von Heinz Heltmann
Für die organisierte Touristik Rumäniens schlug die Geburtsstunde zweifellos in
Kronstadt, als hier, in dieser einzigartig gelegenen Bergstadt unseres Landes,
unter der Leitung von Prof. Julius Römer im Jahre 1873 der erste Verein
einheimischer Bergfreunde, der „Siebenbürgische Alpenverein“, entstand. Der
Siebenbürgische Alpenverein war kein Verein im herkömmlichen Sinne, sondern eine
Gemeinschaft von Natur- und Bergfreunden, deren Wunsch und Bedürfnis es war, die
heimische Bergwelt zu erschließen und sich die Heimat zu erwandern. Er ist somit
als Vorläufer des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) zu betrachten, der im
Jahre 1880 in Hermannstadt gegründet wurde.
Neunzig Jahre sind es her, dass die Kronstädter Sektion des SKV aus dem
Siebenbürgischen Alpenverein hervorging (2. April 1881). Der neu gegründeten
Sektion schloss sich Römer nicht nur mit seinen Bergfreunden an, sondern er
widmete dieser, mit der Einwilligung der Vereinsmitglieder, auch das Vermögen
des nunmehr aufgelösten Alpenvereins. In der gründenden Vollversammlung wurde
Prof. Römer einstimmig zum Sektionsobmann gewählt. Er verblieb es dreißig Jahre
hindurch. Viele Jahre lang (1883 – 1922) trug Julius Römer auch als
Vorstandstellvertreter des SKV unermüdlich zur Entfaltung des Gesamtvereins bei.
Vielseitig war Römers Tätigkeit. Zweck und Ziel des SKV, „die Karpaten und deren
Gebirgswelt zu erschließen, sie wissenschaftlich zu erforschen, zu beschreiben
und das Interesse für die Gebirge zu beleben“, hat er in zielbewusster,
aufopferungsvoller Arbeit verwirklicht. Hüttenbau, Wegbau und Wegmarkierungen
standen im Vordergrund der Bemühungen der Sektion Kronstadt des SKV. Quellen
wurden eingefasst, Weg- und Quellentafeln angebracht, Bergführer angestellt.
Bauplätze für Hütten wurden ausgewählt, Baugründe wurden erworben. Dies war oft
mit Schwierigkeiten verbunden, und Römer unternahm, zusammen mit Forstmeister
Eduard Zaminer, Karl Schnell, Josef Filtsch und anderen begeisterten
Bergfreunden, manchen zusätzlichen Gang in die Berge, um den richtigen Bauplatz
zu finden und den Fortgang des Hüttenbaues zu überwachen. Bereits im
Gründungsjahr schritt man an den Bau der ersten Schutzhütte im Königsteingebiet.
Es folgten dann die erste Mălăieşter Hütte (1882), das
Schulerschutzhaus (1883), die Hohensteinhütte (1884), die Omu-Steinhütte (1888)
usw. In den ersten Jahren fand jährlich eine Hütteneinweihung statt, die jedes
Mal ein wahres Fest für die Kronstädter Natur- und Bergfreunde darstellte. Bald
mussten vorhandene Schutzhütten erweitert und besser eingerichtet werden. Mit
dem Aufkommen des Wintersports wurde ab 1906 die Schulerschutzhütte auch im
Winter bewirtschaftet.
Römer war zugleich als Lehrer und Erzieher unter den Natur- und Bergfreunden
tätig. In den Vereinsjahrbüchern veröffentlichte er zahlreiche Beschreibungen
unserer Gebirgswelt, Mitteilungen über ihre Flora oder Schilderungen von
Ausflügen. Seine wissenschaftlich-touristische Tätigkeit trug wesentlich dazu
bei, dass man auf die landschaftliche Schönheit und die Besonderheiten unserer
Gebirgswelt aufmerksam wurde. Aus seiner Feder stammt die Festschrift „Aus der
Pflanzenwelt der Burzenländer Berge“, die Römer anlässlich der im Jahre 1898 in
Kronstadt tagenden Versammlung des SKV herausgab.
Auf Römers Anregung wurden in Kronstadt touristische Ausstellungen veranstaltet
(1886, 1898). Er organisierte und leitete unzählige Sektionsausflüge. Im Jahre
1885 führte Römer so genannte Touristenabende in Kronstadt ein: An jedem
Sonnabend versammelten sich in den Wintermonaten die Sektionsmitglieder, um
Vorträgen oder wissenschaftlich-touristischen Gesprächen beizuwohnen. Er lehrte
seine Mitmenschen die Natur erleben, lieben und schützen.
Als Römer im Jahre 1911 aus Gesundheitsgründen sein Amt als Obmann der Sektion
Kronstadt des SKV niederlegen musste, wurde er von dieser zum Ehrenobmann
ernannt. Seine Verdienste wurden von der Vereinsleitung durch die Verleihung des
silbernen Ehrenabzeichens gewürdigt. Sein konstruktiver, fortschrittlicher Geist
wirkte in den Reihen der SKV-Mitglieder noch lange fort. Das Schulerschutzhaus,
das unter einem von ihm geprägten Motto („Ein sichtbar Zeichen sollst du sein,
wie wir die Heimat lieben“) aus freien Spenden erbaut worden war, erhielt den
Namen „Julius-Römer-Hütte“, und der nach seinen Ratschlägen angelegte Schulerweg
über die Wolfsschlucht wurde „Julius-Römer-Weg“ benannt.
Die reiche, selbstlose Tätigkeit Julius Römers sichert ihm einen Ehrenplatz
unter den Pionieren unseres Tourismus.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 71, S. 79 – 80)
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