Bilder von einer Kammtour Sinaia – Herkulesbad im Winter
Wenn Egin Scheiner, der Autor der hier wiedergegebenen Dias, mit seinem Vortrag einen
„Hüttenabend“ in der vollbesetzten Aula des Lyzeums Nr. 1 von Sibiu einleitet oder wenn er
seine Bilder im Rahmen der Volksuniversität zeigt, dann schickt er meistens eine trocken-
nüchterne Warnung voraus: „Keine Abenteuer, bitte! Nur für Alpinisten!“ Mit anderen Worten:
Nicht kommt mit...
Fragt man den bergkletternden Diplomingenieur und Fachlehrer für Elektrotechnik,
gründendes Mitglied der Salvamont-Bergrettungsgruppe von Sibiu, wie lange man üben
müsse, um ein Alpinist zu werden, so antwortet er zögernd: „Drei Jahre für die
Grundkenntnisse. Nach weiteren fünf Jahren Intensivtraining kann ein kräftiger junger Mann
beginnen, sich Alpinist zu nennen.“ Aber 25 Jahre seien eigentlich das früheste Alter für die
Meisterschaft in diesem Sport. Ob Mädchen sich für die Alpinistik nicht eignen würden, will
man erfahren. Gar nicht so ungeeignet, lautet der Bescheid. Es gibt einige tüchtige
Alpinistinnen in Rumänien, und auch die Fachsektion beim Sportklub Vointa Sibiu, dem Egin
Scheiner und seine Kameraden angehören, beabsichtigt, eine Mädchen-Mannschaft auf die
Beine zu stellen.
Die Helden der Kammtour, von der diese Bilder stammen, sind drei Männer aus der
Zibinsstadt: Egin Scheiner, Ion Grigore und Adolf Melzer. Am 2. Januar 1976 waren sie von
Sinaia aufgebrochen und nach genau 33 Tagen in Herkulesbad angekommen. Für die drei
war diese Tour über die Gebirgsmassive Bucegi, Königstein, Fogarascher, Parâng, Retezat
und Godeanu beileibe kein Spaziergang, sondern eine überaus harte Zwischenphase zur
Erlangung des Titels „Meister des Sports“. Das waren etwa 400 Kilometer im Hochgebirge,
an 23 Marschtagen zurückgelegt, und zwar bei überwiegend ungünstiger Witterung, so dass
wegen Sturm zwei Pausen eingelegt werden mussten. Dann wurde in Hütten übernachtet,
sonst auch in Schneelöchern, bzw. im rasch gebauten „Iglu“ nach Eskimoart biwakiert. Von
Sinaia bis zum Surul hatte man kein komplettes Zelt mit, nur ein Zelttuch, das im Schneeloch
ausgebreitet wurde. Gute Dienste leisteten die wattelingefütterten sogenannten
„Daunenjacken“.
Farbdias aus dem Gebirge können täuschen, denn sie entstehen fast immer bei
Schönwetter. Die raue Wirklichkeit sei oft eine andere, besonders im Winter, pflegt Egin
Scheiner in seinem Bildkommentar zu betonen. Etappenweise konnten auch bei dieser
Winterbegehung der Südkarpaten gar keine Bilder entstehen, z. B. im Parâng, wo Nebel und
Schneegestöber ernstzunehmende Hindernisse waren.
Doch unsere Berge sind darum auch im Winter schön und anziehend. Dieser Text soll nicht
etwa begeisterte Bergtouristen, Anfänger mit inbegriffen, vom Aufstieg und von Schitouren
abhalten. Es kommt jedoch mehr als im Sommer auf die entsprechenden Voraussetzungen
an, auf die passende Kleidung und Ausrüstung, auf Training und Gesundheit. Mit gewissen
vernunftdiktierten Einschränkungen also doch: Komm mit!
Wir sehen hier sieben von über 150 Farbaufnahmen, die Egin Scheiner von der einmaligen
Tour mitgebracht hat. Emilian Cristea, Verdienter Meister des Sports, unser Veteran unter
den Alpinisten, lobt das Unternehmen und die Bildausbeute. „Eine Ähnlichkeit mit Fotos aus
dem Himalaja fällt geradezu auf“, sagt er.
Das vorangestellte Bild 1 zeigt die Urlea-Spitze, die östlichste im Fogarascher Gebirge, vom
Gălăşescu Mic aus gesehen. Es folgt (Bild 2) eine Wandergruppe im Retezat mit dem Piule-
Gipfel im Hintergrund. Im Bild 3 haben wir den Königstein-Nordkamm vor Augen mit Ion
Grigore und Adolf Melzer im Vordergrund. Und nun (4) eine Aufnahme von der Văcăria Mare
mit Aussicht auf den Königstein. Arpaşul Mare (5) – das mag auch sommers eine harte Nuss
sein, aber erst im Januar, wenn man fleißig Stufen ins Eis hacken muss! Noch ein Foto aus
dem Retezat (6): Custura Păpuşii und Păpuşa-Gipfel. Und schließlich das letzte Foto:
Schwerbepackt geht’s bergauf zur Urlea-Spitze und Curmătura Zârnei (7).
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 77, S. 222 – 225)
Bild-Nr. | Bildunterschrift |
---|---|
1 | Urlea-Spitze – Fogarascher Gebirge |
2 | Wandergruppe im Retezat mit Piule-Gipfel. |
3 | Königstein-Nordkamm |
4 | Văcăria Mare – Fogarascher Gebirge |
5 | Arpaşul Mare – Fogarascher Gebirge |
6 | Custura Păpuşii – Retezat Gebirge |
7 | Curmătura Zârnei – Fogarascher Gebirge |