home - Komm mit - 1989 - Sommers auf verschneiter Bergstraße
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Begebenheiten, Erlebnisse, Erinnerungen

Sommers auf verschneiter Bergstraße

von Horst Götzinger (Dranske)

Die Maramureş ist eine reizvolle Landschaft: Berge, liebliche Täler, schöne Niederungen. Dazu Volkstrachten, Volkssitten und -brauchtum, bäuerliche Holzbaukunst. Besonders Holztore und Holzkirchen sind beachtenswert. Jedes Dorf bietet dem Besucher viele angenehme Überraschungen. Am besten, von der Hauptstraße abbiegen, auf Nebenstraßen und Wegen fahren, dann erlebt man die ganze Schönheit dieses Landstrichs. Betrachten Sie die bäuerliche Holzkunst, die Holztore der Gehöfte. Mit ihren Motiven sind sie Ausdruck des Könnens und Einfallsreichtums ihrer Bewohner. Man muss bedenken, sie sind meist nur mit der Axt bearbeitet. Erlebnisse sind Volksfeste, wo die gesamte Dorfbevölkerung in herrlich kunstvoll gewebten und gestickten Trachten bewundert werden kann. Sollte man sich während der Reise nicht zurechtfinden – es gibt keinen Menschen, der sich nicht hilfsbereit um einen bemüht. In jedem Land kennt man Gastfreundschaft, besonders gegenüber Ausländern. Aber hier ist sie ausgeprägt, gepaart mit Einfachheit, Bescheidenheit und Ehrlichkeit. Hier ist sie beheimatet.
Den einmaligen „Heiteren Friedhof“ von Săpânţa muss man gesehen haben. Was Ion Stan Pătraş dort begonnen hat und nun von seinen Nachfolgern fortgesetzt wird, verdient Anerkennung. Die Lebenschronik der Verstorbenen, in gutmütiger, humorvoller, z. T. moralisierender Weise beschrieben, ihre Tätigkeit auf dem bunt bemalten Holzkreuz dargestellt, lassen einen schon lächeln, nicht trauern.

Zweimal überquerten wir die Südkarpaten, allein aus Freude am Kennenlernen dieses gewaltigen Bergmassivs. Auf einem der ältesten Verbindungswege zwischen Siebenbürgen und der Walachei fahren wir über Bran, Câmpulung bis Curtea de Argeş. Für diese etwa 130 km lange Strecke, die durch bezaubernde Berglandschaft führt, sollte man sich Zeit lassen. Die Burg Bran, die Umgebung des Ortes Dâmboviţa am gleichnamigen Gebirgsbach, das Königstein-Massiv rechtfertigt eine Übernachtung in Passnähe. In Curtea de Argeş sollte man sich erkundigen, ob und wann der Tunnel zum Bâlea-See geöffnet ist. Meteorologische Bedingungen und deren Folgen zwingen öfters, die obere Hälfte der Straße für den Verkehr zu sperren. Wir hatten Glück. Das Fogarascher-Gebirge, nicht zu Unrecht auch „Transsilvanische Alpen“ genannt, war für uns zugänglich. Längs des Argeş fahren wir im engen Tal die erst 1972 erbaute Passstraße nord- und aufwärts.
Mit Superlativen sollte man vorsichtig sein, aber diese, bis zum Tunnel in 2053 m Höhe führende Gebirgsstraße mit ihren 28 Brücken und 550 Überbrückungen, nicht zählbaren Serpentinen, ist faszinierend. Allein schon der Reiz, z. B. im Juni auf verschneiter Gebirgsstraße zu fahren, zwingt den begeisterten Autofahrer, diesen Weg sich und seinem Auto zu gönnen. In der Nähe einer Sennhütte, beim Hirten mit seinen schönen Schäferhunden zu übernachten, wird man wohl so schnell nicht vergessen können. Wenn die Sonne einen weckt, kriecht man aus dem Zelt, betrachtet schneebedeckte Gipfel, blumenübersäte Almen und tief unten die im Tal verschwindende Gebirgsstraße. Der Nordhang abwärts hat genauso seine Reize, vorausgesetzt, die Bremsen sind in Ordnung; meine waren es zum Glück bisher immer. Wer sich diese Gebirgsstraße nicht zutraut, kann gemächlich längs des Alt auf der Europastraße die Reise fortsetzen.
Wer sich an herrlichen Landschaften erfreuen kann und ein wenig das Abenteuerliche liebt, der sollte diese Reise als Camper einmal versuchen. Sie bietet nicht nur Erlebnisse, sondern auch beste Erholung.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 89, S. 81 – 83)

Seite Bildunterschrift
 
82 Kurze Rast vor der Tunneleinfahrt.
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