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Eine schöne Gegend lädt ein

Start und Ziel in Braşov. Rund 320 km bergauf und bergab mit dem Fahrrad

von Lia Gross

Wieder steht eine Radrundfahrt im Programm, diesmal jedoch in einem ganz anderen Teil unseres Landes, und der Hauptakzent fällt weniger auf die Rundfahrt selbst, als vielmehr auf das Kennenlernen des oberen Dâmboviţa-Tals, einer einmalig schönen Gegend, die auf kleinstem Raum unzählige Überraschungen für denjenigen bereithält, der hergekommen ist, um sie zu suchen und zu besuchen. Der Abwechslung halber wird für die Rückfahrt ein anderer Weg gewählt, ein Weg, der zwar viel länger ist, aber durch eine weitere schöne Gegend führt, und zwar durch das Teleajen- und Tatrang-Tal (Valea Târlungului).
Während uns der Hinweg durch den engen Korridor führt, der sich zwischen Bucegi und Leaota zur Linken und Königstein und Iezer-Păpuşa zur Rechten hindurchwindet, haben wir auf der Rückfahrt den Ciucaş zur Rechten und die Gârbova-Baiu-Berge und ihre Ausläufer sowie den Hohenstein zur Linken. Die ganze Rundreise, die etwa 320 km misst, führt durch eine abwechslungsreiche Berg- und Hügelgegend, ist also Genuss für das Auge, für die Muskeln jedoch reichlich anstrengend. Schöne Aussichten! – werden Sie sagen. Nun ja – in jeder Hinsicht schöne Aussichten, wörtlich und bildlich gemeint. Aber das kann doch einen zünftigen Radfahrer nicht erschüttern!
Und nun... auf geht’s! Die Strecke Braşov – Rosenau – Bran durcheilen wir schnell. Die sind wir schon oft gefahren, die kennen wir ebenso wie die Rosenauer Burg und die Törzburg. Bei Bran beginnt’s aber interessant zu werden. Darum schlagen wir hier unser erstes „Forschungslager“ auf.
Rund um Bran liegen etliche zu dieser Stadt gehörende Dörfer. Auf den Hängen und Hügeln zwischen Bucegi und Königstein, auf rund 200 km2, sind sie verstreut und bilden ihrerseits Streusiedlungen. Poarta, Măgura, Peştera, Şimon, Moeciu, Şirnea und Fundata sind einige davon. Letztere beiden wurden in den Rang von „Touristendörfern“ erhoben. Es lohnt sich, in das eine oder andere dieser Dörfer zu fahren, denn der Weg führt durch eine schöne Landschaft, die Anwesen sind von ethnographischem Standpunkt interessant und außerdem sind so manche dieser Dörfer Ausgangspunkt für Gebirgswanderungen. In die Bucegi führen von Poarta gleich drei Wege und alle zum Omul, von Şimon ein Weg über die Strunga zur Padina- bzw. Peştera-Hütte, von Fundata über Moeciu de Sus ein anderer Weg ebenfalls zur Strunga. Peştera und Măgura hingegen liegen am Fuße des Königsteins. Da ist die Prăpăstii-Klamm nicht weit, von da führen Pfade zur Curmătura-Hütte, zum Kleinen Königstein, da führen Forstwege tief in die Täler hinein... Zu entdecken gibt es gerade genug. Aber wir müssen ja weiter. Jenseits der Wasserscheide warten andere Überraschungen auf uns, eine andere Landschaft.
Einen ersten Eindruck davon erhalten wir im Giuvala-Pass. Da liegt die ganze Dâmboviţa- Senke vor uns, tief unten im Tal das Dorf Podul Dâmboviţei, unser nächstes Ziel. Ehe wir jedoch dorthin gelangen, führt uns der Weg beim Dealu Sasului an den Ruinen einer Burg vorbei, die verschiedene Namen trägt: Cetăţuia, Cetatea Orăţii, Cetatea Dâmboviţa, Cetatea Neamţului, Cetatea lui Negru Vodă. Sie soll aus dem 13. Jh. stammen, dürfte jedoch einen viel älteren Kern haben, eventuell noch aus der Dakerzeit, zumal hier seit Urzeiten ein Verbindungsweg bestand. Auch die Römer haben diesen Durchgang benützt, heute noch sieht man in nächster Nähe der Burg Spuren des alten Römerwegs.
Nachdem wir uns in Podul Dâmboviţei niedergelassen haben, beginnen die „Forschungsreisen“. Unser erster Weg wird uns – das ist klar – durch die Dâmbovicioara- Klamm ins gleichnamige Dorf und weiter zur Dâmbovicioara-Höhle führen. Aber das ist noch nicht das Ende unserer Expedition. Wir folgen dem Weg immer weiter, durch die Brusturet-Klamm zur gleichnamigen Hütte. Nun kann man wählen: den Forstweg weiter, der sich tief ins Tal hineinschlängelt, bis unter die Stâna din Grind, oder den Fußweg zur Grind-Hütte, womit wir im Königstein wären.
Der nächste Ausflug kann zu den Quellen der Dâmboviţa führen. Es ist ein langer Forstweg, der mit der Plaiul-Mare- oder Oberen Klamm (Cheile de Sus), beginnt, durch einige Siedlungen (Săticu de Jos, Săticu de Sus), zur Petrimanu-Klamm und weiter und immer weiter führt, zwischen Königstein und Iezer-Păpuşa-Massiv hindurch bis unterhalb der Fogarascher Ausläufer. Auch hier treffen wir auf Markierungen, können also auch von hier eine Tour in den Königstein oder ins Iezer-Păpuşa-Massiv beginnen.
Die Gegend am Fuße des Königsteins ist Karstgebiet. Die zahlreichen Klammen rund um Podul Dâmboviţei (Cheile Mari şi Mici, Cheile Ghimbavului, Crovului, Rudăriţei u. a.) sowie die größeren und kleineren Höhlen, die in dieser Gegend zu finden sind, beweisen es. Das zu erforschende Gebiet ist groß und verlockend. Aber nicht jeden locken Kalkgestein, Felskletterei, Klammen und Höhlen oder Gebirgswanderungen. Darum sei festgehalten, dass auch Leute mit anderen Geschmäckern auf ihre Rechnung kommen. Unendliche Matten, mit saftigem Gras bewachsen, laden zum Faulenzen ein, Wasserläufe zu Planschen. Die Ortschaften hier und vor allem Rucăr sind ethnographische Fundgruben...
Nein – keiner wird es bedauern, ein paar Tage hier verweilt zu haben, in dieser wunderschönen Gegend, die sich sowohl für einen aktiven Urlaub eignet als auch erholsame Ferien verspricht und zum Träumen einladet, zum Träumen von einer heilen Welt, von Menschen, die auch heute noch wie ehedem ihren Acker bestellen, ihren Garten bearbeiten, ihr Vieh austreiben, mähen, ernten... Und diese Ruhe überall! Die Ruhe, die die Natur uns bietet: das Murmeln der Bäche, das Rauschen der Wälder, Vogelgezwitscher, in der Ferne das Blöken weidender Schafe, Hundegebell, Kuhglocken... eine wahre Wohltat für die strapazierten Nerven der stressgeplagten Städter.
Mit Bedauern, aber zugleich auch mit dem festen Vorsatz, bald wieder hier Ferien zu machen, nehmen wir Abschied von diesem paradiesischen Stückchen Erde. bald aber folgen neue Eindrücke. Der Weg durch Rucăr, Dragoslavele, Stoieneşti, Cetăţeni bietet auch allerhand Sehenswertes, wir haben keine Zeit mehr, an das zu denken, was wir zurückgelassen haben, die Augen schauen nach vorn, die Gedanken eilen voraus.
Bei Cetăţeni, wo die Dâmboviţa eine letzte Felsbarriere durchsägt hat, erhebt sich anderes altes Gemäuer hoch oben, einem Adlerhorst gleich. Wieder eine „Cetăţuia“, wieder in Verbindung mit Negru Vodă.
Nun haben wir die Bergregion hinter uns, fahren durch Flachland, eine Weile noch entlang der Dâmboviţa; dann, ab Dragomireşti, lassen wir sie rechts fließen, wechseln hinüber ins Ialomiţa-Tal und suchen bei Târgovişte das nächste Camping auf.
Die Nacht ist bekanntlich ein guter Berater – und den haben wir nun nötig, denn um ins Teleajen-Tal zu gelangen, bieten sich zwei Varianten an, die in Vălenii de Munte zusammenkommen: die längere über Ploieşti, die andere über Moreni – Băicoi – Plopeni. An einem Lagerfeuer werden wir also ein letztes Mal das Für und Wider einer jeden Variante abwägen und... kurzum: von Vălenii de Munte führt der weitere Weg durch einige schmucke Dörfer, ist aber reichlich ermüdend, da es bis Măneciu Ungureni bergauf geht. Ausgleich und Erholung bietet dann die lange Abfahrt bis Cheia, wo wir wieder eine längere Pause einlegen.
Hier, am Fuße des Ciucaş, inmitten einer abwechslungsreichen Gegend, umgeben von Wasserläufen, Wiesen, Hügeln und Bergen, lässt sich’s auch gut ausruhen und wandern – ganz nach Belieben. Ein Camping oder die Berghütte Muntele Roşu (auf Asphalt erreichbar) eignen sich zum Übernachten. Erwandern kann man sowohl den Ciucaş (Krähenstein) als auch die Berge zur Linken: Bobu, Babeş, Muntele Cailor und wie sie alle heißen. Aber auch in den tiefer liegenden Regionen rund um Cheia bieten sich vielfältige Wander- oder auch nur Spaziermöglichkeiten.
Und dann folgt die letzte Etappe: über den Bratocea-Pass ins Tatrang-Tal, am Stausee vorbei, nach Săcele und zurück zum Ausgangspunkt unseres Rundkurses, in die Stadt unter der Zinne.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 83, S. 125 – 128)

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127 Die Schulerau, der bekannteste Ferienort in den Karpaten, gehört auch zum internationalen Treffpunkt der Wintersportler. Im Bild: Hotel „Alpin“
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