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Vom Käseberg zum Adlersee

Kreuz und quer durch das Buzăuer Bergland

von Christa Richter

Wenn der Bukarester am Wochenende nach Höhenluft lechzt, ihm jedoch vor den überfüllten Zufahrtswegen ins Bucegi-Gebirge graut, kann ihm leicht geholfen werden: das Prahovatal durch das Buzăutal ersetzen! Die Strecke ist etwa gleichlang, doch kaum überlaufen, und was sich dem neugierigen Besucher an Sehenswürdigkeiten bietet, übertrifft die Erwartungen: Schlammvulkane, Bernsteinvorkommen, Höhlenwohnungen, einmalige Volksfeste, einsame Bergseen, wildromantische Schluchten, eine reiche Tier- und Pflanzenwelt sowie zahlreiche herrliche Wanderwege durch das reizvolle, im Karpatenbogen gelegene Buzăuer Bergland.

Berg mit Käseduft

Wir waren eine wanderlustige Gruppe, die jeden Sommer mit Rucksack und Zelt ein anderes Gebirgsmassiv zum Reiseziel wählte. Als die Reihe an das Buzăuer Bergland kam, befand sich der bereits angekündigte Reiseführer noch in Vorbereitung. Umso größer also die Entdeckerfreuden! Geplant waren die zwei wichtigsten Bergstöcke, die dieses Massiv bilden: der Penteleu, der einer berühmten rumänischen Käsesorte den Namen gegeben hat, und der Siriu, der alte Adlerhorst. Per Zug ging es nach Buzău, dem Kreisvorort, und von dort mit einem Bus durch das Tal des Buzăuflusses über Gura Teghii nach Varlaam. Varlaam liegt im Tal der Bâsca, am Zusammenfluss der Bâsca Mare und Bâsca Mică, zwei flinke Bergflüsse, deren Hochwasser ein Jahr vorher die Schienen der Forstbahn vollständig zerstört hatte. Deshalb hieß es, zu Fuß die Bâsca Mare entlang, vorbei an der Teufelsschwelle, wo der Bergfluss seine letzte Kraftprobe besteht, bis zum geplanten Zeltlager bei Gura Milei. Bei Vollmond stellten wir die Zelte auf und hängten sicherheitshalber die Essvorräte an einen Baum. Um Mitternacht raschelte es plötzlich im Gras. Eine Gestalt schlich sich vorsichtig heran, verweilte schnuppernd am Baum und versuchte die Zeltwand hochzukriechen. Als die Insassen gerade lostoben wollten, erblickten sie einen Fuchsschwanz. Das laute Gelächter vertrieb den nächtlichen Gast.
Für die „Bezwingung“ des Penteleu (1772 m) war eine Rundwanderung vorgesehen. Durch das Cernatal hinauf (Markierung rotes Band) und durch den geschützten Wald von Viforâta und das Mileatal (Markierung blaues Dreieck) hinunter. Acht Stunden insgesamt. Es wurden jedoch mehr. Himbeeren und Brombeeren winkten in den Kahlschlägen, und auch der Penteleu-Käse musste gekostet werden. Der gastliche Hirte von der Sennhütte Cernat zeigte uns aber zuerst die Hundebrut, wir improvisierten eine Hundetaufe und durften uns am Festschmaus gütlich tun. Und wo schmecken „jintiţă“, „balmoş“ und „urdă“ (frische Milcherzeugnisse) besser als in einer Sennhütte? Einige Meter unter der Spitze jagte uns ein Sturzregen zurück. So entging uns der höchste Gipfel des Buzăuer Berglands, der sich breit und behäbig als Hutweide (Weidevieh wird von Hirten gehütet) darstellt. Einmalig dafür der Ausblick auf die zahlreichen Kuppen des nahegelegenen Vrancea-Gebirges, über das ein Wolkenmeer seine Schäfchen ausbreitete. Irgendwo hatten wir dann die Markierung verloren. Zu viele Hirtenwege führten abwärts. Inzwischen war es dunkel geworden. Im matten Schein der Taschenlampe gelangten wir durch den nächtlichen Wald beim Forsthaus Brebu an, im Tal der Kleinen Bâsca, weit weg von unserem Zeltlager. Was blieb uns anders übrig, als weiterzugehen. Der Fuchs war nicht wenig verwundert, als ihn um zwei Uhr nachts schwankende Gestalten bei seinem Herumstreunen am Zeltplatz störten.

Wo einst Adler horsteten

Das Siriu-Massiv liegt auf der rechten Seite des Buzăuflusses. Auch hier hatte das Hochwasser die Trasse der Forstbahn zerstört, doch gibt es gut markierte Wanderwege. Beim Heldenfriedhof neben Siriu, wo der Siriul Mare in den Buzău mündet, beginnt die Markierung (blaues Dreieck), die nach kurzer Zeit rechts ins Mileatal abzweigt. Hier steigt der Weg steil an, lässt Weideland und Sennhütte hinter sich. Das schönste Wegstück führt durch einen herrlichen Birkenhain, der von Tannen- und Laubwald abgelöst wird. Nach der Waldgrenze hat man eine schöne Aussicht auf den kahlen Mălâia-Höhenzug. Die ausgedienten Weiden sind ein bunter Blumenteppich, Viehherden beleben das Bild. Und plötzlich eine kleine Senke, mittendrin ein klarblauer See, daneben eine gastliche Forsthütte. Wir sind am „Lacul Vulturilor“, dem Adlersee, der unter dem Mălâia-Gipfel (1662 m) liegt. Und die ganze Nacht über meinen wir von oben her das Jaulen der Adlerbrut zu vernehmen. Im windigen Sattel der „Poarta Vânturilor“ öffnet sich der Blick weit nach allen Richtungen: hinten zum Dreieck des Penteleu, vorne zu den Spitzen des Ciucaş, den wir abends beim Sonnenuntergang vom Gipfel des Siriu (1657 m) fotografieren. Neben unserem Zeltlager dehnt sich ein endloses Heidelbeerfeld. Heimwärts geht es entlang des roten Bandes bis Băile Siriu, und von dort mit einem direkten Bus bis Bukarest.

Ein Skulpturenmuseum im Grünen

Diese Tour ist vor allem für Autofahrer geeignet. Doch ist sie auch per Zug und Bus möglich. Man verlässt Buzău (124 km von Bukarest) in Richtung Nehoiu – Braşov, um schon im nächsten Dorf, bei Verneşti, ins Tal des Nişcov nach links abzubiegen. Die Straße schlängelt sich durch einsame, reizvolle Dörfer den Ausläufern des Ciolanul-Berges zu, zweigt in Haleş nach rechts ab und ist nach einigen scharfen Kehren oben auf dem Plateau. Wunderschön erstreckt sich hier eine von Mischwald umgebene Lichtung. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Klosterensemble von Ciolanu (zwei Kirchen aus dem 16., bzw. 19. Jahrhundert, letztere von Tattarescu ausgemalt; sehenswertes Klostermuseum), das dank gründlicher Restauration zu einem gastlichen Touristenkomplex ausgebaut wurde (Zwei- und Dreibettzimmer, Bad, Küche mit Kochgelegenheit, Speisesaal). Und gleich daneben auf der welligen Lichtung ein originelles Freilichtmuseum für Bildhauerei – die Werke wurden von Künstlern an Ort und Stelle angefertigt. Alljährlich treffen sich Ende August 16 Bildhauer in diesem „Sommerlager“, erhalten je einen weißen Stein aus dem nahen Măgura-Berg und beginnen ihre Arbeit. Die Initiative dazu hatte der Ploieştier Bildhauer Gheorghe Coman. Heute, elf Jahre danach, ist das Skulpturenmuseum von Măgura zu einem Anziehungspunkt des Buzăuer Gebietes geworden. Weitere Attraktionen? Die Schlammvulkane bei Berca (siehe „Komm mit“ 1979), das „Lebendige Feuer“ von Tarca, das Bernsteinmuseum in Colţ, die Höhlenwohnungen im Gebiet Fişici-Nucu und noch viele andere.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 81, S. 65 – 69)

Seite Bildunterschrift
 
65 Kartenskizze
68 Der Adlersee im Siriusgebirge
69 Wo Bâsca Mare und Bâsca Mică sich treffen (Penteleugebirge)
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