Auf einer Reise im Banat zu beachten
von Ferdinand Hirm
Wie vielfältig die Banater Landschaft zwischen Marosch und Donau ist, zwischen Arad und
Orschowa, ist dem „Komm mit“-Leser aus den bisher erschienenen Bänden bekannt, die ihn
durch Flusslandschaften, durch die Bergwelt des Südbanats, durch die Städte und über die
Heide zu den Dorffesten der Banater Schwaben führten. Wir wissen, dass die Vorstellung
vom eintönigen Flachland nicht einmal auf das Siedlungsgebiet der Banater Schwaben
zutrifft, sondern, streng genommen, nur auf die Heide, denn die Hecke schon ist ein leicht
gewelltes Hügelland, und bei Tirol oder in der Bergsau sieht es eigentlich schon nach
Bergland aus, und an ausgedehnten und sogar berühmten Weinbergen ist im Banat
ebenfalls kein Mangel.
Worauf wir noch zusätzlich hinweisen wollen, ist die Vielfalt der hier wohnenden
Bevölkerungen, die das Banater Bild noch bunter und noch attraktiver macht. In keinem
anderen Gebiet unseres Landes wohnen neben Rumänen so viele Nationalitäten
beisammen wie hier, nirgends hören Sie auf der Straße oder in der Eisenbahn mehr
Sprachen und Dialekte wie hier, und nirgends ist das Folklorefestival vielschichtiger und
farbenprächtiger als in Temesvar oder Arad. Entschließen Sie sich einmal auch dafür, einer
der Zehntausenden Zuschauer zu sein, die das Folklorefestival in Temesvar auf die Straße
lockt, und vergessen Sie dabei nicht ihre Farbfilmkamera – Sie brauchen sie für die
farbenreichen Gewänder der Rumänen von der Bistra, Temesch, für die leuchtenden
Schultertücher der schwäbischen Mädchen, für die rot-weiße Tracht der Ungarinnen aus
Jimbolia, für die Serbinnen aus Warjasch und für die Goldfadenstickereien der Bäuerinnen
aus Dudeşti-Vechi.
Und doch ist das alles nur Vorgeschmack, Werbung sozusagen für größere Reisen durch
diese einzigartige Trachten- und Sprachenlandschaft. Gewiss, der Alltag auf den Dörfern ist
weniger leuchtend, weniger schillernd, aber Sie müssen nicht unbedingt ins Kulturheim
gehen, wenn Sie, sagen wir, serbische Lieder hören wollen. Die Häuser in den Dörfern mit
gemischter Bevölkerung unterscheiden sich allerdings kaum voneinander. Hier müssen Sie
schon hinauf auf den Giebel sehen, um es aus der Inschrift herauszulesen, wer der Besitzer
ist. Es ist eines der vielen Beispiele gegenseitiger Beeinflussung, denen Sie im Banat
begegnen werden, und die Sie zweifellos als bedeutsam und erfreulich vermerken, weil
gerade diese Elemente nicht ein Nebeneinander-, sondern ein Miteinanderleben bezeugen.
Wir empfehlen Ihnen diese Reise ja auch nicht als eine Schau kurioser Dinge, sondern als
ein durchaus heutiges Erlebnis. Dass Sie dabei immer noch vieles an Trachten und eigenem
Brauchtum sehen, steht dazu nicht im Widerspruch.
Dass die Schwaben auf der Heide und in der Hecke wohnen, ist Ihnen ja bekannt. Aber
vergessen Sie die Berglanddeutschen in den Semenikdörfern nicht – die einzigen
Deutschen, die noch ausschließlich Tracht tragen (auch die Jugend). Die Kraschowäner
finden Sie in den Dörfern um Cereşova, inmitten einer schönen Bergwelt, Serben wohnen in
den Ortschaften um Neu-Moldowa, aber auch in den Heidedörfern um Großsanktnikolaus
und entlang des linken Maroschufers, Slowaken leben in Nadlak und Bulgaren im stattlichen
Winga, in Dudeştii-Noi bei Großsanktnikolaus und in Breştia. Suchen Sie unbedingt die
Rumänen am Oberlauf der Temesch auf, aber auch in Igriş an der Marosch und in den
Dörfern im Lippauer Hügelland; übersehen Sie nicht Ungarn in Mailat und nicht die Kroaten
in Rekasch, und machen Sie sich darauf gefasst, in Temesvar allen zu begegnen.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 74, S. 201 – 203)
Seite | Bildunterschrift |
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202-1 | Schwäbinnen aus Pietroasa Mare, Kreis Temesch |
203-2 | Rumänen aus der Poiana Rusca, Kreis Temesch |
203-3 | Ungarische Tänzer aus Jimbolia, Kreis Temesch |
203-4 | Mädchen in Gărâna, Kreis Karasch-Severin |