von Georg Hromadka
Wer von der Scărișoara-Hütte zu spät aufbricht, erreicht das Wiesenplateau Padiș erst am Abend, nach Sonnenuntergang, wenn aus den Dolinen schon der Nebel steigt – wie der Rauch verborgener Feuer. Padiș ist ein touristischer Knotenpunkt. Wege führen zu den „Dolinenburgen“ („Cetățile Ponorului“), zum Galbena-Canon, zur Eishöhle „Focul Viu“, zu den Quellen des Warmen Somesch („Cetatea Rădesii“). Unterwegs zu den „Dolinenburgen“: eine mächtige Karstquelle („Izbucul Ponorului“) und unweit davon die dazugehörige Flussschwinde. Wenig weiter, inmitten eines Nadelwalds, zwei-, dreihundert Meter tief, drei gewaltige Felstrichter: das berühmte Höhlen-Triptychon „Cetățile Ponorului“. Über dem mittleren Trichter gähnt, riesig und schwarz, die Höhlen-, nein – Höllenpforte. Siebzig Meter hoch, dreißig breit ist das Tor. Unter zyklopischen Brocken stürzt sich brausend ein Fluss, unsichtbar fast, hinein in den finsteren Schlund. Es ist das Wasser der Valea Cetății. Kilometer weiter, auf der anderen Seite des Berges, kommt es im Galbena-Tal als „izbuc“ wieder ans Licht. Wir steigen seitlich hoch: in den zweiten Trichter. Und durchs „Höllentor“ wieder hinaus. Rechts weiter: der dritte Trichter, mit Höhle und unterirdischem Flussgebraus. „Cetățile Ponorului“: So ungeheuer sind hier die Ausmaße, so erdrückend die Wucht der Felsengebilde, so schaurig die Höhlen-Höllen-Schlünde, dass man sich sagt: Das gibt es nicht einmal bei Dante...
(Verlag Neuer Weg, Bukarest - Komm Mit 70, S. 70)
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70 | Die „Höllenpforte“ von Cetățile Ponorului. |