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Im Sommer erholsam im Herbst besinnlich

Familienausflug rund um den Zoodt. Aber nicht ohne Rucksack und Zelt

von Michael Kapp

Es ist eine ausgesprochen schöne Landschaft, das Lotrugebirge. Buchen- und Nadelwälder, Latschenfelder und Grasmatten mit Alpenrosen, Preiselbeer- und Heidelbeersträuchern und die hoch hinausragenden Spitzen der felsigen Gipfel. Touristen begegnet man selten. Bloß Hirten ziehen mit ihren Herden über die meist flachen Hänge. Kenner dieses Gebiets bevorzugen es zu Familienausflügen, weil es keine hohen Anforderungen stellt. Was man benötigt, sind mindestens vier Tage, ein Zelt, Verpflegung aus dem Rucksack und schönes Wetter. Hat der Wanderer Glück, so erblickt er auf den stillen Pfaden dieser Tour, die im Sommer erholsam, im Herbst besinnlich und im Winter nur erfahrenen Touristen zu empfehlen sind, nicht selten Hirsche und Gämsen. Startort unserer viertägigen Wanderung ist das Bergdorf Sadu/Zoodt.

1. Tag

Um parallel mit dem Zoodtbach (Râul Sadului) das Lotrugebirge zu durchwandern, steigen wir zunächst mal vom Grünen Tisch (6 km flussaufwärts von der Gemeinde Sadu/Zoodt) den mit blauem Dreieck markierten Pfad zur Prejbă-Hütte hinauf. Unter einem Grashügel, auf dem Platz, wo der Grüne Tisch einstmals stand, kann man auch heute noch den Namen des Pioniers des Siebenbürgischen Tourismus, Robert Gutt, lesen, nach welchem auch dieser Pfad benannt ist.
Nach etwa 500 m verlassen wir den Forstweg, schreiten den Juvărtul-Bach entlang bergauf, überqueren ihn nach kurzer Zeit und wandern durch einen jungen Holzschlag ein Seitental hinauf. Von hier geht es auf einem markierten Pfad bis zur Frühstückswiese, um dann von neuem die Forststraße zu überqueren. Neulingen sei geraten, die Markierung genau zu befolgen, um vom alten Pfad nicht abzuweichen.
Drei Stunden hat die gemütliche Wanderung vom Grünen Tisch über die Mumă-Wiese, den Kreuzhang bis zum Kreuz unterhalb der Prejbă-Spitze gedauert. Obwohl es bis zur altersschwachen Prejbă-Hütte nur noch 10 Minuten sind, schalten wir eine Rastpause ein, weil sich von hier einer der schönsten Ausblicke auf die Bergwelt bietet: Auf den südlichen Teil des Lotrugebirges mit dem Vârful Mare und der Sterpul-Spitze und in östlicher Richtung auf die majestätischen Fogarascher. Ist die Sicht gut, kann man im Norden sogar die Westkarpaten erkennen. Nach Westen hin beschließt der Cindrel das Panorama.
Nach einem kleinen Imbiss auf der saftigen Wiese vor der Prejbă-Hütte schreiten wir auf einem mit blauem Band gekennzeichneten Hirtenweg, südlich der Prejbă-Spitze, über milde Bergweiden. Die Höhenunterschiede sind nicht nennenswert. Nach zweistündiger Wanderung über die Măcica, die Maşca, das Hochmoorgebiet der Brăneasa und den Tomnatec erreichen wir den Hirschbrunnen, unser erstes Etappenziel. Hier am fuße des Dudurugs, nicht weit entfernt von einem Quellbach, wo auch ein Pfad ins Zoodttal führt, schlagen wir das Zelt auf, bereiten ein kräftiges Essen vor und genießen die letzten Sonnenstunden dieses schönen Sommertags. Beim Lagerfeuer besprechen wir die Tour des nächsten Wandertags, der, wie wir feststellen sollten, bedeutend anstrengender verlaufen wird.

2. Tag

Ausgeruht und unternehmungslustig begeben wir uns in den Morgenstunden auf den Weg. Dabei folgen wir nicht dem markierten Weg, der rechts in den Wald, den Dudurug, den Paltinul und Tiganul umgehend, zur Buceciu-Wiese führt. Wir steigen südlich den Dudurug hinauf über die Weiden des Voineagul Cătăneşti, bis zum Kamm zwischen dem Sterpul und der Voineagul-Spitze und machen eine längere Rast. Die zwei Wanderstunden waren genügend anstrengend, und dann wollen wir auch in aller Ruhe den Ausblick auf das Lotrutal mit dem Stausee und auf das Căpăţâna-Gebirge genießen.
Nun besteht die Möglichkeit, einen Abstecher über die Sterpul-Spitze (2142 m), den Fărcaş zum Vârful Mare zu machen. Er würde etwa 4 Stunden beanspruchen. Da wir aber auch Kinder mithaben, verzichten wir darauf. Nach ausgiebiger Rast brechen wir von neuem auf, folgen der Roten-Band-Markierung, die uns unterhalb der Voineagul-Spitze westlich über die Curmătura Gropii Sasului, den Tiganul bis zur Poiana Buceciului führt. Die letzte Wegstunde (Poiana Tiganului bis Poiana Bucecului) verläuft auch entlang einer Blauen-Band-Markierung. Am Rande der Buceciu-Wiese, neben einer Quelle wird von neuem gezeltet.
Wer nur bis hierher wandern will, kann auf einem mit gelbem Band markierten Fahrweg zur Dobruner Jagdhütte absteigen oder nach Voineasa (Pfeil mit blauem Dreieck) und auf einem Fahrweg über Zimbrul den kleinen Zoodt bachabwärts ins Zoodttal.
Es war eigentlich ein kurzer Wandertag, so dass wir uns gut ausruhen konnten und auch die Höhensonne richtig genossen. Abends gab’s auch einige Lagerfeuerspiele, dann schlüpften wir ins Zelt.

3. Tag

Der erste Abschnitt des heutigen Wandertags ist alles andere denn gemütlich. Entlang der Roten-Band-Markierung steigen wir stetig unter der Buceci-Spitze und der Zimbrul-Spitze bis nördlich zum Negovanul-Mare-Gipfel. An der Stelle, wo wir nach zweistündigem Anstieg rasten, kreuzt sich unser Weg mit jenem, der aus dem Zoodttal kommend (rotes Dreieck) am Negovaner Jagdhaus vorbei und über den Negovanul Mare zur Dobruner Jagdhütte führt.
Wir aber folgen unserer Markierung. Auf einem leichten Bergpfad, unter den Balindru-Spitzen vorbei, dann über den etwas beschwerlicheren Conţul Mare und nun schließlich bergauf zum Stefleşti-Gipfel (2242 m). Hier auf dem höchsten Gipfel des Lotrugebirges wieder ein wunderbarer Ausblick: Auf den Lotru Mare, das Căpăţâna-Gebirge, das Parâng- und Mühlbächer Gebirge mit dem Frumoasa-Tal und schließlich auf den Cindrel mit dem Zibinsgebirge.
Nach einem beschwerlichen Abstieg, wobei wir auf die Rote-Kreuz-Markierung stoßen, erreichen wir nach sechs Stunden ermüdender Wanderung den Stefleşti-Sattel, wo auch unser Zelt an einem windgeschützten Platz aufgeschlagen wird. Müde kriechen wir schon am frühen Abend in unsere Schlafsäcke.

4. Tag

Es ist Donnerstag und der letzte Tag unserer erlebnisreichen Wanderung. Um zur Hohen Rinne (Păltiniş), dem letzten Etappenziel, zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder den Kammweg (rotes Band) über den Cindrel, Cinaia und Nicoleşti bis in den Şerbănei-Sattel oder vor der Cindrel-Spitze nach rechts den Pfad (blaues Dreieck) durch das Jujbea-Tal zur Cinaia-Hütte (1 ½ Stunden) und von dort (Rote-Punkt-Markierung, 1 Stunde) bis in den Şerbănei-Sattel. Von da verfolgen wir nun weiter die Kamm-Markierung und erreichen, über den Rozdeşti, nach 4 Stunden den Bătrâna-Sattel und wandern in Richtung Hohe Rinne (Rote-Kreuz-Markierung) über die Găuşoara-Wiese den Gretchenweg bis zum Autobus.
Wer noch Urlaubstage zur Verfügung hat, kann sie auch auf der Hohen Rinne verbringen. Der Höhenort bietet angenehmen und erholsamen Aufenthalt.

Anfahrt:

Um von Sibiu aus in die Gemeinde Sadu/Zoodt zu gelangen, wählt man entweder den Weg über Cisnădie/Heltau (ständiger Busverkehr) oder über Tălmaciu/Talmesch.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 82, S. 172 – 176)

Seite Bildunterschrift
 
172 – 173 ohne Titel
175 Kartenskizze
176 Willkommene Rastpause
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