Begebenheiten, Erlebnisse, Erinnerungen
von Jürgen Elger (Berlin)
Aufgekommene leichte Bewölkung und auffrischender Wind hielten uns nicht davon ab, den
Retezatgipfel (2482 m) als erstes Ziel unserer Wanderung zu wählen. Von seinem
Höhepunkt eröffnete sich für uns ein einmaliger Ausblick sowohl ins immense
Naturschutzgebiet mit seinen malerisch gelegenen Bergseen als auch auf die gigantisch
wirkenden Pyramiden der zwei höchsten Gipfel Peleaga (2509 m) und Păpuşa (2508 m).
Unser Weg führte uns dann zum Judele (2398 m) mit seinen schroffen Felswänden und
weiter über den Sânta Maria (2400 m) und Slăveiu (2347 m), mit Aussicht linkerhand auf die
Kette der aneinandergereihten Seen und rechterhand Richtung Zănoaga-See, zum
Ausgangspunkt zurück.
Die bisher genossenen Aussichten und Panoramen gehören unbestritten zu den
eindrucksvollsten und unvergessenen Gebirgseindrücken der Karpaten und sind wohl nur
noch mit denen in den Fogarascher Bergen zu vergleichen.
Wenn wir bisher glaubten, schwere Gebirgsgewitter und Stürme erlebt man zu haben, so
wurden wir diese Nacht eines besseren belehrt. Sintflutartige Regenschauer und Stürme mit
Orkanstärke ließen uns aus Sorge um unsere Zelte nicht zur Ruhe kommen.
Der Morgen begrüßte uns wieder mit Sonnenschein und zunehmender Hitze. Es war der
vorletzte Tag im Retezat und das Wanderziel das Gebiet des sogenannten Kalk-Retezat mit
den weißen und weniger zerklüfteten Gipfeln Piule, Albele und Piatra Jorgovanului (2014 m).
Einen unvergessenen Eindruck bot der Blick zurück auf das Hauptmassiv des Retezat, über
dem quirlende Wolkenformationen noch an die Wetterunbilden erinnerten.
Nun hieß es Abschied nehmen von dieser herrlichen Berglandschaft. Nach einem Abstecher
in die eindrucksvolle Buta-Klamm mit ihren engen Felswänden führt uns der Weg bis Câmpu
lui Neag. Per Bus erreichten wir Petroşani, unseren Ausgangspunkt für eine erste Tagestour
ins Parâng-Gebirge.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 89, S. 86 – 87)
Seite | Bildunterschrift |
---|---|
87 | Weiße tupfen auf grünen Berghängen. Schafherden und Hirten sind aus dem Landschaftsbild der „Fogarascher“ nicht wegzudenken. |