Die Buzău-Berge – ein attraktives Mittelgebirge im Karpatenbogen
von Lia Gross
Sie liegen im Karpatenbogen, haben klangvolle Namen wie Siriu und Penteleu, sind aber
dennoch touristisch nur wenig erschlossen und ziehen außer den Anwohnern wohl nur eine
kleine Zahl von Touristen an. Zu Unrecht. Wer ihren Reiz einmal kennengelernt, wer ihre
Täler und Wälder durchstreift, von ihren Kämmen und Kuppen weit ins Land geblickt, wer die
Stille und Abgeschiedenheit genossen hat, der wird diese Berge in sein Herz schließen und
gerne wiederkommen.
Natürlich darf man die Reise nicht mit großen Erwartungen antreten. Die Buzău-Berge haben
wenig von alldem, was das Herz eines Berg- und vor allem eines Kletterfans höher schlagen
lässt, wie steile Wände, Fels, Steiltäler oder Abgründe. Sie sind ein Mittelgebirge mit Höhen,
die im Allgemeinen bei 1000 – 1200 m liegen. Nur einige wenige Gipfel ragen hervor, wie z.
B. der Penteleu, der stolze 1772 m aufweist.
Der Name dieser Berge ist eigentlich ein Sammelbegriff für drei Massive, und zwar Siriu,
Penteleu und Podu Calului, sowie für einige Höhenzüge wie Ivăneţu und Monteoru. Sie
liegen zwischen Ciucaş und Vrancea-Gebirge, und die Landstraße DN 10, die das Buzău-Tal
entlangführt und Buzău mit Braşov verbindet, durchquert sie und ist zugleich Ausgangspunkt
einiger markierter Trassen einerseits, einiger erforschenswerter Forstwege andererseits.
Der Anmarsch erfolgt am besten auf besagter DN 10, wo einige markierte Wanderwege ins
Siriu-Massiv beginnen. Wer kein Auto hat, kann mit dem Linienbus fahren oder mit dem Zug.
Nur – durchgehende Zugverbindung gibt es nicht. Mann kann von Buzău bis Nehoiaş, von
Braşov bis Intorsura Buzăului gelangen. Für Penteleu, Podu Calului und Ivăneţu muss man
bei Nehoiaş die DN 10 verlassen und auf einer Kreisstraße rund 14 km bis Gura Teghii bzw.
bis Varlaam fahren. Für den Penteleu ist noch ein anderer Anmarschweg möglich: per Zug
von Braşov über Sf. Gheorghe nach Covasna, von wo man die (allerdings unregelmäßig
fahrende) Schmalspurbahn nach Comandău nimmt. (Die Bahn fährt nicht mehr, aber mit
einem Holztransporter sollte es kein Problem sein.)
In den Buzău-Bergen gibt es keine speziellen Touristenunterkünfte. Es gibt am Fuß der
Berge, in Nehoiu und Intorsura Buzăului, Motels und Campings, in Băile Siriu ein Camping
und eine Touristenhütte. So müssen die Bergwanderer entweder die langen Trassen (7 – 10
Stunden) in Kauf nehmen, oder in den Forst-, Jagd- und Sennhütten anklopfen, wo ihnen
dann auch Unterkunft gewährt wird. Wer ein Zelt dabei hat, ist natürlich am besten heraus.
Um den Siriu zu erwandern, wählt man sich als Ausgangspunkt entweder Băile Siriu (zwei
markierte Wege: rotes Band und roter Punkt) oder Gura Siriului (zwei Markierungen: blaues
Dreieck und roter Punkt). Ein dritter Ausgangspunkt wäre Crasna (blaues Dreieck).
Für den Penteleu gibt’s einmal Gura Milea (rotes Band, blaues Dreieck), dann Brebu (roter
Punkt), Secuiu (blaues Dreieck) und schließlich Muşa (etwa 20 km von Comandău entfernt –
rotes Band). Für Podu Calului und Ivăneţu ist Gura Teghii der Ausgangsort.
Die Berge sind ziemlich wasserreich. Viele Täler sind durch Forstwege erschlossen, andere
können auf teils markierten, teils unmarkierten Pfaden erwandert werden. Quellen, Bäche,
Flüsschen, Wasserfälle, Seen, Klammen – auf jeder Route findet man etwas davon.
Dennoch: Wer den Höhen zustrebt, muss sich mit Wasser versorgen, denn oben ist es rar.
Im Siriu: Von Băile Siriu auf dem roten Punkt das Bradu-Tal entlang, dann hinauf, an den Colţii Balei und weiter oben an den Colţii Bocârnei vorbei, zum Gipfel Bocârnea oder Siriu (1657 m), durch die Poarta Vânturilor (Tor der Winde – ein Hinweis darauf, dass in diesen Bergen sehr oft starke Winde blasen), am Lacu Sec und Lacu Vulturilor (Adlersee, hier steht auch eine Jagdhütte) vorbei, die Culmea Bloju hinab. Bei Stearpa kommt man ins Siriu-Tal und wandert das entlang bis Gura Siriului. Der ganze Rundkurs dauert 9 – 10 Stunden. Man kann es sich auch gemütlicher machen und in der Jagdhütte beim Adlersee übernachten. Wer nicht zurück nach Siriu will, kann oben von einer Markierung auf die andere überwechseln, z. B. dem blauen Dreieck nach Crasna folgen oder erst ein kleines Stück blaues Dreieck und dann auf dem roten Band über Tabla Buţii hinüber zum Ciucaş wandern. (Wir erinnern daran: Das rote Band soll eine durchgehende Kamm-Markierung werden.)
Im Penteleu: Von Varlaam die Forststraße entlang der Bâsca Mică bis Secuiu (Forsthaus und Jagdhütte). In der Nähe kann man die Klamm besichtigen. Am nächsten Tag beginnt der Aufstieg. Erst geht’s den Forstweg im Tal Şapte Izvoare (Tal der sieben Quellen) entlang, und am gleichnamigen Wasserfall vorbei. Dann führt uns das blaue Dreieck hinauf zur Stâna Şapte Izvoare und weiter. Der Pfad verläuft unterhalb des Gipfels. Bei schönem Wetter soll man sich den 40-Minuten-Abstecher auf die Penteleu-Spitze nicht entgehen lassen, denn von dort oben bietet sich einem ein phantastischer Rundblick. Nun geht’s die Culmea Caprei bergab zum Capra-Sattel und weiter bis zum Forstweg. Unser Weg führt am Naturschutzgebiet Viforâta vorbei, wo man riesenhaft gewachsene Fichten bewundern kann. Der Forstweg kommt bei Gura Milea im Tal der Bâsca Mare heraus. Von hier führt ein Forstweg über Gura Cernatului das Cernatu-Tal hinauf bis zur Stâna Cernatului. Es ist zugleich auch ein markierter Touristenpfad (rotes Band), denn von der Stâna geht’s weiter, über den Penteleu, über die Gipfel Crucea Fetei und Bălăescu Mare nach Muşa (bei Comandău) und weiter in die Vrancea-Berge. Bei Gura Cernatului kann man im Forsthaus übernachten, und ehe man den Forstweg nach Varlaam unter die Füße nimmt, lohnt sich ein Abstecher talauf in die Klamm der Bâsca Mare.
Im Podu-Calului-Massiv ist ein einziger Weg markiert, und zwar von Gura Teghii bis zum 1439 m hohen Gipfel (blaues Kreuz). Wer nicht den gleichen Weg zurückgehen will, kann den Kammweg fortsetzen, der erst in Richtung Caşoca-Gipfel verläuft, dann aber abwärts führt ins Păltinişu-Mare-Tal, wo ein Forstweg – in etwa parallel zum Aufstieg – uns nach rund 5 km ins Dorf Păltiniş bringt.
Auf all diesen Forststraßen kann man, wenn man ein wenig Glück hat, von Lkw, die zur
Holzverladestelle fahren oder von dort kommen, mitgenommen werden und somit Zeit und
Energie sparen.
Außer den markierten Pfaden in und über die Massive gibt’s noch etliche Wanderziele, die
zu erreichen auch ohne Markierung möglich ist.
Da wäre zum Beispiel der Forstweg im Caşoca-Tal. Er zweigt bei Caşoca (neben Siriu) von
der DN 10 ab und führt am Caşoca-See und an den Wasserfällen von Martinu vorbei zur
Caşoca-Klamm mit ihren Wasserfällen.
Von Gura Teghii ist es bis zum Tigva-Wasserfall ein Katzensprung. Ein längerer (Forst-)Weg
führt zum Tainiţa-Wasserfall, zu den Colţii Tainiţei und weiter bis zum Hârnsaru-See. Von da
kann man entweder auf dem Pfad entlang dem Hârnsaru-Wasser nach Gura Teghii
zurückkehren, oder aber weitergehen – in eine interessante Gegend. Bei den Dörfern Aluniş
und Nucu findet man in Felsen gehauene Kirchlein und Klausen. (Siehe auch
„Komm mit
'82“: Interessant und unbekannt.) Von Aluniş ist das Sibiciu-Tal nicht weit, wo man Bernstein
gefunden hat. Nun ist in Colţi, einer Ortschaft in dieser Gegend, ein Bernstein-Museum
eingerichtet worden.
Von Gura Teghii führt ein markierter Weg bis Lopătari, und zwar am Mociaru-See vorbei.
Allerdings gibt’s auch einen Fahrweg bis hin: erst Forstweg bis auf den Ivăneţu, dann
Landstraße über Plaiul Nucului, oder die Forststraße weiter bis Ploştina und dann nach
Lopătari. Von Ploştina über Teca gelangt man zum Focul Viu, das aber kein von der Sonne
zum Leuchten gebrachter Eisblock ist wie in den Westkarpaten, sondern da brennt’s
tatsächlich, Erdgas nämlich.
Ein von Lopătari zu erreichendes Wanderziel ist das Karstplateau Meledic, eine äußerst
interessante, ja für unser Land sogar einmalige Erscheinung, denn es handelt sich hier nicht
um normalen Karst, der ja, wie man weiß, dem Kalkstein seine Formen aufprägt, sondern um
Karsterscheinungen in Salz, also um einen Salz-Karst, könnte man sagen.
Von Lopătari über Beceni kommt man zu den Schlammvulkanen von Arbănaşi und weiter in
Richtung Berca zu denen von Pâclele Mari und Pâclele Mici.
Die beste Wanderzeit für diese Gegend ist natürlich der Sommer und der Herbst. Was den
Schilauf anbelangt, gibt’s Probleme. Schnee wäre wohl genug da, und mit guten Hängen
könnten Siriu und Penteleu wohl aufwarten, aber das Fehlen von Unterkünften in der Nähe
der Hänge und von Schiliften, ferner die langen und beschwerlichen Anmarschwege, die
kurzen Wintertage – all das macht die Sache für die Pistenfans auf jeden Fall, aber auch den
Großteil all jener, die Freude am Schiwandern haben, höchst uninteressant und unattraktiv.
Es ist anzunehmen und zu hoffen, dass den Buzău-Bergen in Zukunft die Beachtung
geschenkt wird, die sie verdienen. Ein erster Schritt in diese Richtung wurde bereits getan:
Bei Siriu wird ein Staudamm errichtet. In ein paar Jahren, wenn das Wasser des Buzău
aufgestaut sein wird, folgt der zweite Schritt: Rund um den Stausee soll ein Ferien- und
Erholungszentrum entstehen, das zahlreiche Touristen aus allen Teilen des Landes
anziehen wird. Und dann könnte für die Buzău-Berge die große Stunde ihrer Entdeckung
geschlagen haben.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 84, S. 88 – 96)
Seite | Bildunterschrift |
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88 | Der Adlersee (Lacul Vulturilor) im Siriu-Massiv. |
92 | Kartenskizze |
93 | Kartenskizze |
96 | Der Zusammenfluss der Bâsca Mare und Bâsca Mică bei Varlaam. |