home - Komm mit - 1983 - „Cetăţile Ponorului“
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Anziehungspunkt:

„Cetăţile Ponorului“

von Reinhold Gutt

Nach einem Besuch der „Cetăţile Ponorului“, diesem großartigen und beeindruckenden Karstphänomen in den Westkarpaten, erklärte der französische Geograph Emmanuel de Martonne: „An Schönheit sind sie den Höhlen und Dolinen von Skocjan in Jugoslawien ebenbürtig.“
Was sind die „Cetăţile Ponorului“? Drei riesige Dolinen, über 150 Meter tief, die auch heute die Gewässer der karstischen Hochebene von Padiş – Glăvoiu – Lumea Pierduţă sammeln. Hier treffen sich die Bäche, die von der „Măgura Vânătă“ herunter fließen, mit jenen der Valea Seacă, Pârâul Ursului und aus dem Cetăţii-Tal. Die Begegnung findet unterirdisch, in der Höhle „Peştera Cetăţilor“, statt. Die so vereinigten Gewässer bilden einen Bach, der heute bis auf einer Länge von 1850 Meter erforscht ist.
Die „Peştera Cetăţilor“ betritt man für gewöhnlich durch die Hauptdoline, einem 75 Meter hohen „Portal“. Der unterirdische Gang hat im Durchschnitt eine Breite von 10 Meter und eine Höhe von 40 Meter. Nach Überwindung der natürlichen Hindernisse – riesige Steinblöcke, Wasserfälle, Wasserschnellen – gelangt man zu einer Stelle, wo das Wasser bis an die Höhlendecke reicht: dem Endsiphon, der 1850 Meter vom Eingang entfernt liegt. Bis zum „Izbucul Galbenei“, wo der Bach wieder ans Tageslicht kommt, ist der unterirdische Lauf auf etwa 1000 Metern noch unerforscht.
Die „Cetăţile Ponorului“ haben nicht so zarte Stalagmiten wie die Bärenhöhle von Chişcău, dennoch bietet die Höhle ein Schauspiel von überwältigender Großartigkeit.
Die Erforschung der „Cetăţile Ponorului“, d.h. das Wissen über den unterirdischen Gang bis zum Siphon, verdanken wir eine Reihe kühner Unternehmungen, die vom Höhlenforscher M. Şerban aus Cluj Napoca und dem Alpinisten Emilian Cristea aus Bukarest in den Jahren 1952 – 1971 eingeleitet und dann von französischen, Schweizer, ungarischen, tschechischen und polnischen Expeditionen wieder aufgenommen wurden.
Wie gelangt man in die „Cetăţile Ponorului“? Ausgangspunkt ist in der Regel die Ortschaft Beiuş (an der DN 76) mit Abzweigung in Richtung Pietroasa. Von hier folgt man dem markierten Weg. Hat man sein Basislager in der Padiş-Berghütte aufgeschlagen, wandert man entlang der Blauen-Punkt-Markierung, überquert die Forststraße, die durch die Valea Cetăţilor führt, und steigt darauf zur Zentraldoline hinab. Nachdem man das „Portal“ passiert hat, folgt die Besichtigung der Doline rechts dann kehrt man wieder zurück. Bei normalem und niedrigem Wasserstand erleichtern Steine und herausragende Steinblöcke das Weitergehen. Entlang des unterirdischen Laufes verbindet ein riesiges Fenster die Höhle mit der rechten Doline und spendet genügend Licht für die ersten hundert Meter. Nach ungefähr 250 Metern wird der unterirdische Lauf verlassen und man gelangt durch einen Seitengang in die linke Doline. Von hier klettert man über eine abschüssige Böschung bis zum oberen Rand der Doline, der „Faţa Cetăţilor“. Der Pfad auf der „Faţa Cetăţilor“ führt um die drei Dolinen herum, vorbei an den Balkonen mit schwindelerregendem Ausblick auf die Talsohle der Dolinen, und endet schließlich beim Ausgangspunkt und der Forststraße.
Bei einer vollständigen Besichtigung sind drei deutlich voneinander zu unterscheidende Objektive zu sehen: 1. die drei Dolinen; 2. der unterirdische Lauf auf einer Länge von ungefähr 300 Meter; 3. die „Faţa Cetăţilor“.
Die durchschnittliche Dauer einer solchen Besichtigung ist 3 bis 4 Stunden. Bis zum Endsiphon vorzudringen ist besonders gefährlich und nur mit Spezialausrüstung und in Begleitung erfahrener Höhlenforscher erlaubt.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 83, S. 142 – 143)

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