von Dieter Funke (Dresden)
Gehört und gelesen hatten wir schon viel über die Höhlen im Bihorgebirge, nun wollten wir
diese wundersame Welt der Stalaktiten und Stalagmiten selbst erleben. Gleich vier Wochen
wurden dafür reserviert, und ich muss gestehen, dass unsere Gruppe „Höhlenforscher“ von
dem Gesehenen und Erlebten mehr als begeistert war.
Unsere Exkursion begann in Poieni, einer kleinen Bergsiedlung, die mit der Eisenbahn
erreichbar ist. Per pedes ging’s dann weiter zu den Höhlen Alunului und Onceasa. Ihre
Befahrung stellte eigentlich keine Schwierigkeiten, denn sie sind relativ trocken und
verlangen auch keine besonderen klettertechnischen Kenntnisse. Das in den nächsten
Tagen einsetzende Regenwetter minderte jedoch unsere Unternehmungslust, so dass der
Besuch der Höhle Cetatea Rădesei fürs erste verschoben werden musste. Der durch die
Höhle fließende Bach führte Hochwasser, und wenn man die gesamte Höhle erkunden
wollte, musste man sich auf ein Vollbad einstellen. Dennoch übten die riesigen, aus dem
Kalk herausgelaugten Hohlräume einen gewaltigen Eindruck auf uns aus. Also wanderten
wir bis zur Poiana Florilor (Blumenwiese), wo wir unser Lager für längere Zeit aufschlugen.
Die zahlreichen Höhlen und Karstschluchten in der Umgebung boten uns viele interessante
Tagesziele. In der Eishöhle „Focul viu“ hatten wir auch das Glück, die durch eine
Deckenöffnung nur kurz zur Mittagszeit hereinscheinende Sonne und die Lichtbrechung im
Eis zu beobachten, die der Höhle den Namen „Lebendiges Feuer“ gegeben hat.
Bei der Befahrung der Zapodia- und Neagra-Höhle, aber noch viel mehr bei der Erforschung
der Eishöhle „Gheţarul de la Barza“ wurden wir uns unserer beschränkten Möglichkeiten
bewusst, denn infolge mangelnder Ausrüstung für die Eishöhlen konnten wir jeweils nur die
ersten Abschnitte kennenlernen. Beeindruckend war es aber dennoch, mitten durch einen
tosenden Wasserfall abzuseilen oder auf einer spiegelglatten Eisbahn die gewundenen
Gänge zu verfolgen.
Ein Besuch galt selbstverständlich auch der schon oft beschriebenen Höhle Cetăţile
Ponorului, die wir, wie schon einige andere aktive Wasserhöhlen, triefnass und
zähneklappernd wieder verließen. Die Höhle von Virseci war die letzte der in diesem Gebiet
besichtigten, weil auch das Sighiştel-Tal mit seinen Höhlen auf unserem Programm stand.
Das Zeltlager wurde am Ausgang des Tales vor dem gleichnamigen Dorf aufgeschlagen; von
hier aus unternahmen wir tägliche Ausflüge zu den Höhlen.
Obwohl unser Aufenthalt vier Wochen dauerte, konnten wir dennoch nur einen Teil des
Gebirges mit seiner unterirdischen Wunderwelt kennenlernen. Die wunderschöne Landschaft
und die bizarre Welt der Höhlenlabyrinthe hat uns für den ziemlich beschwerlichen
Anmarschweg mehr als entschädigt. Bemerkt werden muss noch, dass zahlreiche hier
genannte Höhlen bereits touristisch erschlossen und in ihren ersten Abschnitten auch zur
Besichtigung freigegeben sind.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 83, S. 62 – 64)
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