Relikte unserer Pflanzenwelt, die geschützt werden müssen
von Heinz Heltmann
Die Pflanzenwelt Rumäniens ist im wesentlichen nach der letzten Eiszeit zustande gekommen, da sich bei uns der Großteil unserer Pflanzenarten in der Nacheiszeit aus benachbarten Florengebieten, vor allem aus dem Norden und Osten, ausgebreitet hat. Der tief wirkende Einfluss der Eiszeit auf die heutige Zusammensetzung unserer Flora ist ohne weiteres zu verstehen, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass in der Eiszeit eigentlich mehrere Vereisungen stattfanden, während der unsere Karpaten bis zu ihrem Fuße (im Mălăieştier Tal bis 1360 m) von mächtigen Gletschern bedeckt waren. Dadurch wurden die klimatischen Verhältnisse auch in den unteren Lagen wesentlich rauer als im Tertiär, das durch ein subtropisches Klima gekennzeichnet war. Durch die zunehmende Vereisung gezwungen, stiegen die Gebirgspflanzen in die Ebene herab und überdauerten – an rauere Lebensbedingungen gewöhnt – hier die Eiszeit. Unmöglich war dies für die meisten Vertreter der Tertiärflora, die an ein wärmeres Klima angepasst waren und somit größtenteils zugrunde gingen oder in eisfreien, klimatisch günstigeren Gegenden, in den so genannten Refugialgebieten, Zuflucht fanden. Ein solches Rückzugsgebiet für gefährdete Arten war beispielsweise der südliche Balkan und im Osten die Kolchis (Gebiet südlich des Kaukasus).
Einem kleinen Teil dieser Pflanzen sowie Arten, die während der Eiszeit oder in
der wärmeren Nacheiszeit zu uns kamen, gelang es, sich an einigen Orten, deren
Mikroklima ihren Forderungen entsprach, bis heute zu erhalten. Man bezeichnet
sie als Restarten oder Relikte. Sie sind Überreste der Floren längst vergangener
Zeitabschnitte der Erdgeschichte und kommen heute nur noch an wenigen Stellen
vereinzelt oder in kleinen Beständen vor. Als einst weit verbreitete,
lebenskräftige Arten haben sie ihre Blütezeit längst überschritten und befinden
sich nun auf dem absteigenden Ast ihrer Entwicklung. Aber gerade sie gehören zu
den Seltenheiten und Besonderheiten unserer Pflanzenwelt und geben dieser,
zusammen mit den endemischen Arten unserer Flora, ihr eigenartiges Gepräge.
Unsere Reliktarten können wir nach der Flora, der sie angehören, bzw. nach dem
erdgeschichtlichen Zeitabschnitt, aus dem sie sich bis in die Gegenwart
herüberretten konnten, in Tertiär-, Eiszeit- und nacheiszeitliche Steppenrelikte
einteilen. Auch die Endemismen unserer Pflanzenwelt sind, da es sich meist um
alte Pflanzentypen handelt, Reliktarten.
Das bedeutendste Tertiärrelikt unserer Pflanzenwelt ist zweifellos die Weiße
Lotusblume (Nymphaea lotus var. thermalis), die heute in den warmen Seen des
Heilbades „1 Mai“ neben Oradea ihr einziges Vorkommen hat. Als tropische
Pflanzenart hatte sie im Tertiär in Europa eine weite Verbreitung, konnte sich
aber während der Eiszeit nur in den warmen Gewässern erhalten. Ihre nächsten
Verwandten leben heute an den Ufern des Nils (Nordafrika) und in Süd- und
Ostasien. Die Weiße Lotusblume blüht nachts (Juni bis August), und ihren Blüten
entströmt ein angenehmer, rosenartiger Duft. Ihre gesamten Restvorkommen vom
Heilbad „1 Mai“ stehen heute unter Naturschutz.
Unter unseren Gebirgspflanzen gehören die Königsteinnelke, die Königsblume und
das Rosetten bildende Seifenkraut zu dieser Gruppe von Relikten als äußerst
seltene und interessante Arten.
Die Königsteinnelke (Dianthus callizonus) ist durch ihr hohes Alter eine
isoliert dastehende, im Aussterben begriffene Reliktart, die nur noch auf dem
Königstein (Piatra Craiului) aufzufinden ist. Dieser hochinteressante Endemismus
der Burzenländer Flora ist aber durch die schöne Zeichnung seiner Blüten
besonders auffallend und wird von verantwortungslosen und unwissenden Touristen
straußweise gesammelt.
Von der Balkanhalbinsel aus gelangte die Königsblume (Daphne blagayana)
ebenfalls vor Beginn der Eiszeit in unsere Berge, wo sie heute besonders in den
Burzenländer Gebirgen (Schuler – Postăvaru, Hohenstein – Piatra Mare,
Butschetsch – Bucegi und Krähenstein – Ciucaş) nur noch sehr verstreut
vorkommt. Ihre Seltenheit und vor allem der angenehme Duft ihrer Blüten, die
sich schon vor Einbruch des Winters oder normalerweise erst im Februar-März
entfalten, werden ihr zum Verhängnis, da die „Naturfreunde“ trotz strengem
Sammelverbot die Pflanze immer wieder sammeln und dadurch die ohnehin seltene
Samenbildung der Königsblume beeinträchtigen. Ihr Schutz sei darum allen, die
ihre Standorte kennen, besonders ans Herz gelegt. Ihren einwandfreien Nachweis
bei uns verdanken wir dem Kronstädter Botaniker Julius Römer.
Ebenfalls geringe Vorkommen hat heute in unseren Bergwäldern die Eibe (Taxus
baccata), eine Reliktart, die im Tertiär und der darauf folgenden Eiszeit ein
weit verbreiteter Waldbaum war. Sie ist, wie manch andere Pflanzenart, durch das
eigennützige Eingreifen des Menschen in den Haushalt der Natur selten geworden
und bedarf heute voller Schonung. Die Eibe ist im Übrigen noch unser einziger
zweihäusiger Nadelbaum, wodurch ihre Ursprünglichkeit nochmals zum Ausdruck
kommt.
Besonderes Interesse erweckt von den Tertiärrelikten bei den Botanikern das
Rosetten bildende Seifenkraut (Saponaria bellidifolia), weil es zu den wenigen
Karpatenpflanzen gehört, deren Heimat die Gebirge des Mittelmeerraums sind.
Seine Restvorkommen befinden sich bei uns im siebenbürgischen Erzgebirge
(Westgebirge) und im Banat (Kalkfelsen des Domogled bei Herkulesbad –
Băile Herculane).
Stigen wir in den Ostkarpaten und in den Burzenländer Bergen aus der subalpinen
Zone hinab in das Reich der Buchenwälder, so können wir gelegentlich die seltene
Dreiblättrige Waldsteinie (Waldsteinia ternata subsp trifolia) finden, die der
Konstädter Apotheker Karl Hornung am Sachsenbach bei Zizin (Kreis Braşov)
im Jahre 1837 entdeckte. Die Pflanze galt längere Zeit als ein Endemismus der
Ostkarpaten, wurde aber später an wenigen Fundorten auch in anderen europäischen
Ländern (Österreich, Jugoslawien und Tschechoslowakei) entdeckt. Kennzeichnend
für sie als Reliktart ist ihr zerstückeltes Verbreitungsgebiet. Weitere
Unterarten dieser seltenen Rosacee kommen in Asien (Sibirien) am Baikalsee und
auf der japanischen Inselwelt vor.
Zu den Relikten der Voreiszeit gehört weiterhin die Sibirische Kreuzblume
(Polygala sibirica), die, wie ihr Name sagt, aus Asien stammt. Als neue
Pflanzenart für Europa entdeckte sie im Jahre 1866 der siebenbürgische Botaniker
Josef Barth auf dem Hohen Berg bei Scholten – Şoala (Kreis Sibiu), wo sie
aber durch übereifrige Botaniker ausgerottet wurde. Glücklicherweise entdeckte
man vor einigen Jahren ein weiteres Vorkommen dieser botanischen Seltenheit im
David-Tal (Kreis Iaşi). Sie steht hier unter strengem Naturschutz.
Gering ist die Anzahl der wärmeliebenden Tertiärrelikte, die im Banat und in der
Dobrudscha die Eiszeit überleben konnten oder zum Teil aus der letzten
Zwischeneiszeit hier verblieben sind. Zu den voreiszeitlichen Relikten des
Banats gehören die Türkische Haselnuss (Corylus colurna) vom Domogled bei
Herkulesbad, die Manna-Esche (Fraxinus ornus) und die Schmerwurz (Tamus
communis), eine Schlingpflanze, die im Gestrüpp der Zerreichenwälder oder
Laubmischwälder besonders im Herbst durch ihre roten Früchte auffällt.
Reliktarten, die über die Eiszeit in der Norddobrudscha Zuflucht fanden, sind
die Silberlinde (Tilia tomentosa), die vorhin erwähnte Manna-Esche (Fraxinus
ornus), die Ungarische Eiche (Quercus frainetto), der Färberkreuzdorn (Rhamnus
tincturia) und der kerbblättrige Spierstrauch (Spiraea crenata). Ebenfalls als
voreiszeitliches Relikt wird das Vorkommen des Erbsenstrauches (Caragana frutex)
bei Iaşi und der Zwergkirsche (Cerasus fruticosa) bei Slatina und
Ioneşti (Kreis Olt) gewertet.
Die Auffaltung des alpinischen Gebirgssystems im Jungtertiär, angefangen von den
Pyrenäen bis zum Himalajagebirge, verursachte einen starken Temperaturfall, der
den Beginn der Eiszeit kennzeichnet. Während der Eiszeit hat es erhebliche
periodische Klimaschwankungen gegeben. Diese wesentlich neuen Lebensbedingungen
verursachten auch die grundlegenden Veränderungen in der Pflanzenwelt, die wir
eingangs beschrieben haben. Anstelle der subtropischen Tertiärflora trat eine an
kühle und trockene Klimaverhältnisse angepasste Vegetation. Zum Teil handelte es
sich um Gebirgspflanzen unserer Karpaten, die durch die Vergletscherung
gezwungen wurden, in das Vorland oder gar bis in die Ebene hinab zusteigen;
teilweise aber handelte es sich um nordische Pflanzen, die mit den nach Süden
vordringenden Inlandeismassen nach Süden wanderten und in den Eisfreien Gebieten
gediehen. Nach wiederholtem Pendelgang der Vereisungen zogen sich dann die
Eismassen wieder nach Norden zurück, unsere Karpatengletscher schmolzen
allmählich unter dem wärmer werdenden Klima wieder ab, und damit begann die
letzte Epoche in der Erdgeschichte, das Holozän, auch Postglazial oder
Nacheiszeit genannt, das von manchen Geologen als eine weitere Zwischeneiszeit
aufgefasst wird. In dieser wärmeren und trockeneren Epoche setzten erneut
Pflanzenwanderungen ein, wobei die nordischen Pflanzen den sich zurückziehenden
Gletschern nach Norden folgten, unsere Gebirgspflanzen aus unteren Lagen wieder
ins Gebirge hinaufstiegen und von Süden und Osten her jene einst zu Beginn der
Eiszeit von hier geflohenen tertiären Pflanzenarten aus ihren Refugialgebieten
teilweise wieder zu uns zurückkehrten. Mit ihnen kam eine Reihe neuer
Pflanzenarten aus Asien und den Steppengebieten Südosteuropas, die sich unter
den nun hier herrschenden steppenartigen Klimaverhältnissen zu Hause fühlten.
Aber auch aus der Eiszeit blieb eine Reihe nordischer Arten bei uns zurück und
ebenso Vertreter unserer Gebirgspflanzen in den niederen Lagen, die wir zusammen
als Glazial- oder Eiszeitrelikte bezeichnen.
In unserer Pflanzenwelt sind die Eiszeitrelikte weitaus zahlreicher vertreten
als die Tertiärrelikte. Besonders reich an Relikten aus der Eiszeit sind unsere
Hoch- und Torfmoore und die Flachmoore des Burzenlandes. Der feucht-kühle
Moorboden bietet diesen Eiszeitrelikten in hohem Maße die Bedingungen, die den
Ansprüchen dieser nordischen oder alpinen Pflanzen zusagen. Darum spricht man
den Mooren eine geradezu erhaltende, konservierende Rolle im Fortbestehen dieser
Reliktarten zu. Sie sind Refugialgebiete, und in ihnen erreicht heute eine Reihe
nordischer Eiszeitrelikte die südlichsten Punkte ihres Verbreitungsgebietes.
Zu den Glazialrelikten dieser Moore gehören die Armblütige Segge (Carex
pauciflora), Wulfs-Torfmoos (Sphagnum wulfianum), die Zwergbirke (Betula nana),
die Nordische Birke (Betula humilis), der Siebenstern (Trientalis europaea), der
Schmalblättrige Sonnentau (Drosera anglica), das Schlanke Wollgras (Eriophorum
gracile), das Moorläusekraut (Pedicularis limnogena), die Blumenbinse
(Scheuchzeria palustris) und der Sibirische Goldkolben (Ligularia sibirica).
Nordische Relikte sind weiterhin mehrere für Torfmoore typische
Heidekrautgewächse, wie die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), die Moosbeere
(Vaccinium oxycoccus) und der Wilde Rosmarin (Andromeda polifolia). Ebenfalls
Reliktarten sind die Kümmerwuchsformen der Waldkiefer (Pinus silvestris) und der
Fichte (Picea excelsa), die u. a. in den Mooren der Ciuc- (Mohoş) und der
Dornasenke (Poiana Stampei) vorkommen.
Eine ähnliche Bedeutung wie den Torfmooren kommt in der Erhaltung von
Eiszeitrelikten unseren Flachmooren zu. Bekanntere Reliktarten der Flach- oder
Quellmoore der Burzenebene und der Ciuc-Senke sind die Mehlprimel (Primula
farinosa), die nur in den Mooren des Burzenlandes (Hărman, Prejmer,
Stupini) vorkommt und hier den südlichsten Punkt ihrer Erdverbreitung erreicht,
das Blaue Kopfgras (Sesleria coerulea), das Kaiser-Karls-Zepter (Pedicularis
sceptrum carolinum), die Burzenländer Grasnelke (Armeria barcensis), die eine
Tieflandform der Alpengrasnelke aus der Eiszeit ist, das Gemeine Fettkraut
(Pinguicula vulgaris), eine Insekten fressende Gebirgspflanze, die ebenfalls aus
der Eiszeit in diesen Mooren verblieb, aber vor allem in der subalpinen Zone
unserer Karpaten wächst, der Zwerg-Spindelbaum (Evonymus nana), die Sibirische
Schwertlilie (Iris sibirica) u. a. Mehrere Arten, wie der Schmalblättrige
Sonnentau (Drosera anglica), der Ausdauernde Tarant (Swertia perennis), die
Nordische Birke (Betula humilis) und der Sibirische Goldkolben (Ligularia
sibirica), sind beiden Moortypen gemeinsam.
Eine Reihe von Glazialrelikten findet heute ihr Fortkommen in den höheren Lagen
unserer Karpaten, wo ähnliche Lebensbedingungen vorhanden sind wie in den
eisfreien, tiefer gelegenen Gebieten während der Eiszeit. Reliktarten unserer
Karpatenflora sind die Zirbelkiefer (Pinus cembra), die sich im Latschengürtel
unserer Gebirgsmassive nur noch vereinzelt erhalten konnte, die Echte Engelwurz
(Angelika archangelica), die Silberwurz (Dryas octopetala), die Gämsenheide
(Loiseleuria procumbens), der Kälteliebende Tragant (Astragalus frigidus), der
Nickende Steinbrech (Saxifraga cernua), der Knöllchen-Knöterich (Polygonum
viviparum), der Punktierte Tarant (Swertia punctata) und die Bärentraube
(Arctostaphylos uva ursi). Alle zuletzt genannten Arten sind nordische
Pflanzenelemente. Während der Eiszeit sind aber auch aus den Alpen und dem
Balkangebirge Pflanzenarten in unsere Gebirgswelt eingedrungen. Reliktpflanzen
alpiner Herkunft sind beispielsweise die Alpenaster (Aster alpinus), das
Edelweiß (Leontopodium alpinum), die Gletschernelke (Dianthus gelidus), der
Gelbe Enzian (Gentiana lutea), die Siegwurz (Allium victorialis) und die
Alpengrasnelke (Armeria alpina). Höchst interessante Reliktvorkommen aus der
Eiszeit hat das Edelweiß als typische Gebirgspflanze in einer submontanen Wiese
bei Intregalde (Kreis Alba, 590 m Höhe) und im Galda-Tal (Westgebirge –
Munţii Apuseni), wo es auf Kalkfelsen der Buchenzone in nur 550 m Höhe
vorkommt. Auch die Wald- oder Rotkiefer (Pinus silvestris) ist nicht nur ein
Moorrelikt. Restvorkommen von ihr befinden sich in einigen unserer
Gebirgsmassive, wie zum Beispiel im Mălăieştier Tal des
Butschetsch.
Zu den eiszeitlichen Reliktarten unserer Flora, deren Heimat der Balkan ist,
zählen Haynalds Fingerkraut (Potentilla haynaldiana), die Nadelblättrige
Brukenthalie (Brukenthalia spiculifolia), die Siebenbürgische Alpenrose
(Rhododendron kotschyi) und der Siebenbürgische Flieder (Syringa josikaea).
Eine dritte Gruppe von Reliktarten sind unsere Steppenrelikte, die während der
wärmeren Nacheiszeit vor allem aus den Steppengebieten Südosteuropas bei uns
einwanderten und hier große Verbreitung erlangten. Als mit dem Feuchterwerden
des Klimas der Eichenmischwald die ehemalige Steppe der Ebene für sich in
Anspruch nahm, zogen sich die in ihrer Existenz bedrohten Steppenpflanzen auf
die steinigen Trockenhänge der Hügel zurück, wo sie sich als Überbleibsel jener
einst weit verbreiteten Steppenvegetation bis heute behauptet haben. Solche
„Steppeninseln“ sind in der Umgebung von Braşov der Südosthang der Zinne
und des Kleinen Hangesteins oder die sonnigen Lehnen des Leimpesch bei
Hărman. Trockenhänge finden sich aber auch im Siebenbürgischen Hügelland,
und häufiger als sonst kann man in der Dobrudscha und im Banat Steppenrelikte
antreffen. Wahre Fundgruben solcher Relikte sind die Heuwiesen bei Cluj und die
Urwiesen von Bosanci bei Suceava, beides Naturschutzgebiete. Von den zahlreichen
Steppenrelikten, die noch bei uns vorkommen, erwähnen wir die Zwerghyazinthe
(Hyacinthus leucopheus), die Zwergmandel (Amygdalus nana), den Frühlingsadonis
(Adonis vernalis), das Wolga-Adonisröschen (Adonis volgensis), die Nickende
Salbei (Salvia nutans), mehrere Federgrasarten (Stipa sp.), die Flammenlippe
(Phlomis tuberosa), den Diptam (Dictamnus albus), die Gemeine Katzenminze
(Nepeta cataria), die Rumänische und die Schmalblättrige Pfingstrose (Paeonia
romanica und P. tenuifolia), den Stechenden Mäusedorn (Ruscus aculeatus), aus
den Zerreichenwäldern des Banats die Stechpalme (Ilex aquifolius) und die
Sandwinde (Convolvulus persicus).
Schließlich sind auch unsere Endemismen zum Großteil Reliktarten. Die alten, im
Aussterben begriffenen Endemiten, wie zum Beispiel die Königsteinnelke, der
Siebenbürgische Steinbrech (Saxifraga demissa) oder die Siebenbürgische Akelei
(Aquilegia transsilvanica), pflegt man auch als Reliktendemiten zu bezeichnen,
weil ihre Vorkommen bei uns überhaupt die einzigen sind. Weitere Vertreter
solcher Reliktendemiten sind Römers Tragant (Astragalus römeri), Joos Veilchen
(Viola jooi), die Banater Nelke vom Domogled (Dianthus banaticus), die vom
Banater Botaniker Johann Heuffel (Lugosch) entdeckt und beschrieben wurde, die
Banater Schwarzkiefer (Pinus nigra var. banatica) ebenfalls vom Domogled und den
benachbarten Kalkklippen, Schurs Garbe (Achillea schurii) u. a. Weitere Arten
die durch ihren Reliktcharakter gekennzeichnet sind, wären noch das
Siebenbürgische Habichtskraut (Hieracium transsilvanicum) und das
Gletscherleimkraut (Silene nivalis), die beide auf die Ostkarpaten beschränkte
Pflanzentypen darstellen.
Damit haben wir versucht, botanisch interessierten Naturfreunden einen Überblick
über die Reliktarten unserer Pflanzenwelt zu geben. Eine vollständige Behandlung
dieses Themas wurde nicht angestrebt. Aus unserem Wissen um die Seltenheit und
Besonderheit dieser Pflanzenarten erwachsen uns aber auch ernsthafte
Verpflichtungen bezüglich der Erhaltung dieser wissenschaftlich bedeutenden
Relikte, als Zeugen des Werdens und Vergehens unserer Pflanzenwelt im Laufe der
Jahrmillionen.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 72, S. 240 – 246)
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240 | Ohne Titel. (Kolbenenzian) |
242 – l | Frauenschuh |
242 – r | Trollblume |
243 | Alpenglöckchen |
246 | Alpenrose, heißt auch noch Almrausch. |