Wandern mit Schülern
von Michael Kapp
Als ich die VII. Klasse absolvierte, starteten wir zur ersten großen Schulreise.
Es ging mit drei Pferdewagen über Talmesch in den Roten-Turm-Pass. Von da,
nachdem die Landskrone besichtigt wurde, führte man uns nach Porceşti, wo
wir uns die geologisch interessanten Ablagerungen ansahen. Das dauerte drei Tage
und war für uns ein Ereignis.
Heute, nach 25 Jahren, ist eine Klassenlehrerin der III. Klasse unzufrieden,
wenn sie nach Beendigung des Schuljahres ihre Klasse nicht mindestens 80 – 100
Kilometer weit von der Heimatortschaft führt. Nun ist es normal, dass die
Schulreisen per Autobus oder Eisenbahn gemacht werden, jedoch wird dabei nicht
bedacht, dass das Kind einerseits auch während der Schulzeit Bus fährt, Verkehr
und Industrie sieht, zweitens gibt es schon viele Eltern, die Autos besitzen und
demnach die Kinder auch spazieren fahren.
Ein wirkliches Ausspannen und viel gesünder als diese Fahrten ist ein
Schulausflug ins Gebirge. Wenn man als Klassenlehrer zwischen Autobusfahrt und
Gebirge zu wählen hat, sollte man auch den finanziellen Teil berücksichtigen, da
man beispielsweise mit 150 Lei per Autobus höchstens zwei Tage reisen kann,
jedoch im Gebirge, das nicht weiter als 30 Km liegt, mit derselben Summe vier
Tage bleiben kann. Gebirgsausflüge können aus allen Teilen unseres Landes
unternommen werden. So bietet sich den Bukarestern durch die guten
Eisenbahnverbindungen die Möglichkeit, das Butschetschgebirge zu besteigen, den
Burzenländern das Ciucaş-, Königstein- und Schulergebirge; wir in der
Umgebung von Sibiu wiederum haben die Fogarascher und das Zibinsgebirge in der
Nähe.
So organisierte die Grundschule Nr. 2 von Cisnădie mit Hilfe des
BTT-Unternehmens eine fünftägige Schulreise, wobei wir eine Nacht in der
Surulhütte verbrachten, anschließend eine Kammwanderung zur Negoihütte machten,
wo wir weitere drei Tage blieben und Ausflüge unternahmen. Es wurden 150 Lei pro
Kind vorausbezahlt, wobei Reisen, Schlafen und ein warmes Essen täglich
eingerechnet waren. Am Ausflug nahmen außer 25 Kindern noch drei Erwachsene teil.
Nun bietet sich noch eine weitere Möglichkeit, Schulausflüge zu machen – mit dem
Zelt, wobei man nicht an Hütten gebunden ist und demnach das Übernachten
kostenlos ist. Solche Schulreisen kommen aber nur für Schüler von der VII.
Klasse aufwärts in Frage, da hierbei an das Kind schon größere Anforderungen
gestellt werden. Zu dem notwendigen Essen, für mindestens 2 – 3 Tage, kommen
noch Kleider, Decke oder Schlafsack und ein Zelt auf je 4 – 5 Schüler dazu.
Trotz des Mehraufwands beim Tragen des Rucksacks möchte ich zu Zeltausflügen in
den Ferien raten, da die Romantik des Zeltlebens den Kindern viel Spaß macht.
Eine derartige Schulreise unternahm ich im Juli 1971 mit Schülern der VIII.
Klasse. Wir fuhren über Râmnicul Vâlcea bis nach Horezu, von wo
wir in sechs Tagen über das Căpăţâna-, Lotru- und
Zibinsgebirge bis nach Hause wanderten. Die Tagesmärsche wurden nicht über fünf
Stunden ausgedehnt, und in Voineasa am Lotru konnten wir uns frisch mit Proviant
versehen. Die ganze Tour, einschließlich Fahrt, kostete 100 Lei. Die Jungen
waren begeistert von der Partie.
Wenn man mit Schülern der Unterstufe zelten will, ist es empfehlenswert, ein
Zeltlager aufzustellen, von wo man Tagesausflüge unternimmt.
Gebirgswanderungen habe den Vorteil, die Schüler abzuhärten und durch die
zurückgelegten Tagesmärsche ihr Selbstvertrauen zu heben.
Wie immer man eine Schulreise gestaltet, durch Busfahrten oder Bergwanderungen,
sollte folgendes berücksichtigt werden:
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 72, S. 219 – 220)
Seite | Bildunterschrift |
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219 | Rucksack runter, Beine ausgestreckt, siebenmal tief geatmet; Ruhepause am Fuße des Ciortea in den Fogarascher Bergen. |