Durău auf dem Weg zu einem modernen Höhenkurort
Elegante Hotels, Skipisten und Bungalowsiedlung
von Michael Roth
Auch die Moldau wird in einigen Jahren ihre Schulerau haben. Durău, noch vor einigen Jahren bloß bei Bergsteigern, die zu den Gipfeln des Ceahlău hinauf wollten, oder bei Sommerfrischlern von Piatra Neamţ und Umgebung ein Begriff, hat seit vergangenem Jahr seinen festen Platz auf der Karte der rumänischen Höhenkur- und Wintersportorte eingenommen.
Die nur wenige Bergbauerngehöfte zählende Siedlung am Fuße des Ceahlău-Gebirges, von Vlahuţă als „Ort zum Verweilen“ gepriesen, verdankt ihr Bekanntwerden eigentlich dem gleichnamigen „Schit“ (kleines, abgelegenes Kloster), dessen Wände von Nicolae Tonitza bemalt sind, und den Schilderungen eines Caragiale, Sadoveanu, Gârleanu und Delavrancea, die so manchen Sommer hier verbracht haben.
Tatsächlich ist dies nur einen kurzen Spaziergang von der Gemeinde Ceahlău entfernte Durău auch heute noch einer der wenigen ruhigen Ferienorte, der trotz Motorisierung, wachsendem Fremdenverkehr und baulicher Entwicklung kaum etwas von seinem landschaftlichen Zauber eingebüßt hat.
Schon die Anfahrt, ganz gleich, ob sie über Bicaz, Borsec, oder Vatra Dornei, mit dem Auto oder per Schiff auf dem Bicaz-See erfolgt, ist ein Erlebnis. Das Asphaltband führt einer Uferstraße gleich kilometerlang den Bicaz-Stausee entlang. Rechts bewaldete Berghänge, links, tief unten der spiegelblanke See und darüber im Dunst der Mittagssonne die zerklüfteten Höhen des Ceahlău. Ist man einmal über den Stausee-Viadukt und in das zur Gemeinde Ceahlău gehörende Dorf Bistricioara eingefahren, scheinen die dunklen Felsgipfel Panaghia und Toaca zum Greifen nahe. Sie wachen wie steinerne Wehrburgen über Durău.
Vor einigen Jahren standen hier nur zwei Berghütten und eine Verkaufsbude. Dann folgten einige Holzhäuschen (120 Betten), und bei den Reiseveranstaltern des Kreises Neamţ sprach man bereits von einem Erholungsort. Eigentlich zu unrecht. Denn außer der malerischen Landschaft und der würzigen Luft wurde dem Feriengast recht wenig geboten. Die Annehmlichkeiten des modernen Urlaubsbetriebs fehlten vollkommen. Erst 1976 begann es anders zu werden.
In der nächsten Nachbarschaft des „Schit“ wurde eine Bungalowsiedlung aufgezogen, die stufenförmig einen Berghang hinauf klettert. Eine auch nur annähernd so hübsche und auch funktionale Anlage gibt es in unserem Ferienbetrieb nicht. Die Architektur und Bauweise gliedert sich harmonisch ins Landschaftsbild ein, und da der Tannenwald bis vors Fenster reicht, wurde bei der Ausführung auch viel Holz verwendet. Die Häuser sind auf Appartements aufgeteilt (je zwei Schlafzimmer, Küche und Bad), ein jedes mit separatem Eingang. Die Einrichtung ist zweckentsprechend. Die Siedlung ist vor allem für Familienurlaube geeignet. Auch für Leute mit kleinen Kindern.
Am selben Berghang, nur etwas höher, wurde ein Jahr darauf der Gasthof „Bistriţa“ (eigentlich ein Motel) eröffnet. Er besitzt zwar nur 60 Betten in Doppelzimmern und eine kleinere Gaststätte, ist dafür aber sehr elegant eingerichtet (jedes Zimmer mit Bad und Zentralheizung) und auch im Winter in Betrieb. Daneben entstanden dann auch einige kleinere Villen.
Herzstück des zukünftigen Erholungsortes ist das Hotel „Durău“, eines unserer schönsten Berghotels. Der breitflächige, viergeschossige Bau mit Restaurant, Hotelbar, Hotelterrasse und im Untergeschoss mit Bowlingbahn und anderen Freizeiteinrichtungen hat 105 Doppelzimmer (Bad und Zimmertelefon) und bietet 210 Gästen Unterkunft. Im Restaurant können täglich etwa 500 Gäste verköstigt werden. Keine unnötige Raumverschwendung im Empfangssaal und in den anderen Zweckräumlichkeiten. Dafür aber gediegene Eleganz, wie sie selten in einem solchen Hotel und in einer solchen Höhenlage (790 m) und Abgeschiedenheit anzutreffen ist.
Auch der weitere Ausbau Durăus zielt in diese Richtung. Bis 1980 werden noch zwei Berghotels (mit je 150 Betten) fertig gestellt. Ihre Gerüste erheben sich gleich neben dem Gasthof „Bistriţa“ und bilden sozusagen ein offenes Viereck. Andere Hotels sind nicht vorgesehen, dafür aber einige kleinere Villen auf einer Wiese. Man will dadurch eine Verbauung des verhältnismäßig kleinen Areals vermeiden und seinen Almencharakter beibehalten. Sollte die weitere Entwicklung des Ferienbetriebs dennoch neue Unterkünfte erfordern, so wird man nur noch im Tal bauen, wo auch Wohnungen für das Dienstpersonal und ein Einkaufszentrum geplant sind.
Und weil Durău auch Wintersportzentrum werden soll, wird für den Anfang ein Sessellift zum Toaca-Gipfel angelegt. Die erste Teilstrecke bis Duruitoarea wird 1980 in Betrieb genommen, die zweite ein Jahr darauf. Entlang der Sessellifttrasse wird eine Skipiste eingerichtet.
Wer noch in diesem Winter nach Durău fährt und Skifahren will, kann das ohne weiteres auf
den Berglehnen tun. Er kann auch rodeln oder Ski-Bob fahren oder sich auf einen Schlitten
setzen und sich von einem Zweigespann über verschneite Waldwege fahren lassen. Im
Sommer stehen Tennis- und Volleyplätze und sogar ein Fußballplatz zur Verfügung. Hinzu
kommen die ausgezeichneten Ausflugsmöglichkeiten.
Eines muss jedoch jedem Durău-Besucher gesagt werden. Wer sich hier am Fuße des
Ceahlău einen lauten Urlaubsbetrieb erhofft, hat schlecht gewählt. Keine Musikbox und
dergleichen. Durău ist und bleibt ein stiller Ort, der jedem Gast viel Ruhe und Entspannung
bietet, ihn bei allen Annehmlichkeiten des modernen Reisebetriebs die Natur genießen lässt.
Und wer davon nicht müde wird, kann am Abend im Hotelrestaurant bei guter Musik noch
einige angenehme Stunden verbringen und auch das Tanzbein schwingen.
Anfahrten: Aus Richtung Bacău, auf der DN 15 über Piatra Neamţ, Bicaz, dann weiter auf der
Uferstraße des Bicaz-Stausees durch die Ortschaft Hangu und über den Viadukt bei Poiana
Teiului. Von hier geht es auf der gleichen DN 15 in südlicher Richtung weiter (die Straße
führt nach Borsec), dann von der Hauptstraße nach links abzweigen (Achtung: Ortsschild
Ceahlău), durch Bistricioara und Ceahlău fahren. Nach knapp 10 Minuten schließlich Durău.
(Wer keinen Wagen besitzt, kann nach Durău mit dem Überlandbus aus Piatra Neamţ
gelangen. Täglich drei Verbindungen vom Autohof neben dem Bahnhof.)
Aus Richtung Gheorghieni, durch die Bicaz-Klamm auf der DN 12 bis Bicaz und dann auf der
DN 15 auf dem oben beschriebenen Weg weiter.
Aus Richtung Vatra Dornei, durch das Tal der Goldenen Bistritz auf der DN 17 B bis zum
Viadukt bei Poiana Teiului, dann auf der DN 15 in südlicher Richtung (Borsec) und auf dem
oben beschriebenen Weg weiter.
Aus Richtung Târgu Neamţ, auf der DN 15 B über Petru-Vodă bis zum Viadukt bei Poiana
Teiului, dann in südlicher Richtung auf der DN 15 auf dem oben beschriebenen Weg weiter.
Aus Richtung Borsec, auf der DN 15 bis zum Ortsschild Ceahlău, dann nach rechts
abzweigen und auf dem oben beschriebenen Weg weiter.
Auf dem Bicaz-Stausee: Mit der Eisenbahn bis Bicaz. Dann mit dem Bus bis zur Boots-
Anlegestelle beim Bicaz-Staudamm und mit dem Schiff bis zur Gemeinde Ceahlău. Von hier
etwa 7 km Fußmarsch oder mit dem Überlandbus aus Richtung Piatra Neamţ.
Entfernungen: Von Bukarest 385 km, Temeswar 650 km, Braşov 280 km, Sibiu 370 km, Cluj- Napoca 350 km, Vatra Dornei 210 km, Arad 645 km (nur Asphaltstraßen).
Sehenswürdigkeiten: Palatul Cnejilor in der Gemeinde Ceahlău. Ein Bau aus dem 17. Jahrhundert, der sich zuletzt im Besitz von Matei Cantacuzino befand. Hier haben sich zeitweilig auch Wilhelm von Kotzebue und Alexandre Dumas d. V. aufgehalten. Dumas hat den Palast auch in seinem Buch „Das Gespenst der Karpaten“ verewigt. Heute ist der Palast ein Museum. Museum Durău im gleichnamigen Schit. 3000 volkskundliche Exponate.
Ausflüge: Zum Wasserfall Duruitoarea und zu den Berghütten Fântânele (1220 m) und Dochia (1870 m). Zum Bicaz-Stausee durch die Gemeinde Ceahlău und von dort mit dem Schiff nach Bicaz. Wer einen Wagen besitzt, kann an einem Tag gemütlich auch zur Bicaz- Klamm, nach Piatra Neamţ oder nach Borsec fahren.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 79, S. 96 – 101)
Seite | Bildunterschrift |
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96 | Die Felsgebilde des Ceahlău liegen fast vor der Tür. |
99 | „Durău“, eines der schönsten Berghotels in unserer Karpatenlandschaft. |
100 | Villen am Wiesenhang. |