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Holz

von Heinrich Lauer

Holz gefügt auf Holz, Fußboden und Dach, Pfeiler und Wand, Fenster. Auch der Schmuck ist aus Holz. Selten eine Rosette, meist Kerben, durch die der innere Bau des Materials, Faserung und Maserung sichtbar wird. Aus echtem Holz, wie man sagen darf. Aus Holz, das Holzwürmer nicht scheuen. Und da ist kein Nagel, kein eiserner Nagel drin. Hölzerne ja, Holznägel, das geht, die sind richtig, die halten den Bau zusammen. Von draußen gesehen sind es die höchsten, die es gibt, die höchsten Holztürme der Welt. Der Kirchturm von Surdeşti hat 54 Meter, sieht aus wie die schönste Fichte aller Berge. Drinnen aber ist’s nicht viel größer als in einer Bauernstube. Und sieht auch so aus. Man könnte wohnen drin. Neben den Stickereien in hellem Leinen fehlen grad nur die prallen Kissen, und ein Tisch und eine Bank, die wären da recht am Platz.
Durch das Fenster, es ist ebenfalls klein geraten, dringt mehr Licht, als der Stein hier durchließe; es ist nicht zum Rausschauen gemacht, aber das ist auch nicht nötig, hier kommt alles von draußen herein, ein Zweig des Nussbaums, etwas Wolke und der volle Duft von Heu, das noch am Vormittag Gras im Kirchgarten war. Cuhea, Ieud, Rozavlea heißen sie. Vor allem Ieud. Im Tal der Iza, die fließt in die Theiß, sind sie gelegen. Ieud hat die älteste Holzkirche des Landes; sie steht seit 600 Jahren da oben im Friedhof; die anderen sind meist seit guten zweihundert bis zweihundertfünfzig Jahren da. Holzgotik wollen das manche nennen. Aber das ist eine Umschreibung. Wörter umschreiben hier überhaupt. Holzgotik – das könnte aus der Ferne auf den Schattenriss passen, nicht aber auf das greifbare Detail. Von Bauern ist das alles gemacht und fast alles ausschließlich mit dem Beil. Wer über diese Schwellen getreten ist, spürt, dass es die Art dieses Holzes der Maramureş ist, unter kluger Menschenhand das zu werden, was es hier geworden ist. Die Gotik der Tanne und Fichte, das Gleichnis aller aufrechten Bäume.

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 72, S. 129 – 133)

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