Cânaia-Hütte (Höhe 1830) von den „Freunden der Berge“ verwaltet
von Ewalt Zweier
Manch Außenstehender hat schon hinter den regelmäßigen Bekanntmachungen des 1972 in
Sibiu gegründeten Wanderklubs „Freunde der Berge“ ein wahres Ausflugs-Dorado vermutet.
Wenn die Berge einem auch nicht unmittelbar vor der Haustüre stehen, so bringt einen die
Straßenbahn für Răşinari, oder noch besser, der auf steilen Weg und Haarnadelkurven
geeichte Kistenbus mit Allradantrieb (allerdings nur 17 Sitzplätze!) doch sehr rasch in
„medias res“. Nämlich nach Răşinari, Ausgangspunkt der schönsten Wanderwege bzw.
gleich auf die Hohe Rinne, den höchstgelegenen Kurort Rumäniens.
Seit jeher war das Zibinsgebirge arm an Touristenhäusern und Hütten. Das Kreisamt für
Touristik OJT Sibiu hat die Lücken nur teilweise und unzulänglich aufgefüllt. Es gibt da eine
Initiative der „Bergfreunde“ von Sibiu, nämlich aufgelassene Forsthäuser und verschiedene
Hütten in touristisch günstiger Lage in klubeigene Verwaltung zu übernehmen. Ein erstes
lobenswertes Ergebnis ist die vom Unternehmen für Weidewirtschaft an den Klub
abgetretene und im Laufe des Jahres 1975 ausgebaute und modernisierte Cânaia-Hütte.
In 1830 Meter Höhe, drei Fußwegstunden von der Hohen Rinne oder 1 ½ bis höchstens zwei
Stunden Aufstieg aus dem oberen Zoodttal, ist diese Hütte schön und günstig gelegen. Bis
zum Cindrel, dem mit 2245 Meter höchsten Gipfel des Zibinsgebirges, ist es nicht weit. Das
schafft man gemütlich in anderthalb Stunden.
Man nennt den Cindrel nicht zu Unrecht den „Gewittersammler“, besonders im Sommer
ändert sich hier das Wetter äußerst schnell. Auch deshalb und nicht nur der großen
Entfernungen wegen war früher in dieser Gegend das Wandern ohne Zelt riskant und
beschwerlich. Von der Hohen Rinne bis zum Cindrel und zurück, das sind für geübte
Bergsteiger 9 – 10 Stunden Fußmarsch. In dieser Richtung hat man früher erst nach 10 – 12
Stunden eine gute Hütte erreicht. Wanderfreudige Jungen sind dann vor Morgengrauen mit
Laterne und schwerem Rucksack von der Hohen Rinne aufgebrochen und waren im
Sommer bei Sonnenuntergang am Ziel. Heute ist das anders. man weiß die gute und vor
allem gut platzierte Cânaia-Hütte vor sich und leistet sich daher unterwegs nicht nur eine
kurze Mittagsrast, man kann die einen umgebende Bergwelt aus vollen Zügen genießen.
Kommt man also von der Hohen Rinne her, so wird man im Cânaia-Sattel von der roten
Bandmarke auf den merkwürdigerweise sogar mit doppelt umrandetem blauen Punkt
markierten Weg links abbiegen. Eine mehrsprachig beschriftete, auch bei Nebel nicht
übersehbare Tafel dient als Hinweis. Von dieser Stelle erreicht man die Hütte in 30 Minuten.
Sie hatte im Herbst 1975 erst 12 ordentliche Schlafstellen in zwei zimmern. Aber es gibt die
Notunterkunft auf Pritschen für weitere 30 Personen. Diese Notunterkunft ist ständig
geöffnet, auch während des Winters, wenn der vom Klub angestellte Hüttenwart Ilie Urdea
sich nicht dauernd dort aufhält. Auch diese beiden Räume sind heizbar. Den prima
Kachelofen hat der 81jährige Michael Rottmann, ein echter, unermüdlicher Bergfreund, im
September 1975 eigenhändig gesetzt.
Anfang November flammte in der Cânaia-Hütte zum ersten Mal eine Glühbirne auf. Das ist
eine Leistung der Männer vom Bergrettungsdienst Salvamont Sibiu. Und wenn man sich
heute geborgen fühlen kann in diesem haus, wenn in den Winter- und Frühjahrsferien der
Schüler ein Skilager das andere ablöst – das Gelände ist wie geschaffen dafür –, so ist das
auch ein Verdienst derjenigen Salvamont- und Klubmitglieder, die im Sommer/Herbst '75
insgesamt 17 Sonntage für das Herrichten der Hütte geopfert haben, viele auch noch Tage
von ihrem Erholungsurlaub.
Der von Prof. Nicolae Chiriţă und Emil Bruckner geleitete Klub der Bergfreunde von Sibiu
beabsichtigt, weitere Stützpunkte für den Wandertourismus einzurichten.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 76, S. 189 – 192)
Seite | Bildunterschrift |
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189 | Cânaia-Hütte |
190 - 191 | Kartenskizze |
192 | Mitglieder des Klubs „Freunde der Berg“ vor der Cânaia-Hütte |