Aktivurlaub und Erholung in der Nähe von Sibiu
von Reinhold Gutt
Als bedeutendes touristisches Zentrum hat Sibiu seinen Besuchern nicht nur
baugeschichtliche und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten zu bieten, obwohl der
Fremdenverkehr gerade darauf ausgerichtet ist. Die nahe Bergwelt mit ihren unzähligen
Wanderrouten durch das Zibins- und Fogarascher Gebirge, durch die hübschen
Bergbauernsiedlungen der Mărginime sind für viele ebenso eine Attraktion wie die
Kunstwerke im Brukenthalmuseum oder ein Spaziergang entlang der Hartenecktürme, über
den Kleinen Ring oder durch den Jungen Wald, dem Naherholungsgebiet der
Stadteinwohner.
Ins Besuchsprogramm gehört aber unbedingt auch ein Ausflug zur Hohen Rinne (Păltiniş).
Jahrelang nur Wochenendziel und Tummelplatz der Wintersportler aus Sibiu, hat sich der
Luftkurort zu einem internationalen Feriengebiet und Wintersportzentrum entwickelt, mit
komfortablen touristischen Zweckeinrichtungen, vor allem für Leute, die Anhänger des
Aktivurlaubs sind. Der Höhenkurort ist von Sibiu aus mit dem Auto auf guter Asphaltstraße
(auch Busverkehr) in knapper Fahrtstunde zu erreichen; der Weg führt durch schönste
Berglandschaft, wobei sich an Volkskunde interessierte Touristen auch im Dorfmuseum in
Răşinari umsehen können.
Keine 100 Jahre alt ist der Höhenkurort. Er verdankt seine Entstehung eigentlich einer im
März 1885 stattgefundenen Versammlung des Siebenbürgischen Karpatenvereins, auf der
Dr. Julius Pildner von Steinburg den Vorschlag unterbreitete, in Höhenklima ein Kurhaus zu
bauen, um „so manchem Leidenden, Genesenden und Gesunden Gelegenheit zu geben,
daselbst Linderung seiner Leiden, Stärkung und Erholung zu finden“.
Nach jahrelangem Suchen im Bâlea-, Prejbe- und Surulgebiet sowie im Zibinsgebirge hatte
man sich für den heutigen Standort des Höhenkurortes unterhalb der Onceşti-Spitze und an
der „Hohen Rinne“-Quelle geeinigt. Die erste Bauperiode dauerte von Frühling 1892 bis Mitte
1894, als die feierliche Eröffnung des Kurhauses stattfand.
1898 – 1902 wurde die alte Zufahrtsstraße zum Kurhaus, die stellenweise als Hohlweg durch
den Wald führte, in eine breite, für damalige Begriffe bequeme Straße umgebaut. Die
Arbeiten führte zum größten Teil der aus Südtirol stammende italienische Wegebaumeister
Christian Gaspari durch.
Im Jahre 1927 legte das Elektrizitätswerk die Stromleitung von der Gemeinde Răşinari hinauf
zum Kurort und 1930 wurde die Straße auf die Hohe Rinne für den Autoverkehr freigegeben.
Einen richtigen Aufschwung erlebte der Kurort in den letzten Jahren, denn seit 1971 ist die
Hohe Rinne über einem Asphaltband zu erreichen. Die alten Hütten wurden teilweise
ausgebaut, neue kamen und kommen in der nächsten Zeit hinzu. Zu den letzten
touristischen Einrichtungen gehört ein Sessellift, der einen in luftiger Höhe bis unterhalb der
Onceşti-Spitze (Conradtwarte) schaukelt.
Die Hohe Rinne besitzt auch ein ausgezeichnetes Skigelände. Die alte Skipiste bekam durch
ihre Verlängerung und Verbreitung ein neues Gesicht. Eine neue Skipiste von der Bătrâna-
Spitze, vorbei an der Găujoara-Wiese bis ins Dăneasa-Tal soll in nächster Zeit angelegt
werden.
Dem geübten Touristen wird die Kammwanderung zur höchsten Spitze im Zibinsgebirge,
dem Cindrel (2244 m), mit seinen Seen angeraten. Einen besonderen Reiz bietet der Weg in
die Zibinsklamm, der durch einen dichten Tannenwald und über blumige Wiesen zur
Fântânele-Schutzhütte weiterführt, oder die Wandertour zum Stausee „Negovan“ neben der
Schutzhütte Gâtul Berbecului.
Dem Besucher mit längerem Aufenthalt stehen unzählige markierte Wanderwege zur
Verfügung, bietet doch die Umgebung der Hohen Rinne für jeden Anspruch passende,
abwechslungsreiche Spaziergänge mit schönem Ausblick. Einige Rundgänge in der
nächsten Umgebung wären zu empfehlen:
Wer das Glück hatte, auf all diesen reizvollen Wegen in sonnigem Herbstwetter zu wandern und an klaren Wintertagen auf der Skipiste zu wedeln, der wird die Hohe Rinne stets in angenehmer Erinnerung behalten.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 80, S. 156 – 160)
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156 | ohne Titel |
157 | Kartenskizze |
158 | Villa Nr. 29 Hohe Rinne |