von Georg Hromadka
Wenn heutzutage fast jeder, der eine Reise macht oder ins Gebirge zieht, einen Fotoapparat mit sich führt (und mancher außer dem Fotoapparat auch noch eine Schmalfilmkamera handhabt), wenn heute die Qualität der Bilder, die ins Erinnerungsalbum kommen, und besonders auch der familieneigenen Farbdias immer besser wird, dann ist es angebracht, einen Blick zurückzutun: in jene Zeit, in der das Fotografieren mit dem Reisen und Wandern noch nicht so eng verbunden war wie in unsern Tagen.
Es ziemt sich, jener Männer zu gedenken, die als begeisterte Touristen und passionierte Fotografen dazu beitrugen, dass sich bei uns Wanderwesen und Landschaftsfotografie zu dem entwickelten, was sie heute sind: Anliegen breitester Kreise. Drei Namen verdienen besondere Erwähnung: Josef Fischer (Hermannstadt), Hermann Heel (Reschitza) und Karl Lehmann (Kronstadt).
Josef Fischers Gebirgsaufnahmen haben (wir dürfen es ruhig sagen) Geschichte gemacht: sie sind mit der Touristenbewegung der zwanziger, dreißiger, auch noch der vierziger Jahre besonders im Bereich der „Transsilvanischen Alpen“ eng verbunden. Von der Urlea bis zum Suru, von Fogarasch bis zum Roten Turm dürfte es keine Bergspitze, keine Wand, kein Tal, kein Meerauge, keine Hütte geben, die Fischer nicht mit dem scharfen Auge seiner Kamera eingefangen hätte. Auf seinen Fotografien verbindet sich das Objektive mit dem Subjektiven. Seine Bilder haben nicht nur dokumentarischen, sondern auch künstlerischen Wert. Die Originalaufnahmen mit dem Aufdruck „J. Fischer“ (Postkartenformat) waren stets gesucht. Es wird kaum einen Touristen oder eine Touristengruppe gegeben haben, die auf ihrer Durchreise von Hermannstadt aus nicht einen Kartengruß nach Haus geschickt hätte – auf Fischer-Postkarten selbstverständlich. Josef Fischer fotografierte auch in andern Massiven der Südkarpaten. Bis zum Retezat reichte sein Aktionsradius. „Seinen“ Bergen aber, den Fogaraschern, blieb er treu. Der Altmeister erlebte 1968 die Freude, eine Reihe seiner Fogarasch-Fotos (darunter Aufnahmen aus jüngster Zeit) in einem Meridiane-Bildband zusammengefasst zu sehen. Josef Fischer ist nicht nur ein Meister der Landschaftsfotografie. Sehr geschätzt sind seine rumänischen und sächsischen Trachtenbilder. Sie atmen Landschaftsatmosphäre und sind von menschlicher Wärme erfüllt.
Hermann Heel, der vor einem halben Jahrzehnt verstorbene Reschitzaer Fotograf, war gleichfalls eng mit seiner Heimatlandschaft, dem Banater Bergland, verbunden. Er fotografierte auf dem Semenik, auf dem Muntele Mic (und natürlich auch im Retezat), immer wieder aber zog es ihn mit seiner Kamera in die Gebirgsdörfer am Semenik, nach Franzdorf und nach Wolfsberg. Auch Kraschowa zog ihn an. Entschiedener als bei andern stand bei Heel der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtung: der Reschitzaer Arbeiter, der Bergbauer, die Bewohner des malerischen Karsts.
Der Kronstädter Karl Lehmann ist von Ausstellungen und Veröffentlichungen her bekannt. Seine Domäne umfasst die Kronstädter Berge (Schuler und Hohenstein), den Königstein und den Krähenstein. Die Skala seiner Visionen reicht vom winterlichen Detail beispielsweise der Leiterschlucht („Sieben Leitern“) bis zu den „schrecklich schönen“ Szenerien der Westwand im Königstein.
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 70, S. 266 – 271)
Seite | Bildunterschrift |
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266 | Josef Fischer: Der Gämsensee (Fogarascher Berge) |
267 | Josef Fischer: Im Sâmbătă-Tal |
268 | Josef Fischer: Edelweiß |
269 | Hermann Heel: Villa Klause (bei Reschitza) |
270 | Hermann Heel: Reh auf dem Semenik |
271 | Karl Lehmann: Im Krähenstein (Ciucaș) |