von Georg Hromadka
Das schöne Wort ist im Karpatenraum zuhause. Wir kennen seine Herkunft nicht. Hochseen (Gletscher-, Karseen) werden in den Karpaten „Meeraugen“ genannt. Kein schöneres Erlebnis im Hochgebirge als dies: dem Berg ins Auge, ins Meerauge, zu sehen... Gewöhnlich liegen die Hochseen auf dem Grund von Gletscherkesseln (Karen). Sie kommen aber fast nur in Massiven mit solider Struktur (kristalliner Schiefer, Granit) vor. Der Butschetsch, ein vorwiegend aus Konglomeraten gebautes Gebirge, weist zwar Gletscherkessel, aber keine Karseen auf. Die meisten Meeraugen hat der Retezat: über achtzig. In den Fogarascher Bergen gibt es um die siebzig (fünfzig?) Hochseen. Im Paring sind es an die dreißig. Etwa dreißig (zwanzig?) Seen hat auch das Rodna-Gebirge. Im Țarcu-Godeanu-Massiv fehlen Gletscherseen nicht; sie sind aber weniger zahlreich. Den größten, tiefsten, höchstgelegenen (und schönsten) Meeraugen begegnen wir gleichfalls im Retezat. Der Bucura-See ist mit einer Fläche von 10,9 Hektar Rumäniens größter Bergsee; er ist 16 Meter tief und liegt 2041 Meter hoch. An zweiter Stelle rangiert der Zănoaga-See (9,5 Hektar, 29 Meter tief, 1973 Meter Höhe), an dritter der Tău Negru (9,4 Hektar, 26 tief, 2014 hoch). In den Fogarascher Bergen ist der Bulea-See mit 4,6 Hektar das größte Meerauge, im Paring der Gâlcescu-See mit 3 Hektar. Wichtigster See im Rodna-Gebirge ist der Große Lala-See unterm Kuhhorn (Ineu). Das höchstgelegene Meerauge ist mit 2270 Metern der Große Custura-See* im Retezat.
* Nach neueren Erkenntnissen ist der Lacul Mioarelor (2282 m) im Fogarascher Gebirge Rumäniens höchster Bergsee. (Falk Kienas)
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 70, S. 64)
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64 | Der Bucura-See. |