Begebenheiten, Erlebnisse, Erinnerungen
von Horst Götzinger (Dranske)
Die Maramureş ist eine reizvolle Landschaft: Berge, liebliche Täler, schöne Niederungen.
Dazu Volkstrachten, Volkssitten und -brauchtum, bäuerliche Holzbaukunst. Besonders
Holztore und Holzkirchen sind beachtenswert. Jedes Dorf bietet dem Besucher viele
angenehme Überraschungen. Am besten, von der Hauptstraße abbiegen, auf Nebenstraßen
und Wegen fahren, dann erlebt man die ganze Schönheit dieses Landstrichs. Betrachten Sie
die bäuerliche Holzkunst, die Holztore der Gehöfte. Mit ihren Motiven sind sie Ausdruck des
Könnens und Einfallsreichtums ihrer Bewohner. Man muss bedenken, sie sind meist nur mit
der Axt bearbeitet. Erlebnisse sind Volksfeste, wo die gesamte Dorfbevölkerung in herrlich
kunstvoll gewebten und gestickten Trachten bewundert werden kann. Sollte man sich
während der Reise nicht zurechtfinden – es gibt keinen Menschen, der sich nicht hilfsbereit
um einen bemüht. In jedem Land kennt man Gastfreundschaft, besonders gegenüber
Ausländern. Aber hier ist sie ausgeprägt, gepaart mit Einfachheit, Bescheidenheit und
Ehrlichkeit. Hier ist sie beheimatet.
Den einmaligen „Heiteren Friedhof“ von Săpânţa muss man gesehen haben. Was Ion Stan
Pătraş dort begonnen hat und nun von seinen Nachfolgern fortgesetzt wird, verdient
Anerkennung. Die Lebenschronik der Verstorbenen, in gutmütiger, humorvoller, z. T.
moralisierender Weise beschrieben, ihre Tätigkeit auf dem bunt bemalten Holzkreuz
dargestellt, lassen einen schon lächeln, nicht trauern.
Zweimal überquerten wir die Südkarpaten, allein aus Freude am Kennenlernen dieses
gewaltigen Bergmassivs. Auf einem der ältesten Verbindungswege zwischen Siebenbürgen
und der Walachei fahren wir über Bran, Câmpulung bis Curtea de Argeş. Für diese etwa 130
km lange Strecke, die durch bezaubernde Berglandschaft führt, sollte man sich Zeit lassen.
Die Burg Bran, die Umgebung des Ortes Dâmboviţa am gleichnamigen Gebirgsbach, das
Königstein-Massiv rechtfertigt eine Übernachtung in Passnähe. In Curtea de Argeş sollte
man sich erkundigen, ob und wann der Tunnel zum Bâlea-See geöffnet ist. Meteorologische
Bedingungen und deren Folgen zwingen öfters, die obere Hälfte der Straße für den Verkehr
zu sperren. Wir hatten Glück. Das Fogarascher-Gebirge, nicht zu Unrecht auch
„Transsilvanische Alpen“ genannt, war für uns zugänglich. Längs des Argeş fahren wir im
engen Tal die erst 1972 erbaute Passstraße nord- und aufwärts.
Mit Superlativen sollte man vorsichtig sein, aber diese, bis zum Tunnel in 2053 m Höhe
führende Gebirgsstraße mit ihren 28 Brücken und 550 Überbrückungen, nicht zählbaren
Serpentinen, ist faszinierend. Allein schon der Reiz, z. B. im Juni auf verschneiter
Gebirgsstraße zu fahren, zwingt den begeisterten Autofahrer, diesen Weg sich und seinem
Auto zu gönnen. In der Nähe einer Sennhütte, beim Hirten mit seinen schönen
Schäferhunden zu übernachten, wird man wohl so schnell nicht vergessen können. Wenn
die Sonne einen weckt, kriecht man aus dem Zelt, betrachtet schneebedeckte Gipfel,
blumenübersäte Almen und tief unten die im Tal verschwindende Gebirgsstraße. Der
Nordhang abwärts hat genauso seine Reize, vorausgesetzt, die Bremsen sind in Ordnung;
meine waren es zum Glück bisher immer. Wer sich diese Gebirgsstraße nicht zutraut, kann
gemächlich längs des Alt auf der Europastraße die Reise fortsetzen.
Wer sich an herrlichen Landschaften erfreuen kann und ein wenig das Abenteuerliche liebt,
der sollte diese Reise als Camper einmal versuchen. Sie bietet nicht nur Erlebnisse, sondern
auch beste Erholung.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 89, S. 81 – 83)
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82 | Kurze Rast vor der Tunneleinfahrt. |