home - Komm mit - 1982 - Versuchen Sie mal eine Variante
jedes Wort alle Wörter Suchwort markieren
drucken

Versuchen Sie mal eine Variante

Von Braşov führen viele Wege nach Bukarest. Auch Radfahrer können es versuchen

von Georg Lehnhardt

Will man mit dem Zug von Braşov nach Bukarest gelangen, kommt nur die Bahnstrecke Braşov – Predeal – Ploieşti – Bukarest, also durchs Prahovatal, in Frage. Nicht so verhält es sich für den Auto- oder Radfahrer. Er hat die Qual der Wahl – wenn er sie hat! Denn 99 Prozent der Autofahrer z. B. benützen ebenfalls das Prahovatal – ohne auch nur einen Moment an die Möglichkeit einer Variante zu denken. Für all diese ein Vorschlag: Versuchen Sie es dennoch einmal, den üblichen Weg links liegen zu lassen; Sie werden neue Gegenden und nicht so überlastete Straßen kennenlernen. Zugegeben, alle im folgenden vorgeschlagenen Wege sind länger und demnach keineswegs zeitsparend, aber... es ist mal eine Abwechslung, die sich vom Landschaftlichen her gewiss lohnt, die dem Touristen ein schönes Stück Geographie des Landes näherbringt.
Welches wären nun diese Varianten, um wie viel sind sie länger als die rund 170 km der „klassischen“ Route durchs Prahovatal (DN 1; E 15) und was bekommt man da zu sehen?

Fangen wir mit einer kürzeren Variante an, die nur bedingt so genannt werden kann, da bis Sinaia dennoch der Weg durchs Prahovatal benützt werden muss. Nach Sinaia biegt unser Weg rechts ab, erklimmt in steter Steigung den Păduchiosu, führt ins Ialomiţa-Tal hinab und über Moroieni und Pucioasa nach Târgovişte (Braşov – Târgovişte 107 km; auf der DN 1 bis Sinaia und dann auf der DN 71). Der Weg führt durch eine schöne Gegend und bietet Ausblicke auf die Bucegi (aus einer ganz anderen als der gewohnten Sicht), auf das Leaota-Massiv und auf das Bergland zwischen Ialomiţa und Prahova. Vor der Passhöhe zweigt ein Weg rechts ab und führt in Serpentinen bis auf den Dichiu (Bucegi-Gebirge) hinauf, von wo man dann entweder den Weg zur Babele-Hütte (an Piatra Arsă vorbei) oder den Weg hinab ins obere Ialomiţa-Tal (an Bolboci vorbei) bis zum Peştera-Hotel einschlagen kann. Diese Wege sind wohl befahrbar, aber nicht in bestem Zustand, also „mit Vorsicht zu genießen“, zumal bei Bolboci Baustelle ist und Laster, Kipper und andere schwere Fahrzeuge gewiss nicht zur Verbesserung des Straßenzustands beitragen. – Von Târgovişte geht’s dann weiter auf derselben DN 71 bis Bukarest (83 km).

Die meistbenützte Variante, vor allem von Lastern, ist die DN 1 A, die von Braşov über Săcele, Cheia und Vălenii de Munte nach Ploieşti führt. Über 120 km geht es durch das Tatrangtal zum Bratocea-Pass und von Cheia das Teleajen-Tal hinab. Der Weg verläuft zwischen Hohenstein und Ciucaş und von Cheia weiter durch eine wunderschöne Berggegend. Oberhalb Cheia kann man auf einer rund 5 km langen Abzweigung zur Muntele-Roşu-Hütte im Ciucaş-Gebirge gelangen. – Und schließlich die Strecke Ploieşti – Bukarest: 60 km auf der DN 1 oder 71 km auf der DN 1 A.

Eine etwas längere Variante wäre die über Buzău, oder genauer: die DN 11 bis Prejmer, dann die DN 10 über Întorsura Buzăului und Cislău nach Buzău (141 km). Der Weg umgeht den Ciucaş, führt durch das Buzău-Tal (wo gegenwärtig ein Staudamm entsteht und ein gutes Stück Landstraße in eine Baustelle verwandelt wurde, aber immerhin befahrbar ist) und überquert die Buzău-Berge, deren höchste Gipfel, der Siriu und der Penteleu, rechts bzw. links des Weges liegen. Wem der Weg bis Buzău als zu großer Umweg erscheint, kann bei Cislău abbiegen, von da führt nämlich ein 33 km langer Verbindungsweg nach Vălenii de Munte zur DN 1 A. Ehe man Buzău erreicht, fährt man an zwei Wegweisern vorbei, die auf zwei interessante touristische Objektive aufmerksam machen: auf das Künstlerlager und Freilichtmuseum Măgura und auf die Schlammvulkane von Berca. – Ab Buzău kann man auf der DN 1 B nach Ploieşti fahren (64 km) und weiter nach Bukarest, oder aber man benützt die DN 2 (E 20) über Urziceni nach Bukarest (110 km).

Als letzte Variante möchte ich diejenige über Bran vorschlagen, ein wunderschöner Weg, zwischen Bucegi und Leaota (links) und Königstein (rechts) verlaufend, durch eine ethnographisch interessante und touristisch reizvolle Gegend. Es ist die DN 73, die über Rosenau, Bran (wo sich die Törzburg auf einer Felsnase stolz erhebt und die enge Durchfahrt beherrscht) und Rucăr nach Câmpulung führt (82 km). Aus Predeal gelangt man über Pârâul Rece nach Rosenau in die DN 73, ohne den Umweg über Braşov machen zu müssen. Ab Podul Dâmboviţei, wo ein Weg zur Dâmbovicioara-Höhle abzweigt, fahren wir ein gutes Stück die Dâmboviţa entlang. – Von Câmpulung weiter geht’s immer auf der DN 73 nach Piteşti (Braşov – Piteşti 141 km). Von hier benützen wir bis Bukarest die Autobahn (A 1; E 15 A; 113 km). Eine Variante dieser Variante wäre ab Nămăeşti (knapp vor Câmpulung) die DN 72 A, die entlang der Dâmboviţa nach Târgovişte führt, von wo uns die DN 71 ans Ziel bringt.

Noch ein Hinweis sei mir erlaubt: Die Zeit, die man für die eine oder andere Variante einplant, sei nicht zu knapp bemessen. Die Gegenden sind viel zu schön, um einfach durchrast zu werden. Langsameres Fahren, um gefahrlos mal rechts, mal links die Natur bewundern zu können, und kleinere Aufenthalte an besonders schönen Plätzchen oder Aussichtspunkten seien mit eingeplant.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 82, S. 183 – 185)

Seite Bildunterschrift
 
184 Durch diese schöne Landschaft am Fuße des Ciucaş (im Bild der Zăganu-Kamm) führt die DN 1-A.
185 Von weitem sichtbar, beherrscht die Törzburg wie ein altes Raubritternest die Talenge, durch die sich die Landstraße schlängelt.
nach oben nach oben