von Michael Roth
Bis hinauf zur Schulerau (Poiana Brașov) sind es von Kronstadt
mit dem Auto genau 20 Minuten. Zu Fuß, auf dem alten Weg durch Schei
am Salomon-Felsen vorbei, einem imposanten Steingebilde, an das
viele Sagen geknüpft sind, dauert es zwar etwas länger, dafür
genießt man die Rastpause in einer Imbissstube oder einem Restaurant
mit umso größerem Vergnügen.
Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man heute noch eine besondere
Präsentierung dieses Wintersportzentrums und zugleich Höhenkurorts
versuchen. Er ist in ganz Europa bekannt. Seine Hotels
„Sportul“, „Bradul“ und Poiana“, die
Camelia-Villa und die anderen 25 Villen, Hütten und Wochenendhäuser
(Gesamtfassungsvermögen 1235 Plätze) sind seit Jahren Treffpunkt
deutscher, französischer, rumänischer, schwedischer oder
tschechischer Touristen geworden. Auf den Abfahrt-, Slalom- und
Riesenslalompisten, auf der Sprungschanze (bis zu 80 m) oder auf der
Bobbahn versuchen sich bis in den Frühling hinein Wintersportler aus
aller Welt. Sessellifts sorgen für bequemen Transport.
Aber auch im Sommer ist die Schulerau voller Reize. Ausflüge zur
Schulerspitze (1804 m) oder in die nähere Umgebung; eine Wanderung
hinunter zum Bahnhof Obertömösch (3 Stunden) oder zu den schön
gelegenen Schutzhütten Poiana Secuilor und Trei Brazi (4 ½ Stunden)
machen den Aufenthalt noch angenehmer. Für Freunde kürzerer Strecken
empfehlen sich Ausflüge zur Vânătorul-Schutzhütte oder nach
Kronstadt selbst, nach Rosenau oder zur Flintsch-Höhle. Selbst
Tagesausflüge tief hinein ins Burzenland (bis zur Törzburg) sollten
nicht von der Hand gewiesen werden.
Wenn die Schulerau jetzt schon internationalen Ruf erlangt hat, so
wird sie in den nächsten vier bis sechs Jahren mit ähnlichen
europäischen Touristenzentren gleichgestellt sein. Noch ist es heute
so, dass die Aufnahmekapazität verhältnismäßig gering ist, weil der
Höhenort, obwohl schon 60 Jahre alt (die ersten Sportwettkämpfe wurden
hier 1909 ausgetragen), erst in den letzten 15 Jahren breiter
ausgebaut worden ist. Nun aber setzt man zum großen Sprung an. Der
Anfang ist bereits getan worden. Das Weitere liegt als Skizze der
Architektenhochburg der Kronstädter DSAPC vor. Architekt
Rădăcină und seinem Kollektiv wurde die
zukünftige Schulerau in Auftrag gegeben. Sie entwerfen einen der
modernsten Höhenkurorte und eines der modernsten Wintersportzentren
Rumäniens, dessen Fassungsvermögen auf 4500 Personen anwachsen soll,
der über alles verfügen wird, was dazu beiträgt, einen Urlaub angenehm
zu machen: Sport, Erholung, Entspannung.
Bei der Drahtseilbahn wird an einem Hotel mit 350 Plätzen gebaut, das
Anfang 1971 die ersten Gäste empfangen soll. Ihm folgen weitere 15
Hotels, deren Architektur harmonisch auf die Berglandschaft abgestimmt
ist. Jedes Hotel wird eine eigene Gaststätte besitzen sowie eine
Anzahl kleiner Sportplätze (Tennis, Minigolf u. a.). Zu diesem
Bauensemble gehören noch ein Kasino-Klub, das so genante
Vergnügungs-Center mit Sälen, Spielzimmern, Kino, Bars usw. Gleich
nebenan wird eine gedeckte Schwimmhalle und eine Sporthalle stehen
sowie eine sechsspurige Bowlingbahn. Schließlich errichtet man noch
eine große Schnellimbiss-Gaststätte und ein Restaurant, das
hauptsächlich Ein-Tag-Ausflügler verköstigen wird.
Nicht minder imposant sind die Wintersportanlagen. Das ist
verständlich. Denn man rechnet damit, dass 80 Prozent der
Schulerau-Besucher dem Wintersport huldigen werden. Begonnen wird mit
der Verlängerung der Skipisten von 12 auf 25 Kilometer (alle werden
mit mechanischen Transportmitteln ausgestattet), sodass im Endergebnis
pro Wintersportler sechs Laufmeter Piste entfallen, was dem
internationalen Höchststand gleichkommt. Bei der
Capra-Neagră-Gaststätte befindet sich zurzeit eine Kabinenbahn
im Bau, die zur Schulerspitze führt. Hier erwarten den gast ein
Hotel-Restaurant und eine Anzahl neu angelegter Skihänge. In der
Wolfsschlucht wird es eine Bobbahn geben, und für couragiertere
Skihasen werden die bereits bestehenden Sprungschanzen einer
Modernisierungskur unterzogen, sodass es in Zukunft in der Schulerau
gleich drei Sprungschanzen geben wird (40, 70, 90 Meter). Ski- und
Sessellifts sorgen auch hier für den Transport. Eine andere Attraktion
soll die Rodelbahn zwischen Ursu-Hotel und Salomon-Felsen werden. Sie
entsteht durch den Bau einer Telegondel, wodurch der alte Weg
ausschließlich dem Wintersport bereitgestellt wird. Wem auch dies
alles für einen Schulerau-Aufenthalt nicht genügen sollte, der kann
sich schließlich noch beim Curling auf dem überdachten Eisplatz oder
beim Motor- und Pferdeski versuchen. Für wenige ambitionierte
Urlauber, vor allem für ältere Jahrgänge, stehen sogenannte
Ski-Promenaden – wie die Architekten sie nennen – für
Familien-Skiausflüge auf leichten Hängen zur Verfügung.
Was tut der Urlauber im Sommer? Trauert er den abwechslungsreichen
Wintertagen nach? Keineswegs. Außer dem bereits erwähnten Sport- und
Vergnügungskomplex sollen zwei Mini-Golfplätze, eine Anlage für
Sportschießen und kleine Wanderungen durch einen Nationalpark (mit
viel Wild im Freigehege) für Erholung und Entspannung sorgen. Und ein
Sonderangebot: das Sportreiten. Wer hoch zu Ross durch die Schulerau
spazieren will, kann sich im Gestüt ein Rassepferd aussuchen.
Zukunftsmusik! Man könnte es so nennen, wenn man den Ausführungen der
Architekten folgt. Betrachtet man aber die Entwürfe und Skizzen,
vergleicht man sie mit dem, was in Angriff genommen ist, so weiß man,
dass all das nicht auf dem Papier bleibt, sondern Stück um Stück
verwirklicht wird. Ist es einmal soweit, dann ist die Schulerau
bereits ein Städtchen für sich mit einem eigenen Verwaltungszentrum;
dann ist sie für den anreisenden Autofahrer nicht mehr allein über den
Serpentinenweg von Kronstadt erreichbar – er kann dann auch mit
dem PKW über Predeal, Pârâul Rece, Cheia-Hütte die Schulerau anfahren
oder über Rosenau, aber auch einen anderen Weg wählen, der an der
Cheia-Hütte durch das Tocilita-Tal führt.
Zukunftsmusik ist auch eine andere Touristenattraktion: diesmal im Herzen Kronstadt selbst. Die Zinne soll schon in wenigen Jahren (Projekte und Fonds liegen bereit) zur zweiten Sehenswürdigkeit der Stadt aufrücken. Aus der Stadt fährt man mit einer Kabinenbahn zum „Guckloch“ der Stadt, auf dem ein Restaurant (300 Plätze), eine Terrasse (150) und ein kleines Hotel (60 Plätze) die Gäste empfangen. Alles ist so angelegt, dass man zu jeder Tageszeit die Aussicht auf die Altstadt, das Burzenland und bei klarem Wetter sogar auf den Königstein und das Butschetschgebirge genießen kann. Somit wird auch die Zinne dem Urlauber erschlossen. Das macht den Besuch Kronstadts und seiner Umgebung noch attraktiver.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 70, S. 17 – 21)
Seite | Bildunterschrift |
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18 | Hinter der modernen Zweckbau-Kulisse des Hotels „Carpați“ drängen sich förmlich die Türme und Giebel des alten Kronstadt. |
19 | Da kann man nur wünschen: Glück auf – und gutes Fotowetter! (Mit dem Sessellift zur Schulerspitze) |
20 | Urwüchsig-“dazisch“, allenfalls auch frisch und fröhlich geht es bei der „Șura Dacilor“ (Schulerau) zu. |