Auf Entdeckungsfahrt durch den Kreis Buzău
von Florian Frazzei
Auch in Rumänien kann man – sogar heute noch – sozusagen touristisches Neuland
betreten; nördlich von Buzău z. B. gibt es inmitten eines unbewohnten Gebietes von
Menschen geschaffene Felshöhlen und in Felsen gehauene Kirchlein – äußerst interessante
und sehenswerte touristische Objektive.
Wie man nach Buzău kommt, sagt einem jede Rumänien-Karte, wie man zu diesen ehemals
bewohnten Felshöhlen gelangt, lesen Sie im Folgenden.
Ein erster Ausflug führt ins Dorf Aluniş: mit dem Zug bis Pătârlagele und von dort mit dem
Bus in die Gemeinde Colţi. Auf einem Fußweg geht’s nun weiter, das Sibiciului-Tal entlang.
In dieser Gegend hat man jüngstens Bernstein gefunden. Interessanterweise auch
rubinroten. Einige hier entdeckte Bernsteinklumpen waren fast 2 Kilogramm schwer. Nun will
man in Colţi ein Bernsteinmuseum einrichten.
Der Weg durchs Tal bietet allerhand Sehenswertes und bringt uns in etwa einer Stunde
problemlos nach Aluniş. Am Rande des Dorfes, gleich neben dem Friedhof, erhebt sich eine
Felswand. In die ist links ein Raum gemeißelt, in dem ein Mensch aufrecht stehen kann. (An
den Wänden sieht man noch die Spuren, die der Meißel hinterlassen hat.) In der Mitte dieser
Felswand ist ein Kirchlein. Ihr rückwärtiger Teil ist in den Fels gemeißelt, der Vorderteil ist
aus Holz angebaut. Rechts in der Wand befinden sich zwei übereinanderliegende Klausen.
Wenn man in die obere klettert, befindet man sich in einem einfachen Raum mit Türe und
Fenster. Dieses in Fels gehauene Ensemble stammt laut Dokumenten aus dem 13.
Jahrhundert.
Der nächste Ausflug führt uns in eine unbewohnte Gegend. Wir fahren bis Măgura. Von hier
führt ein Weg rechts ab, durch die Ortschaften Pârscov und Bozioru nach Fişici. Bis hierher
gibt es Busverbindung. Weiter geht’s zu Fuß. In etwa einer Stunde erreicht man das Dorf
Nucu. Für den weiteren Weg braucht man einerseits festes Schuhwerk, andererseits einen
einheimischen Führer, da es nun ohne Weg und Steg durch den Wald geht. Wildschweine,
bären und anderes Wild sind die alleinigen Herren dieser Wildnis.
An einem Wässerchen entlang verlassen wir das Dorf. Da wir auf dem ganzen weiteren Weg
kein Wasser mehr antreffen, ist es ratsam, sich hier die Feldflaschen zu füllen. Wohl gibt es
am Fuße der Hügel Quellen, aber sie führen schwefelhaltiges Mineralwasser.
Nach einem etwa halbstündigen Marsch sieht man einen einzeln dastehenden Fels: der Fels
des Dionisie. Wir steigen bis an seine Basis. In beträchtlicher Höhe – nur durch zünftige
Felskletterei zu ereichen – sieht man drei schmale Fensteröffnungen: der einzige Zugang zu
den dahinterliegenden Räumen. Hier haben sich die Dorfbewohner seinerzeit vor den Türken
versteckt, wissen die Einheimischen zu berichten.
Das nächste Wanderziel ist der Fels des Iosif. Ein steiler Aufstieg bringt uns dahin. Auch hier
eine von Menschen geschaffene Höhle, die aus dem 16. Jahrhundert stammen soll. In der
Felswand sind noch eine Türöffnung und ein Fenster gut sichtbar, desgleichen Löcher, in
denen Balken eingelassen waren, die einen hölzernen Vorbau trugen.
Weiter geht’s zum Fels des Agaton. Die hier hinterlassenen Spuren der ehemaligen
Bewohner lassen darauf schließen, dass diese Höhle nicht nur Unterkunft war, sondern auch
die Funktion eines Kirchleins erfüllte. Man nimmt an, dass im 16. Jahrhundert Mönche aus
Anatolien hier gehaust haben.
Der Fels Fundătura schließlich, mitten im Wald gelegen, weist auch eine Wohnhöhle, mit
Fenster und Rauchabzug, auf. Und damit beenden wir die etwa vierstündige
„Höhlenrundfahrt“. Die eigenartige, wilde und einsame Gegend, in der all diese einst
bewohnten Felslöcher zu finden sind, erweckt in den Touristen, die sich hierher wagen, das
Gefühl, ein Abenteuer ganz besonderer Art zu erleben.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 82, S. 189 – 190)