von L.G.
Etwa 35 km nördlich von Ploieşti, dort wo das Hügelland beginnt, strebt aus den Tiefen der
Erde ein Salzmassiv bis an die Erdoberfläche. Wir sind in Slănic-Prahova, dem bekannten
Bade- und Luftkurort im Slănic-Tal. Dieses vor Jahrmillionen entstandene Massiv, dessen
Abbau heute in dem größten und modernsten Salzbergwerk des Landes vor sich geht, bietet
Reserven, die Europas Salzhunger auf Jahrhunderte hinaus stillen könnten.
Das erste offizielle Dokument, den Salzreichtum dieser Gegend betreffend, stammt aus der
zeit des Herrschers Constantin Brâncoveanu (1691) und erlaubt Mihail Cantacuzino, hier
Salzgruben zu eröffnen. Es ging recht primitiv zu: Erst grub man senkrechte Schächte und
erweiterte sie dann nach allen Seiten, bis sie schließlich die Form einer Glocke annahmen.
Solche längst aufgelassene Gruben, die eine Tiefe bis zu 140 m aufweisen, kann man auch
heute noch sehen.
Die meisten dieser Gruben sind heute Salzseen, denn das Regenwasser löste das Salz an
der Oberfläche allmählich auf, wodurch die Decke immer dünner wurde, bis sie schließlich
einstürzte. Ein solcher Einbruch – allerdings von Riesenausmaßen – ließ den Salzsee Baia
Baciului (Hirtenbad) entstehen.
In diesem See spiegelt sich der Salzberg (Muntele de Sare), ein durch Erdrutsch vor etwa
200 Jahren freigelegter kleiner, aber beeindruckender Berg, in dessen Innerem seinerzeit
ebenfalls nach Salz gegraben worden war. Nach dem großen Erdbeben von 1838 drang
Wasser in die Grube, und Jahre darauf stürzte die Kuppel ein. Ein Schacht blieb übrig, durch
den nun das Licht eindringt und dem See eine eigenartige dunkelgrüne Farbe verleiht. (Eine
andere Version lässt uns wissen, dass die Kuppel 1914 einstürzte und erst danach der See
durch eindringendes Regenwasser entstand.) Wie dem auch sei – der See ist da, und sein
Wasser ist nicht nur stark salzhaltig, es hat auch therapeutische Wirkung. Deshalb grub man
einen Tunnel bis ins Berginnere, verlegte Rohre und leitet nun dieses Wasser in die warmen
Bäder, die am Ufer des Sees Baia Baciului entstanden.
Durch diesen Tunnel kann man bis zum Schacht vordringen und so ein aufgelassenes
Bergwerk mal von innen erleben. Über sich sieht man ein Stückchen Himmel, unter sich die
dunkel glänzende, spiegelglatte Seeoberfläche, in der sich Wände, Himmel, Wolken und die
Leute auf der Plattform spiegeln. Diese Höhlung heißt Grota Miresii (die Grotte der Braut),
seitdem sich – so die Sage – eine in ihrer Ehre gekränkte Braut in den See gestürzt haben
soll. An den Wänden kann man nun verfolgen, wie sich das Salz in Tausenden von Jahren in
dicken Schichten abgesetzt hat.
Nicht weniger interessant ist der Salzberg von außen. Da hat der Regen im Laufe der Zeit
ein fabelhaftes Kunstwerk geschaffen, an dem er unentwegt weiter meißelt. Das Wasser hat
durch Auflösen des Salzes unendlich viele Kanäle und Kanälchen gegraben, zwischen
denen messerscharfe Kanten und Spitzen stehen blieben. Das Ganze sieht nun aus, als sei
es kunstvollstes Filigran. Heute steht der Salzberg unter Naturschutz.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 74, S. 247 – 248)
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247 | Slănic-Prahova: Salznapf und Heilbad. |