Für Wanderer, Skiläufer und Erholungssuchende genau das Richtige
von Lia Gross
Ferien in Predeal sind zu jeder Zeit empfehlenswert. Jährlich suchen Zehntausende hier
Ruhe, Erholung und Entspannung (und finden sie auch!), genießen die harzreiche Luft der
Nadelwälder oder finden Vergnügen am Skilauf oder ausgedehnten Wanderungen.
Predeal bietet aber noch mehr: Das subalpine Klima, die ozonreiche Luft, die Tatsache, dass
der Ort ganztägig der Sonne ausgesetzt ist – all das sind therapeutische Faktoren, die
Predeal zu einem Kurort machen, der bei verschiedenen Leiden empfehlenswert ist, wie z.B.
bei Blutarmut, Stress, Asthenie, Asthma, Allergien, Bronchitis, chronischen Katarrhen der
Luftwege, Rekonvaleszenz nach Lungenaffektionen u.a.
Predeal ist die höchstgelegene Stadt Rumäniens (1040 m Passhöhe am Bahnhof und 1110
m höchstes Haus: Cioplea-Hütte). Es liegt an der Autostraße (und Bahnlinie), die Bukarest
über das Prahova- und Tömöschtal mit Braşov verbindet. Die Stadt liegt an der
Wasserscheide dieser beiden Flüsse und hat eine Länge von etwa 8 km. Rechts und links
der Chaussee breitet sie sich weit über die umliegenden Hänge und Hügel aus.
Von überall bietet sich einem ein großartiger Ausblick auf die beiden Haupttäler, die bei
Predeal ihren Ursprung haben: das nach Süden führende Prahovatal (Valea Prahovei) und
das Tömöschtal (Valea Timişului), das nach Norden Braşov zu führt, sowie auf die diese
begrenzenden Bergmassive: Bucegi und Gârbova-Baiului-Berge bzw. Schuler (Postăvarul)
und Hohenstein (Piatra Mare). An klaren Tagen sieht man aber viel weiter. Vom Cioplea
kann man leicht den messerscharfen Rücken des Königsteins (Piatra Craiului) erkennen,
steigt man noch höher, z.B. auf den Clăbucet, so sieht man auch das Iezer-Păpuşa-Massiv
sowie einen Teil der Fogarascher Berge – immer gute Sichtverhältnisse vorausgesetzt, die
meist an Herbst- und Wintertagen anzutreffen sind. Das sind auch die Jahreszeiten, die
Fotografenherzen höher schlagen und ihre Kameras nicht zur Ruhe kommen lassen.
Predeal selbst ist – wie bereits gesagt – keine ebene Ortschaft, fast alle Wege, die von der
Hauptstraße abzweigen, führen bergauf. Rund um die Ortschaft erheben sich mehr oder
weniger hohe Berge – meist bewaldet – und unbewaldete Bergkuppen, „Clăbucete“ genannt,
von denen der Clăbucetul Taurului mit seinen beiden Spitzen (der nächste und im
allgemeinen der Clăbucet genannt), der Clăbucetul Azugii und der Clăbucetul Baiului die
bekanntesten sind. Da all diese Kuppen relativ hoch liegen (1300 – 1600 m) und ziemlich frei
stehen, kann man sich leicht vorstellen, dass die Aussicht von jeder der Kuppen
überwältigend ist.
Einige wichtige Hinweise: Predeal ist ein Luftkurort mit Ganzjahrbetrieb, dessen subalpines
Klima durch eine Jahresmitteltemperatur von 6 ° (Sommer 14 ° - 18 °; Winter minus 7 ° -
minus 4 °) gekennzeichnet ist. Nordwinde herrschen vor. Die Niederschläge erreichen ein
Jahresmittel von 800 – 1.000 mm, die Luftfeuchtigkeit im Sommer etwa 71 Prozent, im
Winter bis zu 80 Prozent. Der Luftdruck ist relativ niedrig: Jahresmittel 669,1 mm mit
minimalen Schwankungen.
Archäologische Funde haben den Beweis erbracht, dass dieses Gebiet schon seit
urdenklichen Zeiten bewohnt war. Aber erst im 18. Jh., als der Weg durch diese beiden Täler
zu einer der Hauptverbindungen von diesseits der Karpaten ins transsilvanische Hochland
und umgekehrt wurde, entstanden hier einige Einkehrhäuser. Nach 1850, nachdem die
Zollstation von Breaza nach Predeal verlegt worden war, und vor allem nach dem Bau der
Eisenbahnlinie (1876), beginnt die Ortschaft sich zu entwickeln und wird allmählich ein
gesuchter Luftkurort.
Kommt man von Süden, so betritt man zuerst den ältesten Teil von Predeal, Malul Ursului
genannt, der zwischen 1830 und 1838 entstanden ist. Hier befindet sich auch das Kloster
Predeal, das im Jahre 1829 an der Stelle erbaut wurde, wo vorher ein Kirchlein aus dem
Jahre 1774 gestanden hatte. Auf vergilbten Blättern eines Gebetsbuches hat seinerzeit ein
Mönch vermerkt, dass im Jahre 1866 der Fürst Alexandru Ioan Cuza hier durchgezogen ist.
Im Ersten Weltkrieg tobten in und um Predeal heftige Kämpfe. Die Stadt wurde fast zur
Gänze vernichtet, erstand aber noch größer, noch schöner und verdient nun vielleicht eher
als Sinaia und Buşteni die Bezeichnung „Perle der Karpaten“. Nette Häuschen, schmucke
Villen im Schweizer Stil, moderne größere und kleinere Blocks, elegante Hotels prägen das
heutige Bild dieses Luftkurortes. Restaurants, Konditoreien, Bars, Kinos, ein Kulturhaus und
ein moderner Handelskomplex am Bahnhof vervollständigen es.
Der jüngste Teil von Predeal ist der Cioplea, sozusagen die Villenkolonie. Hier befindet sich
auch das moderne und elegante Hotel Predeal sowie der Hotelkomplex Cioplea, zu dem sich
in nächster Zeit ein neues und schönes Hotel gesellen wird, das gegenwärtig in Bau ist und
das größte Hotel Predeals werden soll.
An der Hauptstraße liegen die Hotels Carmen und Rosmarin – beide etwas älter, aber
erstklassig. Im Poliştoaca-Tal, am unteren Ende des Skihangs, wurde vor einigen Jahren das
schöne Hotel Clăbucet-Sosire errichtet; neuer ist das Hotel Clăbucet-Plecare, das am oberen
Ende desselben Skihanges liegt und nur per pedes (etwa 1 Stunde Aufstieg) oder mit dem
Sessellift erreicht werden kann und hauptsächlich für Wintersportler gedacht ist. Etwas
weiter weg liegen das moderne Hotel Trei Brazi und der Hotelkomplex Pârâul Rece, wohin
es jedoch Busverbindung gibt.
Wer es billiger haben will, kommt per ONT oder mit einem Urlaubsschein der
Gewerkschaften, wird in einer der zahlreichen Villen untergebracht und hat auch mit der
Verköstigung keine Sorgen, denn Mahlzeiten sind im Preis mit inbegriffen. Wandervögel, die
nicht an fixe Essstunden gebunden und dem Stadttrubel fern sein wollen, finden mäßige bis
gute Unterkunft in den mehr oder weniger nahe gelegenen Hütten Schiori, Cioplea, Susai,
Gârbova, Secuilor, Diham (2002 abgebrannt), von wo aus man schöne Wanderungen
unternehmen kann.
Was die Skihänge anbelangt, bietet Predeal alle Varianten: Idiotenhänge für Anfänger,
Hänge mittleren Schwierigkeitsgrades für fortgeschrittene Skihasen und den Clăbucet-Hang
mit seinen beiden Abfahrten (der klassischen und der neuen Variante unter dem Sessellift)
für Könner. Rund um Predeal ist das Gelände für Anfänger des Skilanglaufs wie geschaffen:
schöne Waldwege mit mäßigen Steigungen und Abfahrten.
Zwei Sessel- und zwei Schlepplifte stehen am Clăbucet-Hang den Skiläufern zur Verfügung.
Und Skilehrer ebenfalls. Predeal ist ein Skizentrum ersten Ranges. Die Kinder von Predeal
sind fast alle ausgezeichnete Skiläufer und bester Nachwuchs für unsere Ski-Elite. Was
weiter kein Wunder ist, denn hier gibt es ein auf Skilauf spezialisiertes Sportlyzeum.
Wer nicht Ski laufen will, der kann rodeln oder neuerdings auch Skibob fahren. Wer nur
wandern will, findet auch im Winter genug Spazierwege.
Durch seine Lage mitten in den Bergen, zwischen touristische Höhepunkte bietenden
Bergmassiven, hat man als Tourist in Predeal die Qual der Wahl. Nach allen Richtungen hin
führen vorzüglich markierte Wanderpfade, die jedem das zu bieten imstande sind, was der
betreffende Wanderer gerade sucht: von kurzen Spaziergängen über Halbtagestouren bis zu
ausgedehnten Wanderungen leichteren und schwereren Grades, die einen ganzen Tag in
Anspruch nehmen.
Ein viel begangener Weg führt durch das Poliştoaca-Tal; es ist ein schöner, breiter
Spazierweg durch den Wald, auf dem neuerdings den Touristen zuliebe der Autoverkehr
verboten wurde. Er führt in etwa einer Dreiviertelstunde zur Cioplea-Hütte.
Ein etwas längerer und steilerer Weg führt zum Clăbucet hinauf. Zuerst geht’s auf einem
schmalen Pfad durch den Wald, dann einfach den Skihang weiter. In rund einer Stunde ist
man oben, beim Hotel Clăbucet-Plecare. Von hier aus kann man zur Gârbova-Hütte (von wo
ein Waldweg zurück nach Predeal führt) und weiter auf die zweite und höhere Clăbucet-
Spitze, wo man das Panorama der Bucegi zum Greifen nahe vor sich hat. Aber nicht nur
dieses Massiv bietet sich dem Auge dar. Wohin man schaut: Berge – steinerne Riesen mit
Steilhängen, bewaldete Höhen, grasbedeckte breite Bergrücken, sanfte Hänge, dunkle Täler
... Nun kann man nach Azuga absteigen und mit Zug oder Bus nach Predeal zurückkehren.
Vom Hotel Clăbucet-Plecare kann man aber auch zur Susai-Hütte wandern. Ein stiller, wenig
begangener Kammweg durch den Wald bringt uns in 1 – 1½ Stunden hin. Ein unmarkierter
Weg führt von da weiter zum Clăbucetul Azugii. Markierte Wege führen zurück nach Predeal,
zum Hohenstein, zur Renţea-Hütte.
Ein schöner Weg hat seinerzeit zur Trei-Brazi-Hütte geführt. Nun hat man dort ein Hotel
errichtet und den Pfad zu einem Autoweg ausgebaut, sehr zum Missfallen der Wanderer,
denn auf dem Fahrweg latschen und Autoabgase statt frische Waldluft atmen, ist keine reine
Freude. Deshalb fährt man lieber per Bus bis zum Hotel und wandert von dort weiter. Erst
mal auf die Morarului-Spitze, die in höchstens 30 Minuten zu erreichen ist und Ausblick auf
die Bucegi im Allgemeinen sowie Einblick ins Mălăieşti- und Ţigăneşti-Tal im Besonderen
bietet. Auch den Königstein sieht man majestätisch da liegen. Und vor uns, zu unseren
Füßen sozusagen, ein tiefes, breites Tal, durch dass ein Pfad hinüber zum Pârâul Rece
führt. Von dort kehrt man am besten wieder per Bus nach Predeal zurück. Man kann aber
auch den Diham besteigen, eine Vorstufe der Bucegi. Vom Diham aus kann man allerhand
unternehmen: eine Bucegi-Wanderung beginnen (über Mălăieşti, über den Bucşoi oder
durch das Cerbu-Tal zum Omul); man kann aber auch nach Buşteni, Azuga oder Predeal
absteigen.
Aber zurück nach Trei Brazi: Von hier ist es nicht weit zur Rosenauer Wiese (Poiana
Secuilor) mit der Hütte gleichen Namens (Cabana Secuilor). Auf halbem Weg zweigt ein
Pfad nach links ab, der durch die Schuler-Klamm (Cheile Râşnovului) zur Cheia-Hütte und
weiter nach Rosenau führt. Ein Bus bringt uns nach Braşov, und per Bus oder Zug kehrt man
nach Predeal zurück.
Von der Poiana Secuilor kann man auch den Schuler besteigen oder bei dem Şaua Calului
genannten Bergsattel abzweigen und den Berg links oder rechts herum umgehen. Links
kommt man auf einen Forstweg, der zur Schuler-Klamm führt, rechts gelangt man nach
Obertömösch.
Ein kurzer Abstieg durch den Wald bringt uns von der Secuilor-Hütte zur Timiş-Hütte an der
Autostraße Braşov – Predeal. Auf einer Abkürzung ist man in unerwartet kurzer Zeit wieder
oben in Predeal.
Bequemer kann man den Schuler jedoch von Braşov aus besteigen. Es gibt u. a. einen
Direktbus, der – aus Bukarest kommend – bis in die Schulerau (Poiana Braşov) führt, von wo
man auf verschiedenen Pfaden zur Spitze gelangen, über die Große Schulerau zur Cheia-
Hütte, nach Rosenau oder Cristian absteigen oder über Zinne bzw. Warthe nach Braşov
gelangen kann.
Will man auf den Hohenstein, so hat man dafür mehrere Möglichkeiten. Aus Predeal selbst
über den Susai oder am großen Tunnel vorbei. Außerdem kann man mit dem Bus nach
Tömösch (Tamina-Aufstieg) oder weiter nach Dâmbul Morii fahren, von wo aus es gleich
mehrere Aufstiegsvarianten gibt. (Einzelheiten siehe
„Komm mit“ 1973: „Kennen Sie den
Hohenstein?“)
Keine Angst, Langeweile kommt bestimmt nicht auf! Im Kulturhaus ist immer was los, Kinos
und Jugendklubs sind viel besucht, in den Bars kann man bis spät nachts tanzen und Musik
hören, die Restaurants sind ebenfalls nicht zu verachten. Schließlich gibt’s da noch die vom
lokalen Touristikunternehmen organisierten Ausflüge. Als Winterurlauber (der aber nicht als
Skiurlauber nach Predeal kommt) hat man die Möglichkeit, sich die nötige Ausrüstung zu
borgen und es als Skiläufer zu versuchen.
Urlaub in Predeal – warum nicht? Es kommt nur auf einen Versuch an!
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 74, S. 141 – 149)
Seite | Bildunterschrift |
---|---|
142 | Treffpunkt der Wintersportler und Ausgangspunkt einer schönen Abfahrt: Clăbucet Plecare. |
143 | Den Cioplea nicht besucht zu haben, heißt nicht in Predeal gewesen zu sein. |
143 | Trei Brazi Hotelterrasse. |
145 | Blick vom Hohenstein (bei der Bolnok-Hütte) auf Schuler und Schulerau. |
146 | Der Bucşoi und der gezackte Morar-Kamm vom Cioplea gesehen. |
147 | Im Poliştoaca-Tal. |