von Georg Hromadka
Touristisch gesehen hat die „Transfogarascher“ allen rumänischen Bergstraßen den Rang
abgelaufen. Auch in der Kühnheit der Anlage hat sie bei uns nicht ihresgleichen. Und doch:
Sehen wir die in den kristallinen Schiefer gesprengten Serpentinen, werden wir an eine
andere Gebirgsstraße erinnert, die weiter westlich die Südkarpaten schneidet: an die Straße
Novaci – Şugag im Paring-Massiv (Parâng).
Mit der „Transfogarascher“ könnte sich die alte Paring-Straße nicht messen, selbst wenn sie
zur Touristenstraße umfunktioniert würde. Sie wäre nicht „attraktiv“ genug. Dabei überquert
sie immerhin zwei Hochpässe (im Paring den Urdele-Pass, im Lotru-Gebirge den Tărtărău-Pass).
Sie führt mitten durch einen der reizendsten Karpatenwinkel, die Obârşia Lotrului
(Quellgebiet des Lotru). Drei Schutzhütten liegen an der Straße: im Süden die Rânca-Hütte
(in 1600 m Höhe), im oberen Lotru-Tal die Hütte Obârşia Lotrului (1400 m hoch), im Norden
die Oaşa-Hütte (1207 m).
Zwischen dem Păpuşa- und dem Cărbunele-Berg verläuft die Paring-Straße in über 2000 m.
Den höchsten Punkt erreicht sie im Urdele-Pass: 2180 m. In dieser Zone zeigt sich die
Bergstraße von ihrer spektakulärsten Seite. Beim Cărbune-Berg zweigt vom Hauptweg in
Richtung Ost eine Nebenstraße ab, die über den Latoriţa-Kamm nach Ciunget
(Zusammenfluss des Lotru und der Latoriţa) führt. Sie hat beim Bau des Kraftwerks Lotru
eine Rolle gespielt.
Quer über die Trasse Novaci – Şugag läuft bei Obârşia Lotrului ein in seinem östlichen
Abschnitt modernisierter Weg, der das Alttal (Valea Oltului) und das Lotru-Tal (Voineasa und
Stausee Vidra) mit dem Schiltal (Valea Jiului) verbindet.
Eine Überquerung des Urdele-Passes ist nur LKWs, Geländewagen und starken Krafträdern
zuzumuten. Den Pkws stellen sich im alpinen Teil der Straße ernste Hindernisse entgegen.
Den Ruhm, die höchste Bergstraße unseres Landes zu sein, büßte die Paring-Straße vor
einigen Jahren ein, als im Butschetsch (Bucegi) der Sommerweg Păduchiosu – Dichiu –
Piatra Arsă – Babele in Betrieb genommen wurde. Die Butschetsch-Straße zweigt auf dem
Păduchiosu-Berg (5 km westlich von Sinaia) von der Landstraße Sinaia – Târgovişte ab,
überquert nach 10 km in 1630 m Höhe den Dichiu, einen südlichen Butschetsch-Ausläufer,
wendet sich dann genau nordwärts und erreicht nach weiteren 12 km die Schutzhütte
Babele. Knappe 4 km vor der Babele-Hütte zweigt eine Straße ostwärts ab: 1 km bis zur
1950 m hoch gelegenen Piatra-Arsă-Hütte.
Mit 2200 m rangiert die Babele-Hütte unter den höchstgelegenen Berghütten Rumäniens.
Genauer gesagt: sie ist unsere zweithöchste Touristenhütte (nach dem in Nonplusultra-Höhe,
2507 m, stehenden Omul-Haus).
In unmittelbarer Nähe der Babele-Hütte findet man die Babele-Felsen und die Butschetsch-Sphinx,
die vielleicht seltsamsten und deshalb am meisten „interpretierten“ Naturgebilde der
rumänischen Karpaten. Vom Babele-Haus leicht zu erreichen ist das Caraiman-Kreuz, ein
eindrucksvolles Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs (mit großartiger Aussicht
auf das Prahova-Tal).
2200 m bei der Babele-Hütte: das ist der absolut höchste Punkt, den in unseren Karpaten
eine Touristenstraße berührt.
Vom Dichiu läuft ein Fahrweg westwärts hinab ins Ialomiţa-Tal. Über die Stationen Zănoaga-Hütte
(an der Zănoaga-Klamm), Bolboci-Hütte, Tătaru-Klamm, Padina-Hütte gelangt man auf
diesem Weg zur Peştera-Hütte, die 1610 m hoch in der Nähe der Bärenklamm (Cheile
Urşilor) und der Ialomiţa-Höhle steht.
PKW-Fahrer, die zur Babele-Hütte oder ins Ialomiţa-Tal wollen, tun gut, sich vor dem Start
beim Touristenamt in Sinaia nach dem Zustand der Butschetsch-Straßen zu erkundigen.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 75, S. 28 – 29)
Seite | Bildunterschrift |
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28 | Kartenskizze: Parâng |
29 | Kartenskizze: Bucegi |