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Quer durchs moldauische Oberland

Zur Klostertour die Städtetour

von Martin Reher

Gewöhnlich ist der Badekurort Vatra Dornei das Einfallstor in die Bukowina. Selbst für Autotouristen, die den Weg über Bicaz, den See entlang und dann die Goldene Bistritz aufwärts gewählt haben. Die Landschaft scheint tatsächlich reizvoller und abwechslungsreicher als über Piatra Neamţ. Wir wählen trotzdem die 15 C. Aber nicht wegen den Sehenswürdigkeiten von Târgu Neamţ, obwohl sie es verdienten, besichtigt zu werden, sondern um in Agapia, dem Klosterdorf, einen Urlaubstag zu verbringen.

Man sollte unbedingt auf der Reise ins moldauische Oberland, bevor die ausführliche Kloster- und Städtetour beginnt, in dem freundlichen und erholsamen Agapia einkehren. Es liegt nur wenige Kilometer von der Asphaltstraße, abseits in einer lieblichen Flußau. Beherrscht wird das Dorf vom imposanten Klosterbau, in dem auch ein Museum eingerichtet ist. Um die hohen Mauern schmiegen sich die geduckten Behausungen der Nonnen, im Sommer werden auch Zimmer vermietet. Ein Spaziergang durch die engen Gässchen, vorbei an bunten Blumengärtchen, ist besonders fotobegeisterten Touristen zu empfehlen.
Wohnen und essen kann man in dem gut bewirtschafteten Gasthof, gleich bei der Dorfeinfahrt. Die Zimmer sind zweckdienlich eingerichtet. Agapia wird auch als Sommerurlaubsort bevorzugt. Wegen seiner Ruhe, der herrlichen Bergluft und den schönen Wanderwegen, die entlang des munter plätschernden Baches bis tief ins Gebirge hineinführen. Schön sind hier die Abende, wenn die Herde nach Hause kommt, aus den Kaminen Rauch aufsteigt und sich eine fast unheimliche Stille über das Dorf lässt. Man wähnt sich in einer anderen Welt.
Nächste Raststätte: Suceava. Der in voller Entwicklung begriffene Kreisvorort mit seinen Großbetrieben und vielen Neubauvierteln, sollte für den Touristen als zeitweiliger Wohnsitz während der großen Besichtigungstour gewählt werden. Die Hotels „Bucovina“ und „Arcaşul“ bieten höchsten Wohnkomfort und die Stadt selbst auch viel Unterhaltung. Nach Besichtigung der Ruinen des alten Fürstenhofes (14. Jh.), dem Heimatmuseum, einer Vielzahl von Kultbauten und Gedenkhäusern, wären die Folkloredarbietungen und Konzerte im neuen Kulturhaus der Gewerkschaften zu empfehlen und auf Tanzfreudige wartet die Diskothek im „Arcaşul“.
Von Suceava aus können motorisierte Touristen in Tagesausflügen alle Sehenswürdigkeiten der Bukowina besichtigen. Wer mit der Eisenbahn anreist, kann die Überlandbusse benützen, sie verkehren auf allen Strecken. Auf jeden Fall sollte man zuerst eine Karte zu Rate ziehen und sich die Routen so auswählen, dass keine bedeutende Ortschaft und kein baugeschichtliches Denkmal ausgelassen werden. ACR-Zweigstelle und Kreisamt für Tourismus können dabei behilflich sein.
Die meisten Touristen beginnen ihre Besichtigungstour mit Dragomirna. Also fahren auch wir auf der E 20 und zweigen nach kaum acht Kilometern auf eine enge Asphaltstraße ab. In Dragomirna befindet sich eine der ältesten Klosterbauten der Moldau. Die Klosterkirche besticht durch ihre außergewöhnlichen Proportionen und die wertvollen Steinskulpturen und Fresken im Inneren, das Museum alter Kunst durch seine wertvollen Exponate.
Bis Radautz ist kaum noch Sehenswertes am Weg. Erstmals 1415 urkundlich erwähnt, entwickelt sich die Stadt zu einem Handels- und Handwerkszentrum. Sehenswerte Objekte: die Bogdana-Kirche, das Heimatmuseum, das berühmte Gestüt und die Töpferwerkstätte des bekannten Meisters Colibaba, die heute von seinen Enkeln betrieben wird. Die Krüge und Teller haben Sammlerwert. Und noch ein Tipp: Sollten Sie um die Mittagszeit in Radautz verweilen, dann speisen sie unbedingt im Restaurant neben dem Hotel. Es rühmt sich der besten Küche weit und breit.
Dann windet sich das Asphaltband gegen Putna. Das Dorf und sein befestigtes Kloster sowie die von Stefan dem Großen erbaute Klosterkirche, sie birgt das Grab des Wojewoden, liegen schon mittendrin im Gebirge. Wertvolle Schätze birgt das Klostermuseum. Putna ist auf Tourismus eingestellt, der Gast findet hier gute Unterkunft und Verpflegung. Um zum nächsten Reiseziel zu gelangen, muss man ein Stück zurückfahren, bei Vicovu de Sus auf die Asphaltstraße einbiegen, um Marginea, das Zentrum der schwarzen Keramik, zu erreichen. In der Dorfmitte befinden sich die Werkstätten samt der Verkaufsstelle. Man kann sie schwerlich übersehen, weil ständig Autos davor halten. Von hier sind es etwa 15 Kilometer bis Suceviţa, dem 1584 erbauten, befestigten Kloster, eine Stiftung der Fürsten Movilă. Es liegt sehr schön am Fuße eines Berghangs, den dichte Waldungen umgeben. Seine Kirche ist in der Reihe der Sakralbauten mit wohlerhaltenen Außenfresken die letzte und am reichsten bemalte. Die Wandmalereien sind später ausgeführt worden als in Moldoviţa und Voroneţ (die noch zu besichtigen sind).
Wer seine Bukowina-Tour hier abschließen will, kann die Reise auf der 17 A fortsetzen, um über Vatra Moldoviţei nach Câmpulung Moldovenesc zu gelangen und weiter nach Vatra Dornei zu fahren. Wir kehren nach Marginea zurück und setzen die Reise nach Solca fort. Es ist ein kleines kurortähnliches Städtchen, dessen Hauptattraktion das ausgezeichnete Bier ist. Es wird in einem netten Gasthof gegenüber der Bierfabrik ausgeschenkt. Kenner behaupten, es ist das beste Bier in Rumänien. Auf Asphalt geht es dann über Iliseşti (großer Gasthof) nach Suceava zurück.
Als willkommene Abwechslung sollte man nach diesem eintägigen Bildungsausflug am nächsten Tag nach Botoşani fahren. „Târgu lui Botăş“ hieß die Siedlung im Jahre 1400 und wuchs Jahrhunderte lang über die Bedeutung eines Marktfleckens nicht hinaus. Erst in unseren Jahren entwickelte sich Botoşani zu einem modernen aufstrebenden Wirtschaftszentrum, wurde Kreisvorort des gleichnamigen Kreises, ohne jedoch etwas von seinem landschaftlichen und architektonischen Reiz eingebüßt zu haben. Zu seinen Sehenswürdigkeiten zählen das Gedenkhaus des berühmten rumänischen Historikers Nicolae Iorga, das alte Rathaus und einige aus dem 15. Jh. stammende Sakralbauten. Besonders gelungen ist das neue Stadtzentrum mit Ladenpassage, Großkaufhaus, Verwaltungszentrum und Gaststätten. Auf dem Weg zurück kann man in einer rustikalen Bauerngaststätte einkehren, um einige Spezialitäten der einheimischen Küche kennenzulernen.
Letzter Tag in Suceava. In den Vormittagsstunden wird in Richtung Gura Humorului gestartet. Das von der Holzverarbeitung lebende Städtchen hat außer einem Volksmuseum kaum nennenswerte Sehenswürdigkeiten, es sei denn, man hat Interesse für Neubauten im Bukowina-Stil. Die Straßen sind ständig von Urlaubern bevölkert, da sich das Städtchen auch als Luftkurort entwickelt.
Was jedoch Gura Humorului nicht bieten kann, tut das nur fünf Kilometer entfernte Voroneţ mit der berühmtesten Klosterkirche. Stefan der Große hat diese „Sixtina des Ostens“ in weniger als drei Monaten bauen lassen. Die vorwiegend in blau gehaltenen Außenfresken gehören zu den schönsten Außenwandmalereien in der Bukowina und haben trotz des rauen Klimas auch nach vier Jahrhunderten nichts von ihrer Leuchtkraft eingebüßt.
Letztes Stück der Klostertour ist Moldoviţa. Es wird behauptet, dass es wegen seiner Anlage, der Innen- und Außenbemalung das schönste Kloster der Bukowina sei. Überzeugen wir uns selbst davon. Bei Vama zweigen wir nach rechts ab und erreichen nach etwa 30 Fahrtminuten den Parkplatz vor dem Klostereingang. Wuchtig heben sich die hohen Mauern aus dem Geviert der „Vatra“ mit ihren Häuschen empor. Hinter den Mauern der Kirche als farbiges Wunder, mit den vorwiegend in rot gehaltenen Außenfresken. Im Klostermuseum befindet sich auch der „Goldene Apfel“, eine Auszeichnung, die der Internationale Verband der Reisejournalisten und –schriftsteller (FIJET) der Bukowina für die Pflege und Erhaltung des gesamten touristischen Potentials verliehen hat.
Noch etwa 60 Kilometer Bukowina. Das heißt durch eine schöne Landschaft reisen, stellenweise entlang eines munteren Bächleins und durch hübsche Streusiedlungen und Städtchen. Eines davon heißt Câmpulung Moldovenesc. Es ist eher ein Erholungsort mit großem Hotel und dient als Ausgangspunkt für Ausflüge auf den Rarău (1520 m), ins Schutzgebiet der Pietrele Doamnei (schroffe Kalkfelstürme) und zum Urwald von Slătioara. Das Städtchen zählt nur wenige Industriebetriebe, beherbergt jedoch eine der schönsten und reichhaltigsten Holzlöffelsammlungen.
Nun folgt Vatra Dornei. Der Weg bisher wird als der romantischste dieses Gebiets beschrieben. Deshalb sollte man sich Zeit lassen um die Landschaft auch richtig zu genießen, denn bis in den Badekurort ist es nicht mehr weit. Er liegt im Einflussgebiet der Dorna in die Bistritz. Vatra Dornei wird vor allem von Herzleidenden und Rheumakranken aufgesucht, hat einen schönen Kurpark, der sich vom Kurpavillon bis zu den Almen hinzieht.
Die letzten Bukowina-Ortschaften, die nun durchfahren werden, scheinen noch malerischer als jene bei der Einfahrt aus Richtung Târgu Neamţ. Die Häuser sind bunt verziert und in den Gehöften stehen ebenso bunt bemalte Brunnen. Sie wachsen in ihrer Farbenprächtigkeit mit den bunten Blumenwiesen zusammen, die bis hinauf zum Tihuţa-Pass klettern.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 81, S. 36 – 40)

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37 Einfallstor in die Bukowina: der Badekurort Vatra Dornei.
39 Voroneţ, die „Sixtina des Ostens“
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