Ružomberok (Rosenberg) ist eine Stadt im Waagtal an den Ausläufern der Veľká Fatra (Große Fatra) in der Slowakei. Hier beginnt meine Herbstwanderung in den Westkarpaten.
Im Viersternehotel „Galileo“ in Donovaly verbrachte ich die erste Nacht, nach erfolgloser Schlafplatzsuche.
Gleich hinter Donovaly geht es über 440 Höhenmeter steil bergauf zum Gipfel des Zvolen (1402 m).
Am Gipfelkreuz liegen Wald und Nebel unter mir, Zeit für einen Schluck aus der Trinkflasche.
Vor mir breitet sich das Panorama des gesamten Gebirgszuges der Großen Fatra aus.
Vom Zvolen-Gipfel folge ich dem Bergkamm nach Westen. Bald geht es wieder hinunter in den bunten Herbstwald.
Nach einem langen Aufstieg weicht der Wald und ich stehe unterhalb des Krížna-Gipfels, mit 1574 m der erste hohe Buckel der Veľká Fatra. Auf dem Gipfel steht eine Radarstation, daher ist er gesperrt.
Die Quelle Kráľova studňa, nach etwa 8 Stunden für mich die erste Möglichkeit wieder Wasser aufzufüllen.
Etwa 200 m hinter der Quelle steht ein Kalkfelsen, der ebenfalls Kráľova studňa heißt und an dessen Fuß sich ein kleiner Überhang befindet. Meine Notlösung.
Im Berghotel Kráľova studňa bekomme ich nicht nur mein Ankunftsbierchen, es gibt auch ein Touristenlager für 12,50 EUR.
Die Landschaft erinnert mich ans Schweizer Jura, nur, dass der Kalkstein hier grau ist und nicht weiß.
Nur 4 °C zeigt mein Thermometer am nächsten Morgen und es weht ein frischer Wind.
Ich laufe zurück zum Krížna-Gipfel, um von dort nach Norden auf die Veľkofatranská magistrála abzubiegen – den Höhenweg über den Kamm der Großen Fatra.
Die Sicht ist sehr gut, am Horizont erheben sich die Westliche Tatra und die Hohe Tatra.
Nach 2 ½ Stunden stehe ich auf dem Ostredok, mit 1592 m der höchste Berg in der Großen Fatra.
Beim Abstieg vom Ostredok entdecke ich eine kleine Schutzhütte, die auf meiner Karte als solche nicht zu erkennen ist. Salaš pod Suchým vrchom steht über der Eingangstür.
Auf dem Ploská-Gipfel, 1532 m hoch, teilt sich der Kamm. Der östliche Ausläufer führt bis Ružomberok der Westliche nach Ľubochňa.
Als ich mich an den Abstieg mache, erreichen 4 Radfahrer den Gipfel. Auf dem sehr steilen und rutschigen Weg hinunter schieben sie aber ihre Drahtesel.
Schönwetterzirren über dem Borišov-Gipfel (1510 m).
Auf dem Weg zu meinem Tagesziel. Hinter mir erhebt sich der Ploská.
An der Chata pod Borišovom ist für mich Feierabend. Es ist die einzige richtige Berghütte im Kammbereich der Großen Fatra.
Die Hütte wird mit Trägern versorgt. Mit fast mannshohen Kraxen bringen sie Bierfässer, Proviant oder Feuerholz nach oben.
Der Gastraum ist urgemütlich, es gibt slowakische Krautsuppe, Bier und fette Würstchen und zum Abend zündet einer vom Hüttenteam die Petroleumlampen an.
Nebel zieht am Morgen die Berghänge hinab. Das Gras ist weiß vom Raureif. Aus den Tälern röhren Hirsche hinauf.
Die Hütte wird ins warme Licht der aufgehenden Sonne getaucht.
Dem Ostkamm folgend lasse ich den Nebel bald unter mir liegen. Das Gras leuchtet jetzt goldgelb und die umliegenden Gipfel schauen aus den Wolken raus.
Bis zum Minčol auf 1397 m laufe ich im Nebel.
Auf dem 1567 m hohen Rakytov halte ich mich nicht lang auf, ...
... die Sicht ist gut, aber der Wind ist kalt.
Das Schutzgebiet „Skalná Alpa“ ist ein Schutzgebiet im Schutzgebiet.
Das Berghotel „Smrekovica“ liegt in einer Senke, die erst recht spät einsehbar ist. Ich bekomme ein Zimmer für 16 Euro.
Frühstückspause am nächsten Morgen. Es ist nicht so kalt wie die letzten Tage.
Über Wiesen geht es nun immer tiefer bis zum Skipark Ružomberok (Malinné). Malinné ist wie ausgestorben, die warten auf den Winter.
In der Pension, die Gejdák heißt, bekomme ich ein hübsches Zimmer für 15 Euro.
Von meinem Zimmer habe ich einen Panoramablick auf Ružomberok mit seinen dampfenden Papierfabriken.
Am nächsten Tag besuche ich das kleine Bergdorf Vlkolínec. Am Dorfrand steht die Marienkirche, ein Barockbau von 1875.
Das Dorf Vlkolínec (Wolfsdorf) wurde aufgrund seiner Volksarchitektur 1993 unter den Schutz der UNESCO gestellt.
Kleine bunt bemalte Häuser im Blockhausstil mit Holzschindeldächern reihen sich wie bunte Perlen an einer Kette.
Der kleine hölzerne Glockenturm in der Dorfmitte wurde 1770 errichtet.
Typisch für die Holzhäuschen sind die halbrunden Giebelvorbauten.
Über dem Dorf erhebt sich der Sidorovo (1099 m) ein felsiger Berg, dessen Ausläufer sich bis Ružomberok zieht.
Gelb und orange leuchten die Blätter der Bäume in der Mittagssonne, weit unten sind die Holzdächer von Vlkolínec zu sehen.
Über den Grat geht ein wild-romantischer Wanderweg, rot markiert, bis ins Stadtzentrum von Ružomberok.
Die letzten Strahlen der Abendsonne erleuchten das Waagtal und Ružomberok.
Die Bergtour durch die Große Fatra hat sich durchweg gelohnt.