Die Steinbrecharten der Karpaten
von Erika Schneider
Weiße, gelbe, rote Blüten, einzeln, in Rispen oder Ährchen zusammengefasst, dunkel-, hell-
und graugrüne Blättchen, lockere und dichte Polster und Rosetten, kennzeichnen die bunte
Vielfalt der Steinbrecharten, die im Karpatenraum heimisch sind.
„Steinbrech“ ist eigentlich eine Übersetzung der lateinischen, auch volkstümlich gewordenen
Bezeichnung „Saxifrage“, d. h. „Steinbrecher“ bzw. „Felsbrecher“. Diesen Namen erhielten
die meist zarten Gebirgspflänzchen, weil sie vorwiegend auf Felsen gedeihen, mit ihren
Wurzeln in diese eindringen und sie scheinbar zerklüften, brechen können.
Ihr Vorkommen ist an Gebirge gebunden. Einige von ihnen sind seltener, aber dennoch auch
im Hügelland und am Fuße der Berge anzutreffen, fliehen jedoch die Tiefländer. Felsspalten
und Steinschutt bewohnende Arten herrschen vor, manche gehen jedoch auch auf Rasen
über, andere wieder sind wasserliebende Begleiter von Quellfluren und steinigen Bachufern,
und eine Art hat ihre Zuflucht in Torfmooren gefunden.
Viele der dreiundzwanzig, in den Karpaten vorkommenden Steinbrecharten sind an
bestimmte Standorte und Pflanzengemeinschaften gebunden. Diese Bindung bzw.
Spezialisierung deutet auf ein beträchtliches, voreiszeitliches Alter dieser Pflanzen hin und
ist wohl auch ein Schlüssel für manche Rätsel in ihrer Verbreitung. Als Bewohner von
Felsritzen und Festiger rutschenden Steinschutts sind die Steinbrecharten an die harten
Bedingungen dieser Standorte gut angepasst. Wachsbekleidung, Behaarung und
Kalkverkrustung sind Schutzmittel gegen übermäßige Wasserabgabe, gegen starke Licht-
und Windwirkung. Kalkausscheidung durch Wasserspalten und Ablagerung in
grübchenartigen Vertiefungen am Blattrand sind beim Trauben-Steinbrech, Roten,
Gestutzten und Gelbgrünen Steinbrech ausgeprägt.
Weit verbreitete, auch in den Karpaten heimische Saxifragen, Pflanzen mit begrenzter
Ausdehnung, solche balkanisch-karpatischer Verbreitung und Arten, die nur auf einzelne
Gebiete der Karpaten beschränkt sind, gehören mit in den Blumenkranz unserer Berge, von
denen der Botaniker Ferdinand Schur (1850) begeistert schrieb: „...und wir treffen hier eine
so großartige und zahlreiche Vegetation wie nicht leicht irgendwo“.
Der Boden schaukelt, der Fuß bettet sich zwischen die weichen Moospolster, sinkt ein.
Dunkles Wasser läuft zusammen in den Vertiefungen, die durch den Tritt entstanden sind.
Dort zwischen den Moosen, auf dem dunklen Moorgrund, leuchten Sternen gleich, hellgelbe,
einzelne oder 2 – 5 zu einer Scheindolde vereinigte Blüten. Ihre gelben Blütenblätter mit den
zarten, orangefarbenen Punkten erreichen einen Durchmesser von 8 – 12 mm. Auf 10 – 40
cm hohen, mit kleinen, lanzettlichen Blättchen besetzten Stängeln ragen sie in die Höhe.
Feine, rötliche Härchen verleihen dem oberen Teil des Stängels einen rötlichen Schimmer.
Feine rötliche Härchen bedecken auch die Ausläufer dieser zarten Pflänzchen.
Gehören diese gelben Blüten wohl zu einem Steinbrech? Gibt es unter den vielen
Felsenbewohnern doch auch Ausnahmen?
In einigen wenigen Mooren der Ostkarpaten, sei das nun im Gebiet von Sâncrăieni-Ciuc oder
dem der 786 m hoch gelegenen „Hargitaliget“ im Tolvaioş-Tal bei Vlăhiţa oder südlich von
Tuşnadul Nou, ist der Moorsteinbrech (Saxifraga hirculus) als Seltenheit zu finden. Als
Moorbewohner gehört er zu den wenigen, nicht auf Felsen wachsenden Ausnahmen unter
den Steinbrecharten. Die Übersetzung des lateinischen Namens bedeutet „Bocksteinbrech“,
eine Bezeichnung, die vom Bocksgeruch der Pflanze herrührt.
Zusammen mit der Zwergbirke (Betula humilis) und dem Langblättrigen Sonnentau (Drosera
anglica) gehört der Moorsteinbrech zu den Kleinodien der Ostkarpatenmoore. Es sind
Eiszeitrelikte, die nur in den eutrophen Mooren im Gebiet der Mineralwässer der Ostkarpaten
vorkommen und dem geschützten Moor von Sâncrăieni-Ciuc seine pflanzengeographische
Bedeutung verleihen. Im ebenfalls geschützten Moor von Tuşnadul Nou erreicht sowohl der
Moorsteinbrech als auch die Zwergbirke ihren südlichsten Fundort in Europa.
Er verdankt seinen Namen der Ähnlichkeit mit Zymbelkraut. Dieses gehört, besonders im
Südwesten unseres Landes (z.B. im Cerna-Tal bei Herkulesbad), zu den Besiedlern alter
Mauern, die von der herabhängenden Pflanze mit ihren kleinen, löwenmäulchen-ähnlichen
Blüten oft ganz überwuchert und eingesponnen werden.
Dünne, zarte, verzweigte Stängel, zartgrüne Blätter und kleine, gelbe Blüten kennzeichnen
den Zymbelkraut-Steinbrech (Saxifraga cymbalaria). Die Blüten nicht, jedoch die Blätter
beider Pflanzen haben eine Ähnlichkeit. Die meist niederliegenden, selten aufrechten
Stängel des Zymbelkraut-Steinbrechs ziehen sich am Grunde feuchter, mit reichlich
Sickerwasser versehenen Felsen entlang. Als eine dem Kaukasus und den Karpaten
gemeinsame Art gehört der Zymbelkraut-Steinbrech zu den Seltenheiten unserer Karpaten.
Seine Zufluchtstätte sind die Berge um den Oituz-Pass, wo er bei Slănic Moldova, Pârâul
Cerbului, Poiana Sărată und Vale Dobrului gedeiht.
Verwandt sind der Dreifingerige und der Aufsteigende Steinbrech. Während jedoch der
Dreifingerige Steinbrech (Saxifraga tridactylites), der seinen Namen nach den dreispaltigen
Blättern erhalten hat, das Flachland und vor allem die montane Stufe der Berge vorzieht, ist
der Aufsteigende Steinbrech (Saxifraga ascendens) in größeren Höhen, in der subalpinen
Stufe unserer Berge zu Hause.
Auf den Grasmatten um den Peţea-Bach bei Băile 1 Mai (Oradea), wo kaum jemand nach anderen als der Thermalseerose oder Weißen Lotusblume (Nymphaea lotus var. thermalis) Ausschau hält, blüht Ende Mai, Anfang Juni der im pannonisch-mediterranen Raum beheimatete Knollige oder Zwiebel-Steinbrech (Saxifraga bulbifera). Hügelland und Bergwiesen, trockene Rasen, hie und da Felsspalten und lichte Eichengehölze gehören zu seinen Standorten. So steht er auch unter den meist an Felsen gebundenen Steinbrecharten als Außenseiter da. Doch nicht nur um den Peţea-Bach bei Oradea, sondern auch im Meseş-Gebirge bei Zalău, bei Cluj-Napoca und Turda, am Fuße des Căliman-Gebirges und am Ceahlău, bei Reps, in der Schulerau, zwischen Zibin und Alt bei Tălmaciu, auf den Bilac-Wiesen bei Alba Iulia, bei Orăştie sind die schönen, aufrechten, 10 – 15 cm hohen, dicht-drüsenhaarigen, klebrigen Blütenstängel des Knolligen Steinbrechs anzutreffen.
Hoch oben, an feuchten, von Sickerwasser benetzten Felsen, neben klaren, eisigen Quellen,
stehen an wenigen Stellen die 10 – 35 cm hohen, zerbrechlichen Stängel des Nickenden
Steinbrechs (Saxifraga ceruna). Sie sind mit feinen Blättchen besetzt, in deren Achseln,
ähnlich wie beim Zwiebel-Steinbrech, kleine Knöllchen sitzen. Die glockenartig
zusammengefassten, weißen, 8 – 15 mm langen Knollenblätter entfalten sich meist im Juli
oder August. Versteckt in den Rodnaer Bergen, am Gemenea-See und im Bucegi, gehört der
Nickende Steinbrech als alter, arktischer Typ zu den Eiszeitrelikten in unseren Karpaten. An
Kälte, Frost und tiefe Temperaturen ist er gut angepasst. Im hohen Norden, in seiner
Urheimat, dem arktischen Tundragebiet, auf Island, in Skandinavien und auf Spitzbergen
gedeiht er noch in einer nördlichen Breite von 82 °.
Nahe steht ihm der nur in den Karpaten und den Balkangebirgen heimische
Karpaten-Steinbrech (Saxifraga carpathica). Mit seinen Wurzeln ist er in feuchten Felsspalten, auf
Felsbändern, feuchtem Geröll oder Steinschutt verankert. Die zarten, 5 – 20 cm hohen
Stängel tragen 1 – 5 weiße, manchmal rötlich angehauchte Blüten. Sie entfalten sich in den
Sommermonaten, im Juli und August im Hochgebirge, u. zw. in den Bergen der Maramureş,
am Farcău, im Rodnaer, Ţibleş-, Bucegi-, Fogarascher, Parâng- und Retezat-Gebirge. Seine
größte Häufigkeit erreicht der Karpaten-Steinbrech in den Fogarascher Bergen.
Seiner Ähnlichkeit mit den ebenfalls alpinen Mannsschildarten verdankt der
Mannsschild-Steinbrech (Saxifraga androsacea) seinen Namen. Die 2 – 6 cm, selten höhere,
polsterbildende oder auch einzeln wachsende Pflanze mit ihren dunkelgrünen,
lanzettlich-spateligen Blättern und den kleinen. weißen Blüten bevorzugt felsige, meist feuchte
Standorte. In Spalten, auf Felsgesimsen, in Schneetälchen und auf Ruhschutt finden wir den
Mannsschild-Steinbrech im Rodnaer, Căliman-, Bistritzer, Giurgeu-Gebirge, am Ciucaş, am
Hohen- und Königstein und im Bucegi. Im Fogarascher Hochgebirge begegnet man häufig
dieser kleinen Felsenpflanze. Im Parâng, Retezat- und Ţarcu-Godeanu-Gebirge ist die
Pflanze, wenn auch nicht häufig, so dennoch anzutreffen.
Zu den kleinsten unter den Steinbrecharten unserer Hochgebirge gehört auch der Moschus-
oder Moosartige Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata). Der ihm verliehene Name ist
teils auf seinen Moschusgeruch, teils auf das moosähnliche Aussehen der blütenlosen
Polster zurückzuführen. Die vieljährigen Polster setzen sich aus dichten Rosetten
zusammen, bei denen die abgestorbenen, braunen Grundblätter lange erhalten bleiben. Die
kurzen Stängelchen tragen grüngelbe oder schmutzig-mattgelbe Blüten.
Der Moschus-Steinbrech besiedelt vorzugsweise breitere Felsspalten, schmale Felsbänder
bzw. Vorsprünge und Steinschutt aus Kalkgesteinen, jedoch auch solche aus kristallinem
Gestein. Zu ihm gesellen sich der Immergrüne Steinbrech, Gletschernelke (Dianthus
glacialis), Alpen-Gemskresse (Hutchinsia petraea), Alpen-Gänsekresse (Arabis alpina) und
andere mehr.
Der Immergrüne Steinbrech (Saxifraga aizoides), wegen seiner dicken, fleischigen
Laubblätter die Fetthennenarten ähnlich sind, auch Fetthennen-Steinbrech genannt,
besiedelt ähnliche und auch dem Moschus-Steinbrech gleiche Standorte. Doch außer an
feuchten Felsen, auf Ruhschutt und Geröll ist der lockerrasige, kriechende Immergrüne
Steinbrech mit seinen zitronengelben-dunkelorangefarbenen Blüten auch ein
Hauptbestandteil vieler Quellfluren und Bachuferbestände der subalpinen und alpinen Stufe.
Er bevorzugt kalkhaltiges Gestein, besiedelt aber auch Urgestein.
Zwischen Juni und Oktober ist er in der ganzen Karpatenkette häufig anzutreffen.
Wo Kriechweiden sich an die Felsvorsprünge und schmalen Bänder ducken, schmiegt auch
der Rote oder Gegenblättrige Steinbrech sich den Felsen an. Seine roten, 7 – 11 mm langen
Kronenblätter, deren Farbe an die der Alpenrosen erinnert, oft aber auch einen bläulichen
Schimmer hat, trug ihm den Namen Roter Steinbrech ein. Die Stellung der
dunkelblau-grünen, länglich, verkehrt eiförmigen Blätter verhalf der Pflanze zu der Benennung
Gegenblättriger Steinbrech (Saxifrage oppositifolia), eigentlich eine Übersetzung ihres
lateinischen Namens. Nach ihrem moosähnlichen Wuchs, sie bildet locker oder dicht
zusammenhängende, flache Polster, heißt die Pflanze auch „Blaues Steinmoos“. Sie
bevorzugt kalkhaltiges Gestein, besiedelt aber auch Urgesteinsfelsen.
Diese arktisch-alpine Samenpflanze ist in den Bergen der Maramureş vereinzelt zu finden,
auch ist sie im Rodnaer Gebirge, am Ceahlău, dem Ciucaş und den Burzenländer Bergen zu
Hause. Weit verbreitet ist der Rote Steinbrech in der alpinen Stufe des Bucegi-Gebirges, im
Fogarascher Gebirge. Am Zibinsjäser ist die Pflanze anzutreffen, so wie im Parâng, Retezat
und der Ţarcu-Godeanu-Gruppe.
Ähnlich ist der Gestutzte oder Liegende Steinbrech (Saxifraga retusa var. baumgartenii),
dessen rote Blütenblätter jedoch bedeutend kleiner sind als die des Roten Steinbrechs und
nur 4 – 5 mm betragen.
Der Sternblütige Steinbrech (Saxifraga stellaris) gehört zu den wasserliebenden Begleitern
der Quellfluren und Bachufer sowie der überrieselten Schutthänge. Seine weißen Blüten mit
den zwei zitronengelben Punkten sind in eine lockere Rispe zusammengefasst, die im Verein
mit dem rosa blühenden Mierenblättrigen Weidenröschen (Epilobium alsinifolium) und dem
Alpen-Schaumkraut (Cardamine resedifolia) mit seinen weißen Blüten den grünen Teppich
der Quellmoose ziert. Der Sternblütige Steinbrech kommt in allen höheren Gebirgen der
Karpatenkette, mit Ausnahme der Ciuc-Gebirge, vor.
Zu den ebenfalls feuchtigkeitsliebenden Arten schattiger Gebirgstäler gehören der
Rundblättrige Steinbrech (Saxifraga rotundifolia) und Saxifraga heucherifolia, die einander
sehr ähnlich sind und verwandtschaftlich nahe stehen. Zwischen den ungleich
eingeschnittenen, kerbig-gezähnten, herzförmigen Grundblättern erhebt sich ein 12 – 60 cm
hoher Stängel. Die weißen sternartig aussehenden Blüten werden von winzigen, gelben und
purpurnen Punkten geziert. Im feuchten, schattigen Unterwuchs der Grünerlenbüsche gesellt
sich zum Rundblättrigen Steinbrech auch die Sumpf-Miere (Stellaria alsine) und der
Berg-Ampfer (Rumex arifolius).
Die nahe verwandte, nur in den Karpaten und im Balkangebirge heimische Saxifraga
heucherifolia (die keinen volkstümlichen Namen trägt) zeichnet sich durch ungelappte,
ringsum mehr oder weniger gleichmäßig spitzlich gezähnte Grundblätter aus.
Den Weg durch Laub- und Nadelwälder zu den Karpatenhöhen zieren bemooste Felsblöcke.
Zwischen den Moosen sind die Felsen von den schönen, grünen Blattrosetten des
Keilblättrigen Steinbrechs (Saxifraga cuneifolia) besetzt, der hier seine besten
Lebensbedingungen findet. Die kleinen, weißen Blütchen sind zu einer zarten Rispe vereint.
Graugrüne Blattrosetten, aneinandergereihte große und kleine Röschen, locker oder zu
Flachpolstern zusammengeschlossen, zieren die Felsritzen und Felsgesimse des Kalk- und
seltener auch des Urgesteins. Sie gehören dem Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata
od. aizoon) an. Weiße oder rahmgelbe Blüten sitzen auf kürzeren (2 – 20 cm) oder auch
längeren, 4 – 30 cm en, fein beblätterten Stängeln. Die zu einer Rispe angeordneten Blüten
entfalten sich zwischen Juni und August in der subalpinen und alpinen Stufe der Berge, doch
findet man auch in tieferen Lagen, auf Felsen im Laubwaldgebiet die schönen,
kalkverkrusteten Blattrosetten des Trauben-Steinbrechs. Die weißen oder gelblichen
Kronenblätter umrahmen eine dunklere Mitte, es sind dunkle Punkte, die diesen Pflänzchen
wie auch dem Aufsteigenden Steinbrech den Namen „Mäuschenaugen“ eingetragen haben.
„Kraut der Tauben“ (iarba surzilor) heißt der Traubige Steinbrech im Volksmund bei den
Rumänen. Man schrieb früher dem Saft der grau-grünen Blattrosetten eine Wunderwirkung
in der Heilung von Gehörleiden zu.
„Turteltaube“ (turtea) heißt Rochels Steinbrech (Saxifraga rocheliana) in den Banater Bergen,
wohl deshalb, weil die dichten, kugeligen Polster an eine ins Nest geduckte Turteltaube
erinnern.
„Rochels Steinbrech“ ist eigentlich eine Übersetzung des lateinischen Namens, der diesem
seltenen Pflänzchen zu Ehren des Botanikers Anton Rochel gegeben wurde, welcher das
Banat bereiste und 1828 „Die seltenen Pflanzen des Banats“ herausgab. Unter diesen
seltenen Pflanzen wurde diese Steinbrechart, jedoch unter anderem Namen, angeführt.
Von den schroffen, grau-weiß leuchtenden Kalkklippen heben sich die dunkelgrünen, dichten
Polster von Rochels Steinbrech deutlich ab. Seine Verbreitung beschränkt sich auf die
Karstgebiete Südosteuropas, wo er im verein mit Kopfgrasarten (Sesleria) kennzeichnende
Felsspaltengemeinschaften bildet. In den Westgebirgen, dem südlichen oder Weißen
Retezat, im Cerna- und Mehedinţi-Gebirge sowie dem Banater Karstgebiet gehört Rochels
Steinbrech zu den kennzeichnendsten Felsenbesiedlern.
Der Gelb-grüne Steinbrech (Saxifraga luteo-viridis) hat ein noch eingeschränkteres
Verbreitungsgebiet auf Kalkfelsen in der alpinen und subalpinen Stufe der Karpaten, von den
Bergen der Maramureş, über das Rodnaer, Rarău-, Ţibleş-, Bistritzer, Giurgeu-, Bucegi-,
Fogarascher zum Căpăţâna-Gebirge. Auch in den Gebirgen Bulgariens ist die Pflanze
stellenweise anzutreffen.
Weg- und kletterfreudige, botanisch interessierte Wanderer können diese kleine, über und
über weißbehaarte Pflanze mit ihren dunklen, kalkverkrusteten Blattrosetten und den
gelblich-grünen Blüten in Felsspalten und auf Felsvorsprüngen finden.
Wie so oft warten die Burzenländer Berge auch bei den Steinbrecharten mit einer
Überraschung auf. Neben vielen anderen Seltenheiten ziert der Siebenbürgische Steinbrech
(Saxifraga demissa) die weißen Kalkklippen des König- und Hohensteins, des Schulers und
des Ciucaş-Gebirges. Auch im Bucegi-Gebirge ist er zu Hause. Nur hier, in diesem Teil der
Karpaten.
Die saftig-grünen, mit einem weißen Hornrand versehenen Grundblätter bilden eine große
Rosette, deren Durchmesser bis zu 15 cm beträgt. Aus ihrer Mitte erhebt sich ein beblätterter
Stängel, der nahe vom Grunde verzweigt ist. Der drüsig-haarige, kugelige Kelch birgt etwas
zarte, gelbe Blüten mit schmalen, zugespitzten Kronenblättern.
Seine Felsenplätzchen auf den Kalkklippen über der Baumgrenze teilt der Siebenbürgische
Steinbrech mit der Königsteinnelke, natürlich nur im Königsteingebiet, dem Stein-Beifuß und
dem endemischen Felsen-Gipskraut (Gypsophila petraea).
Blumen am Fels, Sinnbilder der Gebirgsflora, stehen in bunter Artenvielfalt am Wege des
Wanderers und erfreuen durch ihre zarte Frische und Schönheit. Sie gehören mit zu dem,
was der Wanderer an den Bergen liebt und schätzt.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 79, S. 209 – 221)
Seite | Bildunterschrift |
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80 | Hotel „Cioplea“ auf dem gleichnamigen Berg. |
211 |
Tafel I
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212 |
Tafel II
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216-o | Die kleinen Bergbäche, die über die Felsen zu Tale stürzen, werden auf ihrem Weg von vielen bachuferliebenden Pflanzen begleitet. Oberes Şerbota-Tal (Fogarascher Gebirge). |
216-u | Blick vom Netedu-Kamm (Fogarascher Gebirge) gegen Osten ins Arpăşeler Tal, zum Albota-Grat und zum Arpaşul Mare. Gebirge). |
217-o | Die Westwand des Königsteins ist eine Zufluchtstätte vieler seltener, zum Teil endemischer Felsenpflanzen, zu denen auch der Siebenbürgische Steinbrech gehört. |
217-u | Im „Weißen“ Retezat sind die Polster von Rochels Steinbrech häufig anzutreffen. |
219-l | Trauben Steinbrech |
219-r | Rundblättriger Steinbrech |
221 | Siebenbürgischer Steinbrech (Saxifraga demissa) |