte sie gefangen und an menschliche Kost gewöhnt. Als Touristenattraktion
hatte man sie ausgesetzt. Es hatte sich schnell herumgesprochen und viele
Autofahrer benutzten nun die Transfogarschtrasse um im Urlaub einmal
Braunbären zu sehen zu bekommen. Aber auch so mancher Autotourist hatte
seinen Leichtsinn mit Verletzungen, die nicht immer harmlos waren, bezahlen
müssen. Es sei hier nur erwähnt, daß man sich auf ein
plötzliches Auftauchen von Meister Petz vorbereiten sollte und nicht
unüberlegt handelt. Autofahrer sollten beim Verlassen ihres Autos unbedingt
die Türen schließen und so den kleinen Bären nicht erst die
Gelegenheit geben im Auto nach Naschereien suchen zu können.
In den Felsregionen trifft man häufig auf Gämsen. Diese Tiere sind sehr
robust und stehen unter Naturschutz. Ihr Bestand ist erfreulicherweise wieder
angewachsen.
An Vogelarten sind die gleichen Vögel wie in unseren heimischen
Wäldern zu beobachten, nur in den höheren Regionen fallen als
Raubvögel Bussard, Rabe, Steinadler, Waldschneckenmilan und Gänsegeier
auf.
Schmetterlinge flattern auf den Almwiesen recht zahlreich herum und man
schreibt, daß es von den Faltern 700 - 800 Arten geben würde.
Als Wanderer wird man ständig von Fliegen und Mücken umschwirrt. Sehr
unangenehm sind die winzig kleinen schwarzen Sandfliegen. Vor ihnen möchte
man sich in acht nehmen, da sich die Bisse auch noch nach Wochen besonders im
Bereich der Fußgelenke sehr schmerzhaft in Erinnerung bringen.
Da es viele Insekten gibt schwirren auch viele Vögel, vor allem Finken, im
Bereich des Knieholzes herum.
Von den größeren Vögeln kann man besonders Raben, Falken und auch
Steinadler beobachten. Besonders am frühen Morgen sind die Schreie der
Adler, die in den Hochtälern und dicht an den Felswänden ihre Kreise
ziehen.
Damit haben wir die Vorstellung der Welt des Fogarascher Gebirges beendet und
appellieren zum Schluß noch einmal an den Bergwanderer, daß er sich
mit dem Beginn dieser Bergtour bewußt wird, daß er eine große
Verantwortung gegenüber der Natur übernimmt. Er sollte mit dafür
Sorge tragen, daß nichts zerstört wird, keine Pflanzen abgerissen oder
ausgegraben werden, Tiere nicht unnötig gestört und vor allem kein
Müll zurück gelassen wird. Leider haben Generationen von Wanderern
verschiedener Nationen das Gebirge an verschiedenen Stellen zur Müllhalde
verkommen lassen und es wäre zu begrüßen, wenn diese Zeit
endgültig der Vergangenheit angehören würde.
Bedauerlich ist, daß viele Hirten wenig Verständnis für die
Erhaltung ihres eigenen Lebensraumes aufbringen.
Mit diesen Betrachtungen können wir zu unserer sechsten Etappe starten.
Wie bei allen Etappen dieser Tour ist es günstig zeitig aufzustehen und
sich so einzurichten, daß der Abmarsch spätestens gegen 9 Uhr erfolgen
kann. Nehmen Sie sich sicherheitshalber schon von Plaiul Foii aus gefüllte
Wasserflaschen mit, denn zu leicht kommt es vor, daß man in
Rudărița nicht an das Füllen denkt und dann beim Aufstieg
keins hat.
Gehen Sie hinunter an die Straße und folgen der Straße entlang des
Burzenbaches in Richtung Westen. Es ist dieselbe, auf der man von
Zărnești kam. Sie geht bis Rudărița, einer
Forststation, die etwa neun Kilometer entfernt liegt. An der Straße gibt es
keine Markierungen. Anfangs rauscht der Burzenbach (Bârsa
Groșetului) auf der rechten Seite der Straße, wechselt aber bald auf
die linke über. Man wandert meist im Schatten der Bäume
und findet dadurch angenehme Kühle. Nach etwa 2.5 Stunden kann diese
Strecke geschafft sein. Haben Sie Rudărița erreicht, so stehen Sie
vor einer Brücke, über die eine Straße nach links in das
Lerescu-Tal führt. Lerescu heißt auch der Bach, der hier aus dem
Gebirge kommt. Gleich hinter der Brücke befindet sich die Forststation
Rudărița. Hier besteht die letzte Möglichkeit zum Füllen
der Wasserflaschen! Es gibt auf dem nun folgenden Streckenabschnitt bis kurz vor
den Comisusattel keine Wasserstelle mehr.
Der Weg, den wir für diesen Abschnitt ausgewählt haben, beginnt rechts
am Garten des Forsthauses. Sie überqueren den Burzenbach über einen
kleinen Steg und entdecken auch gleich die Markierung „roter Punkt“ an einem
Baum. Der Bohlensteg liegt etwa 30 m von der Forststation entfernt.
Den Weg durch das Lerescu-Tal und über den Lerescu-Rücken beschreiben
wir als Variante.
Wir steigen nun, nach der Überquerung des Baches, neben dem Baum mit dem
„roten Punkt“ steil nach oben. Die Markierung ist gut und es steigt sich leicht.
Bald läßt die große Steigung nach, man kann den Weg
gemäßigt fortsetzen. So können Sie den Buchenwald genießen.
Kurz vor dem Erreichen der Fichten gibt es eine Stelle, wo man sich verlaufen
kann. Ein gut sichtbarer Weg geht hier nach rechts ab und führt nach kurzer
Wegstrecke nach unten. Folgen Sie ihm nicht! Der richtige Weg geht in leichtem
Bogen zwischen den Fichten nach links und steigt leicht an. Achten Sie hier gut
auf die Markierung! Bald stehen Sie inmitten von Fichten. Die Markierung ist in
diesem kurzen Abschnitt etwas unübersichtlich und man könnte etwas
unsicher werden. Bald erreichen Sie eine Lichtung. Der Weg setzt sich auf der
gegenüberliegenden Seite fort und ist wie eine Schneise im Wald sichtbar.
Er führt aufwärts und ist auch wieder durch deutliche Markierungen
sicherer.
Nach einer Marschzeit von 4.5 Stunden ab Rudărița
erreichen Sie eine Hirtenunterkunft, die aus kräftigen Fichtenstämmen
zusammengefügt ist. In ihr befinden sich zwei Räume, von denen einer
zwei Liegeplätze aufweist. Ein nächtlicher Ruheplatz für die
Rinder ist durch umgeschlagene Fichten eingegrenzt. Eine Wasserstelle konnten
wir nicht finden. Von dieser Stelle aus können sie auf der
gegenüberliegenden Seite den Lerescu-Rücken und auch den Lerescu-
Sattel erkennen. Folgen Sie mit dem Blick diesem Höhenzug, so können
Sie ziemlich weit rechts den Comisu-Sattel, unser heutiges Tagesziel erkennen.
Auch der Weg, der hinaufführt ist deutlich auszumachen.
Der Boden um die Hütte ist durch Rinder und Pferde stark zertreten. Sie
müssen hier über die Abgrenzungen aus Stämmen und Reisig steigen
und gehen leicht bergauf. Haben Sie die flache Kuppe überschritten, so
haben Sie auch den 1729 m hohen Gipfel des Vf. Văcarea Mare hinter
sich gelassen. Der hohe Fichtenbestand hört bald auf und Sie wandern auf
gut sichtbarem Weg durch recht jungen und gesunden Fichtenwald. Der Weg ist
durch Rinder, Pferde und Schafe ziemlich stark ausgetreten. Bald kommen Sie an
eine Stelle, an welcher ein Weg von rechts heranführt und mit „blauem
Dreieck“ gekennzeichnet ist. Er führt von Făgăraș
über Sebeș herauf und wird auch zum Weideauftrieb genutzt, ist also
zu bestimmten Zeiten auch stark zertreten. Nun führt der Weg mit beiden
Markierungen nach links zum Comisu-Sattel. Der Wald bleibt zurück und hohe
Stauden säumen auf der linken Seite den Weg. Über sie hat man einen
wundervollen Blick auf den abendlichen Königstein. In einer leichten
Linkskurve befindet sich unter so ziemlich den letzten Fichten auf der rechten
Seite des Weges eine Quelle, die als Văcarea-Quelle bezeichnet
wird. Gehen Sie hier nicht vorbei, sondern füllen Sie alle Flaschen, die
Ihnen zur Verfügung stehen. Auf der rechten Wegseite bleiben nun auch die
letzten Fichten zurück und überlassen den Hang dem Knieholz und
Wacholder- sowie Heidelbeergestrüpp. Von der Quelle aus benötigen Sie
bis zum Sattel noch etwa 20 Minuten. Haben Sie bei einem Wegweiser den Comisu-
Sattel betreten, so stehen Sie in einer Höhe von 1650 Metern in der
Curmătura Comisului und finden gute Zeltmöglichkeiten vor.
Haben Sie Ihr Zelt aufgeschlagen, so wird Sie die Umgebung interessieren. Im
Norden sehen Sie vor sich den Höhenzug Văcarea Mare, auf dem Sie von
Rudărița heraufgekommen sind. Im Osten leuchtet über den
Waldungen des östlichen Ausläufers des Fogarascher Gebirges das
Kalksteinmassiv des Königstein und beherrscht die Szenerie - ein
wundervoller Anblick. Im Süden liegen die Berge des Iezer-
Păpușa-Massivs, die ein wundervolles Wander- und Skigebiet sind.
Den Blick nach Westen versperrt der Grasgipfel des Vf. Comisu, an dessen Hang
sich eine Sennstation befindet.
Schätzen wir nun die heutige Etappe ein, so haben Sie von Plaiul Foii bis
Rudărița etwa 2.5 Stunden gebraucht und von dort bis hinauf zum
Comisu-Sattel noch einmal etwa 7 Stunden, was einer Tageslaufzeit von etwa 9.5
Stunden entspricht und eine gute Leistung bedeutet.
Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten um in den Comisu-Sattel zu
gelangen. Dies möchten wir nun als Varianten kurz vorstellen.
Markierungen: bis zum Foiisattel „blaues Dreieck“, „rotes Dreieck“ und
„blaues Band“, danach „rotes Band“ bis zum Comisu-Sattel.
Will man diesen Weg nehmen, so steigt man im Șpirlatal einige Zeit
aufwärts und biegt, nachdem man den von rechts kommenden Runcu-Bach
überquert hat, nach rechts ab. Die Steigung ist mäßig, doch kann
es sein, daß man durch den starken Weideauftrieb den Weg bei regnerischem
Wetter völlig verschlammt vorfindet. Der Aufstieg bis zum Foii-Sattel wird
als etwas schwierig angegeben. Ist man dort angekommen, so folgt man dem
„roten Band“ nach rechts und erreicht durch dichte Fichtenwälder über
den Lerescu-Sattel den Comisu-Sattel. Kurz vor Erreichung des Sattels hört
der Baumbestand ganz auf.
Markierungen: bis zum Lerescu-Joch „rotes Kreuz“, danach „rotes Band“
An dieser Stelle möchten wir noch nachtragen, daß sich der
Ausgangspunkt dieser Etappe, die Cabana Plaiul Foii, in einer Höhe von
849 m befindet. Die Forststation Rudărița hat eine Höhenlage
von 1110 m und befindet sich in einer günstigen Ausgangsposition für
Aufstiege in das Fogarascher Gebirge.
Wurde bei der Tourenbeschreibung über den Văcarea-Mare-Rücken
der Burzenbach über einen Bohlensteig hinter der Forststation
überschritten, so geht man bei dieser Tour über die Brücke und
folgt der Forststraße in das Lerescu-Tal, welches auch als
Rudărița-Tal bezeichnet wird, bis an das Ende des Tales.
Die Markierung „rotes Kreuz“ ist immer wieder zu sehen. Die Straße
überquert den Bach und irgendwo steht der Wegweiser, der anzeigt, daß
der Weg nach links geht und man den Bach überqueren muß. Die Stelle
des Aufstieges ist durch einen Einschnitt in dem Höhenzug kenntlich. Nach
unserer Erinnerung stand der Wegweiser schon recht schief und es ist fraglich,
ob er erneuert worden ist.
Suchen Sie sich den Einschnitt, in dem sich ein kleines Wehr befindet, welches
einen kleinen Wasserlauf eindämmt, und steigen Sie hier nach rechts steil
den Pfad aufwärts. Dieser Aufstieg ist sehr, sehr steil und verlangt dem
Wanderer, der mit schwerem Rucksack aufsteigt, alles ab.
Der Aufstieg erfolgt in dichtem Buchenwald. Nach diesem kraftraubendem Aufstieg
gelangt man bald auf den Rücken des Lerescugrates, der auch als
Făgetul Caprei bezeichnet wird, und wendet sich nach rechts. Hier ist
man umgeben von dichtem Fichtenwald und kann auf gut sichtbarem Weg gut
ausschreiten. Da der Weg recht interessant ist, so sind die Strapazen des
Aufstieges bald vergessen. Bald kommt man an eine Wegkreuzung, die sich im
Lerescu-Sattel oder Joch befindet und trifft auf die Markierung „rotes Band“,
dem man nun nach rechts folgt. Der Lerescu-Sattel befindet sich in einer
Höhe von 1500 m.
Zunächst führt der Weg durch dichten jungen Fichtenbestand, der aber
bald von uralten Fichten von beachtlichen Ausmaßen abgelöst wird. Es
ist ein beeindruckender Märchenwald, in dem die dicken Bäume ihre
Äste bis dicht auf den Boden abgesenkt haben. Bis in diesen dichten
Märchenwald werden Sie von Plaiul Foii aus etwa 4 Stunden gelaufen sein.
Bei dem Weg durch diesen Wald möchte man dem Weg große Aufmerksamkeit
widmen und immer wieder Ausschau nach der Markierung halten. Bei diesen starken
Stämmen fällt es schwer die kleine Markierung auszumachen. Man
muß hier halt immer darauf achten, daß man auf dem Kamm bleibt, der
sanft aber stetig ansteigt. Unangenehm ist auf diesem Abschnitt die
Insektenplage. Hier sind vor allem die kleinen schwarzen Sandfliegen sehr
unangenehm. Sie beißen gern in die Bereiche der Gelenke und hinterlassen
Stellen, die sehr lange und sehr stark schmerzen. So ist man froh, wenn man die
Waldgrenze erreicht hat. Der letzte Teil des Weges führt aber wieder durch
einen jüngeren Fichtenwald. In der Nähe des Lerescu Mare Gipfels
(1690 m) erreicht man eine Lichtung, hinter der die Bäume wie eine Mauer
noch einmal zusammenrücken und danach endgültig aufhören. Der Weg
steigt zum Comisu-Sattel etwas steiler an. Am Weg befindet sich eine
Markierungsstange, die zu beachten ist. Etwas oberhalb steht noch ein einzelner
Baum. Die Waldgrenze zieht sich links unterhalb hin. An der erwähnten
Stange kann man nach links absteigen und trifft auf einen schmalen Pfad. Hier
befindet sich eine Wasserstelle, nach der man allerdings etwas suchen muß.
Findet man diese Stelle nicht, so bleibt nur der Weg zum Comisu-Sattel und nach
dem Aufbau des Zeltes das Wasserholen an der Văcarea-Quelle. Dazu folgt
man der Markierung „blaues Dreieck“ und „roter Punkt“ etwa 20 Minuten.
Es ist nun schwer zu sagen, welcher Weg der bessere ist. Hat man für den
Aufstieg wirklich gutes Wetter, so lohnt sich dieser Weg wegen der vielen
schönen Ausblicke und tollen Eindrücke allemal. Es kann auch sein,
daß er etwas kürzer ist als der über den Văcarea
Mare-Rücken.
Hier im Comisu-Sattel konnten Sie bestimmt feststellen, daß es in der Nacht
oberhalb der Baumgrenze schon recht frisch gewesen ist. Zur morgendlichen
Wäsche und auch zum Abwaschen des Geschirrs müssen Sie bis zur
Văcarea-Quelle gehen und bringen dabei auch gleich das Trinkwasser
für den Tag mit. Heute wird sich dadurch wohl auch der Abmarsch etwas
verzögern, sodaß die Strahlen der morgendlichen Sonne beim Aufstieg
schon etwas Wärme spenden werden. Von nun an bleiben Sie auf der Markierung
„rotes Band“. Dieses Band wird die Leitschnur über den gesamten Kamm des
Fogarascher Gebirges sein. Sie verlassen es erst wieder beim Abstieg nach Turnu
Roșu.
Langsam steigen Sie zum Gipfel des Comisu empor und lassen die Sennhütte
links liegen. Die Hirten sind mit ihren Schafen schon lange unterwegs. Die
1883 m hohe Graskuppe wird rechts umgangen. Der Weg führt etwas unterhalb
vorbei und Sie laufen über herrliche Wiesen. Schon hier werden Sie froh
sein, daß Sie Ihre Teleskopstöcke haben, bieten sie doch eine enorme
Kraftersparnis. Kurz hinter dem Comisu passieren Sie die 2000-m-Grenze und
lassen auch den ersten Gipfel, der über 2000 m aufragt, rechts liegen. Es
ist dies der 2176 m hohe Vf. Buzduganu oder Luțele, von dem aus Sie in
den Luțelorsattel gelangen. Tief kann man hier in die südlichen
Täler schauen und die fast unwirkliche Ruhe genießen. Quer zum
Hauptkamm ragt nun vor Ihnen der Osthang des Berivoiu (Berevoescu) Mare (2300 m)
auf. In großen Schleifen steigen Sie die Lehne empor und weichen dann nach
links aus. Hier stoßen Sie auf mehrere Quellen, die ihr Wasser dem
Quellbach des Valea Vladului zufließen lassen. Es läßt sich gut
hier rasten, doch bevor Sie weitergehen füllen Sie bitte Ihre
Trinkflaschen. Die nächste Wasserstelle erreichen Sie erst kurz vor dem
heutigen Tagesziel beim Abstieg vom Fata Unsa in den Zârnei-Sattel. Am
Südhang des Berivoiu Mare geht es nun hinauf und Sie gelangen auf ein
großes Plateau, auf dem sich etwas abseits vom Kammweg eine Notunterkunft
des Siebenbürgischen Bergrettungsdienstes SALVAMONT befindet. In ihr sollen
Pritschen für 5-6 Personen vorhanden sein. Diese Notunterkunft liegt aber
ziemlich weit vom Kammweg entfernt auf der linken Seite. Die nun folgenden
Gipfel bleiben rechts vom Weg liegen. Bald erreichen Sie den Vladului-Sattel,
der sich in einer Höhe von 2182 m befindet. Von ihm aus passieren Sie den
Vf. Brătila an der Nordseite und gelangen in den Brătila-Sattel.
Hier zweigt ein Wanderweg nach links ab. Er ist mit „rotem Dreieck“ markiert und
weist den Weg in das Iezer-Păpușa-Massiv.
An verschiedenen Stellen scheint die Wiesenfläche etwas sumpfig zu sein.
Nachdem Sie sich in Windungen den Ludișoru-Rücken emporgearbeitet
haben, wendet sich der Weg etwas nach Norden. Dabei haben Sie die Gelegenheit
auf der Nordseite in das Dejanilortal und nach Süden in das
Brătilatal zu schauen. Der Weg verläuft ausschließlich auf der
Südseite des Kammes und umgeht in großem Bogen den Gipfel des Fata
Unsa. Hier treffen Sie auf die Quellen, die wir schon einmal erwähnt haben.
Füllen Sie hier Ihre Wasserflaschen, denn Sie werden das Wasser bald
benötigen. In großen Serpentinen steigen Sie hinab in den Zârnei-
Sattel und erkennen schon von oben die große halbrunde Notunterkunft. Bald
stehen Sie im Zârnei-Sattel, der Curmătura Zârnei, und finden
gute Zeltmöglichkeiten vor. Der Sattel befindet sich in einer Höhe von
1923 m und in ihm laden einige kleine Brackwasserseen zum Waschen ein, denn auf
der heutigen Tour ist man sehr oft ins Schwitzen gekommen. Diese Etappe war
bestimmt nicht ganz einfach, doch auch nicht sehr schwer, da der Weg zum
größten Teil über Wiesen führte. Für den heutigen
Abschnitt werden Sie etwa 7.5 Stunden gelaufen sein. Trinkwasserstellen befinden
sich in dem Sattel keine. Man muß zum Wasserholen zurück zu den
Quellen am Fata Unsa gehen oder steigt nach Süden ab, wo es auch
Wasserstellen gibt, doch dabei etwas suchen muß.
Haben Sie Ihr Zelt aufgeschlagen und den Kocher angezündet, so gibt es
genug Zeit zur Betrachtung der Umgebung. Nach Osten nimmt der breite
Bergrücken des Fata Unsa das gesamte Blickfeld ein. Nach Süden schauen
Sie auf eine große Anzahl von Gebirgszügen, die sich fast unendlich
auszudehnen scheinen. Tief unten rauscht der Zârneibach, der rechts von
Ihnen im Zârneikar entspringt und munter durch das tief eingeschnittene Tal
nach Süden fließt. An der gegenüberliegenden Seite des Baches
steht im Schutz der Berge eine Sennhütte. Über dem westlichen Ende des
Tales erhebt sich der Gipfel des Vf. Zârnei. Ihr Blick geht nun weiter nach
rechts und erfaßt die ersten Felsregionen des Fogaraschkammweges, gleitet
über einige Berge und endet an dem markanten Gipfel des Vf. Urlea, der
diese Kette abschließt. Von ihm aus zieht sich ein Höhenzug gen Osten
hin und schränkt den Blick nach Norden erheblich ein. Aus diesem
Höhenzug ragen die Gipfel Vf. Moșului und Vf.
Mușuleții heraus. Zwischen ihm und dem Zârneisattel hat sich
tief das Pojortatal eingeschnitten, welches sich zum nördlichen
Gebirgsvorland hin öffnet. Es vermittelt einen guten Einblick in die kurzen
und tiefen Täler der Nordseite des Fogarascher Gebirges. Durch einen
kleinen Einschnitt kann man die hellen Flecken der Getreidefelder erkennen. Tief
unten im Tal befindet sich die Urlea-Hütte, die viele Wanderer zum Aufstieg
zum Kamm nutzen. Allerdings kann man zu ihr auch absteigen, wenn man hier die
Tour abbrechen muß.
Zu bemerken wäre hier, daß es auch zwischen den Felsen hinter dem
Zârnei-Sattel gute Zeltmöglichkeiten gibt.
Mit dem Beginn dieser Etappe dringen wir eigentlich erst richtig in das
Fogarascher Gebirge ein, denn erst hier beginnen die Felsregionen. Dieser
heutige Abschnitt ist wohl mit der landschaftlich schönste der gesamten
Tour über den Kamm dieses Gebirges und es wäre zu wünschen,
daß das Wetter mitspielt, denn Sie sollen doch die Schönheiten dieses
Gebirges in vollen Zügen genießen können.
Hier im Zârnei-Sattel erlebten wir bei unserer ersten Tour ein Gewitter,
das ich als das schrecklichste meines Lebens bezeichnen möchte. Blitze
schlugen rings um den Sattel gleichzeitig ein und wir hatten den Eindruck,
daß wir von Flammenwänden umgeben wären. Die Pferdeherden, die
hier oben durch das Gebirge ziehen, jagten vor Angst schreiend schutzsuchend
umher. Panik erfaßte nicht nur sie, sondern auch uns. Wir verkrochen uns in
unsere Zelte und verschlossen die Augen. Irgendwie mußten wir dabei
eingeschlafen sein, denn als wir wach wurden, sendete die Abendsonne ihre
Strahlen zwischen den Wolken hindurch und tauchte die nassen Berge in ein fast
unwirklich anmutendes Licht. Aus den Tälern stiegen Wolken auf und wurden
von dem Wind zurückgedrückt oder zerteilt. Es waren unvergeßliche
Eindrücke, doch jetzt wußten wir wie heftig die Gewitter im
Fogarascher Gebirge sein können. Am folgenden Tag war das gesamte Gebirge
in dichten Nebel getaucht und stellte an unsere Aufmerksamkeit hohe
Anforderungen. Von der Schönheit dieses Abschnitts sahen wir nichts. Um so
überraschter waren wir bei späteren Touren über die
Schönheiten die sich uns offenbarten und die wir sehen durften. So hoffen
wir, daß auch Sie bei dieser Tour so ein schönes Wetter haben werden.
Heute morgen besteht das Problem in der Bereitstellung von Trinkwasser. Entweder
geht man zurück zu den Quellen am Fata Unsa oder man steigt an der
Südseite hinab und sucht sich eine Wasserstelle. Wir stiegen auf der
Südseite hinab. Gefüllte Flaschen sind wichtig, denn die nächste
Wasserstelle führt ziemlich bitteres Wasser, was zur Not auch getrunken
werden könnte, und die zweite Stelle liegt weit entfernt.
Der heutige Weg ist gut kenntlich, denn die Markierungsstangen sind gut
auszumachen. Sie gehen zunächst auf den markierten Weg im Sattel und folgen
ihm in westlicher Richtung. Nach wenigen Minuten haben Sie die ersten Felsen
erreicht und steigen zwischen ihnen aufwärts. Sie werden von der Fülle
der hier blühenden Blumen überrascht sein. Es ist ganz einfach eine
Pracht. Zeltmöglichkeiten bestehen auch hier zwischen den Felsen. Diese
bleiben bald hinter Ihnen und Sie steigen auf Rasenflächen unaufhaltsam
aufwärts. Nach 75 Minuten erreichen Sie den Gipfel Vf. Zârnei.
Unterhalb dieses Gipfels wendet sich der Weg nach Süden und läßt
Sie in einen Sattel gelangen, von welchem Sie einen traumhaft schönen
Ausblick genießen können.
Vom Zârnei-Gipfel erstreckt sich nach Süden der Zârnei-Leaota-
Rücken und so wird wohl auch dieser Sattel heißen, in dem Sie wohl
Ihre erste Rast machen. Nach Süden schaut man über fast unzählige
lange Gebirgsketten hin. Nach Westen erfaßt der Blick schon den Moldoveanu,
das heutige Tagesziel. Unmittelbar hinter der Wiese, auf der Sie wohl Ihre Rast
machen, schaut man in die Hârtoapele Leaotei, ein tief eingeschnittenes Tal
mit zahlreichen Gletscherseen, hinein. Nördlich der Wiese erhebt sich der
Vf. Fundul Bândei (2450 m), links davon der Vf. Dara, der erste Gipfel auf
unserem Weg durch das Fogarascher Gebirge, der 2500 m erreicht. Rechts davon
erkennt man den Vf. Urlea, der eine Höhe von 2473 m aufzuweisen hat. Sie
lenken nun Ihre Schritte über die Wiese zum Vf. Fundul Bândei und
umgehen ihn auf der rechten Seite. Dabei steigen Sie etwas ab und können in
das tiefe Urlea-Kar schauen, aus dem das tiefe Blau des Urlea-Sees
heraufleuchtet. Es ist ein schöner Anblick.
Bei der Umgehung des Fundul Bândei kommen Sie an der anfangs erwähnten
Quelle mit dem bitteren, aber trinkbarem Wasser vorbei, die links vom Weg
sprudelt. Aufwärtssteigend erreichen Sie durch eine Scharte den Grat, der
an seinem nördlichen Ende den Gipfel des Urlea als Begrenzung hat. In der
Mitte dieses Grates ragt die markante Spitze des 2429 m hohen Vf. Iezerului
heraus. Nicht selten ist diese Spitze von Schafen eingehüllt und an der
Spitze ragt der Hirte aus seiner Herde heraus. Der Westhang dieses
Höhenzuges ist sehr abschüssig und erfordert volle Aufmerksamkeit bei
der Querung. Der Weg führt fast bis hinauf zu der Spitze des Vf.
Iezerului. Hier heißt es aufpassen, denn wenn die Schafe den Gipfel
bevölkert haben, liegen die Hunde am Außenrand der Herde und sind zur
Abwehr bereit. So sollte man versuchen beizeiten die Aufmerksamkeit des Hirten
zu erregen und ihm einen Gruß zu entbieten. Hinter dem Gipfel hat man
wieder die Zeit in die tiefen Täler und Kare zu schauen. Besonders
aufmerksam muß man auf den Weg achten wenn Nebel aufzieht. Hier ist es,
wenn man in einer größeren Gruppe geht, empfehlenswert sich mit einer
etwa 10 m langen Reepschnur aneinander zu binden, damit man den Weg nicht
verfehlt. Dabei sollte der letzte Mann an der Markierung stehen bleiben und erst
dann weitergehen, wenn der erste Mann die neue Markierung gefunden hat und mit
einem Pfiff aus der mitgeführten Trillerpfeife das Signal zum Weitergehen
gibt. Wir sprechen hier aus Erfahrung!
Befand sich der Zârnei-Sattel noch in einer Höhe von 1923 m, so haben
Sie hier schon eine Höhe von 2400 m erreicht. Der Urlea-Gipfel bleibt
rechts liegen, denn der neue Weg quert eine saftige Wiese.
Gegen die Mittagszeit erreichen Sie die Curmătura Mogoșului. Hier
weist ein Wegweiser hinab zur Cabana Urlea, die auf „blauem Dreieck“ erreicht
werden kann. Ab diesem Sattel oder Joch geht es ständig hinauf und
hinunter, wobei sehr oft 200 m in jeder Richtung überwunden werden
müssen. Zunächst weichen Sie dem Vf. Mogoș (2395 m) aus und
ereichen nach etwa 45 Minuten das Gebiet unterhalb des Cheia Bândei-
Gipfels, der 2383 m hoch ist. Hier zweigt ein Weg mit „rotem Punkt“ nach rechts
ab. Auf ihm gelangt man zur Cabana Valea Sâmbetei, einer Hütte des
SALVAMONT Victoria, die im April 1997 von einer mächtigen Lawine
völlig zerstört worden ist. Zu Schaden kamen zum Glück keine
Menschen. Nur wenige Tage vor diesem Unglück war die Hütte voll
besetzt gewesen. Das gesamte Tal wurde durch diese Lawine völlig
verändert. Niemand konnte sich erinnern, daß es schon einmal solch
eine Lawine in diesem Gebiet gegeben hat.
Die Bäume wurden bis tief hinunter hinweggerissen und waren nicht mehr zu
verwenden. Durch Spenden und große Unterstützung des Kombinates in
Victoria konnte diese Hütte an einer anderen Stelle wieder aufgebaut
werden. Sie wurde wesentlich größer und konnte ab September 1997
wieder genutzt werden.
Wenn der Weg auch oft den Gipfeln ausweicht, so ist er doch sehr schwer zu
gehen. An den Stellen, an denen der Weg genau auf der Kammlinie entlang geht,
kann tief in die nördlichen Täler geschaut werden und man kann
Vergleiche zu denen der Südseite anstellen.
Nach etwa fünf Stunden Marsch seit dem Start erreichen sie das
„Große Fenster“ , die Fereastra Mare a Sâmbetei. Sehr tief unten
konnte man früher das Dach der alten Hütte sehen. Weit draußen,
am Fuße des Gebirges, leuchten die Dächer des Touristenkomplexes
Sâmbăta herauf. In der Nähe dieses Komplexes befindet sich das
Sâmbăta-Kloster.
So ziemlich parallel zu dem Gebirge fließt der Alt- / Olt-Fluß, dessen
Verlauf deutlich auszumachen ist. Sie steigen hinauf zum Vf. Buduru (2268 m)
und hinter diesem Gipfel wieder hinab zum „Kleinen Fenster“, Fereastra
Mică, auf 2196 m. Der Blick in das Sâmbetei-Tal ist hier
ähnlich. Im Sattel steht ein Kreuz, das daran erinnert, daß im August
1970 an dieser Stelle ein 21-jähriger Student des Maschinenbaues erfroren
ist. Das gibt Anlaß wieder auf die Gefahren des Hochgebirges aufmerksam zu
machen. Achten Sie bei Ihrer Ausrüstung auf warme und wasserabweisende
Bekleidung, wählen Sie das richtige Schuhwerk aus und benutzen Sie
Teleskopstöcke, damit Sie nicht unnötig Kraft verschwenden
müssen. Viele junge Menschen haben in diesem Gebirge schon ihren Leichtsinn
mit dem Leben bezahlen müssen. Heute sind schon viele der einstmals hier
mahnenden Kreuze verschwunden, doch die Gefahren bleiben und sollten nicht
unterschätzt werden.
In diesem Sattel zweigt das „blaue Band“ zur Sâmbetei-Hütte ab. Sie
müssen nun wieder steil zum Vf. Gălășescu (2410 m)
aufsteigen, von dem es dann auch gleich wieder steil hinabgeht. Der darauf
folgende Aufstieg bringt Sie bis auf 2470 m. Der Weg ist ein ständiges Auf
und Ab und verlangt eine gute Kondition. Bei schönem Wetter sind herrliche
Ausblicke auf das Vorland und in die Täler möglich. Viele Blumen
blühen am Weg und irgendwo befinden sich auch einige Wasserstellen am Weg.
So erreichen Sie den Sattel Fereastra Viștișoara (2291 m) und
werfen einen Blick in das Viștișoara Kar, aus welchem ein
herrlicher Gletschersee gleichen Namens heraufleuchtet. Der Gipfel des Vf.
Galbenele (2456 m) wird auf dem felsigen Südhang umgangen. Kurz darauf
stehen Sie an der Fereastra Ursului. Nach Süden fällt die Muchia
Hârtopului vom Vf. La Padina Otelei (2461 m) ab.
Sie weichen diesem Gipfel etwas nach Süden aus und gelangen in den Bereich
der Caldera Vaii Rele a Moldoveanu. Tief unten im Valea Rea-Tal sind die Reste
der durch Lawinen zerstörten SALVAMONT-Notunterkunft zu erkennen. Der
Abstieg über einen langen Wiesenhang ist recht mühsam. Sie erreichen
den Sattel Portița Viștei und befinden sich in einer Höhe von
2310 m. Hier wurde durch den SALVAMONT eine steinerne Notunterkunft als Ersatz
für die im Tal zerstörte errichtet. Sie kann 6-8 Personen aufnehmen
und man hofft, daß sie von den Wanderern auch so behandelt wird, daß
sie noch lange als Notunterkunft Verwendung finden kann. Reparaturen und
bauliche Veränderungen sind für die Freunde des SALVAMONT nur mit
hohem persönlichen und zeitaufwendigem Einsatz zu realisieren. Sorgen Sie
bitte mit dafür, daß die Schutzeinrichtungen so behandelt werden,
daß sie lange ihren Zweck erfüllen können.
Vor Ihnen erhebt sich steil der Viștea Mare, der mit seinem 2527 m hohen
Gipfel einer der höchsten der Karpaten ist. Von ihm aus zieht sich gen
Süden ein Grat hin, der ihn mit dem höchsten der Südkarpaten und ganz
Rumäniens, dem 2544 m hohen Moldoveanu, verbindet.
Damit haben Sie das Ziel der heutigen Etappe erreicht und können sich einen
guten Zeltplatz aussuchen. Vielleicht bleiben Sie auch gleich in der
Notunterkunft. Bei einer Gesamtpausenzeit von 1.5 Stunden waren Sie heute 8.5
Stunden unterwegs.
Über den Sattel Portița Viștei führen mehrere
Wanderwege. Nach Norden erreicht man in 5-6 Stunden auf „rotem Dreieck“
Orașul Victoria. Mit gleicher Zeichenführung geht ein Weg nach
Süden durch das Valea Rea-Tal zu dem Ort Slatina.
Links vom Sattel leuchtet der Lacul Moldoveanului herauf, in dem sich der
Moldoveanu spiegelt.
Über Terrassen geht es abwärts, auf denen man gute
Zeltmöglichkeiten findet. Auch am See gibt es Flächen, auf denen man
Zelte aufstellen kann. Zur Felswand des Moldoveanu hin bleibt das ganze Jahr
über ein Schneefeld erhalten. Wenn Sie über das Schneefeld zur Wand
gehen, erreichen Sie eine durch ein Rohr sichtbar gemachte Quelle. Damit ist der
Zubereitung eines warmen Tees und auch des abendlichen Essens die Grundlage
gegeben. Sie werden bald merken, daß es hier sehr kalt wird.
Auf der heutigen Etappe gab es Abstiegsmöglichkeiten zu den
Schutzhütten Urlea und Sâmbetei, sowie Aufstiege von diesen
Hütten. Wir möchten diese Hütten kurz vorstellen, denn es
könnte sein, daß man wegen schlechtem Wetter diese in Anspruch nehmen
muß.
Die Urlea-Hütte wurde 2006 aufgegeben!
Diese Hütte wurde im Jahre 1927 als östlichste Hütte des
Fogarascher Gebirges errichtet und steht in einer Höhe von 1533 m im
Colților-Sattel des Mușuleții-Rückens. Leider hatte
der Architekt, der diese Hütte entworfen hatte, nicht darauf geachtet, wie
der Dorfzimmermann seinen Entwurf umsetzte. So geschah es, daß die
Hütte sehr nahe an den Hang gebaut worden ist und alle Fenster zur
Böschung zeigen. 1933 erhielt die Hütte eine Wasserleitung. 1933 wurde
eine zweite kleine Hütte hinzugefügt, die vier kleine Zimmer und eine
kleine, eingebaute Veranda hat. So stehen den Wanderfreunden 22 Betten in vier
Zimmern und 32 Pritschen zur Verfügung. 1981/82 wurde an die zweite
Hütte ein Speisesaal mit 70 Plätzen angebaut.
Die Urlea-Hütte erreicht man von der Ortschaft Breaza im Olttal auf der
Markierung „roter Punkt“ und auch „blauem Dreieck“ in 3.5 bis 4 Stunden.
Von der Hütte aus benötigt man bis zum Kamm auf „blauem Dreieck“ etwa
4 Stunden. Dann trifft der Wanderer in der Curmătura Mogoșului auf
das „rote Band“.
Auf der Markierung „roter Punkt“ ist in 3.5 Stunden der Zârnei-Sattel zu
erreichen.
Vom Kamm zu den Hütten sind die gleichen Zeiten angegeben, was uns etwas
unreal vorkommt.
Geht man im Gebirge mit schwerem Gepäck, so sollte man bei den
rumänischen Angaben ruhig auf drei angegebene Stunden eine dazurechnen.
Für die An- und Abreise erreicht man die Bahnverbindungen in Voila (15 km
bis Breaza) und Făgăraș (20 km bis Breaza) mit
Linienbussen.
Als Sehenswürdigkeiten an dieser Strecke sind die Riunen der „Burg von
Breaza“ aus dem 13./15. Jh. angegeben, die 5 km vor dem Gebirge liegen.
Am 30. August 1936 konnte im Sâmbetei-Tal nach fünfjähriger
Bauzeit in einer Höhe von 1401 m die erste Hütte fertiggestellt
werden. Sie befand sich in einer herrlichen Lage und wurde von vielen Wanderern,
Bergsteigern und Schiläufern genutzt. 1968 wurde sie von Wasser-, Schlamm-
und Steinlawinen so stark beschädigt, daß sich umfangreiche
Wiederherstellungsarbeiten notwendig machten. Nach der Fertigstellung im Jahre
1969 hatte die Valea Sâmbetei-Hütte eine Kapazität von 55
Schlafplätzen in Zwei-, Vier- und Achtbettzimmern.
In den Sommermonaten wurden noch Zelte aufgestellt. In dieser Zeit erfolgte die
Versorgung der Wanderer in einer Restaurant-Kantine. Im Winter war ein
Büffet geöffnet.
In der Nacht vom 19. zum 20. April 1997 zerstörte eine Riesenlawine die
oben beschriebene Hütte total. Sie wurde bis auf das Fundament ca. 300 -
400 m fortgerissen und von Schnee, Steinen und mitgerissenen Bäumen
zertrümmert. Zum Glück waren keine Menschen zu Schaden gekommen. Nur
wenige Tage zuvor war die Hütte noch voll besetzt gewesen.
Es wurde beschlossen, daß eine neue Hütte gebaut werden soll. Im Juli
1997 wurde mit den Arbeiten begonnen. Da für den alten Standort der
notwendige Schutz fehlte, wurde die neue Hütte etwas weiter oben auf dem
Westhang begonnen. Diese Hütte wurde etwas größer als die alte
gebaut. Der Eingang wurde in die Mitte verlegt und führt in einen Vorraum,
in dem für Erste Hilfe und Gepäck genügend Platz vorhanden ist.
Unten befinden sich zwei Räume, von denen einer als Schlafraum und der
andere als Aufenthaltsraum genutzt werden.
Um den Bau ausführen zu können waren viele Spenden notwendig, die zu
einem Teil auch von Freunden in Deutschland kamen. Sehr großen Anteil bei
der Errichtung hatte das Kombinat in Victoria und natürlich der SALVAMONT.
Im September 1997 konnte die neue Hütte eingeweiht werden.
Steigt man von der Valea-Sâmbetei-Hütte zum Kamm auf, so benutzt man
zum Großen Fenster/Fereastra Mare die Markierung „rotes Drteieck“. Für
die Überwindung von fast 800 m sind 2.5 Std. angegeben. Beim Aufstieg mit
Gepäck bitte eine Stunde dazurechnen.
Beim Aufstieg zum Kleinen Fenster/Fereastra Mică a Sâmbetei geht man
zunächst auf der Markierung „rotes Dreieck“ bis zu der als „La cruce“
bezeichneten Stelle und benutzt von da ab beim Aufstieg das „blaue Band“. Von
dieser Abzweigung an sind 1.5 Std. angegeben. Der Abschnitt wird als sehr
verwittert angegeben.
Auch hier werden beim Abstieg vom Kamm zur Hütte und weiter zum
Touristenkomplex die gleichen Zeiten angegeben. Sie können nur als
Richtwerte gelten.
Sehenswürdigkeiten an der Strecke: Drei Kilometer nördlich von der
Ortschaft Voila gibt es in der Gemeinde Cincor eine sächsische Wehrkirche.
In der Gemeinde Sâmbăta de Jos befindet sich die Sommerresidenz
Brukenthals aus dem 18. Jh., die derzeitig der Sitz der rumänischen
Lipizanerzucht ist.
In der Gemeinde Sâmbăta de Sus gibt es das von Nicolae und Manolache
Brâncoveanu 1800 errichtete Schloß. Einst stand hier das von
Constantin Brâncoveanu, der das Sâmbăta-Kloster gestiftet
hatte, errichtete Schloß. Das Kloster befindet sich neben dem
Touristenkomplex und lädt zur Besichtigung einer beachtlichen Sammlung von
Hinterglasmalerei (Ikonen) ein, die man hier bewundern sollte.
Die Nacht war sicherlich sehr kalt gewesen und so wird das Aufstehen nicht sehr
schwer fallen.
Bei meiner ersten Tour durch dieses Gebirge hatten wir eine sehr stürmische
Nacht und sehr niedrige Temperaturen erlebt. Als wir aus unseren Zelten kamen,
tauchte die aufgehende Sonne den Gipfel des Moldoveanu in ein rotes Licht.
Entlang des Grates zwischen Moldoveanu und Viștea Mare standen viele
Gämsen und schauten herab. Ihr Fell leuchtete rotbraun. Es war ein wundervoller
Anblick, den ich nur noch einmal erleben durfte. Doch das war einige Jahre
später im Valea Rea-Tal des Retezat-Gebirges.
Sie werden nach den üblichen Vorbereitungen zum Abmarsch bereit sein und
Ihre Wasserflasche gefüllt haben. Langsam steigen Sie hinauf zum
Viștea-Sattel (Portița Viștei, 2310 m), verschnaufen etwas,
denn der erste Aufstieg kostete schon etwas Kraft, und beginnen mit dem Aufstieg
zum Gipfel des Viștea Mare, was etwa „große Aussicht“ heißt.
Der Aufstieg ist sehr steil, doch oben angekommen erlebt man eine Aussicht, die
wahrhaft grandios ist. Weit kann man bei gutem Wetter in das
siebenbürgische Land schauen. Auf dem Viștea Mare befindet sich eine
Gipfelstange. An dieser Stelle haben Sie eine Höhe von 2527 m erreicht.
Für den Aufstieg vom Sattel zum Gipfel benötigt man etwa eine Stunde.
Legen Sie an der Gipfelstange Ihren Rucksack ab und begeben Sie sich auf dem
Grat zum höchsten Gipfel Rumäniens, den Moldoveanu. Bis zum
Gipfelkreuz benötigen Sie etwa eine halbe Stunde und stehen in einer
Höhe von 2544 m. Von hier aus können Sie die gesamte gestrige Tour bis
hin zum Vf. Zârnei zurüchverfolgen. Über den Grat führt vom
Viștea Mare über den Moldoveanu ein Wanderweg nach Brădet.
Er ist mit „rotem Punkt“ gekennzeichnet und führt über die
anschließenden Gipfel Vf. Piscul Roșu, Vf. Galbena und Vf.
Scărișoara Mare. Ab dem Vf. Scărișoara Mare zweigt
ein Weg nach Bradet ab, der mit „rotem Kreuz“ gekennzeichnet ist und über
den Höhenzug Coaștele Mari führt. Für beide Wege sind 14
Stunden angegeben.
Sind Sie wieder zum Viștea Mare zurückgekehrt, so haben Sie noch
einmal die Gelegenkeit in die tiefen und zerklüfteten Täler der
Nordseite zu schauen und auch schon den weiteren Weg gen Westen zu verfolgen. Er
führt weit unterhalb des nächsten Gipfels, des Vf. Ucișoara,
entlang. Nehmen Sie Ihr Gepäck auf und beginnen Sie mit dem Abstieg. Steil
geht es hinab, etwa 222 m, in den Orzaneaua-Sattel.
Leicht geht es nun auf beschriebenem Weg um den Vf. Ucișoara herum.
Zurückschauend erkennen Sie die Gewaltigkeit des trapezförmigen
Viștea Mare - Moldoveanu-Massivs. Im Sattel Orzaneaua weist ein Wegweiser
mit „blauem Punkt“ nach Süden. Auf diesem Weg erreicht man nach etwa 2
Stunden einige Sennhütten. Hier trifft der Weg mit einem anderen zusammen,
der mit „blauem Kreuz“ gekennzeichnet ist. Gemeinsam führen sie weiter zum
Vidra-Stausee.
Hinter dem Vf. Ucișoara erwartet Sie der Sattel gleichen Namens, der eine
Höhe von 2312 m aufweist. Vor Ihnen erheben sich die Gipfel Ucea Mare
(2418 m) und Corabia (2407 m), die Sie ziemlich weitläufig nach Süden
umgehen. Dabei lassen Sie den einstigen Landwehrpfad (Drum al
Dorobanților), der über den Corabia-Sattel nach Siebenbürgen
führt, rechts liegen. So erreichen sie den Ucea Mare-Sattel in einer
Höhe von 2220 m. Links von Ihnen fällt das Kar der Orzaneaua
Mică und rechts das Quellgebiet des Ucea Mare-Baches ab. Zum Rücken
des Podu Giurgiului müssen Sie nun 120 m aufsteigen und können den
Gipfel auf der Südseite umgehen.
Dieser 2358 m hohe Gipfel bleibt rechts liegen. Über die grasbestandenen
Hänge des Podu Giurgiului Kars erreichen Sie den Podu Giurgiului-Sattel in
einer Höhe von 2307 m. Dem Gipfel des Tarița Mare weichen Sie
südwärts aus und erreichen den Podragu-Sattel. Hier können Sie
einen ersten Blick in das Podragu-Kar werfen und erkennen einige Seen. Der
Podragu-See hat eine Ausdehnung von 2,86 ha und ist mit 15.5 m Tiefe der
tiefste See des Fogarascher Gebirges. Nachdem Sie einen Berg passiert haben,
können Sie wieder in das Podragu-Kar schauen. Nun erkennen Sie auch die
Podragu-Hütte, die grau zwischen den Seen steht. In der Nähe der
Hütte gibt es auch Zeltmöglichkeiten. Diese fehlen hier oben auf dem
Kammweg, im Podragu-Sattel, völlig. Bis hierher in den Podragu-Sattel
waren Sie etwa fünf Stunden unterwegs. Hier müssen Sie sich
entscheiden, ob Sie zur Hütte absteigen wollen oder bis zum Capra-See,
dem Gämsen-See, weiter gehen möchten.
Im Podragu-Sattel steht ein Wegweiser mit einem „blauen Band“, welcher zum
Vidraru-Stausee weist. Bei den Sennhütten Stânele din Podu Giurgiului
vereinigt er sich mit dem Weg vom Orzaneaua-Sattel.
Nach Norden weist das „rote Dreieck“ direkt zur Podragu-Hütte, die man im
Abstieg in einer reichlichen halben Stunde erreichen kann.
Hier möchten wir einen Hinweis auf die Versorgung mit Trinkwasser auf dem
Abschnitt zwischen dem Valea Rea-Tal und dem Podragu-Sattel einfügen. Die
einzige Wasserstelle befindet sich im letzten teil des Abschnittes zwischen dem
Vf. Tarnița und dem Podragu-Sattel. Man ist also gezwungen, sich das
mitgenommene Wasser entsprechend einzuteilen.
Diese Schutzhütte ist die höchstgelegene des Fogarascher Gebirges. Ihr Bau wurde zur Notwendigkeit um den Kammwanderern Sicherheit zu geben. Zwar hatte man schon im Jahre 1885 auf dem Tarnița-Sattel eine Hütte errichtet, doch brannte dies 1916 ab. Auch die 1885 östlich des Podragu- Sees errichtete Steinhütte zerfiel. Erst 1946 kam es zum Bau der noch heute zur Verfügung stehenden Podragu-Hütte, die in einer Höhe von 2136 m steht. Sie verfügt über 100 Schlafplätze in Drei- bis Zwanzigbett-Räumen. Im Sommer sollen noch 64 Pritschen hinzukommen. Im Winter stehen 12 Pritschen zur Verfügung.
Sollten Sie die 9. Etappe bei der Podragu-Hütte beendet haben, so
müssen Sie für die Rückkehr zum Kamm etwa 45 Minuten einplanen.
Sie benutzen für den Aufstieg den gleichen Weg wie zum Abstieg
(roter Punkt).
Wie setzen unsere Kammwanderung vom Podragu-Sattel aus fort und folgen dem
„roten Band“ nach Westen. Unser Ziel ist der Gämsen-See. Vom Podragu-Sattel aus
ist es möglich den markanten Gipfel des Vf. Podragu zu bewundern. Er ist
2462 m hoch und wird auf dem weiteren Weg von dem rechts am Weg aufragenden
Gebirgsgrat verdeckt. Es ist auch nicht möglich in die Căldarea
Podragului hineinzuschauen. Der Weg, den Sie nun begehen, ist breit und gut zu
gehen. Auf den Wiesen zu beiden Seiten blühen viele Blumen. Leicht
abschüssig gelangen Sie zu dem Gletschersee im Podul Giurgiului. Nach links
können Sie in das Iezerul-Kar hinein schauen und rechts erhebt sich steil
der schon erwähnte Grat. An seinem Ende erhebt sich sehr gewaltig der Vf.
Arpașu Mare mit seinen südlichen Ausläufern Piciorul Miroii.
Der Gipfel und die Bergkette spiegeln sich in dem türkisblauen Wasser des
Sees, in welchem sich wohl immer Eisschollen befinden. Er ist auch von Eis- und
Schneeflächen eingerahmt. Am Abfluß des Sees kann man seine
Trinkflaschen wieder füllen. Hier leuchten die gelben Blüten der
Gamswurz, der Sumpfdotterblume und des Hahnenfuß. Im Schatten der Felsen
sind die kleinen lila Blüten der Alpentroddelblume zu erkennen. Der
Wanderweg führt vor dem See über den Abfluß und danach in einem
langen und steilen Aufstieg hinauf zum Miroii-Gipfel (2278 m), von dem aus Sie
sich dem Gipfel des Vf. Arpașu Mare (2467 m) zuwenden. Für diesen
Aufstieg benötigen Sie eine gute halbe Stunde. Er kostet viel Kraft. Kurz
vor Erreichen des Gipfels wendet sich der Weg nach Süden, sodaß Sie
den Gipfel in einem großen Bogen umgehen können.
So steil wie der Aufstieg war, so ist auch der Abstieg in den Vârtopului-
Sattel.
Der letzte Teil ist dann wieder etwas gemäßigt. Hier führt der
Weg über einen Gipfel, der den Namen Vf. Paru de Fier (beim Eisenphahl)
trägt und kaum als Gipfel angesehen wird. Schaut man sich hier etwas
genauer um. so kann es gut möglich sein, daß man einige Gämsen zu
Gesicht bekommt. Nach Süden erblicken Sie das Budatal, in dessen westlichen
Kessel der Buda-See eingebettet liegt. Nach rechts, also in nördlicher
Richtung, gleitet der Blick in das Arpașul Mare-Tal hinein. So erreichen
Sie den Vârtopului-Sattel und stehen vor einer hohen Felswand. Sie
gehört zu dem Gipfel Vf. Arpașu Mic (2460 m). Hier befindet sich das
Nerlinger-Denkmal, das 1934 den Bergsteigern F. Nerlinger und Ruth Ruzicka
gewidmet wurde, die hier ums Leben gekommen sind. Leider ist es in einem
schlechten Zustand. Neben diesem Denkmal wendet sich der Weg nach rechts und Sie
müssen steil absteigen und dabei auch ein wenig klettern. Sind Sie auf dem
Weg angekommen, so folgen Sie ihm in einem sanften Anstieg zu einem Sattel. Auf
diesem Stück des Weges kann es durchaus vorkommen, daß man durch
Schnee gehen muß. Der Anblick, der sich von diesem Sattel aus bietet, ist
sehr beeindruckend. Links geht ein steiler felsiger Hang hinauf zum Gipfel des
Vf. Arpașu Mic. Nach rechts schauen Sie über Wiesen bis weit in das
Arpașul Mare-Tal hinein. Der obere Teil dieses Tales wird als
Caldărusa Frunții bezeichnet und liegt direkt vor Ihnen. Sehr
markant ragt daraus ein großer Felsen auf, hinter dem Sie einen
Verbindungsgrat vom Vf. Arpașu Mic zum Höhenzug Albotei erkennen
können. Dieser Grat liegt genau in westlicher Richtung und wird als Strunga
Mică oder Portița Arpașului bezeichnet. Der Anblick dieses
Grates und der daran anschließenden schartigen Bergkette ist einfach
herrlich. Sie trägt den Namen Munții Abotei und beginnt mit dem
Gipfel Vf. Fântâna (2375 m).
Ihr weiterer Weg führt Sie nun in leichtem Bogen hinüber zur
Portița Arpașului. Sie bildet den Übergang zu dem
dahinterliegenden Capratal. Das Kar vor dem Aufstieg zu diesem Übergang
heißt Căldarea Pietroasa a Arpașului. Hier befinden Sie sich
im Bereich der Gämsen, was mit dem Namen „Capra“ noch besonders hervorgehoben
wird. Beim Übergang ins Capratal passieren Sie eine felsige Wegstrecke mit
dem Namen „La trei pași de moarte“, was „drei Schritte bis zum Tod“
bedeutet. Das klingt sehr gefährlich, ist es bei trockenem Wetter aber
nicht. An etwas schwierigen Abschnitten sind Seile und Ketten gespannt. Bei
nassem Wetter sind sie eine gute Hilfe.
Wer diese Stelle gern umgehen möchte, der kann dies vor dem Einstieg tun.
Hier zweigt ein Weg ab, der mit einem „roten Punkt“ ausgezeichnet ist und zu
einem Aufstieg hinter der Felsengruppe führt.
Dabei trifft er auf einen Weg, der mit einem „blauen Band“ markiert ist. Auf ihm
gelangt man von dieser Stelle aus in etwa vier Stunden zur Podragu-Hütte.
In gleicher Zeit würde man von der Podragu-Hütte auch hierher
gelangen. Im Aufstieg gelangt man in einer Scharte wieder auf den Kammweg.
Wir sind allerdings der Meinung, daß die Umgehung schwerer zu gehen ist als
der über die „Portița“.
Von diesem Grat haben Sie eine wundervolle Aussicht über das letzte
Wegstück. Über alle Grate und Höhenzüge ragt die markante
Spitze des Vf. Arpașu Mare.
Nach Südwesten schauen Sie in das Capratal hinein und beginnen mit dem
Abstieg, bei dem auch etwas geklettert werden muß. Die gespannten Ketten
sind hier eine große Hilfe. Immer wieder fallen zwischen den Felsen die
kleinen Polster der Gebirgsnelken und des Leimkrautes auf, die mit der
Leuchtkraft ihrer Blüten überraschen. Bald geht es in tief
ausgetretenen schmierigen Rinnen steil abwärts. Hier sind die
Teleskopstöcke eine hilfreiche Unterstützung. Mit ihnen können
Sie das wohl unangenehmste Wegstück der gesamten Tour gut hinter sich
bringen und gelangen in das obere Capratal. Hier werden Sie sicher für die
Strapazen des Abstieges entschädigt, denn der Weg führt Sie durch
wundervoll blühende Wiesen. Sie sind durch die rechts von Ihnen steil
aufragende Felswand Creasta Arpașului vor den unangenehmen Winden aus dem
Norden geschützt. Hier, im Entstehungsbereich des Fundul Caprei-Tales,
lohnt es sich, eine ausgedehnte Pause zu machen. Ende Juli/Anfang August
blühen hier sehr viele Blumen, sodaß Sie sich vorkommen in einem
großen Garten zu sein. Trollblumen, Glockenblumen, der Große Germer,
die Alpentroddelblumen und auch die Himmelschlüsselchen sind überall
zu entdecken. Ein Wanderweg führt mit „gelbem Dreieck“ hinab zur
Pârâul Caprei-Schutzhütte, die man in 1.5 Stunden erreichen kann.
Der Blick geht hinüber zu der Bergkette, die sich vom Vf. Arpașu Mic
nach Südwesten zieht und das Capratal in dieser Richtung begrenzt. Er
verbindet die Gipfel Vf. Arpașu Mic, Vf. Buda (2431 m), Vf.
Mușeteica (2448 m) und Vf. Piscul Negru miteinander.
Seit dem Erreichen der Căldarusa Frunții werden Sie sicher bemerkt
haben, daß der Wanderweg recht breit geworden ist. Es ist ein
untrügliches Zeichen, daß eine günstige Anfahrt nicht weit ist.
Vor allem an den Wochenenden begegnet man hier vielen Familien und Gruppen, die
einen Ausflug in die schöne Welt des Hochgebirges erleben wollen. Die in
den letzten Jahren der 70-er fertiggestellte Höhenstraße, die als
Transfogarascher Autotrasse bezeichnet wird, macht es möglich.
Nachdem Sie die sonnigen und saftigen Matten mit ihren vielen Blüten
passiert haben, zwängen Sie sich durch ein paar große Steine hindurch
und gelangen auf ein großes Geröllfeld, das wohl jedes Jahr in seinem
oberen Teil noch große Schneefelder aufzuweisen hat. Beim Queren ist eine
gewisse Vorsicht angebracht. Vor Ihnen wird der obere Teil des Tales gegen
Westen hin durch eine mächtige Wand abgeschlossen. Sie zieht sich vom Vf.
Capra (2494 m) - rechts - zu einem südlichen spitz aufragenden Gipfel hin,
der eine Höhe von 2142 m hat und als Piciorul sudic al Buteanului
bezeichnet wird. Auf der rechten Seite dieses Grates ist ein Steingebilde zu
erkennen, das wie ein Wächter aussieht. Weiter rechts erhebt sich einer der
Gipfel der Karpaten, der über 2500 m aufragt, der Vârful
Vânătoarea lui Buteanu. Er ist mit 2507 m genau so hoch wie der Vf.
Omul im Bucegi-Gebirge.
Kurz vor der soeben erwähnten Wand führt Sie der Wanderweg nach links.
Sie gehen zwischen größeren Steinen hindurch und beginnen mit einem
steilen Aufstieg. Der Weg wendet sich bald nach links und geht in eine
gemäßigte Steigung über, die sich bis an das Ende des
Ausläufers hinzieht. Die dort stehende Markierungsstange ist deutlich
auszumachen. Haben Sie diesen Punkt erreicht, so werden Sie von dem Ausblick
überwältigt sein. Nach Süden können Sie weit in das Capratal
hineinschauen, durch das sich das Band der Transfogarascher Autotrasse
heraufwindet. Nach Osten schweift der Blick zunächst entlang der Bergkette
mit dem Vf. Buta, erfaßt den Vf. Arpașu Mic, den Grat Portița
Arpașului und über allem die Spitze des Vf. Arpașu Mare.
Links daneben ragt der Vf. Podragu auf. Dieser Gebirgsteil ist nun schon
Vergangenheit, doch die Berge, die noch vor Ihnen liegen, wie Vf. Lespezi-
Călțun, sind im Westen schon zu erkennen.
Der Weg führt nun auf fast gleicher Höhe zum Kar, in dem der Capra-
oder Gämsensee sich befindet.
Sie erreichen ihnin wenigen Minuten und damit auch das heutige Etappenziel. An
der Südseite dieses Sees erhebt sich ein Denkmal, das einer Gruppe von
Bergsteigern gewidmet ist, die hier bei einem Lawinenunglück ums Leben
gekommen sind.
Rund um den See gibt es gute Zeltmöglichkeiten. Der Caprasee ist der
größte See des Fogarascher Gebirges auf der Südseite und befindet
sich in einer Höhe von 2230 m. Nördlich des Sees erhebt sich der
Capra-Sattel, über welchen man den Bâleasee erreichen kann. Die
Bâlea-Schutzhütte ist leider im Jahre 1995 abgebrannt.
Sie schlagen hier am See ihr Zelt auf und finden gute Möglichkeiten zum
Waschen vor. Trinkwasser finden Sie an der Nordostseite des Sees.
Bis hierher betrug die Laufzeit vom Valea Rea-Tal etwa 9 Stunden. Vom
Podragu-Sattel aus ist die Strecke in 4-5 Stunden zu schaffen.
Hier am Gämsen-See gibt es eine Möglichkeit, die Markierung „rotes Band“ zu
verlassen und auf „blauem Dreieck“ zum Bâlea-See hinab zu steigen. Vom
Capra-Sattel aus benötigt man etwa eine halbe Stunde. Bei schlechtem Wetter
kann hier auch die Tour abgebrochen werden und man kann versuchen auf der
Straße einen Ort an der Nordseite zu erreichen. Ob die Seilbahn zur
Bâlea-Wasserfall-Hütte noch fährt ist fraglich. Der Autoverkehr
auf dieser einst stark befahrenen Straße ist fast zum Erliegen gekommen. An
den Wochenenden kommen zwar noch einige Rumänen, die einen Wochenendausflug
unternehmen wollen, hierher, doch die Zahl der Gebirgswanderer ist recht
bescheiden geworden, was sich natürlich schnell ändern kann.
Früher, also vor der „Wende“, die hier gern als Revolution bezeichnet wird,
zählte die Bâlea-Hütte zu der am meisten besuchten Hütte
dieses Gebirges. Sie war dem Ansturm der Besucher nicht mehr gewachsen. Viele
kamen mit dem Auto hierher und blieben einige Tage und machten Ausflüge in
die schöne Umgebung.
Die Hütte befand sich auf einer Halbinsel, die in den See hineinragt und
verfügte über 62 Schlafstellen in Vier- und Sechsbettzimmern. Dazu
gehörte ein Speiseraum.
1883 wurde der Bau einer Hütte im Bâlea-Kar erstmals angeregt, kam
aber der zu hohen Kosten nicht zur Ausführung. Ein anderer Grund für
die Bauverzögerung war, daß man damals keine Erfahrungen im Bau von
Steinhütten hatte. Man wußte auch nicht, wie man solche kalten Mauern
wohnlich machen konnte. Schließlich fand man eine Lösung und baute
1905 auf die in den See hineinragenden Landzunge eine Steinhütte. 1937 kam
es dann zu einem vielfach ersehnten Erweiterungsbau aus Holz. Das Dach wurde mit
Blech gedeckt und die Außenwände mit Dachpappe und Holzschindeln
vollkommen windgeschützt ausgestattet. Nun standen den Bergwanderern in
drei Räumen 50 Schlafstellen zur Verfügung. 1950 wurde die Hütte
zum großen Teil durch einen Neubau ersetzt, der 1995 leider ein Raub der
Flammen wurde. Sammlungen, wie die in Dresden, lassen aber hoffen, daß es
in absehbarer Zeit auch hier wieder eine neue Hütte geben wird.
Wenige Meter von dem Standort der Hütte gab bzw. gibt es eine Seilbahn,
mit der man hinunter zu Berghotel Bâlea-Wasserfall fahren kann. Hier konnte
man sich mit dem Notwendigsten ausrüsten.
Die hohen Besucherzahlen in diesem zentralen Teil des Fogarascher Gebirges haben
natürlich eine Ursache gehabt bzw. haben sie noch, denn der Bau der
Transfogarascher Autotrasse machte eine Zufahrt möglich. Die
Möglichkeit, mit dem Auto in ein Hochgebirge fahren zu können,
nutzten auch viele Touristen aus den damaligen Mitgliedsländern des RGW,
denen Reisen mit dem Auto in westliche Gebirge unmöglich gemacht waren.
Vor allem die Touristen aus der DDR, die nach Bulgarien zum Urlaub an die
Schwarzmeerküste reisten, nutzten diese Möglichkeit recht oft.
Nach der „Wende“ wurde oft gesagt, daß der Bau der Transfogarascherstrasse
das sinnloseste Bauunternehmen Rumäniens gewesen sei. Angeblich sollte
hier ein internationales Sportzentrum entstehen, doch schien der Bau für
die ehemaligen Machthaber wohl mehr militärische Bedeutung gehabt zu haben.
Beim Bau dieser Trasse wurde viel Militär eingesetzt. Vor allem beim Bau
des Tunnels vom Bâleasee zur Südseite konnten wir den Einsatz von
Soldaten im Jahre 1979 selbst erleben. Rumänen berichteten uns, daß
dies eine der wenigen Baustellen in Rumänien sein soll, wo beim Einsatz von
Gefangenen auch geprügelt werden durfte um den Bau schneller
voranzutreiben.
Vor dem Bau dieser Trasse sollen Fachleute vor klimatischen Veränderungen
in dem Bâleakar gewarnt haben, die aber unbeachtet blieben. Man war der
Meinung gewesen, daß die durch das Tunnel strömende warme Luft aus dem
Süden zu einer starken Lawinenneigung führen würde. In wieweit
diese Berichte tatsächlich zutreffen entzieht sich unserer Kenntnis, da es
auch andere gibt, die besagen, daß das Gebiet schon immer
lawinengefährdet war und die heute zu sehenden Lawinenschutzgitter zur
Sicherheit der Menschen in diesem Tal und auch wegen der Sicherheit der
Straße angelegt worden seien. Tatsache ist aber, daß aus einigen
Dörfern in diesem Tal Menschen wegen der Lawinengefahr evakuiert worden
sind.
Heute ist der Strom der Autotouristen so ziemlich versiegt, was für die
Gesundung der Natur in diesem Gebiet von einiger Bedeutung sein wird.
Wer vom Caprasee zum Bâleasee herabgestiegen ist und wieder zurück
will, muß dafür eine dreiviertel Stunde einplanen.
Die Lage und die herrliche Umgebung des Capra- oder Gämsensees würden zu
einem Ruhetag einladen. Bei schönem Wetter wäre das nach der
gestrigen Leistung auch zu verstehen, doch das muß jeder für sich
entscheiden. Da es die heutige Tour auch wieder in sich haben wird, sollte mit
dem Aufbrechen nicht zu lange gewartet werden. Es sollte also nicht viel
später als 9 Uhr losgehen.
Für das erste Teilstück bis zum Paltinusattel gibt es zwei
Möglichkeiten. Die erste besteht darin, daß man zum Gämsensattel
aufsteigt und von dort aus dem „roten Band“ nach Westen folgt. Der Weg
führt über den Gipfel des Piciorul Iezerului, unterhalb des Vf.
Iezerul Caprei (2417 m), der sich an der Westseite des Caprasees erhebt. Man
erreicht den Kammweg an einer Stelle, die als Fereastra Bâlii - das
Bâlea-Fenster - bezeichnet wird. Sie befindet sich in einer Höhe von
2286 m und bietet einen wundervollen Blick in den Bâlea-Kessel.
Die zweite Möglichkeit, den Kammweg zu erreichen, besteht darin, daß
man südlich des Sees und auch des Gipfels Vf. Iezerul Caprei auf der
Markierung „blaues Kreuz“ aufsteigt. Hier kann man noch einmal auf die Berge,
die gestern am Weg lagen, zurückschauen, den Blick über die
südlichen Gebirgskämme und die zahlreichen Windungen der
Transfogarasch-Hochstraße schweifen lassen. Wir würden diesen Weg
bevorzugen. Die Markierung ist deutlich, doch dort, wo der Weg sich nach unten
neigt, muß man nach rechts aufsteigen und dem kamm zustreben. Hier gibt es
keine Markierung. Ein ausgetretener schmaler Hirtenpfad führt am rechten
Hang eines Tales direkt in den Paltinusattel. Wollen Sie allerdings noch einen
Blick in den Bâlea-Kessel werfen, so halten Sie sich einfach mehr rechts
und steuern das Kammstück rechts des Vf. Paltinu, der direkt am Kamm
aufragt, an. Hier treffen Sie wieder auf die „Rotbandmarkierung“, der Sie nach
links, also nach Westen folgen.
Der Gipfel des Vf. Paltinu wird südlich umgangen und Sie erreichen den
Paltinu-Sattel, eine wundervolle Wiese, die zur ersten Rast einlädt. Ein
Wegweiser zeigt die Richtung zum Bâlea-See an, der in einer Zeit von 30 bis
40 Minuten zu erreichen ist. Ein breiter Weg führt hinunter, auf dem man
natürlich auch heraufkommen kann. Von diesem Paltinu-Sattel kann man weit
in das nördliche Gebirgsvorland schauen. Nach Süden dehnt sich fast
unendlich das Gebirge bis zum Argeșbecken aus. Dazwischen leuchtet die
riesige Wasserfläche des Lacul Vidraru, des Vidra-Stausees herauf.
Nach Westen sind schon die höchsten Berge des westlichen Gebirgsabschnittes
zu sehen, wie der Negoi mit seinen 2535 m. Der Weg wendet sich hier nach
Süden und ist stark ausgetreten, was auf einen starken Touristenstrom
schließen läßt. Vor der herrlichen Kulisse der Berge erhebt sich
recht markant der Turnul Paltinului, dessen Südwand wir rechts liegen
lassen. Sie queren dazu ein Geröllfeld und müssen ziemlich weit
absteigen. Einige Quellen liegen am Weg. Hier trifft man auch auf die Markierung
„blauer Punkt“, die hinunter zum Hegerhaus Piscul Negru führt. Unterhalb
des Turnul Paltinului quert die „Rotbandmarkierung“ einen Hang, an welchem
schwierige Stellen durch ein Stahlseil gesichert sind. Es geht einige Zeit
über Felsgestein, doch bald gelangen Sie in den Doamnăsattel, der
rechts vom Laitagipfel (2397 m) überragt wird. Der Gipfel wird südlich
umgangen und dabei ein kleiner Sattel berührt. Der folgende Abschnitt
gestaltet sich recht schwierig und es muß an einigen Stellen sogar etwas
geklettert werden. Die Kletterstellen sind aber alle durch Seile gesichert.
Schauen Sie sich auf diesem Wegstück ruhig einige Male um, denn Sie
können bis zum Vf. Podragu schauen. Bald stehen Sie am Fuße des
Lăițel-Gipfels. Ein steiler Aufstieg über kurze Wegschleifen
bringt Sie auf die abgerundete Kuppe des Vf. Lăițel. Hier stehen
Sie auf einer Höhe von 2390 m und haben einen wundervollen Blick auf die
Muchia Tunsului und die beiden Negoigipfel. In den Tiefen der Täler
leuchten winzige Rinnsale, die sich durch das Călțunkar schlängeln.
Fast kreisrund schimmert tiefblau oberhalb einer Terrasse der Călțunsee.
An seinem Südrand ist die Schutzhütte deutlich sichtbar. Darüber
erhebt sich der Vf. Lespezi-Călțun und rechts daneben der Vf. La Strunga
Dracului, an den sich die beiden Negoigipfel anschließen. Ein steiler
Abstieg bringt Sie nun durch Felsrinnen und über Stufen nach etwa 30
Minuten in den Laitasattel. Auch auf diesem Abschnitt sind die schwierigen
Wegstrecken durch Seile gesichert.
Der weitere Weg fällt über den Südhang des zerklüfteten
Kammes ab. Sie passieren einige Quellen und erreichen bald das Ufer des
Călțunsees. Überquert man nun noch den Abfluß des Sees, so
gelangt man zu der neuen Schutzhütte des SALVAMONT. 1973/74 wurde hier eine
Biwakschachtel als Notunterkunft errichtet, die durch Lawinen später
zerstört worden ist. Anfang der 90er Jahre errichtete der SALVAMONT eine
neue und auch größere Schutzhütte, die ganzjährig besetzt
ist. Der See liegt in einer Höhe von 2135 m. Rund um die Schutzhütte
gibt es sehr gute Zeltmöglichkeiten.
Sie werden den See zur Mittagszeit erreichen und hier eine etwas längere
Rast machen. Dabei können Sie sich schon etwas den weiteren Weg anschauen.
Breit ausgetreten zieht er sich auf der Ostseite des Sees entlang und wendet
sich dann nach rechts aufwärts. Sie folgen ihm und erreichen durch und
über mächtige Gesteinsbrocken und -platten den Călțunsattel.
Hier, in der Portița Călțunului, wendet sich der Weg nach rechts.
Nach einigen Metern steigen Sie nach rechts in das große Geröllkar
unterhalb des Negoi ab.
Der Weg steigt bald wieder etwas an und verläuft parallel zur Felswand bis
zum Einstieg in die Drachenschlucht, der Strunga Dracului. Dabei werden auch
einige Schneefelder passiert, was wiederum zu erhöhter Wachsamkeit
verpflichtet. Will man nicht den Aufstieg durch die Drachenschlucht nehmen, so
sollte man in dem ersten Wegesteil der Markierung „blaues Band“ nach links
folgen. Auf diesem Weg gelangt man durch die Strunga Doamnă, den
Frauenkamin, auch auf die andere Seite der Felswand. Bei besonders schlechten
Witterungsbedingungen ist dieser Weg sowieso zu nutzen. Es soll manchmal sogar
vorkommen, daß man den Aufstieg durch die Drachenschlucht in manchen
Sommern wegen Vereisung nicht benutzen kann und dann durch den Frauenkamin
steigen muß. Auf diesem Wege verläßt man das Steinfeld des
Laitatales und wechselt hinüber ins Izvorul Negoiului-Becken, wo man
nordwestlich der Strunga Dracului in einem Sattel den Hauptkamm wieder erreicht.
Hier möchten wir auch noch einmal an die Vernunft appellieren alle
unüberlegten Handlungen zu unterlassen, damit nicht der Bergrettungsdienst
alarmiert werden muß und ander Bergfreunde zu Hilfeleistungen herangezogen
und verpflichtet werden müssen.
Sie befinden sich jetzt aber noch auf der „Rotbandmarkierung“ und begeben sich
zum Einstieg der Strunga Dracului. Die Blumen blühen hier sehr
spärlich und so fallen die wenigen Blüten ganz besonders auf.
Interessant sind an den Felswänden die Spuren der Gebirgsbildung und der
Auffaltung, die an so mancher Stelle beobachtet werden können. Am Ende der
Geröllhalde stoßen Sie auf die Markierung eines Wanderweges, der auf
„rotem Punkt“ durch die Strunga Ciobanului ins Sărățatal
und über den Mittagsstein zur Negoi-Hütte führt. Dieser Hinweis
kann bei plötzlichem Einbruch von Schlechtwetter von Bedeutung sein. Denn
dann kann man in dieser Hütte übernachten und gleichzeitig die
Anstrengungen bei der Überquerung des Kirchendaches vermeiden.
Natürlich ist auch dieser Weg etwas anstrengend.
Da in der Hauptwanderzeit recht viele junge Leute den Rundkurs von der
Negoi-Hütte über den Negoi und durch die Drachenschlucht wieder
zurück zur Negoi-Hütte benutzen, kann es vorkommen, daß Sie beim
Einstieg in die Strunga Dracului etwas warten müssen. Der Aufstieg ist
nicht mehr so gefährlich wie vor vielen Jahren, da Schnee und Eis so manche
Veränderung gebracht haben. So wurden Felsen die den Aufstieg behinderten.
Bei der Schneeschmelze mit in die Tiefe gerissen und die Schlucht breiter.
Schwierige Stellen sind auch weiterhin mit Ketten gesichert. Allerdings
hängen sie heute manchmal an Stellen, die man zum Anfassen kaum noch
erreicht. Ein geübter Bergwanderer kann auch ohne die Benutzung von Seilen
und Ketten hinaufgelangen. Leider stellten wir auch hier fest, daß es Leute
gegeben haben muß, die mutwillig Sicherungen beschädigt haben.
Gleiches stellten wir auch in anderen Gebirgsteilen fest.
Bald haben Sie den oberen Ausstieg erreicht und können in das Izvorul
Negoiului-Becken hineinschauen. Der Blick ist überwältigend. Sie
wenden sich nun nach rechts und stoßen bald auf die Markierung
„blaues Band“, das von der Strunga Doamnă hierher führt. Am Kamm
geht es nun etwa 20 Minuten entlang, wobei Sie oft ziemlich weit absteigen und
im nächsten Augenblick auch wieder aufsteigen müssen. Für diese
Leistungen werden Sie durch den Anblick vieler schöner Blumenpolster
belohnt. So erreichen Sie den Gipfel des Negoi, der die höchste Erhebung
im westlichen Teil des Fogarascher Gebirges darstellt. Der Vf. Negoiu ist mit
einer Höhe von 2535 m angegeben und bietet von seiner Gipfelmarkierung
einen einzigartigen Rundblick. Im Süden leuchtet zwischen den
Höhenzügen in einem gewaltigen Becken die Wasserfläche des
Vidraru-Staubeckens. Nach Westen können Sie den runden Buckel des
Budeslavu, die Gipfel der beiden Ciortea-Riesen, den Scara und direkt unter
Ihnen den Vf. Șerbota, Ihr heutiges Tagesziel, erkennen. Dieser Gipfel
ist mit dem Negoi durch den schartigen Felsgrat des Kirchendaches verbunden.
Es sieht alles so nah aus und ist doch noch so fern, denn es wird noch einige
Zeit vergehen, bis Sie dort drüben auf dem Gipfel des Șerbota stehen
werden. Der weitere Weg führt über den Kleinen Negoi, den Negoiul Mic,
doch um auf den 2485 m hohen Gipfel zu gelangen, muß man wieder tief
hinabsteigen, bis in die Schlucht, die die beiden Zwillinge trennt. Hier soll
ein ausgeprägter Pfad nordwärts führen, der in den Popașul
lui Mihai-Sattel und auf die Markierung „blaues Dreieck“ führen soll. Dazu
möchten wir bemerken, daß wir diesen Weg nicht bemerkt haben.
Sie steigen aus der Tiefe der Schlucht wieder hinauf zur Spitze des Vf. Negoiul
Mic und stehen bald an der Gipfelmarkierung. Tief unter Ihnen ist die Negoi-
Hütte zu erkennen. Sie wurde auf einem bewaldeten Höhenzug gebaut und
ist sehr gut eingerichtet. Leider liegt sie für den Kammwanderer zu weit
unten. Weit geht der Blick in das Siebenbürger Land, aber auch nach Osten
zu den Bergen, die schon hinter Ihnen liegen.
Über den Westgrat steigen Sie nun ab und erreichen einen Sattel, in welchem
ein Wegweiser steht, der den Weg zur Negoi-Hütte weist. Auch eine
Möglichkeit des Abstieges bei schlechtem Wetter!
Da er stark begangen ist, kann man ihn auch nicht verfehlen. Von der Hütte,
die wir am Ende dieser Tagestour beschreiben werden, erreicht man in langem
Marsch die Bahnstation Porumbacu. Übrigens wird der Mihai-Sattel, in dem
sich die Abzweigung befindet, auch Cleopatra-Sattel genannt und die Zeit bis zur
Hütte mit 2.5 bis 3 Stunden angegeben.
Nach 15 Minuten Aufstieg über einen grasbestandenen Rücken erreichen
Sie die ersten Felsen. An einem Felsen wurde „Șerbota“ angepinselt, Sie
sind also auf dem richtigen Weg. Der große Fels, der Vf.
Sărății, wird umgangen und Sie beginnen mit der
Überwindung des „Kirchendaches“, der Custura Sărății.
Der nun folgende steile Abstieg zwischen den Felsen kann mit dem Gepäck
recht beschwerlich werden. Bei der Überwindung des Grates muß oft von
der einen Seite auf die andere gewechselt werden. Es ist eine interessante aber
auch sehr schwere Wegstrecke, die viel Zeit in Anspruch nimmt.
An manchen Stellen muß regelrecht geklettert werden. Im letzten
Wegstück erreichen Sie eine Stelle, an der das „rote Band“ von der linken
auf die rechte Seite weist. Hier werden Sie auf der linken Seite einen
ausgetretenen Pfad erkennen, der auf der Wiese steil nach oben führt.
Diesen Pfad sollten Sie benutzen, wenn Sie nicht unbedingt noch einmal klettern
wollen. Er kommt südlich des Șerbotagipfels heraus und erspart Ihnen
viel Zeit und auch Kraft.
Wer die Anstrengung nicht scheuen will und noch gut bei Kräften ist,
wechselt zwischen den Felsen auf die rechte Seite und folgt der Markierung
„rotes Band“ aufwärts. An vielen Stellen muß geklettert und auch nach
dem richtigen Weg gesucht werden. Über eine schräg liegende Platte
geht es dann hinauf. Dies ist leicht gesagt, doch kostet mit dem Gepäck
viel Kraft und Zeit. Haben Sie diese Stelle bezwungen, so geht es steil
aufwärts und Sie erreichen nach weiteren 20 Minuten den Gipfel des
2331 m hohen Vf. Șerbota. Hier oben steht ein Wegweiser, der mit
„blauem Band“ hinab zur Negoi-Hütte weist, die in 2.5 bis 3 Stunden
erreicht werden kann. Wir mußten an dieser Stelle schon einmal absteigen
und mußten uns bei sehr schlechtem Wetter auch sehr beeilen, doch diese
Zeit ist nur von sehr geübten Wanderern und ohne Gepäck zu schaffen.
Noch einmal können Sie weit in das nördliche Vorland schauen und der
Linie des Oltflusses folgen, vielleicht von hier oben auch schon einen Zeltplatz
im Șerbotasattel aussuchen. Für den Abstieg benötigen Sie noch
gute 15 Minuten. In diesem Sattel befindet sich eine Felsengruppe, die guten
Schutz bietet. Ein Zeltplatz ist schnell gefunden, doch nach Wasser muß man
etwas suchen, was nach dieser anstrengenden Tour nicht leicht fallen wird. Eine
Wasserstelle befindet sich auf der Südseite. Dazu geht man den Weg wieder
etwas zurück und steigt 30 bis 40 Meter nach rechts ab. Nach der Stelle, wo
das Wasser aus der Erde sickert muß auch etwas gesucht werden.
Anders ist es auf der Nordseite, wo es eine sehr ergiebige Wasserstelle gibt,
doch dazu muß zwischen den großen Felsbrocken weit abgestiegen werden.
Man sollte also schon beim Călțunsee ausreichend Wasser mitgenommen
werden und damit gut gehaushaltet werden.
Der heutige Tagesabschnitt hatte es wieder in sich gehabt. Wir benötigten
bei zwei Pausen für diese Strecke 9.5 Stunden, was etwa einer reinen
Laufzeit von 8 Stunden entsprechen könnte.
Wie wir schon angekündigt haben, soll an dieser Stelle die Negoi-Hütte vorgestellt werden. Die erste hier errichtete Hütte wurde 1881 erbaut. Aber schon 1890 trug man sie wieder ab und baute eine neue, die den Namen „Robert-Gutt-Hütte“ erhielt. In der Folgezeit wurde diese mehrmals erweitert. Ein später angebautes Besorgerhaus wurde wieder abgerissen, weil man Anfang der 60er Jahre die heutige Steinhütte errichten wollte. Ende 1963 waren die Arbeiten abgeschlossen. Die neue Hütte steht in einer Höhe von 1546 m und verfügt über 102 Schlafplätze, zu denen im Sommer noch 68 dazu kommen. Dort, wo sich die drei Wege zum Kamm teilen, steht noch eine kleine Holzhütte, die den Namen „Dr. Carl Wolff“ trägt.
Nachdem zwei strapaziöse Touren hinter Ihnen liegen, soll die heutige eine
„Schontour“ werden. Es geht nur bis zum Avrig-See, den die Siebenbürgen
auch Frecker See nennen. Er ist in ca. 4 Stunden zu erreichen. Natürlich
hängt dabei vieles vom Wetter ab. So kann bei schönem Wetter solch
eine Tour recht angenehm sein.
Wenn Sie aufbrechen, werden Sie einen niedrigen Steinwall durchschreiten und den
Șerbota-Sattel queren um bald danach zum Höhenzug Mâzgavu de
Creasta aufzusteigen. An einer Felsenmauer entlang geht es diesmal fast nach
Norden, denn der Kammweg verläuft in einem großen Bogen in dieser
Richtung zum Scara-Sattel Die drei Gipfel dieses Grates haben Höhen von
2212 - 2277 - 2264 Meter. Die beiden ersten werden überquert und der letzte
nördlich umgangen. Danach haben Sie den Scara-Sattel erreicht. Er liegt in
einer Höhe von 2146 m und ist mit einer neuen Schutzunterkunft ausgestattet
worden. Der Kammweg führt direkt daran vorbei. Auf der rechten Seite des
Weges steht ein Wegweiser, der mit „blauem Kreuz“ hinab zur Negoi-Hütte
weist. Es ist ein altes Schild, welches den Wanderer in deutscher Sprache darauf
aufmerksam macht, daß der folgende Wegabschnitt (also der, der gerade
hinter Ihnen liegt) nur bis zum Șerbotagipfel begehbar ist und man an
dieser Stelle zur Negoi-Hütte absteigen muß.
Sie gehen nun über einen Rasenhang und stellen fest, daß sich der Weg
wieder nach Süden wendet. Dem Vf. Scărișoara (2261 m) weicht
der Weg aus, sodaß er nicht überschritten werden muß und auch der
Gipfel des Scara (2306 m) wird unterhalb der Spitze gequert. So geht es fast
gemütlich auf Rasenflächen entlang. Auf der gasamten Strecke dieser
Etappe konnten Sie die beiden Gipfel Ciortea I und II bewundern, doch nun
erfaßt der Blick auch die sich nördlich anschließenden Berge
Vârtopul Roșu und Budislavu. Davor leuchtet aus dem Kar der fast
kreisrunde Avrig-See herauf. Sie können das heutige Tagesziel also schon
erblicken. Von dem Gipfel des Scara steigen Sie bis in die Nähe des
Ostsattels der Gârbova ab. Hier zweigt ein Weg mit „rotem Kreuz“ zur Cabana
Bărcaciu und weiter zur Cabana Neamțului ab.
Wie ein steiler Zahn erhebt sich der Gipfel der Gârbova am Rande des
Avrig-Kares. Er ist 2187 m hoch und wird südlich umgangen. Dabei werden Sie
auch etwas klettern müssen. Viele Blumen blühen hier direkt am Weg und
zwischen den Felsen und laden zu einer Fotopause ein. Die üppige Flora
weist auf kalkhaltiges Gestein hin und der Freund alpiner Pflanzen wird hier
seine Freude haben. So gelangen Sie in den Westsattel der Gârbova, den
Piscul Gârbovei, der in einer Höhe von 2187 m gelegen ist. Hier weist
ein Wegweiser in das Avrig-Kar. Früher ging ein Weg über die Ciortea
hinüber zur Portița Avrigului. Er ist kaum noch zu erkennen, nur die
alten verrosteten Wegstangen erinnern noch daran. Auf diesem Wegabschnitt
befinden sich fünf Höhlen, von denen die Peștera Mare din
Ciortea mit 37 m Länge die höchstgelegene der rumänischen
Karpaten ist.
Sie steigen auf gut sichtbarem Weg in das Kar des Gletschersees ab. Dabei
schenken Sie bitte dem Weg besondere Aufmerksamkeit, denn er ist an einigen
Stellen durch Erosion und auch starkes Begehen sehr schmal geworden. An einigen
wichtigen Stellen sind zur Sicherheit Seile angebracht worden, doch mußten
wir feststellen, daß man einige Halterungen mutwillig beseitigt oder
beschädigt hatte. Manche Sicherung ist durch Veränderungen des Weges
kaum noch zu erreichen, es heißt also aufpassen. Viele Blumen blühen
am Weg. Bald haben Sie den See erreicht und können sich einen Zeltplatz
suchen. Rechts vom Weg befinden sich auf einem Hügel einige gute
Plätze, die man bei rechtzeitigem Erscheinen nutzen kann. Hier treffen am
Nachmittag auch die Wanderer vom Suru-Sattel her ein. Es könnte allerdings
möglich sein, daß der Strom aus dieser Richtung etwas geringer
geworden ist, weil die Übernachtungsmöglichkeit Suru-Hütte im
Jahre 1996 ein Raub der Flammen geworden ist.
Rechts vom Aufstieg zum Avrig-Sattel führt ein Weg zu einer Wasserstelle,
die schon ein kleiner Wasserfall ist. Hier kann man sich auch gut waschen.
Für die heutige Etappe werden Sie etwa 4 Stunden benötigt haben und
können in Ruhe den Tag ausklingen lassen. In diesem Gebiet sind viele
Gämsen zuhause und es kommt vor, daß sie, wenn sie nicht gestört
werden, bis hinab zum Ufer des Sees kommen.
Die heutige Etappe ist verhältnismäßig kurz und könnte mit
der nächsten verbunden werden. Auch bei der 12. Etappe wäre es
möglich bis hin zum Suru-Sattel zu laufen, da dort auch Wasser vorhanden
ist.
Wir setzen nun unsere Wegbeschreibung vom Avrig-See aus fort. Achten Sie auch
heute wieder darauf, daß Ihre Wasserflaschen gefüllt sind. Gerade hier
am Avrig- oder Frecker See möchten wir wieder an das Umweltbewußtsein
appellieren und darum bitten, daß unsere deutschen Wanderfreunde mit gutem
Beispiel vorangehen. Nehmen Sie bitte Ihre Abfälle mit oder legen Sie sie
auf die vielleicht noch vorhandene „Deponie“. Gerade hier am Avrigsee kann
beobachtet werden, daß viele sehr frevelhaft mit ihrer Umwelt verfahren und
ihren Müll einfach liegen lassen bzw. ihre leeren Büchsen einfach in
den See werfen. Der Karpatenverein und auch der SALVAMONT starteten in der
Vergangenheit mehrfach Aktionen zur Säuberung des Sees und dessen Umgebung.
Viele Büchsen wurden aus dem See geholt. Büchsen und Plastebeutel
wurden aus der Umgebung zusammengetragen und in einer Deponie gelagert. Leider
sah es nach kurzer Zeit wieder so aus als es solche Aktionen nie gegeben hatte.
Sorgen Sie bitte mit dafür, daß andere Gebirge auch weiterhin sauber
und attraktiv sind und bleiben.
Wenn Sie aufbrechen, erreichen Sie mit wenigen Schritten den Weg und beginnen
mit dem Aufstieg. Am Morgen ist es auch hier recht kühl, sodaß eine
warme Bekleidung angebracht ist. Steil geht es nach oben. Nach etwa 20 Minuten
haben Sie den Avrig-Sattel (Șaua Avrigului) erreicht und stehen in einer
Höhe von 2178 m. Dieser Sattel wird auch Șaua Lacului oder
Portița Avrigului genannt. Tief unter Ihnen kräuselt der Wind die
Wasserfläche des Sees. Die Morgensonne hat ihn noch nicht erreicht. Dunkel
zeichnen sich die Berge im Osten gegen den Himmel ab. Mächtig steht der
Scara über dem Tal und rechts neben ihm der kleine „Zinken“ der
Gârbova. Darüber sind noch einmal die Gipfel des Vf. Negoi und des Vf.
Lespezi-Călțun zu sehen. Noch einmal kann man dieses großartige
Panorama auf sich wirken lassen. Auch dieser herrliche Anblick könnte
Anlaß sein im nächsten Jahr wieder hierher zurück zu kehren.
Der Sattel befindet sich zwischen dem Vârtopul Roșu-Gipfel im Norden
und dem Turnul Lacului im Süden, über dem sich die beiden Ciortea-
Gipfel erheben. Zwischen diesen Gipfeln schauen Sie in ein Kar, welches oft als
das schönste Kar Rumäniens bezeichnet wird. Dieses Gebiet ist ein
wahres Paradies für Gämsen. Es ist uns hier schon passiert, daß Gämsen
unseren Weg querten.
Der weitere Weg führt Sie nun um den Vârtopul Roșu herum. Links
hat sich der Budislavu-Bach tief eingegraben und vor Ihnen liegt der Gipfel
gleichen Namens, der Vf. Budislavu. Um ihn zu erreichen müssen Sie einen
Sattel queren und in Serpentinen zu dem 2371 m hohen Vf. Budislavu aufsteigen.
Dicht unterhalb des Gipfels wird er umgangen. Es ist das letzte mal, daß
Sie auf Ihrer Tour durch das Fogarascher Gebirge in einer Höhe von 2300 m
stehen. Es ist auch das letzte Mal, daß Sie auf die faszinierenden Berge im
Osten zurüchschauen können. Nun geht es auf breiten steinigen
Serpentinen in den Budislavu-Sattel hinab. Er vefindet sich in einer Höhe
von 2200 m. Von ihm aus geht es in einer ziemlich gleichbleibenden Höhe
unterhalb des trapezförmigen Suru mit seinen beiden Gipfeln Suru (2283 m)
und Capul Suru (2274 m) zum Suru-Sattel. Am Weg befinden sich einige Quellen,
bei denen Sie noch einmal Ihre Trinkflaschen füllen sollten. Südlich
des Sattels erhebt sich der Găvanu- oder Lacustele-Gipfel. In diesem
Gebiet beginnt auch wieder die recht intensive Schafhaltung und der
Weidebetrieb. Der Suru-Sattel befindet sich in einer Höhe von 2110 m. In
diesem Sattel befindet sich ein Wegweiser. Hier zweigt ein Weg mit
„rotem Dreieck“ zur Suru-Hütte ab, der weiter zur Ortschaft Sebeșu
de Sus führt. Hier muß aber bemerkt werden, daß die Suru-
Hütte in der Sylvesternacht 1996 abgebrannt ist und eine neue Hütte
noch nicht in Sicht ist. Links vom Weg erstreckt sich ein Höhenzug, an
dessen Ende ein Wegweiser mit „blauem Dreieck“ ebenfalls zur Hütte
führt. Der Bergrücken, auf dem diese Hütte stand, ist schon
bewaldet.
Wir verlassen hier auf unserem weiteren Weg die 2000-m-Marke. Von jetzt aus geht
es unaufhaltsam abwärts. Den 2034 m hohen Vf. Cocriciu umgehen Sie
unterhalb des Gipfels auf der Südseite und gelangen in einen Sattel, in dem
aus zwei Quellen Wasser nach Süden und Norden fließt und das nur 10
Meter voneinander entfernt. Aus ihnen kann man allerdings kein Wasser
schöpfen. Hier stehen auch die ersten zerzausten Bäumchen. Es sind die
ersten seit dem Verlassen des Comisu-Sattels.
Vor Ihnen erhebt sich der 1890 m hohe Vf. Tătaru, zu dessen Gipfel Sie
aufsteigen müssen. Von dieser Höhe aus können Sie weit nach
Norden in das Siebenbürger Land schauen und erkennen auch schon den Ort
Turnu Roșu. Nach Süden und Westen schließt sich ein Gebirge an
das andere an. Im Westen erkennen Sie das Lotru- und das Zibin-Gebirge hinter
denen man bei guter Sicht auch das Parâng und mit etwas Glück das
Retezat-Gebirge sehen kann. Bis in das Olttal ist es nicht mehr weit.
Man könnte von hier aus ohne weiteres bis ins Olttal oder auch nach Turnu
Roșu durchlaufen, doch schlagen wir Ihnen vor, in dem Sattel zwischen Vf.
Tătaru und der Chica Fedeleșului Ihr Zelt aufzuschlagen.
Möglichkeiten gibt es hier genug. In diesem Sattel erkennt man noch die
Reste eines Fundamentes, wo wahrscheinlich einmal eine Hütte gestanden
hatte. Die Notunterkunft, die der SALVAMONT hier errichtet hatte, wurde
mutwillig so zerstört, daß sie entfernt werden mußte.
Wasser findet man einige Minuten weiter am Weg.
Die Laufzeit bis hierher betrug etwa 4 Stunden. Sollten Sie es eilig haben und
nach Turnu Roșu weitergehen wolen, so finden Sie dazu die Angaben in der
nächsten Tour.
Obwohl die Suru-Hütte 1996 abgebrannt ist, möchten wir sie doch noch
kurz vorstellen. Da diese Hütte für die Wandertätigkeit im
Fogarascher Gebirge von großer Bedeutung ist, kann man davon ausgehen,
daß der Siebenbürgische Karpatenverein in späteren Jahren an
diesen Standort wieder eine Hütte errichten lassen wird.
Um das Suru-Gebiet für den Tourismus besser erschließen zu
können, wurde im Jahre 1939 an der Waldgrenze, auf dem
Moasa-Bergrücken, die Suru-Hütte gebaut.
An dieser Stelle hatte vorher einmal eine alte Sennhütte gestanden. Die
Höhe des Standortes lag bei 1450 m.
Die Suru-Hütte verfügte über 60 Schlafplätze, davon 44
Pritschen und 16 Schlafstellen in Zwei- bis Fünfbettzimmern. Am Abend, bei
klarer Sicht, konnte man von der Hütte aus alle beleuchteteten Ortschaften
im Tal erkennen.
Die Hütte diente denjenigen, die eine Kammwanderung unternehmen wollten,
als Ausgangspunkt. Wichtig war sie aber auch für diejenigen, die vom Osten
kamen und hier ihre Kammwanderung beendeten. Sie hatte eine ideale Lage.
Vom Suru-Sattel aus war die Hütte auf der Markierung „rotes Dreieck“, dem
man auch weiter bis zu der Gemeinde Sebeș de Sus über den
Moasei-Höhenzug folgen kann, zu erreichen.
Vom Standort der Hütte aus erreicht man auf der Markierung „roter Punkt“
die Gemeinde auch im Tal des Moasa Sebeșului-Baches und gelangt zur
Bahnstation Sebeș-Olt.
Heute beginnen wir die letzte Etappe unserer Fogaraschdurchquerung und brauchen
es nicht besonders eilig zu haben. In den nächsten Stunden geht es
über Grasmatten unaufhaltsam abwärts. So erreichen Sie wieder Zonen,
in denen man die Wärme stärker zu spüren bekommt.
Nach dem Aufbruch vergessen Sie nicht Ihre Flaschen an den Quellen zu
füllen. Das „rote Band“ führt Sie an der Nordseite des Höhenzuges
entlang. Hier reichen die kleinen Bäumchen und Sträucher schon bis an
den Weg heran. Heidel- und Preiselbeeren, Wacholder und kleine Fichten werden
Sie dabei entdecken. An den Quellen sei noch einmal an die Wasserflaschen
erinnert, denn es gibt bis kurz vor Turnu Roșu keine Wasserstelle mehr.
Unterhalb der Chica Fedeleșului führt der Weg in einen Sattel, von
dem nach Norden ein recht auffälliger Höhenzug abgeht. Dahinter
erreichen Sie wieder den Kamm und werden dabei auch die Markierung „rotes Kreuz“
wahrnehmen. Es ist die Kennzeichnung eines Weges, der von dem Sattel, in welchem
Sie gezeltet haben, nach Südwesten zur Ortschaft Câineni am Olt
führt und auch nach Turnu Roșu im Nordwesten, also von hier aus auch
Ihren Weg markiert. Sie werden also in der nächsten Zeit auf beide
Markierungen stoßen. Es ist vielleicht gut dies zu wissen, denn dieser
Abschnitt des Weges wird nicht mehr oft begangen und ist manchmal auch schwer zu
erkennen. Auch die Markierungen sind oft nicht mehr deutlich zu erkennen. Aus
dem Gras leuchtet so manche Blume, die Sie seit dem Comisu-Sattel nicht mehr zu
Gesicht bekommen haben. Über Grasflächen geht es ständig
abwärts, vorbei an Sennstationen und eingezäunten Viehkoppeln, aber
auch an einzeln stehenden Felsengruppen. Diese sind eine letzte Erinnerung an
die Felsregionen, die hinter Ihnen liegen.
In der Nähe der Chica Lacului (1649 m) zweigt das „rote Kreuz“ nach rechts
ab und wird nun Ihre Wegmarkierung. Zwischen den kleinen Fichten weiden Pferde
und Maultiere. Vor Ihnen liegt ein Höhenzug, der gekennzeichnet ist durch
ein Band von Kalksteinen, die deutlich zu sehen sind und hell leuchten.
Über den rechten Hügel weist das „rote Kreuz“ den Weg hinab nach
Turnu Roșu. Das „rote Band“ weist von hier aus den Weg nach Westen, zur
Bahnstation Valea Mărului am Olt. Allerdings ist die Markierung dorthin
sehr schlecht geworden.
Sie folgen von hier ab nur noch dem „roten Kreuz“ und erreichen nach kurzer Rast
die ersten dichteren Fichtenbestände. Bei der Rast haben Sie Gelegenheit
einen Blick in das tief eingeschnittene Olttal zu gönnen und hinüber
zu schauen auf Berge des Lotru-Gebirges, an das sich rechts das Zibin-Gebirge
anschließt. Diese Berge sind die Fortsetzung der Südkarpaten in
westlicher Richtung. Bei günstiger Witterung kann man sogar den
Parângul Mare, ein weiterer 2500er in der Kette der Südkarpaten,
erkennen und auch die Gipfel des Retezat-Gebirges. Man kann also recht weit
hinüber schauen zu den Bergen der westlichen Gebirgsteile der
Südkarpaten, die vielleicht ein weiteres Wanderziel in Rumänien
darstellen könnten.
In den Sommermonaten bekommt der Wanderer, der vom Kamm kommt, beim Erreichen
der ersten Bäume auch gleich einen Hauch der Hitze zu spüren, die sich
in den Wäldern gefangen hat. Das kann recht belastend sein. Sie schreiten
unter Fichten, Buchen und wieder Fichten dahin, überqueren manche Wiese
und bemerken auf der linken Seite die schnell nachwachsenden Erlen, denn hier
wurde vor einigen Jahren der Buchenbestand kräftig gelichtet. Der Weg
scheint endlos, ist am Anfang schmal und tief ausgetreten, weitet sich zu einem
breiten Weg, der durch einen Park zu führen scheint und wird wieder schmal.
Dieser Weg wird auch zum Weideauftrieb benutzt. Beim Abstieg erreichen Sie eine
große Wiese, die von einem Weg gekreuzt wird. Geradeaus führt das
„rote Kreuz“ entlang des Kammes nach Turnu Roșu. Er geht links des
Rückens entlang und liegt zum größten Teil voll in der Sonne.
Hier herrschen bald Erlen und Birken vor. Auf diesem Weg finden Sie eine
Tränke, die frisches Wasser spendet, vor. Bald wird einem bewußt,
daß bald nicht mehr jedes Wasser trinkbar ist und so hat diese Tränke
schon eine besondere Bedeutung. Bald erreichen Sie auf diesem Weg ein Plateau,
von dem man einen einzigartigen Blick über das Olttal und auf Turnu
Roșu hat. Wenn die Beweidung nicht zu stark iat, könnte man hier
auch sein Zelt aufschlagen.
Wollen Sie nicht in der Sonne laufen, so wählen Sie den Weg, der nach
rechts abzweigt. Sie gehen im Schatten des recht dichten Fichtenwaldes auf
breitem Weg hinunter. Bald führt der Weg in steilen Serpentinen
abwärts. Der Fichtenwald wird durch Buchen abgelöst. Stetig begleitet
Sie das Rauschen von Bächen, die Sie aber erst nach längerem Abstieg
erreichen. Schließlich stehen Sie unten im Valea Satului und können
frisches köstliches Wasser genießen oder ein erfrischendes Bad nehmen.
Nachdem Sie den Bach überschritten haben, wendet sich der Weg nach links.
Sie passieren eine ehemalige Holzverladestelle und folgen nun der
Forststraße. Es dauert gar nicht lange, da erreichen Sie die ersten
Ferienhäuschen. Blumen blühen am Weg und werden von zahlreichen
Schmetterlingen umschwärmt. So nähern Sie sich Turnu Roșu und
sollten sich schon einmal nach einem passenden Zeltplatz umschauen, es sei denn,
Sie wollen gleich noch nach Sibiu fahren. Mit dem Erreichen der ersten
Häuschen ist es aber auch mit dem frischen und sauberen Trinkwasser vorbei.
Nachdem Sie auf der Forststraße längere Zeit unterwegs waren,
passieren Sie eine Brücke und haben die ersten Häuser von Turnu
Roșu erreicht. Halten Sie sich links vom Bach, so kommen Sie an einer
Tränke vorbei, aus deren Rohr noch einmal frisches Wasser für Mensch
und Tier sprudelt. In dem Trog wird aber auch die Wäsche gewaschen. Links
steht eine Markierungstafel mit einem „roten Kreuz“, das den Weg zum Kamm weist.
Hier kommt der schon erwähnte Weg herunter.
In Turnu Roșu gibt es ein größeres Restaurant, einen Brotladen
und auf dem Markt vor dem Restaurant auch Gemüse zu kaufen. Ein richtiges
Essen erhielten wir in dem Restaurant nicht. Wer sich nicht mit Brot, Wein oder
Bier zufrieden geben will, muß gleich weiter nach Sibiu fahren. Dabei
sollte man sich gleich nach der Abfahrt des Zuges erkundigen gehen, denn viele
Züge fahren hier nicht mehr vorbei.
Hier in Turnu Roșu haben Sie Ihre 14. Etappe beendet und für den
Abstieg etwa 4 Stunden benötigt.
Die letzte Etappe bringt Sie nach Sibiu, der Hauptstadt von Siebenbürgen,
die auch Hermannstadt heißt. Die Fahrt dorthin erfolgt mit dem Zug und
dauert nicht lange. Mit dem Aufenthalt in Sibiu haben Sie Gelegenheit eine sehr
schöne Stadt kennen zu lernen.
Bevor Sie sich in Turnu Roșu umsehen oder länger verweilen wollen
sollten Sie zuerst auf den Bahnhof gehen und sich mit der Abfahrt der Züge
vertraut machen. Der zweite Zug fuhr am Morgen um 6.51 Uhr ab, was für
diejenigen, die am anderen Ende des Ortes zelten wollen, ein sehr zeitiges
Aufstehen bedeutet. Zeltplätze in der Nähe des Bahnhofes findet man am
Olt, doch muß man hier mit Mücken und Bremsen rechnen.
Gehen Sie also zuerst auf den Bahnhof und stecken Sie danach erst Ihren Plan ab.
Das einzige Restaurant des Ortes befindet sich etwa auf halbem Weg zum Bahnhof,
bietet aber kein warmes Essen an. In der Nähe gibt es einen
Bäckerladen. Vor dem Restaurant wird am Nachmittag Gemüse verkauft.
An Wein und Bier mangelt es nicht.
Benutzen Sie den Morgenzug, so erreichen Sie die Landeshauptstadt von
Siebenbürgen nach kurzer Fahrt. Zunächst bietet es sich an, das
Gepäck auf dem Bahnhof zu deponieren. Erkundigen Sie sich nach den
Möglichkeiten der Weiterfahrt. Bei längerem Aufenthalt bietet sich
eine Übernachtung in einem Hotel oder auf dem Campingplatz, der sich im
Jungen Wald / Pădurea Dumbravă befindet, an. Ihm gegenüber
befindet sich eine besondere Sehenswürdigkeit der Stadt, das Dorfmuseum.
Wir lassen unser Gepäck auf dem Bahnhof und möchten mit Ihnen einen
kurzen Bummel durch Sibiu / Hermannstadt unternehmen. Rechts vom
Bahnhofsgebäude befindet sich der Busbahnhof. Gegenüber dem
Bahnhofsvorplatz befindet sich ein einstmals sehr gepflegter Park. Rechts von
ihm beginnt eine Buslinie, die über Rășinari nach
Păltiniș, der Hohen Rinne, führt und vor dem Campingplatz
hält. Von Păltiniș aus kann die Überquerung der
Südkarpaten in westliche Richtung fortgesetzt werden.
Rund um den Bahnhofsvorplatz wurde viel gebaut, sodaß sich das Bild wohl
ständig verändern wird. Der Weg in die Altstadt geht an diesem Platz
vorbei und ist kaum zu verfehlen. Die Straße steigt leicht an. Links des
Weges steht die Ursulinerkirche. Hier gabelt sich die Straße. Sie nehmen
den rechten Weg, der von schönen alten Häusern geäumt ist.
Schauen Sie ruhig einmal in die interessanten Innenhöfe. Viele dieser
Häuser haben ein beträchtliches Alter. Bald haben Sie den Platz der
Republik, das Zentrum der alten Handelsstadt erreicht. Er ist von vielen
Sehenswürdigkeiten umgeben. Dort, wo die Straße sich zum Marktplatz
hin öffnet, erhebt sich der Ratsturm (Turnul Sfatului). Es lohnt sich,
hinein zu gehen, denn in den Räumen dieses Turmes ist eine sehr
interessante Ausstellung zu sehen, die einen Einblick in die Geschichte der
Stadt gibt. Vom Turm aus bietet sich dem Besucher ein wundervoller Blick
über die Altstadt, das Gebirgsvorland bis hin zu den Bergen der
Südkarpaten. Der Turm selbst gehört zu den Resten der im 13. / 14. Jh.
erbauten Stadtbefestigung. Neben diesem Ratsturm sind der Stadt noch zwei
weitere Türme erhalten geblieben. In den zahlreichen Vitrinen befinden sich
viele Gegenstände und Schriftstücke, die von der Geschichte Zeugnis
geben.
Sibiu / Hermannstadt liegt von dem Ausgangsort unserer Wanderung, der
siebenbürgischen Stadt Brașov / Kronstadt, 150 km entfernt und hatte
in alter Zeit eine ähnliche Bedeutung wie diese. Gegründet wurde die
Stadt in einer Bodensenke am Ufer des Cibin, von dem sich auch der Name der
Stadt ableitet. Sie wurde im Jahre 1192 erstmals urkundlich erwähnt.
Nach 1241 stieg die Bedeutung des Ortes, als er zum Sitz eines Komes
ausgewählt wurde. 1241 erhielt der Ort die Rechte einer Stadt, wurde aber
im gleichen Jahr auch von den Tataren heimgesucht. Von den Brandschatzungen und
Plünderungen erholte sich die Stadt sehr schnell und konnte ihre Position
stark ausbauen. In Urkunden von 1280 ist von den Bürgern von Sibiu und 1292
von den Richtern und Schöffen die Rede, was auf eine für jene Zeit
hohe Organisationsform schließen läßt. Die Stadt verfügte
also schon über eine eigene Gerichtsbarkeit, was man auch an den vier
kleinen Türmchen am Turm der Stadtpfarrkirche erkennen kann. 1376
zählte Hermannstadt zu den siebenbürgischen Städten mit der
intensivsten Handwerkertätigkeit. Zu dieser Zeit bestanden in ihr schon 19
Zünfte mit Vertretern von 25 sehr verschiedenen Gewerben. Natürlich
trug die Lage der Stadt für die Entwicklung als Wirtschaftszentrum in
Siebenbürgen entscheidend mit bei. Hermannstadt liegt unweit des Roten
Turm-Passes, über den die Stadt die Wirtschaftsverbindungen zur Walachei
hielt. Bis in die zweite Hälfte des 15. Jh. spielten die Kaufleute von
Kronstadt und Hermannstadt eine große Rolle für das Handelsleben der
Walachei, wo sie ihre eigenen Erzeugnisse und solche aus Mittel- und Westeuropa
absetzen und gleichzeitig den Transit orientalischer Waren nach
Siebenbürgen und dem Zentrum des Kontinents vermitteln konnten. 1556
hieß es, daß Hermannstadt / Sibiu eine große, glänzende
Stadt sei, die mächtig ist und im Überfluß mit allem versehen
ist, was ein städtisches Leben erfordert. Auch im 18. Jh. gehört die
Stadt zusammen mit Kronstadt zu den wirtschaftlich führenden Städten
in Siebenbürgen. Viele Erzeugnisse wurden in dieser Stadt hergestellt.
In den Jahren 1703 - 1790 und 1849 - 1867 war Hermannstadt Sitz des
Stadthalters von Siebenbürgen und gelangte so zu noch größerer
Bedeutung. In dieser Zeit gehörte die Stadt mit Kronstadt und
Klausenburg / Cluj zu den größten Städten nördlich der
Karpaten. Sie zählte damals 20 000 Einwohner.
An revolutionären Ereignissen nahm die Stadt stets regen Anteil. Im Jahre
1918, als der Vielvölkerstaat Österreich - Ungarn zerfiel, nahmen
große Teile der Bevölkerung an der Nationalversammlung in Alba Iulia
teil und stimmten mit für die Vereinigung Siebenbürgens mit
Altrumänien. 1936 gab es große Protestkundgebungen in der Stadt, als
in Wien ein Beschluß gefaßt worden ist, durch den Siebenbürgen
getrennt wurde.
Die Nachkriegsgeschichte wurde schon behandelt und so wollen wir sie hier nicht
noch einmal wiederholen.
Eine für die jüngste Geschichte Siebenbürgens sehr schmerzliche
Entwicklung ist wohl der Wunsch vieler Deutschstämmiger Rumänien zu
verlassen und sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen oder auch in
andere Länder auszuwandern. So berichtete man uns in der Mitte der 90er
Jahre des 20. Jh. in der Evangelischen Stadtpfarrkirche von Hermannstadt,
daß der Anteil der Deutschen in dieser Stadt von einstmals 18 000 auf 1 800
gesunken sei und daß man Sorge habe, daß man bald viele Kirchen nicht
mehr unterhalten könne.
So schauen wir vom Ratsturm hinunter auf die historischen Stätten wie z.B.
den Kleinen Ring (Platz des 6. März), der der älteste Handelsplatz war
und heute einige interessante Museen aufweist. Hier befinden sich das
Apothekenmuseum, das Haus der Künste und im Alten Rathaus das Museum
für Kreisgeschichte, aber auch die berühmte Sagstiege und die
Gußeiserne Lügenbrücke.
Schauen Sie auf der anderen Seite des Turmes in die Tiefe, so erblicken Sie den
Großen Ring, den Platz der Republik. Noch im Anfang der 80er Jahre befand
sich hier eine Grünanlage mit vielen Blumen und Bäumen. Sie
mußte einem Denkmal weichen, das man zu Ehren der revolutionären
Bewegung von 1848 geschaffen hatte. Der Platz ringsum wurde gepflastert und
wurde so zu einem Aufmarschplatz. Gleich rechts schließt sich die
Franziskanerkirche an den Turm an. Die Westseite des Platzes schließt das
Brukenthal-Palais ab. Es birgt in sich das wohl bedeutendste Museum der
Stadt, denn die Gemäldesammlungen des Baron Samuel von Brukenthal
zählen zu den bedeutendsten Sammlungen der barocken Malkunst in Europa.
Der Besuch der Stadt Sibiu / Hermannstadt sollte unbedingt mit einem Besuch
dieses Museums verbunden werden. Hier erfährt der Besucher sehr viel
über die Geschichte und vor allem auch über das Leben der oberen
Schichten der Bevölkerung in der damaligen Zeit.
Samuel von Brukenthal war, von 1721 bis 1803 lebend, viele Jahre Gouverneur von
Siebenbürgen und leidenschaftlicher Kunstsammler. Eigens für seine
Gemälde ließ er dieses Palais bauen, das 1817 der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht wurde. Es trägt das Gepräge des
österreichischen Barock, wie viele Häuser dieser Stadt.
Die Südseite des Platzes ist geprägt durch das Hallerhaus, einem
gotischen Bau von 1470, der später im Stil der Renaissance umgebaut wurde.
Dahinter kann man die Zinnen von drei noch erhaltenen Wehrtürmen erkennen.
Wir steigen wieder vom Turm hinunter, schauen in die Franziskanerkirche, gehen
durch die Durchfahrt am Ratsturm und stehen auf dem Kleinen Ring. Hier
betrachten wir die Sagstiege und überqueren die Lügenbrücke um
bald danach die Ev. Stadtpfarrkirche zu erreichen. Diese Kirche ist das weithin
sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Das Dach und der Turm dieser Kirche sind mit
farbig glasierten Ziegeln gedeckt und ziehen viele Besucher magisch an. Leider
sollen dabei nicht nur Menschen angezogen werden, die Freude an diesem Bau
haben, sondern auch solche, die ihm und auch der Gemeinde bewußt Schaden
zufügen wollen. So hat es in der ersten Hälfte des Jahres 1994
sechzehn Einbrüche gegeben, bei denen ein beträchtlicher Schaden
angerichtet worden ist.
Diese Kirche wurde im Laufe des 14. / 15. Jh. in Etappen gebaut. Sie ist eine
dreischiffige gotische Basilika mit transept und hohem Glockenturm, von dem man
einen weiten Blick über Stadt und Land hat. Im Inneren der Kirche befinden
sich 60 Grabplatten mit zum Teil recht hohem künstlerischen Wert. Unter
diesen Grabplatten befinden sich auch die des walachischen Fürsten Mircea
cel Rău, der von seinen Bojaren in Hermannstadt ermordet worden ist und
auch die des siebenbürgisch-sächsischen Dichters Valentin Frank von
Frankenstein.
Nach dem Verlassen dieser bedeutenden und schönen Kirche geht der Besucher
an dem Standbild des Bischofs Teutsch vorbei, der für die Stadt und
Siebenbürgen viel geleistet hat. Wir berichteten in unserem Abriß
über die Geschichte Siebenbürgens von ihm.
Wir verlassen das Kirchgelände und wenden uns nach rechts. Am Ende dieser
Straße fallen zwei Türme auf. Sie gehören zu der Orthodoxen
Metropolitenkirche, die wir nun besuchen möchten. Ihr Mauerwerk fällt
besonders auf, denn rote und gelbe Ziegelreihen sind hier übereinander
gefügt worden. Das Besondere an diesem Kirchenbau ist, daß sie eine
maßstabgerechte Verkleinerung der berühmten Haghia Sophia in Istanbul
darstellt. Im Jahre 1906 wurde sie in byzantinischem Stil errichtet. Die
Geschichte dieses Bauwerkes ist auf ausgehangenen Tafeln in verschiedenen
Sprachen nachzulesen. Wir verlassen dieses interessante Bauwerk und das
Kirchengelände und wenden uns nach links. So erreichen wir den Platz der
Einheit, wenden uns wieder nach links, biegen am Ende des Platzes in die
Stradă Cetații, der ehemaligen Harteneckergasse ein. Hier befindet
sich ein Teil der noch erhalten gebliebenen Wehranlagen der Stadtbefestigung,
die in den vergangenen Jahren recht aufwendig und liebevoll restauriert worden
sind. Die drei Wehrtürme konnten wir ja vom Ratsturm aus schon sehen.
Hinter dieser Wehranlage biegen wir nach links in eine Straße ein, die uns
wieder auf den Platz der Republik führt. Dabei kommen wir an einer
Büste vorbei, die an einer Hausecke aufgestellt wurde und dem deutschen
Dichter Friedrich Schiller gewidmet ist.
So stehen wir wieder im Zentrum der sehr interessanten Hauptstadt
Siebenbürgens. An der Westseite des Platzes beginnt neben dem Brukenthal
Palais der Fußgängerboulevard, auf dem es einige schöne kleine
Restaurants gibt, aber auch ein empfehlenswertes Hotel, das IMPERATUL
ROMÂNIA.
Mit der Veränderung in Rumänien ist es auch wieder möglich
Restaurants zu eröffnen. So gibt es also auch wieder nette Orte, wo man gut
essen und trinken kann und wo nach deutscher Betrachtungsart die Preise nicht
zu hoch angesiedelt sind. Besonders erwähnenswert scheinen uns die vielen
guten Biersorten. Sie sind in Rumänien hergestellt und tragen oft deutsche
Namen.
Auf diesem Boulevard befindet sich auf der rechten Seite auch das Stadtbüro
der Eisenbahngesellschaft. Hier kann man sich Fahrkarten und Platzkarten kaufen
ohne daß man auf den Bahnhof muß.
Platzkarten sind in allen Schnellzügen und vor allem in den
Transitzügen ein absolutes MUSS.
Wer noch einige Tage in Sibiu / Hermannstadt bleiben möchte und sich auf
den Campingplatz begeben will kann das auch mit der Straßenbahn tun. Dazu
kann man sich beim Informationsbüro im Bahnhof entsprechende Auskünfte
einholen. Gegenüber befindet sich das schon erwähnte Dorfmuseum. Es
wurde 1963 auf einem Areal von 96 ha angelegt. Hier kann der Besucher 111
Denkmale bäuerlicher Technik und Architektur erleben. 15 000
Einrichtungsgegenstände sind in 335 Einzelbauten zu bewundern. Das Museum
ist vom 01. 05. bis zum 01. 11. täglich außer Montags geöffnet.
Ab dem Brukenthal Palais soll sogar ein Minicar dorthin fahren.
In der Umgebung der Stadt gibt es viele sehenswerte Orte und es lohnt sich
schon, noch etwas zu verweilen. Lohnenswert ist der Erwerb eines
Stadtführers.
Wir haben mit Ihnen hier in Hermannstadt / Sibiu das Ziel unserer gemeinsamen
Wanderung erreicht und konnten uns auch noch in der Stadt etwas umsehen. Wer
Freude an der Tour gehabt hat, hat vielleicht auch das Bedürfnis, die
Südkarpaten zwischen Olt und Timiș zu erleben. Er findet in Sibiu
einen guten Ausgangspunkt. Der westliche Teil der Südkarpaten ist ein genau
so schönes Wandergebiet wie der östliche, in manchen Abschnitten
vielleicht sogar noch etwas schöner.
Wir hoffen, daß wir dem Leser einen kleinen Anstoß geben konnten um
sich ein Herz zu fassen und den Weg in die Karpaten zu wagen. Dem Wanderer, der
mit uns gemeinsam durch die Berge der Karpaten gegangen ist, möchten wir
für seinen Mut danken und glauben, daß dieser erste Abschnitt ihn so
begeistert hat, daß er auch den westlichen Teil der Südkarpaten
erleben möchte. Es ist ein sehr interessantes und schönes
Wandergebiet, das es lohnt auch anderen Wanderfreunden nahezubringen. Man kann
eigentlich nur von etwas mit Freude berichten, was man selbst mit Freude erlebt
hat.
Wir hoffen, daß wir Ihnen das auch so vermitteln konnten.
Nach dem beschriebenen Teil der Überschreitung der Südkarpaten auf der
Strecke Prahovatal - Olttal, gibt es bestimmt den Wunsch, auch den weiteren Weg
über den westlichen Teil der Südkarpaten kennen zu lernen.
Sibiu ist für diesen Abschnitt ein idealer Ausgangspunkt. Wie wir schon
erwähnt hatten, fährt in der Nähe des Bahnhofs ein Bus ab, der
den Wanderer nach Păltiniș / Hohe Rinne bringt und dabei auch
durch das malerische Dorf Rășinari fährt.
Păltiniș ist ein Hotel- und Pensionsort, der im Winter
ausgezeichnete Wintersportmöglichkeiten bietet. Im Sommer ist dieser Ort
ein geeigneter Ausgangspunkt für Wanderungen in das Zibin- und auch das
Lotru-Gebirge. Von hier aus führen breite und gepflegte Wege in das Zibin-
Gebirge, die man bei der Weiterführung der Wanderwege über den Kamm
der Südkarpaten bis zu der Graskuppe Niculești nutzen kann. Von
hier aus gelangt man über die Cânaia-Hütte (mit
Übernachtungsmöglichkeit) in das Zoodtal / Valea Sadului und mit dem
Aufstieg zum Șteflești in das Lotrugebirge. Hier trifft man wieder
auf die Markierung des Hauptwanderweges, das „rote Band“. Über
Rasenflächen und Waldgebiete erreicht man die Wegekreuzung
Obârșia Lotrului, wo vier Gebirgsteile zusammentreffen. Die
Straßen, die durch die Täler führen, bilden diese Kreuzung, an
der sich ein Campingplatz mit kleinen Häuschen und Versorgungseinrichtungen
befinden. Der weitere Weg führt entlang des Lotru-Baches bis zu dessen
Quelle, die sich im Câlcescu-Kessel befindet. Dabei wandert man durch
Wälder aufwärts bis zum Câlcescu-See, von welchem aus der weitere
Weg durch felsige Regionen und über Grasmatten bis zur Spitze des Vf.
Parângu Mare, der mit einer Höhe von 2519 m der höchste Gipfel
des westlichen Teiles der Südkarpaten ist. Auf gut ausgetretenem Weg geht
es nun über die Rusu-Hütte bis in die Stadt Petroșani im
Schiltal. Von hier aus erreicht man mit dem Bus die Bergarbeiterstadt Lupeni und
passiert dabei auch den Ort Vulcani, von wo aus das „rote Band“ direkt in das
Retezat-Gebirge führt. Wer ihm von hier aus noch nicht folgen möchte,
fährt bis Lupeni, steigt danach in den Bus über Uricani nach
Câmpu lui Neag und beginnt von dort aus mit dem Aufstieg in das Retezat.
Leider ist die Buta-Hütte vor einigen Jahren auch ein Raub der Flammen
geworden, sodaß man völlig auf sein Zelt und die Verpflegung im
eigenen Rucksack angewiesen ist.(Die Buta-Hütte wurde wieder aufgebaut.)
Wunderschön ist der Aufstieg und noch schöner ist das Retezat. Zum
Glück hat die UNESCO die Obhut über dieses Gebirge übernommen,
sodaß man hoffen kann, daß die strenge Beauflagung dieser Organisation
dieses Kleinod in der Kette der vielen Karpatengebirgsstöcke als besondere
Kostbarkeit erhalten bleibt. Das „rote Band“ führt weiter über das
Godeanu- und das Cerna-Gebirge in den Kurort Băile Herculane /
Herkulesbad. Wer dabei auch noch das Țarcu-Gebirge kennenlernen
möchte, benutzt den Weg über dieses Gebirge zu der Stadt
Caransebeș. Beide Orte liegen an der Bahnlinie, die von Bukarest direkt
nach Deutschland führt.
Kleine Kostbarkeiten bietet auch das Banat. Hier möchten wir ganz besonders
auf einen Nebenfluß der Donau, die Nera, aufmerksam machen, die sich auf
einer Länge von etwa 20 km zwischen den Ortschaften Șopotu Nou und
Sasca Montană tief in den Kalkstein eingearbeitet hat, sodaß eine
wunderschöne Klamm entstanden ist. Auf alten Schmugglerpfaden arbeitet man
sich durch diese Klamm und wird beeindruckt sein. Ein Bus fährt nach
Oravița, den man benutzen kann. Von dort aus fährt ein Zug nach
Reșița mit Anschluß nach Caransebeș und
Timișoara. Von Timișoara erreicht man Arad und damit einen
Bahnhof, von dem aus man Deutschland erreicht. An dieser Stelle möchten wir
darauf hinweisen, daß man in den Städten Arad und Timișoara auf
große Plattenbaukomplexe trifft, deren baulicher Zustand katastrophal ist.
Diese Anblicke sind wohl mit das Schlimmste, was man an menschlichen
Wohnsiedlungen nördlich der Karpaten erleben kann, mit allen sozialen
Problemen.
Man sollte diese Anblicke nicht als Maßstab für ganz Rumänien
nehmen, denn wer sich in dieses Land begibt, wird viele schöne Dörfer,
sehr schöne Landschaften, sehr viel Folklore und vor allem viele
freundliche und hilfsbereite Menschen treffen.
Da wir unsere Wanderungen von Norden aus begonnen haben und den ersten Teil der
Beschreibung auch wieder in Siebenbürgen beendeten, wollen wir an dieser
Stelle auf die Kirchenburgen in Siebenbürgen hinweisen. Sie stellen
bauliche Besonderheiten dar, die es nur hier in Siebenbürgen gab und viele
heute noch gibt. Natürlich wird es nicht möglich sein alle nach einer
anstrengenden Gebirgstour zu besuchen, doch sollte man wissen, wo sie zu finden
sind und was für eine Geschichte sich mit ihnen verbindet. Wenn
möglich, sollte mal in die eine oder andere hineingeschaut werden.
Sie stehen hauptsächlich zwischen den beiden Kokelflüssen,
Târnava Mare und Târnava Mică (Große und Kleine Kokel), im
Harbachtal und in der Gegend um Reps, aber auch in der Nähe von
Hermannstadt und Kronstadt.
Sollte der Wanderer im Gebirge von schlechtem Wetter überrascht werden,
das ihn dazu zwingt abzusteigen, braucht er den Kopf nicht hängen lassen,
denn wir werden auf den nächsten Seiten einen Teil der Kirchenburgen
vorstellen und den Weg so wählen, daß er ihn als Alternative nutzen
kann und von Burg zu Burg gelangt. Wir wünschen dabei viele schöne
Eindrücke und Erlebnisse.
Ulrich Heimann wurde am 23. November 1941 in Glogau an der Oder geboren. Er erblickte also inmitten der Kriegswirren das Licht der Welt. Sein Vater kämpfte als Unteroffizier des 30. Infanterieregimentes an der Ostfront. Seine Mutter lebte mit ihren Kindern bei den Großeltern in einem kleinen Häuschen. Noch war alles idyllisch, denn von der Front kamen noch die Siegesmeldungen. Doch bald holte der Krieg auch die Menschen in der Heimat ein. Glogau mußte geräumt und Schlesien verlassen werden. Bei Verwandten in Görlitz kam die Familie unter. Nach einer heute fast unwahrscheinlich anmutenden Odyssey gelangte die Familie 1947 wieder nach Görlitz, wo sie dann auch seßhaft werden durfte. Hier wurden Schule und Ausbildung absolviert. Uli lernte im Maschinenbau den Beruf eines Schlossers. In diesem Betrieb wurden neben Turbinen auch Schiffsdieselmotoren gebaut. Das war für ihn von ganz besonderem Interesse, zog es ihn doch schon sehr zeitig in die Ferne. Sein großer Traum war es, als Offizier auf einem Handelsschiff zur See zu fahren und dabei ferne Länder und andere Menschen kennenzulernen. Viele Jahre mußten vergehen, bis einer der vielen Versuche auf ein Schiff zu kommen erfolgreich war. 1971 wurde er bei der Deutschen Seereederei eingestellt und dem Passagierschiffsbereich zugeordnet. So ging ein Teil seines Traumes in Erfüllung, doch zu einem Schulbesuch war es zu spät. Nach fünf Jahren nahm er ein Angebot seines früheren Betriebes an und kehrte nach Görlitz und seiner Familie zurück. Er lernte Freunde kennen, die ihn mit in die Berge nahmen. Nie zuvor hätte er sich vorstellen können, daß es möglich wäre mit Zelt und Rucksack die Berge in Rumänien, Bulgarien und der damaligen ČSSR zu durchstreifen. Vor allem an den Bergen und den Landschaften Rumäniens hatte er Interesse gefunden und besuchte dieses Land sehr oft. Bis 1999 waren es zehn Touren allein in dieses herrliche Land.
Im Folgenden möchte ich einen kleinen Überblick über die bisher durchgeführten Touren geben.
Um den Wanderführer schreiben zu können, mussten neben eigenen Aufzeichnungen auch einige Schriften zu Rate gezogen werden. Dabei fanden wir in den Ausgaben des rumänischen KOMM MIT ausreichende Anregungen. Hier leisteten uns vor allem die Artikel von Walter Kargel gute Dienste.