(Karpatentour Mai 2004 – Rumänien)
Im bläulich-kalten Licht meiner Stirnlampe leuchtet mir etwas Helles entgegen.
Ringsherum ist es stockfinster, schwärzer als in einer verregneten Neumondnacht.
Mit einem Knochen in der rechten Hand kratze ich vorsichtig das lockere Material
weg, welches den Zahn umschließt. Zum Vorschein kommt ein gewaltiger Eckzahn
eines Bewohners dieser Höhle - Ursus spelaeus oder Höhlenbär genannt.
Diese Spezies lebte vor etwa 1,7 Millionen Jahren bis vor etwa 10 000 Jahren, am
Ende des Tertiärs bis in die Epoche des Pleistozäns. In einer Zeitspanne,
als unser Vorfahre der Homo erectus auf Wanderschaft ging, um neue Lebensräume
zu erobern. Später, vor etwa 200 000 bis 30 000 Jahren als noch eiszeitliche
Gletscher die Karpaten überzogen, war der Höhlenbär neben dem
Wollhaarmammut Jagdwild des Neandertalers. Vor etwa 10 000 Jahren starben die
letzten Tiere aus.
Sie starben in Höhlen wie dieser hier in den Südkarpaten Rumäniens,
weil sie sich meistens nicht genug Speckreserven angefressen hatten, um über
den Winter zu kommen. Eingebettet in meterdicken Schichten von Phosphat-Guano
(Fledermaus-Exkrementen) fand man nicht nur Überreste des Höhlenbären
sondern auch Knochen von Säbelzahnkatzen, Wölfen, Wildpferden und dem
Wollhaarnashorn.
Was es sonst noch Interessantes unter den Karpaten zu entdecken gab, werden Sie
in dem folgenden kleinen Bericht erfahren.
Himmelfahrt stand vor der Tür und auf meinem Urlaubskonto dümpelten
noch jede Menge Tage Resturlaub vom letzten Jahr vor sich hin. Was bot sich da
mehr an, als eine Reise in die Karpaten.
Dass ich für 4 Tage in die Karpaten reiste, konnten viele meiner Bekannten
hier im Westen nicht verstehen und ständig fiel eine Frage: „Lohnt sich das
denn überhaupt?“
Mit der Bahn ging es über Frankfurt und Wien bis Deva. Die Fahrt bis Wien war gekennzeichnet durch Langeweile – typisch deutsch halt. Ab Wien wurde es lustig. Ich teilte das Abteil im Liegewagen mit 4 Rumänen, einer Familie aus Brașov und einer Dame aus Alba Iulia sowie zwei Studentinnen aus Deutschland. Tibor, das Familienoberhaupt kramte eine Flasche Wodka und ein paar Plastikbecher aus seiner Reisetasche hervor, seine Frau steuerte eine Flasche Orangensaft bei. Dann füllte er die Becher fifty-fifty, drückte jedem von uns einen in die Hand und sagte: „Hatte letzte Woche Geburtstag – trinkt!“ – typisch rumänisch halt.
Mit einer halben Stunde Verspätung erreichte ich Deva. Răzvan wartete
schon auf dem Bahnhof.
Wir fuhren mit seinem Dacia in die Stadt, um auf dem Markt noch etwas zum Futtern
zu kaufen. Ich deckte mich mit Brot, Tomaten, Äpfeln, Wurst und natürlich
Telemea (Schafskäse) sowie einer Flasche Mineralwasser der Marke Poiana
Negrii ein.
Dann holten wir Ionel ab. Ionel ist ein Kumpel von Răzvan und sollte
für die nächsten Tage mein Höhlenguide werden.
Mit einem überdimensionalen Rucksack wartete er schon vor dem Hauseingang.
Als alles Gepäck im Auto verstaut war, ging es los in Richtung Șureanu
Gebirge. Über Călan und Boșorod fuhren wir auf einer
Forststrasse das Luncani Tal hinauf.
Trotz mehrmaligen Bodenkontakts des Dacias mit der Strasse erreichten wir
unbeschadet das Ende des Tals.
Über einen schmalen Waldpfad, der ab und zu mit einem blauen Band markiert
war, ging es zum Eingang der ersten Höhle. Peștera Ciclovina cu
Apă, wurde sie genannt. Ciclovina ist der Name der letzten Siedlung unten
im Tal und cu Apă bedeutet „mit Wasser“.
Das Wasser ist der Luncani-Bach, der aus dem Eingang der Höhle, einem
riesigen, schwarzen Loch im Fels, hervorsprudelt. Auf meiner Karte heißt er
noch Valea Morii und die Siedlung trägt auch noch ihren alten Namen Cioclovina.
Wir verabschiedeten uns von Răzvan. Wenn alles gelaufen ist, will er uns
in Pui, einem Dorf im Strei-Tal auf der anderen Seite des Gebirges abholen.
Nun wurde es ernst. Ionel holt ein Paar Gummistiefel aus dem Rucksack und gibt
sie mir. Zum Anfang werden wir dem Bach ins Innere der Höhle folgen.
Ionel ist Mitte dreißig und stammt aus Deva. Momentan arbeitet er jedoch in
Spanien, in der Nähe von Barcelona, was eine interessante Verständigung
zur Folge hat. Außer seiner Muttersprache spricht er kaum Englisch aber
perfekt Spanisch. Ich spreche Englisch aber nur etwas Spanisch und Rumänisch.
Als Mitbegründer des Höhlenforscherclubs „Proteus“ in Hunedoara, kennt
er die Höhlen im Șureanu Gebirge wie seine Westentasche. Und in
diesem Gebirgsteil der Karpaten gibt es über 500 Höhlen.
Auf glitschigen Felsvorsprüngen balancierten wir ins Höhleninnere.
Bald blieb das Tageslicht zurück und wir mussten unsere Lampen einschalten.
Ionel hatte eine Petzl Karbidlampe und eine LED-Lampe Marke Eigenbau. Mir diente
eine Myo 5 von Petzl als Lichtquelle.
Nach wenigen Metern machte mich Ionel auf einen Hohlraum links im Felsen aufmerksam.
„Hier wurden 1953 Schmuckstücke gefunden, aus Bronze und mit Bernsteinen
besetzt. Etwa 2500 Jahre alt“, sagte er. Dem Alter nach musste der Schmuck aus
einer Epoche stammen, die dem Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit entsprach.
Heute befinden sich die Stücke im Nationalmuseum für Geschichte in Bukarest.
„In diesem Gebiet werden immer wieder Schätze gefunden“, erzählte mir
Ionel. "Manche gehen richtig professionell mit Metalldetektoren auf Schatzsuche
und sind ziemlich reich geworden. Das Besondere ist, die Fundstücke sind
meistens sehr gut erhalten."
Vom Goldrausch, oder besser Bronzerausch gepackt, lief ich weiter, immer Ionels
Lichtkegel folgend. Am Fels fanden wir keinen Halt mehr, also hieß es nun –
ab durchs Wasser. Da es die letzten Tage kräftig geregnet hatte, führte
der Bach mehr Wasser als gewöhnlich. Was zur Folge hatte, dass unsere
Gummistiefel vollliefen.
Nach ein paar Metern Wasserwandern verließen wir den Bach und es ging in
die zweite Etage der Höhle. Über einen Stamm, der am Fels lehnte,
rutschten wir hinauf, kletterten über einen wuchtigen Felsklotz und standen
in einem Höhlensaal. Dann ging es durch einen Felsengang,
bis wir wieder vor dem Bach standen. Hier war für uns Schluss. „Ohne
Ausrüstung nichts mehr zu machen“, sagte Ionel. Von hier aus müsste
man dem Bach folgen – klettern, schwimmen, tauchen und würde dann nach 7890
m auf der gegenüberliegenden Seite des Bergmassivs in der Peștera
Ponorici herauskommen. Bei 4 °C warmem Wasser nicht jedermanns Sache und
schon gar nicht meine.
Wir verließen die Höhle also auf dem gleichen Weg, den wir gekommen
sind, und scheuchten eine Fledermaus auf, der Einzigen auf der gesamten
Höhlentour. Draußen blinzelte die Sonne durch das frische Grün
der Baumkronen. Es war gleich Mittag. Wir zogen uns um, stopften die
Höhlenklamotten in den Rucksack und stapften den Hang aufwärts, der
zweiten Höhle entgegen – Peștera Ciclovina uscată.
Uscată heißt „trocken“, was mir sehr entgegen kam.
Doch nicht nur die Höhlen sind interessant auch die Landschaft um uns herum
brauchte sich nicht zu verstecken. Zwischen saftig grünen Hügeln
leuchteten weiße Kalkfelsen hervor und über ihnen, am leuchtend-blauen
Himmel schwebten vereinzelt weiße Wölkchen.
Wir legten unsere nassen Sachen zum Trocknen in die Sonne, setzten uns unter
einen überdachten Picknickplatz und aßen erst mal etwas. Ionels Mutter
hatte einen leckeren Gemüseaufstrich zubereitet, dem ich nicht widerstehen
konnte.
Mittlerweile waren unsere Socken und Hosen so gut wie trocken, Zeit um zweite
Höhle zu besichtigen. Wir nahmen unsere Rucksäcke mit, da wir in der
Höhle biwakieren wollten.
Ein Stollen führte ins Innere. Ich musste mich bücken, um nicht
dauernd mit dem Rucksack an der Stollendecke anzustoßen. Am Ende des
Stollens gelangten wir in einen hohen Saal, dem Beginn der eigentlichen
Höhle. Auf dem Boden lagen unzählige Knochenreste verstreut.
„Wir müssen noch Wasser holen“, meinte Ionel und verschwand nach Links in
der Dunkelheit. Ich folgte ihm zu einer kleinen Sinterterrasse, in der sich
klares Quellwasser gesammelt hatte. Ionel füllte seinen Wasserbehälter,
dann ging es weiter.
Fast 150 Jahre lang wurde in der Höhle Phosphat-Guano abgebaut und als
Dünger verwendet. Wobei es sich bei diesem nicht um Vogelmist handelt,
sondern um Fledermaus-Exkremente.
Wie stark die Phosphat-Schichten sind, weiß niemand genau. Etwa 3 m
über unseren Köpfen haben die Bergleute Nachrichten an die
Höhlenwand geschrieben. Viel kann ich nicht entziffern; Namen,
Jahreszahlen – 1926 lese ich.
Das heißt, dort wo wir heute stehen war früher noch Phosphat.
Während des Abbaus wurden neue Hohlräume entdeckt und mag sein, es
schlummern noch weitere Hohlräume unter den Phosphat-Schichten, vielleicht
sogar eine Verbindung zur Ciclovina cu Apă Höhle – wer weiß?
Neben den Nachrichten von den Bergleuten gibt es auch jede Menge Schmierereien
jetziger Höhlenbesucher. So war 1996 einer da, der sich „Rabe“ nannte und
1981 einer oder eine mit den Initialen S.A. Ich bin mir nicht sicher, ob das in
10 000 Jahren auch mal als Kunst angesehen wird. Im Moment liefern diese
Kritzeleien jedenfalls handfeste Argumente, um „wichtigen“ Leuten die
Entscheidung leicht zu machen, den Zutritt zu den Höhlen zu verbieten.
Ende Mai soll die Höhle unter den Schutz der UNESCO gestellt und
geschlossen werden.
Ein Team von amerikanischen und britischen Wissenschaftlern der National-Geographic soll mit „geologischen Forschungen“ beginnen.
Wir begannen jetzt erst einmal damit, unser Nachtlager herzurichten. Rucksack,
Isomatte und Schlafsack legten wir auf eine Plastikplane, da der Guano-Boden
doch recht staubig war.
Dann schlenderten wir ein wenig durch die Höhle. Ionel zeigte mir einen
Felsen der „Kopf des Dinosauriers“ hieß, führte mich zu einem zweiten,
natürlichen Eingang und in allerlei Hohlräume und Tunnel innerhalb der
Guano-Schichten. Wie viele Fledermäuse hier wohl gelebt haben müssen,
um solch mächtige Guano-Schichten zu hinterlassen, konnte ich mir nur
schwer vorstellen.
Doch nicht nur Unmengen von Fledermäusen mussten hier gelebt haben, auch
Generationen von Höhlenbären mussten die Höhle als Schlaf- und
Sterbeplatz ausgewählt haben. Die Knochen sprechen für sich. Ionel
fand zwischen den Bärenknochen sogar mal den Zahn einer Säbelzahnkatze,
wie er mir versicherte. Soviel Glück hatte ich nicht, aber der Eckzahn
eines Höhlenbären ließ nicht lang auf sich warten – ein
schönes Andenken aus der Urzeit.
Mittlerweile war Zeit fürs Abendessen. Bei völliger Dunkelheit war es
ziemlich schwierig das Gefühl für die Zeit aufrecht zu erhalten. Als
wir unsere Weißbrotstullen verdrückt hatten, verkrochen wir uns in die
Schlafsäcke, in der Hoffnung morgen das Aufstehen nicht zu verpassen.
Die innere Uhr funktionierte zum Glück. Es war schon ein komisches
Gefühl morgens aufzuwachen und nicht mal die Hand vor Augen zu sehen.
Ionel warf den Kocher an und setzte das Teewasser auf. Nach dem
Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und trabten in Richtung
Ausgang – glaubte ich zumindest. Nach etwa 10 Minuten fragte mich Ionel, ob
ich wüsste, wo ich war. Ich schaute ihn mit großen Augen an und zuckte
mit den Schultern, „Dann dreh dich mal um. Hier haben wir geschlafen“, meinte
er mit einem Grinsen auf den Lippen. Tatsächlich, wir waren im Kreis gelaufen.
„Ist bis jetzt jedem so ergangen“, sagte Ionel. „Es gibt einen Parallelgang.
Aber jetzt geht's wirklich zum Ausgang.“ Trotzdem passte ich diesmal auf wie ein
Luchs. Doch schon nach ein paar Minuten kitzelten uns die Sonnenstrahlen auf der Nase.
Die dritte und letzte Höhle, die wir besuchen wollten, hieß Ponorici.
Die Höhle liegt auf der anderen Seite des Massivs. Wir mussten einen Hang
hinauf. Oben, auf einer Wiese ließ ein Hirte seine Schafe weiden. Er
begrüßte uns freundlich, seine Hunde nicht. Mir hätte wirklich
etwas gefehlt. Eine Karpatentour zu machen und nicht wenigstens einmal von den
Schutzhunden der Hirten attackiert zu werden, ist keine richtige Karpatentour.
Zumindest hatten die Köter vor dem Hirtenknüppel Respekt, und wir
konnten unseren Weg unbehelligt fortsetzen.
Ein kalter Luftzug weht uns entgegen, als wir den Eingang zur Höhle am Ende
des malerischen Ponorici-Tals erreichen. Im Winter hätte ich es sicher als
warm empfunden. Die Temperatur in den Höhlen liegt bei etwa 10 ° C und
schwankt zwischen Sommer und Winter um ungefähr 1 °C, erklärte
mir Ionel.
Weit kamen wir in der Ponorici-Höhle auch nicht. Nach ungefähr 150 m
versperrte ein Baumstamm den Weg. Dahinter verschwand ein Schacht über 30 m
tief in den Berg – der Verbindungsweg zur Ciclovina cu Apă Höhle.
Ohne Seil ein Ding der Unmöglichkeit. Doch auch der für uns begehbare
Teil war sehenswert. Kalksäulen reihten sich aneinander und an der Felswand
glitzerten im Licht unserer Lampen Millionen Wassertropfen wie Diamanten.
Deutlich konnte man an den Felsen die Auswaschungen sehen, welche das Wasser des
Ponorici-Baches in Jahrmillionen auf seinem Weg durchs Gestein verursachte.
Als wir die Höhle verließen, war Mittag. Wir hockten uns unter einen
Baum mit Blick ins Ponorici-Tal und verputzten unsere Verpflegungsreste. Vor uns
lag ein 3-Stunden-Trip bis zum Dörfchen Pui im Strei-Tal.
Das ganze Gebiet gehört zum Naturpark Grădiștea Muncelului –
Ciclovina. Links und rechts säumten Dolinen den Weg. Es gibt zwei Arten
Dolinen: Einsturzdolinen – entstehen, wenn unterirdische Hohlräume
einstürzen und das Erdreich an der Oberfläche nachsackt. Die andere
Form, Lösungsdolinen entstehen allmählich durch versickerndes Wasser.
Schmelz- und Regenwasser lösen den Kalkstein unter der Erdoberfläche
auf und schwemmen das Erdreich mit in die entstehenden Hohlräume, sodass
sich allmählich trichterförmige Senken bilden. Hier handelte es sich
um Letztere.
Der Weg nach Pui führte uns durch die Bergsiedlung Federi. Die Bauern hatten
hier eine interessante Art ihre Heuschober zu errichten. Einem Laubbaum wurde die
Krone gestutzt, um ihn mit einer Plattform aus ein paar Brettern zu versehen. Auf
dieser wurde dann der Heuschober errichtet, um das Heu vor hungrigen Wildtieren
zu schützen. Einer Methode, der ich bisher noch nirgends in den Karpaten
begegnet war.
Der Boden, über den wir liefen hatte eine rote Farbe. „Bauxit!“, sagte Ionel.
Bis Ende der 80er Jahre wurde es hier abgebaut, um in den Hüttenwerken
Aluminium daraus zu gewinnen. Auch Ziegel ließen sich daraus herstellen.
Dementsprechend war auch der Zustand des Weges.
Als wir am späten Nachmittag in Pui ankamen, hatten sich meine Arme, Genick
und Nacken ebenfalls rot gefärbt. Ein guter Grund, um sich auf ein, zwei
Bierchen in den Schatten zu setzen und auf Răzvan zu warten, um mit ihm
zurück nach Deva zu fahren.
Nach einer Stunde traf er ein und es ging heimwärts mit grandioser Sicht
auf Parâng- und Retezat-Gebirge.
Mit Răzvan und Tudor, seinem Sohn, wollten wir das Kloster Prislop
besuchen. Über Hunedoara – einer Stadt, die ihren Namen dem siebenbürgischen
Fürsten János Hunyadi (1387-1456) verdankt, ging es auf einer schmalen
Landstrasse zum Kloster. Die Gegend wäre ideal, um sie mit dem Fahrrad zu
erkunden, dachte ich mir. Bewaldete Hügel wechselten mit verträumten
Dörfern und über allen prangten die schneebedeckten Berge des Retezat-Massivs.
Das heutige Nonnenkloster liegt bei der Ortschaft Silvașu de Sus im
Südosten des Poiana-Rusca-Gebirges.
Hier konnte ich die vierte Höhle besichtigen. Ein Mönch hatte im 15.
Jahrhundert ein Loch in den Fels gearbeitet und lebte dort als Einsiedler.
Anschließend besuchten wir bei Haţeg die letzten Wisente der Karpaten Rumäniens.
Da es nur wenige Tiere sind, die in dem Gehege leben, Geld fehlt und die
Sozialakzeptanz wohl kaum ausreicht (da hilft auch nicht das Bild eines Wisents
auf dem Etikett der lokalen Biermarke Haţegana), sind meiner Meinung nach
Wiedereinbürgerungsversuche nichts weiter als Wunschdenken.
Regen prasselte an die Fensterscheiben, als ich mich am Morgen aus dem Bett
wühlte. Doch nicht nur, dass es regnete, es war auch saukalt.
Mein Zug fuhr erst 10 Minuten vor Mitternacht.
Was macht man an einem solchen Tag? Man geht Freunde besuchen. Da die
Wahrscheinlichkeit doch ziemlich groß ist, bei so einem Wetter jemanden
anzutreffen. Doch wie heißt es so schön: Die Ausnahme bestätigt
die Regel. In Orăștie stand ich vor verschlossenem Tor und
Alexandru in Deva hatte Spätdienst.
Gegend Abend hörte es auf zu regnen aber die Zeit wollte nicht vergehen.
Der Zug war pünktlich. Im Liegewagen musste ich mich wieder durch Koffer
und Taschen wühlen, um auf meinen Platz zu gelangen.
Die Kronstätter Familie fuhr wieder im selben Abteil zurück nach Wien.
Tibor schnarchte bereits. Wodka hatte er jetzt gegen etwas Besseres eingetauscht.
Auf dem Fensterbrett stand eine Plastikflasche ohne Etikett mit einer klaren
Flüssigkeit – das typische Erscheinungsbild rumänischer Țuică-Flaschen.
Ich schob meinen Rucksack ans Ende der Liege und klemmte meine Beine dazwischen.
Es war nicht sonderlich bequem, aber besser als Sitzen zu müssen.
Mit 20 Minuten Verspätung erreichten wir Wien. Der Anschlusszug nach Salzburg wartete bereits zwei Gleise weiter. Über Ulm und Neustadt erreichte ich Freiburg nach insgesamt 21 Stunden und zumindest für mich hatte sich die Tour gelohnt.
Der Karstkomplex Ponorici – Ciclovina ist Bestandteil des Naturparks
Grădiștea Muncelului – Ciclovina.
Das 1,5 ha große Naturreservat liegt im Territorium der Ortschaft Ciclovina
(Gemeinde Boșorod, Kreis Hunedoara), am Quellfluss Luncani, einem Nebenfluss
des Strei.
Innerhalb des Karstsystems wurden bis jetzt 67 natürliche Höhlen erforscht.
1. Peștera Ponorici – Ciclovina cu Apă ist das längste Höhlensystem innerhalb des
Karstkomplexes.
Hier wurden 1953 Bronzestücke, Bernstein, Glasperlen, Knochen und Keramik
entdeckt. Alle vom Typ Hallstatt, einer Kulturepoche zwischen 800 – 400 v. Chr.,
nach einem Ort in Oberösterreich benannt.
2. Peștera Ciclovina uscată ist die wichtigste natürliche Höhle des Komplexes,
dank fossiler Schädelfunde des Homo sapiens in Rumänien (1942).
Nachgewiesen wurde somit eine Besiedlung durch den Menschen in den Epochen:
Mousterium
(vor 130 000 – 35 000 Jahren, nach der Höhle „Le Moustier“ in Frankreich benannt),
Aurignacian
(vor 35 000 – 20 000 Jahren, nach der Höhle „Aurignac“ in den
französischen Pyrenäen benannt) und
Neolithikum oder Jungsteinzeit
(vor 10 000 bis 5000 Jahren).
In der Zone des Karstkomplexes Ciclovina gibt es Spuren dakischer und römischer
Befestigungen.
Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind charakteristisch für das Ökosystem der
Kalkfelsen, von denen einige endemisch sind. Andere wiederum stammen aus dem
Mittelmeerraum.
Am besten gelangt man zu den Höhlen über die Ortschaft Pui im Strei-Tal. Nach Pui fährt man mit dem Zug der Linie Simeria – Petroșani. Von Pui sind es noch etwa 3 bis 4 Stunden zu Fuss.
Clubul Speologilor Proteus Hunedoara
O.P.1. C.P. 633
Hunedoara
România