Neue Klettergebiete in Rumänien
von Werner Krampf
In den letzten Jahren wurden in den Karpaten Rumäniens einige neue Klettergebiete erschlossen, und es scheint, dass damit bei weitem noch nicht alle Möglichkeiten für neue Touren im Fels erschöpft sind.
Dem Alpinisten Dan Vasilescu und einer Gruppe Bukarester Studenten sind die neuen
Klettergebiete im Süden des Parâng und Căpăţâna-Gebirges zu verdanken, wo die südwärts
abfließenden Gebirgsbäche in einem parallel zum Hauptkamm aufgestellten Kalkriegel
Engpässe mit Steilstufen schufen: Cheile Costeşti, Cheile Bistriţei, Cheile Olteţului und
Cheile Galbenului.
Ein brandneues Gebiet wurde von den Bergsteigern aus Deva im Siebenbürgischen
Erzgebirge – Munţii Metaliferi ausgemacht und begangen: Cheile Crăciuneşti.
Besonders erwähnenswert ist die weitere Erschließung der Wände um Herkulesbad, die
bereits vor 20 Jahren durch Franz Wild und die Arader Kletterer "entdeckt" worden sind und
später durch die vom Temeswarer Hochschulprofessor Eugen Seracin und seinen Studenten
von der Technischen Hochschule erfolgreich fortgesetzt wurde.
Zweigt man von der Nationalstraße DN 67 Râmnicu Vâlcea – Târgu Jiu nordwärts in
Richtung der Dörfer Costeşti und Bistriţa ab, gelangt man zu den bekannten Klöstern Bistriţa
und Arnota. Während das erstere im Tal liegt, steht das zweite auf einem schmalen, hohen
Bergrücken zwischen den Schluchten Costeşti im Osten und Bistriţa im Westen. Vorgelagert
auf dem Bergrücken ist die kleine malerische Klause (Schitul) Păpuşa. In der Arnotei-
Klosterkirche kann man das Grab eines der volkstümlichsten Wojewoden der Walachei,
Matei Basarab, besichtigen.
In der linken Wand der Costeşti-Klamm gibt es zwei Kletterführen:
Etwas abseits, in der Nordwand gibt es eine weitere Führe:
In die Klamm gelangt man aus dem Dorf Bistriţa über eine holprige Straße, die ostwärts ins Dorf Pietreni mündet (1 km). Von Pietreni führt ein Fußpfad in die Klamm.
Der Olteţ-Fluss bildet die Abgrenzung zwischen Parâng- und Căpăţâna-Gebirge. Eine
asphaltierte Straße führt ins Dorf Polovragi und zum gleichnamigen Kloster. Dort beginnt
eine Forststraße, die sich durch die Olteţ-Klamm mit der sehenswürdigen Höhle Polovragi
und weiter über das Gebirge ins Latoriţa- und Lotru-Tal schlängelt.
Zehn Kletterführen durchziehen die der Polovragi-Höhle gegenüber gelegene rechte
Schluchtwand. Sie ist ostwärts ausgerichtet und vom Schluchtboden aus gerechnet 300 m
hoch, davon 150 bis 200 m senkrechter Fels. In der Westwand (linkes Ufer) gibt es
gleichfalls hohe Felsabstürze, doch sind diese wegen des schwierigen Zustiegs noch nicht
erschlossen. Es gibt dort nur eine einzige durchstiegene Führe.
Der Zustieg zum Ostwandfuß erfolgt auf einem teils sehr ausgesetzten Fußpfad. Vom
Kloster Polovragi steigt man westwärts zum Bach hinunter und überquert ihn am
Schluchtausgang. Am jenseitigen Ufer wird der Pfad ausgemacht, der an einer Schuttrinne
scharf ansteigt, um darauf nordwärts am Wandfuß zu queren.
Folgende Anstiege reihen sich aneinander (mit Angabe des Schwierigkeitsgrades und
Anzahl der Seillängen):
Die Anstiege enden am Kamm, wo ein Pfad zurück in die Klamm führt. Seilerste waren die Alpinisten Dan Vasilescu und Andrei Gâţă in der Zeit von 1971 bis 1985.
Das nächste Tal im Westen des Olteţ ist das Galbenul-Tal mit der gleichnamigen Klamm und
der bekannten Peştera Muierii ("Weiber-Höhle"). Hier gibt es auch eine Hütte (Cabana
Peştera Muierii). Klamm, Hütte und Höhle sind auf einer Fahrstraße erreichbar, die aus der
Ortschaft Baia de Fier, 4 km westlich von Polovragi, nordwärts führt (2 km).
Kletterführen gibt es sowohl in der rechten (Ost-) als auch in der linken (West-)Wand.
Der Zustieg erfolgt ab Hütte über einen Steig, der an der Höhle vorbei und am Wandfuß quert. Seilerste waren Dan Vasilescu, Andrei Gâţă, Mircea Săndulescu u. a. 1980 – 1983.
Der Zustieg erfolgt von der Fahrstraße. Seilerste: M. Săndulescu, D. Vasilescu, A. Bianu, 1980 – 1981.
In den letzten zwei Jahren wurde die Vânătaria-Wand von Bergsteigern aus Deva in ihrer Bergheimat, dem Siebenbürgischen Erzgebirge, erschlossen. Die Nationalstraße DN 76 verbindet Deva mit Brad, das Siebenbürgische Erzgebirge über den Vălişoara-Pass (460 m) querend. Eine Variante dazu verläuft im Osten über Crăciuneşti und Băiţa. Und eben da steht, etwa 20 km nördlich von Deva, die Vânătaria-Wand. Die Aufstiege erfolgen über 80 bis 200 m (2 – 6 Seillängen) im 3. bis 6. Schwierigkeitsgrad.
Neun der 16 Führen eröffnete Cornel Alexandru als Seilerster, die schwierigste (6 A) Adrian Biancu.
Das bereits vor 20 Jahren bekannt gewordene Gebiet erhielt in letzter Zeit eine Anzahl neuer, teils schwieriger Anstiege. In den Wänden des Domogled-Massivs am rechten Cerna-Ufer oberhalb Herkulesbads gibt es rund 30 Führen:
weitere vier Führen gibt es am rechten Cerna-Ufer:
Als Seilerste traten u. a. hervor: E. Seracin, Fr. Wild, L. Krutsch, I. Illyes, G. Săplăcan, St. Balmez.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 87, S. 106 – 113)
Seite | Bildunterschrift |
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106 | Kartenskizze: Munţii Căpăţânei – Cheile Bistriţei, Cheile Costeşti |
107 | Kartenskizze: Parâng – Olteţ-Wand |
109 | Kartenskizze: Parâng – Cheile Galbenului (Wand Peretele Muierii) |
110 | Kartenskizze: Parâng – Cheile Galbenului (Wand Peretele Radului) |
111 | Kartenskizze: Domogled/Băile Herculane – Peretele Şoimului |
112 | Kartenskizze: Domogled/Băile Herculane – Peretele La Crucea Albă |
113-o | Kartenskizze: Băile Herculane – Grota Haiducilor |
113-u | Kartenskizze: Sieb. Erzgebirge – Vânătaria Wand |