von Alfred Schuster
Sie haben richtig gelesen. Auch in Rumänien gibt es aktive Vulkane, nur speien diese nicht glühende Lava, Asche und Bomben aus ihren Kratern, wie es Ätna, Stromboli oder Popocatepetl tun, sondern Schlamm! Nördlich von Buzău (siehe E 20, km 111), in der Nähe der Dörfer Berca und Pâclele, erstreckt sich ein recht eigenartiger Landstrich. Man könnte ihn mit einer Mondlandschaft in Miniatur vergleichen.
In einer graslosen Gegend, nur einige Hektar groß, erheben sich kaum 3 – 4 Meter
hohe Vulkankegel, aus deren Kratern ab und zu grauer Schlamm fließt. Die
Hauptkrater haben einen Durchmesser von höchstens 6 Metern, während die
Nebenkrater am Hang der Hauptkegel nur einige Handspannen hoch sind und oft mit
einem Topfdeckel aus Mutters Küche zugedeckt werden können.
Der längste „Schlammlava“-Strom ist nur einige hundert Meter lang, zum Teil
getrocknet und von charakteristischen Rissen durchsetzt. In den aktiven Kratern
gluckst und blubbert es, und immer wieder platzen Blasen mit einem Laut, der
sich wie „pâc“, oder „pek“ anhört: Daher auch der Name, den die
Einheimischen diesen Vulkanen gegeben haben. Man nennt sie hier einfach
Pâcle oder auch Fierbători (die Kochenden). Eine stärkere
Aktivität dieser Vulkane ist immer nach einer Regenzeit zu beobachten. Das
frisch in die Erde eingedrungene Wasser wird dann von den aus tiefen Bruchlinien
aufsteigenden Gasen wieder nach oben befördert. Auf diesem Weg werden Tonstücke,
feiner und gröberer Sand, ja sogar kopfgroße Steine und Fossilien mitgeführt und
kommen über den Kraterrand.
Eine feine Ölschicht auf der Oberfläche der „Schlammlava“, sowie ein feiner
Erdölgeruch beweisen, dass diese Naturerscheinung mit dem in der Nähe
geförderten Erdöl in Verbindung zu bringen ist.
Am Rande dieser Kraterlandschaft stehen kniehohe Sträucher – Nitraria schoeberi
genannt –, die nur hier am Wiesensaum wachsen.
Dieser Bodenfleck mit seiner eigenartigen Flora steht unter Naturschutz, denn
sowohl Schlamm-Vulkane als auch die Nitraria schoeberi kommen bei uns nur hier
vor.
E 20 – Buzău (km 111): Bedeutendes Wirtschaftszentrum, rund 75 000 Einwohner. In der Umgebung ein merkwürdiges Naturphänomen: Die Schlammvulkane von Pâclele Mari, ein Naturschutzgebiet. Anfahrt über Sătucu-Berca, rund 30 km auf der DN 10.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 72, S. 65 – 67)
Seite | Bildunterschrift |
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66 | Innen Schlamm, außen Schlamm, in der Mitte ein Loch, in dem es blubbert. |
67 | Einzelne Vulkankegel sind ein paar Meter hoch, manche so klein wie ein Lampenschirm. |