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Schnelle Wellen – ruhige Flüsse

Informationen für Wildwasserfahrer und solche, die stille Gewässer lieben

von Alfred C. Schuster

Ganz selten sieht man auf unseren Wasserstraßen ein Floß, einen Kahn oder ein Schlauchboot flussabwärts ziehen, noch seltener ein Faltboot oder gar ein Kajak. Kein Wunder, denn es sind nur ganz wenige, die ihre Freizeit in einer „Nussschale“ oder „Banane“ verbringen, um auf diese Art Land und Leute kennenzulernen.
Diese Zeilen sollen denjenigen als Information dienen, die ihren Urlaub einmal anders gestalten wollen, sowie konsekrierten (gesegneten) Fluss- oder Wildwasserfahrern, die auf der Suche nach Neuland sind.
Die am meisten befahrenen Flüsse sind der Mieresch (Mureş), der Alt (Olt) und die in den nördlichen Ostkarpaten fließende Bistritz (Bistriţa). Wenn letztere nur im Kajak oder Schlauchboot befahrbar ist, so sind auf dem Mittel- und Unterlauf des Mieresch und Alt auch Kähne zu benutzen.
Der Mieresch ist in seinem Oberlauf bei günstigem Wasserstand von Topletz (Topliţa) aus befahrbar, sonst erst von Regen (Reghin), doch ist er hier kein Wildbach mehr. Ein weiteres schönes Stück ist die Strecke zwischen Simeria und Săvărşin entlang des Siebenbürgischen Erzgebirges und des Dracea-Gebirges.
Am Alt sind drei Teilstrecken sehr schön: Von Tuşnad-Sat bis Malnaş oder Bodoc, zwischen dem Harghita- und Bodoc-Gebirge, Ortschaften, die an der Nationalstraße 12 zwischen Braşov und Miercurea Ciuc liegen. Der Durchbruch durchs Perschaner Gebirge ist etwas ruhiger. Einsteigen sollte man in Măieruş und die Fahrt in Hoghiz beenden. Beide Ortschaften liegen an der E 15, zwischen Schässburg und Braşov. Wer weiter will, kann die Fahrt bis Şercaia (an der Nationalstraße 1 Braşov – Fogarasch – Sibiu) oder Fogarasch fortsetzen. Wem es durch die Altsenke nördlich des Fogarascher Gebirges durch die unzähligen Mäander zu langsam geht (etwa 1 bis 1 ½ Tage), kann von Şercaia oder Fogarasch per Zug oder PKW bis Avrig fahren und von hier die Bootfahrt bis Călimaneşti an der Südseite der Karpaten fortsetzen. Hier beendet der Alt den letzten seiner drei Karpatendurchbrüche, wird ruhig und behäbig und somit den meisten Flussfahrern weniger interessant.
Die Bistritz von ihren Quellen im Rodna-Gebirge (siehe Komm mit 74) bis Vatra Dornei auch Goldene Bistritz genannt, ist nicht mehr der reißende, wildromantische Fluss, wie ihn Herbert Rittlinger beschrieben hat, doch lohnt es sich trotzdem, diesem Fluss und den Bergen um ihn herum einen Besuch abzustatten. Cârlibaba oder Iacobeni, je nach Wasserstand, sind die Ausgangsorte und Poiana Teiului am oberen Ende des Bicaz-Sees ist heute Endziel.
Im Norden des Landes sind noch die Iza und die Mara, die Wischau und das Wassertal zu erwähnen, von denen letzteres ein ausgesprochenes Wildwasser ist. Doch sind alle nur bei hohem Wasserstand im Frühjahr befahrbar. Wer Pech hat und nicht im Boot durch die Maramureş fahren kann, sollte dennoch nicht mit der Zeit geizen und sich etwas von Landschaft und Leuten, Bauten und Bräuchen dieses eigenartigen Landstrichs ansehen.
In der Bukowina, die nicht nur durch ihre Klöster bekannt ist, können zwei Flüsse befahren werden, die Suceava von Vâcovu de Sus und die Moldova von Câmpulung Moldovenesc. Beide sind ruhige und trotzdem schnelle Wasser.
Im NW des Landes, parallel zur E 15 (DN 1) und zur Bahnlinie Cluj-Napoca – Oradea ist die Schnelle Kreisch (Crişul Repede) zum Teil ein Wildwasser, das von Ciucea bis Aleşd auch erfahrenen Wildwasserfahrern Freude macht, vor allem die Klamm bei Vadul Crişului. Hier können auch die Höhlen von Vadul Crişului und die Vântului-Höhle bei Suncuiuşi besucht werden.
Von Oradea ist über Dr. Petru Groza (Ştei) der Arieş im Westgebirge zu erreichen. Schon die Autofahrt ist lohnend. Abstecher zur Eishöhle Scărişoara oder dem Padiş, dem Herzen des Westgebirges sind unbedingt ins Programm aufzunehmen. Die Flussfahrt beginnt in Albac, Scărişoara oder Câmpeni, je nach Wasserstand. Dann geht es über 40 km flussabwärts bis Turda, wo der Arieş aus dem Gebirge ins Hügelland tritt und sich dem Mieresch, seinem Endziel nähert. Im Arieş-Tal führt eine gute Straße den Fluss entlang, so dass Ein- und Aussteigen kein Problem sind.
Den Banater Karst kann man sich ohne die Nera und ihre Klamm gar nicht vorstellen. Darum sollte jeder Wildwasserfahrer es auch auf der Nera versuchen. Die Abfahrt nach Iabloniţa geht über Reschitza – Orawitza – Sasca oder Anina – Bozovici. (Siehe auch Komm mit 71).
In den Südkarpaten ist die Dâmboviţa eine große Unbekannte. Zwei Schluchten werden von ihrem Wasser durchflossen, und große Anforderungen stellt sie auch an erfahrene WW- Fahrer vor allem in der Dâmboviţa-Klamm und in der Ghimbav-Schlucht. Anfahrt von Braşov oder Câmpulung Muscel bis Podul Dâmbovicioara. Von hier führt eine Forststraße, die einen Kilometer südlich von Podul Dâmbovicioara nach rechts abbiegt, ins Dâmboviţa-Tal 40 km flussauf. Die letzte Ortschaft ist Sătic, doch kann die Einsteigestelle ganz nach Belieben gewählt werden. Bootfahrenden Bergsteigern raten wir, bei dieser Gelegenheit dem südlichen Königstein (Piatra Craiului) einen Besuch zu machen (markierte Wege).
Versuchen Sie es mal Ende Juni-Juli, den Capra-Bach im südlichen Fogarascher Gebirge zu befahren. Jetzt ist es leicht, auf der neuen Straße bis unter den Hauptkamm zu gelangen und dann durch fast 10 km Wildbach bis ans Ende des Vidra-Stasees. Anfahrt von Piteşti – Curtea de Argeş oder von Norden über Cârţişoara durchs Bâlea-Tal.
Im westlichen Teil der Südkarpaten ist noch der Gilort zu nennen. Ebenfalls unbekannt und unbefahren, wie vermutlich auch der Capra-Bach. Der Gilort entspringt unter dem Parângul Mare und ist von der Nationalstraße DN 67 Râmnicu Vâlcea – Tg. Jiu über Novaci auf einem Asphaltband leicht zu erreichen. Von Novaci führt eine Forststraße 20 km im Gilorttal hinauf, so dass fast überall eine günstige Einsteigestelle zu finden ist.
Der Jiu-Durchbruch zwischen Petroşani und Bumbeşti (nördlich von Tg. Jiu) gehört zu den schönsten Flussstrecken unseres Landes, und da er leicht zu erreichen ist, sollte man es nicht versäumen, seine Gondel auch dem Jiu einmal anzuvertrauen.
Herkulesbad an der Cerna! Wer hat nicht schon davon gehört? Vielleicht gesunde Autofahrer, die keine Heilbäder aufsuchen. Tun Sie es aber dennoch, denn die unteren 10 km der Cerna werden Ihnen genauso gut gefallen wie das Bad mit seinen heißen Quellen, die schon den alten Römern Gicht und Rheuma heilten.
Und sollten Sie, lieber Flussfahrer, sich an all den Gewässern, die ich erwähnte, ein Rheuma zugezogen haben, so beenden Sie Ihre Fahrt hier in Herkulesbad, um wieder gesund und zufrieden nach Hause zu gelangen.

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PS. Die günstigste Zeit, die oben angeführten Flüsse und Bäche zu befahren, ist Ende Mai bis Mitte Juli. In trockenen Jahren jedoch ist der Wasserstand Ende Juni oft schon zu niedrig, um eine Bootfahrt möglich zu machen.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 75, S. 87 – 89)

Seite Bildunterschrift
 
88 Der Alt bei Căciulata.
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