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Begegnung mit Schlangen

von Dr. Dorin Speranția

Fast jeder von uns erschrickt, wenn ihm eine Schlange (sie mag noch so klein sein) über den Weg läuft. Die einen fürchten das Reptil, weil es eine Schlange ist, ein, wie sie meinen, auf jeden Fall gefährliches Tier. Die anderen fürchten, es könnte eine Viper sein (von der man sicher weiß, dass sie giftig ist), wissen aber nicht, woran man die Viper erkennt.
Sagen wir es gleich am Anfang: In unserem Land ist die Viper die einzige gefährliche Schlange. Leider kommt sie beinahe überall vor, häufiger im Hügelland und im Gebirge, wo sie noch in 2000 Meter Höhe anzutreffen ist. Machen wir uns zuerst mit den harmlosen Schlangen vertraut, bevor wir uns eingehender mit der Viper beschäftigen.
In der Nähe der Seen und Flüsse begegnen wir den Ringelnattern (Natrix natrix, volkstümlich „Wasserschlangen“), harmlosen Schlangen mit kreisrunder Pupille, die bis zu 1,5 Meter lang sein können. Sie sind von grauer, grünlicher oder brauner Farbe. Ihr Hinterkopf ist meist mit einem hellen, oft gelben Mondfleck jederseits gezeichnet. Sie nähren sich von Fröschen und Fischen. Im Wald und auf dem Feld flüchten die Nattern laut und ängstlich vor uns; hier handelt es sich um die gewöhnlich grauen oder braunen, dunkel gesprenkelten oder gefleckten Arten der Würfelnatter und der Schlingnatter, harmlose, im Kampf gegen Mäuse und Insekten sogar nützliche Tiere (sie können bis 75 Zentimeter lang werden). Ihre Bisse (sie verteidigen sich, wenn sie angegriffen werden) sind ohne böse Folgen.
Wir kennen noch (das heißt: wir sollten sie besser kennen lernen und nicht sinnlos töten) die Blindschleiche (Anguis, volkstümlich „Kupferschlange“). Hier handelt es sich um nichts anderes als um lang gestreckte (bis zu 50 Zentimeter lange) beinlose Eidechsen.
Die Familie der Vipern oder Ottern ist bei uns durch die Kreuzotter (Vipera berus), die Aspis-Viper (Vipera aspis), die Sandviper (Vipera ammodytes, auch „Hornviper“ genannt) und eine schwarze Abart der Berus im Westgebirge vertreten. Das sind Schlangen, die selten über 75 Zentimeter lang sind. Sie sind dicker und weniger flink als die Nattern. Lautlos verschwinden sie, wenn sie merken, dass man sich ihnen nähert. Ihre Farbe ist gewöhnlich grau bis braun. Auf dem Rücken sind sie mit einem dunklen Zickzackband oder einer Rhombenreihe gezeichnet. Der Kopf ist im Verhältnis zur Körperlänge groß, platt gedrückt und dreieckförmig. Die Kiefer sind ausgeprägt. Der Hals verdünnt sich deutlich. Die Pupille ist senkrecht (bei den Nattern rund!). Ihr Blick kommt uns wild und zornig vor. Die Sandviper (der Name ist nicht besonders passend, denn sie lebt gewöhnlich in felsiger Umgebung) kommt bei uns in den zwischen Deva und Orschowa-Moldowa gelegenen Gebirgen vor. Sie trägt auf der Schnauze ein beschupptes Horn (daher auch: „Hornviper“).
Weil sie im Laufen weniger geschickt ist, passt sich die Viper oft der Farbe der Umgebung an und rührt sich nicht. So kommt es vor, dass Menschen auf sie treten und dann von ihr gebissen werden. Die Viper beißt nie, wenn sie sich nicht angegriffen fühlt. Wird sie gereizt, schießt sie nach vorn und beißt zu.
Ihr Biss ist äußerst schmerzhaft. Er brennt. Die Bissgegend schwillt auf, wird blau. Der Gebissene spürt Übelkeit (Brechreiz), wird von Schwindelgefühl erfasst. In manchen Fällen stellen sich Störungen des Nervensystems und des Sehvermögens ein. Wird dem Gebissenen keine Behandlung zuteil, kann, wenn viel Gift in die Wunde eingeflossen ist, der Tod eintreten. Dennoch sind Todesfälle bei Erwachsenen selten, Kinder sind gefährdeter. Lokale Behandlung mit Serum (Schutzstoffeinspritzung) rettet auf jeden Fall. Der Gebrauch von Alkohol ist von zweifelhaftem Nutzen, wenn nicht gar schädlich.
Der Wanderer braucht vor den Schlangen keine Angst zu haben. Lässt er sie in Frieden, lassen auch sie ihn in Ruhe. Außerdem: Die meisten Schlangen sind harmlos, die Viper aber lässt sich leicht erkennen.
Und dennoch: Wer in die Betrachtung der Landschaft vertieft ist, sollte doch immer auch Acht geben, wo er hintritt…

Sicherste Erkennungszeichen bei Vipern (außer dem Zickzackstreifen, den manchmal eine andere Zeichnung ersetzt): die senkrechte Pupille, der deutlich geformte Hals.
Das sicherste Mittel gegen Vipern: feste lange Hosen.

Georg Hromadka

(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 71, S. 262 – 264)

Seite Bildunterschrift
263 o Unschuldiges Opfer der atavischen Schlangenangst: die Wasserschlange.
263 u Und das ist die gefährliche Sand- oder Hornviper.
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