Unterwegs im Trascău-Gebirge
von Helmut und Klaus Fabritius
Wer auf der Fernverkehrsstraße DN 1, der E 81, zwischen Alba Iulia und Teiuş nach Westen
blickt, erkennt zwei hoch herausragende, weithin sichtbare Kalkstöcke. Sie stehen rechts
und links vom Galda-Tal, wie zwei Wächter, die den Eingang zum Tal bewachen. Es sind die
Piatra Craivei und Piatra Ceţii.
Piatra Craivei oder auch Piatra Craivii aber nicht Piatra Craiului, denn seinen Namen hat der
Bergstock von der unterhalb liegenden Ortschaft Craiva. Die Ortsansässigen nennen ihn
„Cetate“ (Burg), nach den Mauerresten auf seiner Spitze. Heute gibt es gleich zweimal
Craiva, denn 1971, nach den heftigen Regenfällen, kam das Erdreich in und um Craiva ins
Rutschen, und die Bewohner mussten ihr jahrhundertealtes Dorf verlassen und haben 4
Kilometer unterhalb, am Talausgang das neue Craiva aufgebaut.
In Alba Iulia verlassen wir den Zug und warten im Autohof neben dem Bahnhof auf den Bus
in Richtung Cricău. Über Sard, Ighiu und Bucerdea erreichen wir Craiva. Nun beginnt die
Wanderung. Es geht 4 km talaufwärts bis zur verlassenen Ortschaft. Hinter den letzten
Häusern, einige davon sind noch bewohnt, füllen wir die Wasserflaschen und schreiten links
den Hang hinauf, einem Karrenweg folgend, bis auf den Bergrücken und weiter zu der in
einer Wegbiegung gelegenen Quelle mit Metalltrögen. Der Weg verzweigt sich öfters, um
dann wieder zusammenzukommen. Vor Einbruch der Dunkelheit ist unser Ziel erreicht – hier
wird auch gezeltet.
Ein sonniger Morgen begrüßt uns. Gutes Wetter, um hinauf auf die Piatra Craivei zu steigen.
Zelte und Rucksäcke bleiben auf der Wiese, es geht die Talmulde aufwärts, bis in die Nähe
des Waldrandes und Sattels. Dann eine scharfe Wendung links und am Hang unterhalb der
Felsen auf einem Fußsteig weiter, der den Kamm überquert und auf der anderen Seite (NW)
zur Spitze führt.
Von hier oben ist bei klarem Wetter eine herrliche Aussicht: Intregalde, das Galda-Tal, im
Norden jenseits des Tales die Piatra Ceţii und im Westen die weit hinaus bis in die
Mureş-Ebene reichenden Berge. Bei den Zelten wieder angekommen, wird abgebaut, und es geht,
südlich an der Piatra Craivei vorbei, auf demselben Weg immer der Höhe folgend, in
westlicher Richtung bis zum Sfredelaşul. Durch eine mit Eichengestrüpp bewachsene Senke
führt der Pfad links vom Kiefernwald hinauf in den Sattel, von wo wir ins Galda-Tal blicken
können. Dieses Wegstück ist recht kompliziert, denn immer wieder verzweigt sich der Weg
zu den Heuwiesen. Ab und zu aber ist an den vereinzelt stehenden Eichen ein rotes Band
auszumachen, das als Wegweiser dient. Auch begegnet man immer wieder Bauern und
Hirten, die einem weiterhelfen.
Jenseits des Sattels, rechts haltend, beginnt das steile enge Tal des Pârâul Turcului. Gleich
am Waldeingang ist die gute Wegmarkierung (rotes Dreieck) zu sehen, die bis hinunter nach
Intregalde führt. Im Norden erhebt sich der Dealul Caprei (1212 m), der höchste Berg der
Umgebung.
Durch Intregalde und Modoleşti, immer im Tal abwärts, schreiten wir schließlich durch die
Intregalde-Klamm. Rechts, jenseits des Baches, der zackige Kamm, der hinauf zum Dealul
Caprei führt. In der Klamm, es ist Naturschutzgebiet, blüht das Edelweiß schon in einer Höhe
von nur 560 Metern.
Irgendwo unterhalb der Klamm wird gezeltet.
Am nächsten Morgen heißt es weiter über Stock und Stein. Wir müssen gleich zu Beginn auf
die Kilometersteine achten, denn zwischen km 16 und km 15 kommt von links ein enges
Seitental, der Pârâul Cailor, in dem es aufwärts zur Piatra Ceţii geht. Der Fußpfad ist mit
gelbem Kreuz markiert. Am Talende, steil im Wald ansteigend, erreicht man über eine
ebenso steile Wiese zwei einsame Gehöfte. Die Bergbauern sind alte Bekannte, wir kennen
uns seit vielen Jahren. In der zweiten Maihälfte blühen hier die wilden Narzissen auf den
Wiesen, und von hier kann man auch die wilde Kette der Piatra Ceţii betrachten. Nach der
Begrüßung stellen wir das Zelt in den Garten und machen am Nachmittag einen Abstecher
hinauf zur Piatra.
Ein gut ausgetretener Weg führt von den Häusern ins Taleck zur Quelle, von wo die Leute
das Wasser holen. Schon nach 100 Metern widmen wir unsere Aufmerksamkeit nur noch
dem Weg, um den markierten Pfad (rotes Dreieck) zur Piatra nicht zu verpassen. Er zweigt
links ab und führt erst durch Wald, dann über eine steile Bergwiese hinauf in den Sattel. Vor
uns das überwältigende Panorama der Râmeţi-Klamm. Der markierte Weg führt wieder in
den Wald und bis hinauf zur Piatra Ceţii gibt es keinerlei Schwierigkeiten. Auch von hier
oben, ein weiter Rundblick, vor allem nach Süden, wo wir die Piatra Craivei scharf wie eine
Messerschneide erkennen.
Unser nächstes Ziel ist die Râmeţi-Klamm. Zu Beginn queren wir den Weiler Tecşeşti und
bewundern die uralte Form der Bienenzucht in geflochtenen Rutenkörben. Durch den Ort am
Hang entlang wandernd, achten wir darauf, nicht an Höhe zu verlieren. Ein durch die Felder
getretener Fußpfad führt hinauf in den Sattel. Oben steht ein Holzkreuz, und hier beginnt der
Abstieg in die Klamm. Durch Holzschlagen ist der Fußweg teilweise von Traktorspuren
zerstört. Wenn man aber immer am Rücken des Seitenkamms bleibt, kommt man etwas
unterhalb des schönen Zeltplatzes vor dem Eingang in die Klamm heraus. In dieser
wildromantischen Landschaft verbringen wir noch einige schöne Urlaubstage.
Alba Iulia – Craiva etwa 18 km. Von Craiva nach Alt-Craiva 4 km. Alt-Craiva – Zeltplatz bei der Quelle 2 ½ St. Hinauf auf die Piatra Craivei und zurück 2 St. Der Höhenweg an Piatra Craivei und Dealul Caprei vorbei zum Pârâul Turcului 2 ½ - 3 St. Der Abstieg im Pârâul Turcului 1 St. Durch Intregalde bis zum Pârâul Cailor 6 – 7 km. Im Pârâul Cailor hinauf zu den Häusern 1 ½ – 2 St. Piatra Ceţii und zurück 2 – 3 St. Durch Tecşeşti über den Sattel am Kreuz vorbei und hinunter ins Râmeţi-Tal 2 – 3 St. Zeltplatz – Klamm – zum Kloster Râmeţi 1 St. Kloster Râmeţi – Teiuş etwa 20 km (hier fährt ein Bus).
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 89, S. 108 – 113)
Seite | Bildunterschrift |
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109 | Kartenskizze |
110 | Die Piatra Craivei, auch „Cetate“ genannt. |
111 | Schon aus der Ferne deutlich erkennbar: das weiße Felsengebilde der „Piatra Ceţii“. |
112 | Senkrecht fallen die Berge in die Râmeţi-Klamm ab. |
113 | Bienenzucht wie zu Großvaters Zeiten. Die lehmverschmierten Körbe sind mit Lappen gegen übermäßige Wärme geschützt. |