Zahl der Notunterkünfte auf dem Fogarascher Gebirgskamm nimmt zu / Bergfreunde sorgen für bessere Wanderbedingungen
von Ewalt Zweier
Sind wir mal, lieber Wanderfreund, auf der von Reinhold Gutt
beschriebenen Route von
Valea Mărului aus dem Alttal heraufgekommen (rotes Band von Heltauer Schülern
angebracht), so verdient eine andere lobenswerte Schülertat unsere Aufmerksamkeit: die
Notunterkunft auf dem Kammweg. Hier in 1800 Meter Höhe, zwischen Tătaru und Fedeleş
mit Rosenspitze, empfängt den Touristen die erste der auf dem Fogarascher Gebirgskamm
schon ziemlich zahlreichen Notunterkünfte.
Es ist ein sogenannter Iglu aus wabenförmigen Glasfiberteilen, ein bunter Blickfang in
offener Landschaft, in einem Bergsattel genau auf den markierten Pfad gestellt, also auch
bei Nebel kaum zu verfehlen. Und Nebel herrscht hier oben oft, ebenso wie andere Arten
von Schlechtwetter. Bis zur bedeutend tiefer gelegenen Suru-Schutzhütte sind es immerhin
noch 2 – 2 ½ Wegstunden bergauf-bergab. Die Notwendigkeit einer solchen Behausung,
wenn auch an nur relativ windgeschützter Stelle, war also nicht von der Hand zu weisen,
umso mehr, als viele Touristen, unter ihnen auch immer mehr Ausländer, die Schönheiten
dieser weniger bekannten und bisher auch weniger begangenen Ausläufer der Fogarascher
Gebirgskette kennenlernen wollen und gewiss nicht jeder in der Lage ist, ein Zelt mit sich zu
schleppen.
Den Iglu gibt es nur in Schnee und Eis, nach Eskimoart, werden Sie vielleicht einwenden.
Nun, Begriffe wandeln sich. Warum soll man nicht bei so ähnlichem Aussehen zu dem
kurzen Namen Iglu greifen? Auch wenn die Halbkugel sommers auf einer grünen Alm steht
und wohl niemals vereist.
Müder Wanderer, schlüpfst du mal bei Sturmwind und Regen aufatmend in diesen Iglu, oder:
heiterer Wanderer, hältst du mal kurze Rast bei dieser Behausung, die Sonne und den
herrlichen Rundblick genießend, so wisse, da steckt ein gerüttelt Maß Arbeit drin. 28 Schüler
und drei Professoren (Egin Scheiner, Kurt Scheiner und Hans Jürgen Speck) vom
deutschsprachigen Lyzeum für Mathematik-Physik aus Sibiu haben den Iglu in ihren Ferien
im Juli 1978 auf solides Steinmauerwerk gestellt. Die erste der beiden Arbeitswochen
bescherte ihnen fürchterliches Regenwetter. Dass sie trotzdem nicht schlappgemacht und
auch unter schwierigsten Verhältnissen insgesamt 3000 Kilogramm Sand und Zement aus
dem Tal, wo ihr Zeltlager stand, über 1000 Meter Höhenunterschied hinaufgeschleppt haben,
ist ein Teil ihrer Sonderleistung.
Auf halbem Weg zwischen Suru und Negoi, dicht am Frecker See stößt der Wanderer auf
das zweite bunte Halbkugelhaus derselben Bauart. Dies haben die Mitglieder des Klubs
„Freunde der Berge“ aus der Zibinsstadt ebenfalls in patriotischem Einsatz aufgestellt. Ihre
Leistung ist umso höher einzuschätzen, als sie nur sonntags arbeiten konnten. Berufstätige
Bergfreunde haben ihre Freizeit dafür geopfert. Auch hier umgibt eine zementierte
Schutzmauer aus Stein das runde Haus, das einen ordentlich gearbeiteten Fußboden hat. 10
bis 15 Personen finden darin Platz, natürlich ohne weiteren Komfort.
Die nächste Notunterkunft auf diesem Gebirgskamm steht schon seit einigen Jahren beim
Călţun-See, unweit der Teufelsscharte. An dieser Stelle wird durch ihre Existenz den
Touristen oftmals Schutz geboten. Auf diesem wunderschönen, aber nicht ungefährlichen
Abschnitt des Gebirgskamms sind auch die Patrouillengänge der Bergwacht im Sommer und
Herbst besonders notwendig, um Unglück zu verhüten. Das Touristenamt OJT und
Salvamont Sibiu stellen übrigens seit 1977 verpflichtend jeder organisierten Wandergruppe
in dieser Gegend einen erfahrenen Begleiter zur Verfügung.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 79, S. 198 – 200)
Seite | Bildunterschrift |
---|---|
198 | Eine Drachentour. |
200-o | Das Halbkugelhaus wird zusammengebaut. |
200-u | Fertiger „Buntpilz“ in offener Landschaft. |